der luxus-mann hatte letzte woche seine meniskus-op. der ambulante eingriff wurde in vollnarkose durchgeführt, weshalb ich abkommandiert wurde, den mann anschließend 48 stunden lang zu betreuen. geht ja aber alles, homeoffice und katzensitter sei dank.
am vormittag von tag 1 war noch alles easy. die vollnarkose hatte den mann ausgeknockt, weshalb ich mich in aller stille und unabgelenkheit mit der beantwortung der üblichen 84 e-mails befassen konnte.
gegen 14 uhr wurde der luxus-mann dann wach, verlangte kaffee und frühstück. wir aßen gemeinsam, dann wollte ich mich erneut an den rechner setzen.
"kannst du bitte mal das haar da aufheben?" bat mich der luxus-mann da.
ich brachte das haar luxus-like mit zwei spitzen fingern und maximal angeekeltem gesichtsausdruck zum abfalleimer.
"oh, da ist noch eins!" der luxus-mann zeigte in eine ecke.
"wo?"
"da!"
"seh ich nicht."
"doch! so ein blondes, wahrscheinlich von mir."
ich machte alle lichter an, kniete mich auf die fliesen und hielt nach dem gemeingefährlichen gegenstand ausschau.
"da ganz hinten!" feuerte mich mein mann an.
"ach das da", sagte ich und sammelte ein ungefähr 2 cm kurzes härchen auf.
"igitt, bring das weg!" sagte der luxus-mann, als hätte ich eine dicke, haarige vogelspinne in den fingern.
danach beschloss der luxus-mann, ein wenig am notebook zu daddeln. ich willigte ein, da er so wahrscheinlich erstmal keine haare mehr entdecken konnte. leider hat der luxus-mann beim spielen das notebook immer auf maximale lautstärke gedreht. so machten mich schon nach kurzer zeit nicht nur die game-musik, sondern auch die dämlichen tastengeräusche wahnsinnig.
"stell das stumm, bitte", sagte ich. "ich muss mich jetzt mal konzentrieren!"
"nee, dann weiß ich ja nicht mehr, was ich tue!" wehrte sich mein mann.
"das ist jetzt aber wichtig! ich muss eine datenschutzerklärung checken!"
"ja, dann warte kurz. das ist jetzt nämlich auch wichtig!"
ich wartete widerwillig.
3 minuten.
5 minuten.
10 minuten.
"machst du BITTE mal leise?!" forderte ich den luxus-mann dann erneut auf.
"jaja, ok!"
"sonst nimm doch kopfhörer!"
"nee, das vertrag ich nicht mit meinem tinnitus."
nach weiteren 3 minuten war dann endlich ruhe im karton und der mann spielte im lautlos-modus weiter.
ich konzentrierte mich wieder auf die datenschutzerklärung und glich sie mit den aktuellen anforderungen von unserem datenschutzbeauftragten ab.
"boah, ich glaub, ich gewinne!" trompetete mir der luxus-mann von der gamer-front entgegen.
"schön", sagte ich indifferent.
"nur noch drei.... oh, nur noch zwei monster! ich glaube, das level hab ich sicher!"
ich drehte mich um.
"das interessiert mich offen gestanden jetzt gerade ÜBERHAUPT nicht."
"aber ich hab das level noch nie geschafft!"
"schön für dich", seufzte ich.
"machst du mir mal n chai", bat mich der mann wenige minuten später.
"ja, gleich."
"was heißt gleich?"
"wenn ich diese e-mail mit den datenschutzinhalten beantwortet habe."
"ok."
zwei minuten später fragte er wieder:
"wann gibts denn nun chai?"
"bin gleich soweit."
"wie lange noch?"
"eiine minute."
"kannst du das nicht nachher fertig machen?"
"nein."
"aber ich hab soooo lust auf chai jetzt!"
"je weniger du sabbelst, desto schneller gehts", erwiderte ich.
diesen wink mit dem betonpfeiler verstand der luxus-mann dann doch und er gab ruhe.
nachdem er glücklich seinen chai geschlürft hatte, fragte er weiter:
"und was machst du mir zum abendbrot?"
"wir haben toast, aber ich kann auch kurz noch beim bäcker brötchen holen."
"ich dachte, du kochst!"
"nö."
"warum denn nicht?"
"du sollst nach einer narkose nicht so schwer essen. und ich vermute mal, du hast nicht allzu viel im haus, was man kochen könnte?"
"doch! wir könnten diese nudeln essen, die du immer machst! das ist doch total lecker."
"na gut. hast du pesto?"
"nee."
"hast du getrocknete tomaten?"
"nee."
"oliven?"
"nee."
"frische chilis?"
"nee."
"ok, dann gibts auch keine nudeln."
"geh doch einkaufen", schlug der luxus-mann vor.
"kann ich machen, aber dann wird das später mit kochen. ich kann hier erst um 18 uhr weg."
"um 18 uhr essen ist ok."
"um 18 uhr einkaufen, meinte ich. essen wäre dann so gegen viertel nach sieben oder halb acht."
"das ist zu spät."
"dann gibts eben nur brotzeit."
"nein, dann machen wir einfach so schnell nudeln", sagte der luxus-mann.
"mit was dazu?"
"ich hab noch ketchup."
"nudeln mit ketchup, das ess ich nicht. sind wir etwa 5 jahre alt?"
"aber ist doch voll lecker! als student hab ich das auch immer gegessen."
"das ist ekelhaft und ungesund und studenten sind wir auch nicht mehr. wir könnten was bestellen. ein schönes scharfes curry, das zweimal brennt oder so."
"das ist mir zu teuer", befand der luxus-mann, der sonst so mal eben mir nichts dir nichts fünfstellige beträge an der börse verzockte.
letzten endes saßen der luxus-mann und ich dann pünktlich kurz nach 18 uhr über spaghetti mit ketchup. der mann mümmelte begeistert zwei riesige teller in sich hinein und rülpste zufrieden.
"du bist so ekelhaft", sagte ich.
"das musste halt raus", befand der luxus-mann und bekräftigte seine aussage mit einem furz, nach dem ich erstmal die küche lüften musste.
"dass du mir heute nacht bloß nicht an mein bein kommst", mahnte der luxus-mann, als wir später im bett lagen. "du trittst mich ja immer gern, wenn ich schnarche!"
"das operierte bein ist doch auf der anderen seite."
"aber vielleicht dreh ich mich ja um."
"du SOLLST dich gar nicht umdrehen, sondern das bein hochgelagert auf dem rücken schlafen, hat der arzt gesagt!"
"so kann ich nicht pennen."
"wie du meinst, ist ja dein bein. aber wehe, du jammerst dann, wenn irgendwas nicht so ist wie es sein sollte, weil du dich nicht an die nachsorge-regeln hältst!"
"ich jammere doch gar nicht."
"ich wills nur gesagt haben, du jammerst doch ständig wegen irgendwas, du tarzan in der unterhose."
"waaas? also wenn du in zukunfst hier wohnen willst, musst du schon ein bisschen netter sein!"
"ich will hier doch gar nicht wohnen. das wäre ja so, als würde ich mir lebenslänglich ein vorschulkind aufhalsen."
der luxus-mann grinste und tätschelte mich zärtlich:
"ich glaube, die frau ist froh, wenn sie bald wieder zuhause ist!"
"nein, ganz so schlimm ist es auch nicht. aber beim arbeiten brauch ich halt ruhe und ich kann auch keine komplexen gerichte zu utopischen zeitpunkten auf den tisch zaubern, wenn überhaupt keine zutaten im haus sind. oder du nicht warten kannst, bis ich eingekauft habe."
"ich glaube schon, dass du eigentlich nachhause willst. weil morgen zum frühstück gibts nämlich erstmal death metal. und zwar laut!"
"das würde ich mir an deiner stelle noch mal überlegen. ich muss dir schließlich nachher noch die daily heparinspritze geben - und es könnte passieren, dass ich beim gedanken an death metal mit der nadel abrutsche und dir in die eier steche!"
auch wenn tag 2 dann so ohne death metal am morgen ein wenig entspannter verlief, war ich doch sehr glücklich, als sich am nachmittag der luxus-sohnemann meldete und mich für den rest der 48 stunden netterweise von meiner aufsichtspflicht ablöste. ich radelte nachhause, begrüßte die alte katze und nahm mir erst mal 3 tage luxus-auszeit.