Montag, 17. Juni 2019

schweiß- und aromatherapie an der elbe

ich muss mehrmals die woche den kopf freikriegen. in bewegung kann ich am besten musik hören, tagträumen und abschalten. also gehe ich ab und an joggen.

in meinem ehemaligen viertel war das super möglich. stadtpark mit trimmdich-pfad, alsterlauf, moor - alles in unmittelbarer nähe. ein träumchen.

da ich jetzt quasi fußweit zur elbe wohne, dachte ich mir, ich könnte ja nun künftig schön in der nähe des elbufers langjoggen. glitzerndes wasser, weicher sand, niedliche häuser - ich stellte mir das recht idyllisch vor.

zu allererst muss man jedoch überhaupt zur elbe hinunterkommen. der höhenunterschied von der straße ist beachtlich. endlose bröselige treppchen und kleine abschüssige wegelein führen zum wasser hinab. sieht romantisch aus, ist aber zugleich eine böse stolperfalle. also slow motion und schön am geländer festhalten, sofern vorhanden.

sobald man unten ist, ist man leider nicht einfach unten. möchte man irgendwo parkähnlich-naturschön zwischen bäumen joggen, geht es alsbald wieder hinauf. und hinunter. und wieder hinauf. und das alles wirklich steil. nach kurzer zeit war ich am hecheln, zudem begann mein kaputtes rechtes knie vom abwärtsjoggen zu schmerzen.

ich verwarf den plan nummer eins, "gemütlich" im schattigen hang zu joggen. ich musste mir etwas suchen, wo es ein wenig flacher und ebenmäßiger war. also lieber weiter in richtung elbstrand.

nun wurde es richtig stressig. mein persönlicher anteil an meinem unglück war, dass ich einen sonnigen sonntag für mein vorhaben gewählt hatte. sobald ich auch nur in guckweite zum wasser war, strömten mir millionen touristen entgegen. zweitweise herrschte auf dem schmalen wegelein richtiggehend stau: tante trude aus buxtehude mit seniorenfahrrad, angetrunkene niederländer, familien mit plärrenden blagen. dazu brutzelte die sonne erbarmungslos vom himmel.

erst nach einer ganzen weile wurde aus dem wegelein wieder ein weg und man konnte theoretisch all die lahmarschigen und fußkranken und selfie-deppen überholen. es wurde sogar wieder etwas grüner und ich freute mich, gleich auf duftige, federnde wiesen auszuweichen.

mit "duftig" war es allerdings nichts. es stank genau wie auf dem schmalen wegelein mit den millionen touristen intensiv nach einer mischung aus schiffsmotoröl, bratwurst und pisse. hinzu kam eine zeitweilige brise aus verschwitzten achseln, die in atmungsunfähiger synthetik-bekleidung steckten (es könnte ja jederzeit regnen!). den pissegestank konnte ich mir zunächst nicht erklären, aber ich merkte recht schnell, woher er kam: für die badegäste am elbstrand gibt es offenbar keine toiletten. ein kleiner junge pinkelte mir sogar ganz offenherzig direkt am wegesrand vor die füße.

auf dem rückweg stand mir die berg-und-tal-tortur erneut bevor, allerdings eher aufwärts statt abwärts. als ich endlich wieder oben an der elbchaussee war, fühlte ich mich, als müsse ich gleich sterben.

alles in allem kann man sagen, dass die wege an der elbe als jogging-tour weniger gut geeignet sind, zumindest am von mir gewählten eintrittspunkt. der erholungs- und entspannungswert liegt klar im minusbereich. jedenfalls muss ich meine strecke dringend noch einmal modifizieren und andere wochentage sowie abschreckenderes wetter antesten...

4 Kommentare:

  1. Uggh. Da vergeht einem ja alles. Genieße selbst gerade die Laufmöglichkeiten im nahen Umfeld (aus der Haustür raus - in fünf Minuten Landwege und Felder), und ahne schon voraus, dass das in größeren Städten nicht so einfach sein wird...

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    1. ja, leider bin ich jetzt "zu weit drin". zur innenstadt hin zwar nicht zentraler, aber hier ist einfach deutlich mehr los.

      ich vermisse die umgebung wirklich ziemlich. wäre die wohnung nicht so geil, wäre ich ja auch nicht hier.

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  2. Ich bin immer vom Altonaer Balkon zum Augustinum und zurück gejoggt, das ging. Ist aber auch eine sehr kurze Strecke, glaube ich.

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  3. ist das unten (neumühlen) gewesen oder bist du da auch durch den rosengarten / donnerspark?

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