Sonntag, 28. Juli 2019

freischwimmer

"ich bin ein hydrophiles wesen." das ist ein objekt-zitat, das aber ebenso gut auf mich zutrifft. ich schwimme extrem gern und ziemlich ausdauernd, wenn auch recht einfallslos in brusttechnik. es geht mir wie beim laufen nicht um leistung, sondern um den meditativen effekt: der moment, in dem der körper ohne nachzudenken arbeitet und der geist frei wird.

da der luxus-mann weniger schwimmaffin ist und kaum mehr als 300 meter schafft, gehe ich lieber alleine ins freibad. diesen freitagmorgen kommt man gut rein, vermutlich weil es windig ist und viele helikopter-eltern angst haben, dass sich alexander-maximilian oder mathilda-hildegard einen schnupfen holen könnte. der rest der stadt ist auf arbeit oder im urlaub, die assis liegen noch im bett, kurzum, wunderbarste leere.

ich hab den arsch noch nicht im wasser, als eine kinderstimme meine namen ruft.
ich schaue dumm: es ist die luxus-tochter, die gerade für den freischwimmer übt.

irgendwie finden mich die kinder meiner partner meistens gut. das war schon bei der tochter meiner ersten großen liebe und auch beim objekt-sohnemann so. und obwohl ich die luxus-tochter bei aktivitäten zu dritt weitgehend ignoriere und ihren vater machen lasse, habe ich einen stein im brett bei ihr.

auch heute ruft sie gleich ihre all freundinnen herbei, um mich vorzustellen. ich sage fünf oder sechs mädchen und drei, vier begleit-muttis hallo, die alle neugierig fragen, in welchem verhältnis ich denn zur luxus-tochter stehe. aha, soso, die freundin vom papa, wollt ihr denn heiraten, und willst du auch ein kind, nein, wieso denn nicht, aber hach, das wär doch schön.

die luxus-tochter fordert wie immer aufmerksamkeit, und mangels vater will sie die nun von mir. sie taucht gefühlte 243 mal für mich 1,80 m tief und springt weitere 139873 mal vom einmeterbrett. nach einer halben ewigkeit dann kann ich endlich selbst wassern und mein pensum absolvieren.

abends, also ich meine erschöpft brennenden arme auf der sofalehne platziere und mir einen drink einverleibe, ruft mich der luxus-mann an, der natürlich schon von der begegnung erfahren hat.
"sie hat mich gefragt, ob du mal mit ihr schwimmen gehst, weil du so toll schwimmen kannst", haut er dann raus.
"du verarschst mich, wir haben doch noch nie vorher alleine zu zweit was gemacht", erwidere ich.
"doch, doch! ich war auch ganz erstaunt. allerdings fände ich das selber gar nicht schlecht, weil du bist die bessere schwimmerin von uns beiden, da lernt sie noch was."
"ich geh aber nicht alleine mit ihr. die sache mit der verantwortung und so, die übernehme ich nicht, das ist nicht mein shit. wenn dann was passiert, ist schicht im schacht, auch zwischen uns, weil du mir dann die schuld geben würdest."

nun haben wir uns also darauf geeinigt, dass wir kommende woche zu dritt für einen tag ans meer fahren, so das wetter mitspielt.

ich harre der dinge mit spannung. eigentlich habe ich am meer ja ganz gern meine ruhe.  "aber manchmal suche ich das eine und finde das andere."
damit schließe ich mit einem weiteren objekt-zitat, das ich ebenfalls sehr klug und zutreffend finde.

Freitag, 26. Juli 2019

und immer der exzess

es geht mir nicht so gut.
ich merke es an meiner aggressivität, dem enormen schlafbedürfnis und dem verstärkten suchtverhalten. der exzess wiederum erschöpft mich, stellt mich vor neue probleme.

exzess bedeutet wörtlich soviel wie "herausgehen". ich lebe den exzess vielleicht, weil ich nie gelernt habe, aus mir herauszugehen.

manchmal träume ich, dass ich in einem raum mit vielen sich unterhaltenden menschen bin. wenn ich etwas sagen möchte, ist meine stimme so leise, dass niemand bemerkt, dass ich spreche. irgendwann werde ich wütend, schreie, aber auch das beeindruckt niemanden.

ich bin mir ein rätsel, nach wie vor.
mit dem exzess feiere ich die sieben siegel, die mich einschließen.
und drehe die schreie drinnen leise.





Donnerstag, 25. Juli 2019

okapi

habe ich schon mal erwähnt, dass ich leute hasse, die laut lachen?
oder die auf offener straße laut musik hören?
oder die sonstwie laut sind?
oder einfach menschen = arschlöcher sind?

ja, so ist das.
fuck all off.

ich zieh in den wald.

Mittwoch, 24. Juli 2019

verrückter sommer

"was für ein verrückter sommer", seufzt meine mutter ins telefon.
"nein, das ist nicht verrückt", erwidere ich. "das ist logisch. das ist die logische konsequenz unseres jahrzehntelangen unverantwortlichen umgangs mit der erde."
"das glaub ich nicht", sagt meine mutter. "das weiß man doch gar nicht."
"doch, das weiß man. das will man nur nicht wahrhaben. und nur weil die schlimmsten konsequenzen jenseits unserer vorstellungskraft liegen, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht eintreten werden. und all das wesentlich schneller als du denkst."

meine eltern ist der klimawandel egal. sie sind alt und wohlhabend. es ist ein bisschen heiß? dann installieren wir halt eine klimaanlage, ist ja auch alles wohneigentum.

ich warte.
ich warte darauf, dass nichts passiert. weil tatsachen heruntergespielt und bequemlichkeiten in den vordergrund gestellt werden.
das ist dann wirklich verrückt.
aber genau so wird es kommen.

ich lebe in diesen sommern, die wahrscheinlich noch erträglichsten der kommenden jahre und jahrzehnte sein werden, meinen abschied von der welt, in der ich aufgewachsen bin.
unsere kinder werden dieses paradies nicht mehr kennen lernen.

Donnerstag, 18. Juli 2019

bußgeld for future

viele leute halten mich grundsätzlich für eine vollidiotin, weil ich zu denjenigen gehöre, die noch nicht mal lässig an einem bettler vorbeispazieren können, ohne ihm ein paar groschen in die mütze zu werfen. keine ahnung, woher ich das habe, meine eltern haben mich so nicht erzogen, ich bitte also um entschuldigung und mache es kurz:

während unsere politiker für ihre bornierte untätigkeit in sachen klimaschutz, bezahlbares wohnen, grundrente usw. dicke diäten aus unseren steuerngeldern kassieren, hat auch das verletzen der schulpflicht im rahmen von fridays for future einen preis: 88,50 € bezahlen eltern von streikenden schülern, die sich für eine bessere welt einsetzen.

das mag ihnen vielleicht nicht viel erscheinen, führt aber sicherlich dazu, dass die geringverdiener unter den elterlichen fridays-for-future-unterstützern wohl oder übel ihre kinder vom einsatz für einen lebenswerten planeten erde abziehen müssen. ich selbst kenne noch zeiten, in denen mich eine rechnung über diesen betrag in mittelschwere verzweiflung gestürzt hätte. rechtmäßige behördliche anordnung oder geschickte methode, um eine gruppe von menschen mundtot zu machen - es läuft am ende auf dasselbe hinaus.

ich will hier gar keine diskussionen darüber schüren, ob fridays for future sinn macht oder eine nur eine bequeme ausrede zum versäumen von unterricht ist. jeder hat eine meinung dazu und darf sie gern für sich behalten. wer jedoch dafür ist und die bewegung unterstützen möchte, kann hier spenden.

https://www.gls.de/privatkunden/fuer-mut-und-klimaschutz/

Samstag, 13. Juli 2019

arbeiten, warten, sterben - jobperspektiven im 21. jahrhundert

seien wir mal ehrlich: arbeit ist für die meisten von uns ein notwendiges übel mit dem einzigen sinn und zweck, kohle zu scheffeln. ideal ist es, wenn das für ein sache passiert, bei der man innerlich nicht total abkotzt, und das auf eine weise, die irgendwie erträglich ist.

ich bin in der glücklichen lage, dass es bei mir genau so ist. mein job bringt die nötige kohle, nicht mehr und nicht weniger, man lässt mich überwiegend in ruhe und auch wenn ich die sache, für die ich arbeite, nicht unterstütze, finde ich sie theoretisch zumindest interessant. ich habe nicht den willen, die welt zu verändern oder das sogar mit meinem job zu tun. weil ich weiß: das wäre narzisstischer bullshit, der zu nichts als zu einem burnout führt. ich bin also ein gut geöltes rädchen im getriebe und drehe mich eher gemächlich, denn alles andere wäre energieverschwendung.

für den luxus-mann ist es leichter - und auch wieder nicht. sein job bringt zwar sehr viel mehr kohle, was ihm ein recht komfortables leben ermöglicht. trotzdem hasst er seine branche und den aufgeblasenen vorstands- und verwaltungsapparat seiner firma mit inbrunst. zufrieden ist er nur, wenn es ihm gelingt, in seinen augen dämliche oder sinnlose projekte zu boykottieren und seine kollegen aus dem vertrieb auflaufen zu lassen, indem er ihnen die finanziellen grundlagen entzieht. obwohl er deshalb viele feinde hat, traut sich niemand, ihm etwas entgegenzusetzen.
"nö, mach ich nicht, steht so nicht in meinem arbeitsvertrag", sagt er gern, wenn jemand auf ihn zukommt. wahlweise: "wenn sie das so wollen, dann kümmern sie sich doch selber drum."
"und dafür kriegst du keinen ärger", frage ich manchmal.
"nö", sagt der luxus-mann. "die wissen, wenn sie mich rausschmeißen, bekomme ich so viel abfindung - das wäre nichts, womit man mich auch nur ansatzweise bestrafen könnte."

grundsätzlich findet der luxus-mann seinen job als belastend, da er seines erachtens dazu beiträgt, leute zu verarschen und sie um ihr geld zu bringen. weil er ein großes gerechtigkeitsempfinden hat, stört ihn das massiv. sein ziel ist es deshalb, überhaupt nicht mehr arbeiten zu müssen - natürlich ohne seinen hohen lebensstandard einzuschränken. also arbeitet er auch in seiner freizeit, allerdings für sich selbst. da er dafür extreme risiken an der börse eingeht, klappt das nicht immer so wie gewünscht, was wieder neues frustprotenzial birgt.

"was würdest du denn gern machen, also was wäre eine arbeit, die du als erfüllend empfinden könntest?" frage ich ihn oft.
"ich würde gern die finanziellen mittel für eine organisation erwirtschaften, die walfänger abschlachtet. also denen boote und waffen kaufen, mit denen sie dann die walfänger-schiffe versenken können."
"umweltschutz? dann werde doch das finanzgenie von greenpeace oder so."
"da hab ich mich tatsächlich mal beworben. aber die zahlen zu wenig, da hätte ich diese wohnung nicht halten können, nicht mit dem unterhalt für die kinder."

"und du, was würdest du machen, wenn du es dir aussuchen könntest?" will der luxus-mann dann von mir wissen.
"wenn es kein ehrenamt wäre und genug kohle brächte, würde ich gern sterbebegleitung machen. ich meine, darum gehts ja doch letztlich im leben. das würde für mich sinn machen."

trotz allem sind wir mit dem konzept working for the week-end nicht unzufrieden. sicherlich auch mangels anderweitiger größerer ziele wie weltreisen, häuslebauen oder nachwuchsplanung. ein bisschen kunst, ein bisschen kultur und immer wieder nachtleben. und warten. darauf, das was passiert. oder vergeht. und in der zwischenzeit natürlich gut ficken.

wozu war der mensch auf der welt? zum sterben. und was hieß das? rumhängen und warten. (...)
aber trouble und schmerzen, das hielt den mensch am leben. oder der versuch, beidem aus dem weg zu gehen.

charles bukowski

Mittwoch, 3. Juli 2019

arschrubbelei, legale drogen und anderer kleinscheiß

neben job, freien aufträgen und nachbarskatzensitting schnell mal steuer machen. dabei große dankbarkeit für den hamburger bürgerserivce entwickeln, der wirklich mal sehr freundlich, kompetent und ämterübergreifend hilft. gute sache, das.

erneut aufflammende knieschmerzen seit drei wochen. überlegt, ob ich zum orthopäden humpeln soll, aber als kassenpatient wartet man ja immer drei monate auf einen termin und wird dann nach 30 sekunden ohne echte anamnese mit einer packung schmerzmitteln nachhause geschickt. kann man sich also prinzipiell sparen. jeden abend 10 minuten mit dem arsch auf einem tennisball rumrobben hilft erstaunlicherweise stattdessen wirklich gut. piriformis, du alte sau.

cbd-tropfen gekauft, weil ich nix mehr zu kiffen habe, so mangels objekt und weil der schwager des luxus-mannes auch nicht ausm knick kommt. schmeckt gruselig, haut aber gut rein. die richtige dosierung habe ich allerdings zu spät gegooglet - statt mit 5%igen cbd-tropfen bin ich mit 10%igen eingestiegen und habe statt der empfohlenen 2-3 tropfen gleich mal 5 genommen. den hang zu überdosen gewöhne ich mir in diesem leben nicht mehr ab.

ansonsten große unlust und urlaubsüberreife. erstmals seit jahren keinen sommerurlaub, weil die neue website gelauncht werden will und die agentur den termin dafür inzwischen von märz über mai auf mitte juli verschoben hat. so froh ich bin, nicht mehr in agenturen zu arbeiten, so beschwerlich ist es manchmal, mit einer zusammenzuarbeiten. agenturen gehören wirklich dringenst abgeschafft.

soundtrack der woche: