Samstag, 2. November 2019

zusammen!

der luxus-mann hat einen sechsstelligen betrag an der börse verloren und bläst entsprechend trübsal. nicht, weil er sich jetzt keine luxus-karre kaufen könnte oder ähnliches. der luxus-mann spart auf nichts matierielles, sondern möchte sich vielmehr so frühzeitig wie irgend möglich von seinem ihn anödenden job freikaufen und die welt bereisen.
"das waren so fünf oder sechs jahre, die ich früher in rente hätte gehen können!" jammert er.
"tja", sage ich. "du gehst aber auch immer extreme risiken ein."

dann kommt mein mann auf eine krude idee:
"dann musst du jetzt bei mir einziehen! dann spar ich mir eine halbe miete."
ich bin perplex:
"wie kommst du auf die idee, dass ich das machen würde? ich bin doch gerade umgezogen."
"aber du bist doch sowieso viel bei mir. du würdest dir die fahrkarten und so sparen. und das rumgegurke bei regen und kälte!"
"ja, tolle wurst. ich zahl bei dir wesentlich mehr miete als ich es jetzt für meine knapp 50-qm-wohnung tue!"
"dafür wohnst du aber auch noch mal ein stück zentraler."
"ich will doch gar nicht zentraler wohnen. schon gar nicht da an dieser großen, stinkenden straße bei dir. ich will raus ins grüne! ich will dorfleben."
"ich würde dir auch das kinderzimmer als arbeitszimmer einrichten."
"schon klar. und wenn deine tochter da ist, dann sitzt die da mit drin und macht hausaufgaben, während ich arbeite!"
"das stört doch nicht."
"doch, das stört mich! weil ich zahl nicht miete, damit dein gör dann in meinem zimmer rumhockt!"

der luxus-mann schaut mich nachdenklich an.
"irgendwann ziehen wir doch sowieso zusammen, wenn wir uns weiterhin so gut verstehen."
"sagt wer?"
"naja, das ist halt so."
"vielleicht verstehen wir uns ja deshalb so gut, weil jeder sein reich hat."
"das glaube ich nicht."
"das glaube ich schon. allein, wenn ich mir den ganzen tag dein death metal-gedröhne anhören müsste. da würde ich total durchdrehen. und du würdest ständig jammern, weil meine katze haart."
"die stirbt doch sowieso irgendwann, die ist doch schon alt."
"und wenn ich mir danach eine neue hole?"
"die kröte müsste ich dann halt schlucken."
"ja, super, und dann nervst du die ganze zeit rum, oh, ein haar, oh, ein kötel!"
"ich finde katzen doch auch ganz lustig."
"auf einmal. du sagst doch immer, katzen in einer wohnung, das ist tierquälerei."
"die könnte doch auch raus."
"damit die dann auf der vierspurigen straße um die ecke unter die räder kommt. schon klar. dann kann ich die ja noch eher bei mir rauslassen, ich wohne wenigstens inmitten lauter gärten."

ich hole tief luft:
"wenn wir jemals zusammenziehen, dann will ich auch eine größere wohnung. so vier zimmer. davon gehören mir dann zwei, ein schlafzimmer und ein arbeitszimmer. und die richte ich auch so ein, wie ich es will."
"deine schrottmöbel kommen mir nichts ins haus!"
ich lache.
"siehst du. du willst gar nicht, dass wir zusammenziehen. du willst mich gar nicht. und du willst auch nicht, dass ich mich wohlfühle. alles, worum es dir geht, ist das geld."
"ich fühl mir wohl hier!"
"ich mich aber nicht."
"ey, komm. die wohnung ist top!"
"ja, die wohnung. aber rausgucken darfste nicht. alles beton. und dann der krach und der abgas-gestank von der straße. und jedes wochenende ziehen unten gröhlende touris und teenies lang, die überall ihre flaschen hinschmeißen. da wohn ich nicht, nicht mal für geschenkt."
"du musst auch mal kompromisse eingehen!"
"ja, ich weiß, wie dein kompromiss aussieht: ich zieh hier ein, latze ein heidengeld dafür ab, hab nichts wirklich eigenes und soll dann wahrscheinlich auch noch für dich putzen und kochen!"

kurzum, die pläne für harmonisches zusammenziehen sind aktuell noch nicht ausgereift.
ich fürchte zudem, dass ich mich grundsätzlich eher trennen würde, als mir den horror anzutun, noch einmal mit einem mann zusammenzuleben.

6 Kommentare:

  1. Getrennte Wohnungen können Beziehungen verbessern oder erhalten. Glaube ich jedenfalls.

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    1. die meisten paare in meinem umfeld, deren ehen/beziehungen langfristig halten, wohnen entweder auf viel raum (haus, große wohnung mit eigenen schlaf-/arbeitszimmern) oder getrennt. kürzlich hat mein frührer nachbar geheiratet und dessen frau wohnt nach wie vor in ihrer eigentumswohnung.

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  2. Genau! Nur noch ambulant, nicht mehr stationär! Frau braucht Freiraum!

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  3. "dann spar ich mir eine halbe miete."

    Da wäre ich direkt an die Decke gegangen. Hut ab vor deiner Coolness, und dass du mit so herrlich einfachen Mitteln deutlich machen konntest, wie wenig langfristig und realistisch das gedacht war. Absolut sinnvoll, deine Einstellung, und - ich würde behaupten - sehr gesund :)

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    1. ich war auch auf 180. aber dem luxus-mann kann man nur mit logik kommen. jetzt weiß er, dass er erstmal was in den jackpot werfen muss, um mich zu begeistern.

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.