Dienstag, 26. November 2019

essen à la mutti

der wunsch meiner mutter, für mich zu kochen, ist ungebrochen.
diesmal bettelt sie mich an, ob sie nicht mal fisch für mich machen darf. denn fisch esse ich doch wirklich gerne.
ich willige ein: "aber nur, wenn du nach rezept kochst! keine komischen experimente wie sonst immer!"

meine mutter neigt dazu, rezepte einfach zu ändern. bei warmen gerichten werden exotische gewürze konsequent durch das, was gerade im haus ist, ersetzt bzw. übersetzt (kreuzkümmel = kümmel, thaibasilikum = basilikum usw.). dies ist der grund, warum ich schon seit meiner pubertät nicht mehr gerne mitesse, wenn es zu tisch geht. denn alles schmeckt seltsam oder nach knoblauch, der überall reingetan wird, ob es passt oder nicht. backen funktioniert ähnlich: bei kuchen lässt mutti seit einigen jahren fast komplett den zucker weg, weil mein vater keinen zucker essen soll. man könnte natürlich stevia statt zucker nehmen, aber das entspricht nicht muttis küchenordnung.

wir einigen uns dieses mal auf ein fischgericht ohne exotische gewürze, allerdings mit frischem chili. eine art fischcurry, d.h. der fisch wird zusammen mit gemüse und nudeln in einem pott geschmort. ich betone noch einmal: bitte keine gewürze ersetzen und auch nicht einfach wild knoblauch hineinmischen. meine mutter beteuert mir, dass sie alles genau so machen würde wie es im rezept steht. mit einem leicht mulmigem gefühl verlasse ich die küche.

als mutti dann zum mittagtisch ruft, steht da kein großer, scharf duftender pott. stattdessen gibt es einen topf mit gekochten nudeln, einen weiteren kleinen mit gemüse und ganze gebackene fischfilets in der pfanne.
"der fisch gehört aber da mit rein", protestiere ich.
"nein, der muss doch schön knusprig werden!"
"das ist aber kein backfisch-gericht, sondern ein curry. da brät man nicht erst den fisch in 10 tonnen butter."
"nein, nein, das ist wirklich lecker so!"

ich bekomme eine große ölige pfütze und ein stück fisch auf den teller und probiere.
der fisch ist tatsächlich nicht schlecht, aber es ist eben eher fett mit fisch als umgekehrt.
das gemüse hingegen schmeckt süß und lasch.
"ist da chili drin?" frage ich.
"pfeffer", sagt meine mutter.
"schwarzer pfeffer", frage ich weiter und beiße auch schon auf die ersten pfefferkörnerstückchen.
"ja, was denn sonst?"
"chili, so wie es im rezept steht."
"das wäre zu scharf geworden."
"es wäre bestimmt nicht zu scharf, wenn man alles in einem pott zubereitet. die schärfe verteilt sich doch. und chili hat ja auch eine sehr geschmackvolle, fruchtige schärfe, nicht so eine bittere wie schwarzer pfeffer."
"deinem vater ist chili aber immer zu scharf."

ich seufze.
"und was ist das komisches süßes im gemüse? honig?"
"gewürzgurken."
"gewürzgurken? warum denn gewürzgurken?"
"die mussten weg."
"das ist doch eklig!"
"sonst isst du die doch auch!"
"ja, zum brot!"
"na siehst du."

alles, was ich sehe, ist, dass die kochkünste meiner mutter und meine geschmacksknospen in diesem leben nicht mehr zusammenkommen werden. schnell schlinge ich meine portion hinunter und freue mich, dass ich morgen mit freunden sushi essen kann.


4 Kommentare:

  1. Antworten
    1. in der tat. ich müsste hier eigentlich mal ein foto der eierlikörtorte posten, die sie gebacken hat:
      eine schicht teig, ca. 1 cm hoch, natürlich zuckerfrei. dann sahne drauf verstrichen (so dünn wie butter auf einem brot) und dann eine halbe flasche eierlikör. eigentlich ist es eierlikör mit pfannkuchendünnem kuchen. ich habe drauf verzichtet, darauf hinzuweisen, dass eierlikör auch zucker enthält und deshalb vermutlich auch nicht so gut für diabetiker ist. ;-)

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  2. einfach grossartig :-D
    gewuerzgurken ^^
    guten appetit beim sushi!

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