Dienstag, 27. Februar 2018

emotionsjunkie

stell dir vor, du wärst satt und warm, mit einem dach über dem kopf und ohne sorgen.

du würdest sterben.

du würdest verhungern ohne emotionen, deswegen rennst du ihnen hinterher. den menschen. den news. sogar den dingen.

sich bewegen, um sich bewegen zu lassen.
was für eine wahnsinnsanstrengung für ein paar mehr botenstoffe im hirn.
was du tust, beweist aber, es muss sich irgendwie lohnen.

emotionen sind teuer. aber niemals zu teuer.
du bezahlst dafür. du arbeitest dafür. du zahlst in eine verfickte rentenversicherung ein.

sogar deine klage über all das ist gegenstand der suche, der sucht nach emotionen. denn selbst wenn du nichts als deine erschöpfung und deinen ekel spürst, du spürst dich und das macht dich lebendig.

der stoff, aus dem die emotionen, ist immer mehr oder minder guter qualität. und derselbe stoff kann unterschiedliche emotionen auslösen.

set und setting eben.
nichts ist so genau vorhersehbar.

wie aufregend.
wie emotional.



Montag, 19. Februar 2018

das ultimative karriere-rezept für alle pr-fuzzis

du warst so blöd und dachtest mal, pr-berater sei ein schicker job? nunja. dann musst du jetzt dringend karriere machen! denn erst in einer führungsposition verdienst du so viel wie ein krankenpfleger und kannst hoffen, dass du eine rente knapp über hartz IV haben wirst.

doch keine angst. es gibt ein todsicheres rezept, wie du es schaffst, in weniger als zehn jahren beruf eine kleine miete zu bezahlen und sogar hin und wieder eine einwöchige billo-reise zu machen, falls du auf ein auto verzichtest und im öpnv schwarz fährst. und falls du urlaub bekommst, versteht sich.

1. erster wichtiger grundsatz: du arbeitest nicht für dein leben, du lebst für deine arbeit!
2. du wirst nicht krank. wenn du krank wirst, arbeitest du trotzdem.
3. du wirst nicht schwanger. wenn du schwanger wirst, treibe ab. da dein gehalt dafür nicht reichen wirst, nimm einen kredit auf oder falle die treppe runter. es lohnt sich!
4. werde nicht fett. übergewicht ist ein kündigungsgrund bzw. ein kriterium, dich gar nicht erst einzustellen. lege dir notfalls eine essstörung zu. es lohnt sich!
5. entscheide dich zwischen einem menschenwürdigen gehalt und einem sicheren arbeitsplatz. beides zusammen ist unmöglich. jede gehaltsverhandlung kann deine stelle kosten. jeder praktikant ist billiger, und jeder billige praktikant kann dich ersetzen, wenn man ihn nur lange genug auspresst.
6. erfreue dich an flexiblen arbeitszeiten. du darfst um 8 uhr beginnen und musst nicht vor 22 uhr aufhören zu arbeiten.
7. urlaub richtet sich nicht nach deinen wünschen und bedürfnissen. urlaub wird dann genommen, wenn es für die firma gerade passt. also manchmal bis zu einer woche und manchmal auch nie.
8. erfreue dich an der möglichkeit, im homeoffice zu arbeiten. dies kannst du im zeitraum nach 22 uhr und vor 8 uhr tun, wenn du nicht im büro bist.
9. erfreue dich an einem firmenhandy, das du privat nicht nutzen darfst, aber mit dem die firma ab und an freundlicherweise deine alpträume unterbricht, sofern du solche aufgrund deiner schlafstörungen noch hast.
10. lerne, nach oben zu lecken und nach unten zu treten. oben wohnen die könige. unten ist nur arbeitsvieh wie du. arbeitsvieh funktioniert nicht nach altruistischen, sondern nach rein sozialdarwinistischen gesichtspunkten.

wenn du diese einfachen regeln beachtest, wirst du bis zu deinem suizid viel freude an deinem job haben!

Samstag, 3. Februar 2018

wintermarianengraben

ich tu mich schwer mit dem winter. die dunkelheit, das job-hamsterrad, die langwierige grippe, die mir immer noch nachhängt.
und vor allem: das gedankliche sich-totrennen in der frage: wozu das alles? warum lebe ich? warum kämpfe ich?

allein sein wollen. zugleich nicht allein sein können.
der luxus-mann, der mich derzeit als person kaum nicht sieht, weil er seit drei monaten seine wohnung renoviert und seither über nichts mehr anderes redet, ist mir bürde und rettung in einem.
weil ich sowieso nicht weiß, was mir spaß machen könnte, helfe ich. schleife, streiche, lackiere, mache sauber.
momente, in denen ich mich vergessen kann. 
ein kurzes lachen, minuten, in denen das licht im endlosen tunnel mal wieder funktioniert. in denen ich denke: na bitte. geht doch.

zuhause weine ich in die kissen. wie schön es jetzt wäre, mit jemandem wie dem objekt telefonieren zu können. doch das objekt hat alle brücken hinter sich abgebrochen.