Montag, 27. Februar 2017

spielen

nach einer langen partynacht und wenigen stunden schlaf wachen der luxus-mann und ich gegen 11 uhr auf.
der luxus-mann drückt seine morgenlatte an mich. ich verspüre ebenfalls lust, muss aber erstmal zur toilette.
"mist, habe meine tage bekommen", sage ich enttäuscht, als ich zurückkomme.
"dann muss wohl der arsch noch mal herhalten", greift der luxus-mann nach mir und will mich ins bett ziehen.
"nee, den hast du schon am donnerstag beansprucht."
"tut das noch weh?"
"ein bisschen."
"oh nein."
"selber schuld."
"wie schlimm ist denn der status quo der werten frau muschi?"
"eher nicht empfehlenswert. es koagelt fröhlich vor sich hin."
"hmpf. also kein sex. was machen wir dann?"

ich denke nach.
"dann lass uns was spielen", sage ich.
"was denn?"
"wir könnten ja was wetten. und wer verliert, muss etwas bestimmtes tun."
"coole idee. wir könnten auch drum spielen, also richtig. wir holen uns ein spiel von meiner tochter und wer verliert, der muss dann was machen, was wir zuvor vereinbart haben."
"au ja."

der luxus-mann holt ein paar brettspiele aus seiner immensen sammlung.
wir einigen uns auf ein spiel, dann folgt die wette.
"ich hätte gern eine fußmassage", sagt der luxus-mann. "für eine ganze viertelstunde."
"das ist ja ein recht bescheidener wunsch."
"was mit sex geht ja nicht. und was willst du, wenn du gewinnst?"
ich überlege und grinse dann fies.
"dann musst du mir den tampon wechseln."
"das ist eklig."
"an deinen käsefüßen rumpulen ist auch nicht gerade schön."
"das nächste mal überleg ich mir auch so was gemeines!" mault der luxus-mann.

wir spielen, ich gewinne.
"dass ich sowas mal mache, hätte ich mir nie vorstellen können", sagt der luxus-mann, als er zwischen meinen schenkeln kniet und nach dem bändchen angelt.
"ach komm, ist doch lustig."
"geht so."
der luxus-mann fummelt ein frisches o.b. aus der folie und drückt es zaghaft in meine muschi.
"tiefer."
"wie was tiefer?"
"so hält das nicht."
"ich steck da doch jetzt nicht nen halben finger rein!"
"tja. du hast verloren..."
der luxus-mann fummelt das tampon weiter rein.
"ich freu mich schon auf die revanche!" sagt er dabei.

"na, was hast du fieses ausgedacht", frage ich, als ich das nächste spiel aufbaue.
"du musst dich nackt ausziehen und dann wie ein hund auf allen vieren an der leine durch die wohnung krabbeln und dabei bellen. und wenn ich sitz oder platz sage, musst du das machen."
ich lache.
"originelle idee. für wie lange?"
"eine stunde."
"du hast sie ja nicht alle."
"oh doch. du kannst ja auch was festlegen, was ich dann machen muss."

ich überlege.
"dann musst du eine katze sein."
"rumliegen und schnurren?"
"ja. und miauen und köpfchen geben... und dem ball hinterherrennen... und dich putzen."
"putzen?!"
"ja, katzen sind sehr reinliche tiere. du musst dich überall lecken."
"überall?!"
"na, überall wo du hinkommst. katzen sind ja sehr gelenkig, du musst dir dann schon echt mühe geben."
"boah!"
"und wenn du artig bist, gibts auch fressifressi."
"na toll."

wir spielen, ich verliere.der luxus-mann freut sich nen keks und holt halsband und leine aus seinem sm-koffer.
dann führt er mich an der leine durch die wohnung und ich muss sitz und platz und "wauwau" machen.
"warte mal, ich muss mal strullen", sagt der luxus-mann und bindet mich vor dem bad fest.
ich jaule mir die seele aus dem leib, weil ich herrchen so vermisse.
"hör auf, ich kann so nicht", ruft der luxus-mann lachend aus dem bad.

als er wieder rauskommt, probe ich den aufstand und schnappe nach seinen waden.
"böser hund", schimpft der luxus-mann.
"man darf hunde nicht so lange vernachlässigen", sage ich kichernd.
"achje", sagt der luxus-mann, "hat das hundi denn vielleicht durst?"
ich hechle zustimmend und bekomme daraufhin eine schale wasser, die ich umschubse. dann wälze ich mich mit begeisterung in der lache, während der luxus-mann mit einem lappen herbeieilt und sich um seinen kostbaren parkettboden sorgt.
"und, lust auf einen richtigen hund bekommen", will ich wissen.
"das wär mein tod", findet der luxus-mann. "vor allem, wenn er so widerspenstig ist wie du."
"ich kann auch noch wo hinpüschern, der authentizität halber."
"lass mal, du bist schon authentisch genug."

ich bin zwar erst seit einer halben stunde ein hund, doch ich finde, dass ich mir ein leckerli verdient habe. also grabe ich die zähne in die hose des luxus-mannes und ziehe daran. da wir aus einem holz geschnitzt sind, versteht er sofort.
"will hundi etwa eine wurst?"
ich nicke und hechle.
da lässt der luxus-mann die hüllen fallen, lehnt sich zurück und genießt meinen blowjob.

"sodomist", sage ich, nachdem der luxus-mann abgespritzt hat.
"komm her", zieht mich der luxus-mann an sich und nimmt mir die leine ab.
"du bist ganz ausgekühlt", stellt er fest.
"ich krieche ja auch seit einer ewigkeit nackig durch deine wohnung."
"aber die fußbodenheizung ist doch an."
"trotzdem."
der luxus-mann schlingt die daunendecke um mich und streichelt mich zart.
ich schnurre ein bisschen.
"jetzt bist du aber ganz katze. leckst du dich auch gleich am po?"
"das darfst du übernehmen."
"sonst noch was?!"

"siehst du, jetzt bist du doch noch auf deine kosten gekommen", seufze ich  und kuschle mich ein.
"und du?" fragt der luxus-mann.
"ich brauch jetzt erstmal kaffee."
"wir können auch was richtiges essen."
"gern, aber bitte nicht wieder kochen", sage ich.
der luxus-mann kichert.
"neulich hab ich meiner kollegin erzählt, dass ich eine freundin habe, die nie kocht. das fand die voll strange."
"siehst du, und ich finde frauen wie deine kollegin strange, von der du mir erzählt hast, dass die ihrem mann nie einen bläst."
"was das betrifft, darf ich mich ja glücklich schätzen. besser eine frau, die nicht kocht, als eine frau, die nie bläst."
"dann maul nicht rum, sondern schwing dich in deine schuhe und lass uns essen gehen."
"und wer zahlt das diesmal?"
"wir können ja drum spielen...."


Mittwoch, 22. Februar 2017

alltag

nach rund elf monaten ist aus einer berg- und talfahrt auf glückhormonen der gemächliche singsang des alltags eingetreten, und alles wabert mittelmäßig-harmonisch vor sich hin. das ist der teil, den ich an der liebe immer als wahnsinnig langweilig empfinde und an dem ich tendenziell ausbrechen möchte.

der luxus-mann, von sich aus schon nicht besonders gefühlsbetont und eher kühl bis frostig im auftreten, hat sich nach der überraschend euphorischen phase im november und dezember wieder weit in sein emotionales schneckenhaus zurückgezogen. er ist zuverlässig an meiner seite, aber ohne einen funken begeisterung. ich muss mir meine freude an seiner zuverlässigkeit immer wieder vor augen führen, damit ich nicht gefahr laufe, mir zu sagen: der liebt dich doch gar nicht.

der luxus-mann drückt liebe über verhalten aus. mir zu helfen, an meiner seite zu sein, mich regelmäßig anzurufen, auch wenn er keine heißen liebesschwüre in den hörer säuselt, ist eben seine art zu lieben. vermute ich. und das vermute ich, glaub ich, richtig, denn es deckt sich mit seinen eigenen aussagen zum thema "so bin ich halt". diese art zu lieben erinnert mich bisweilen an meinen vater, der in meiner kindheit ebenfalls zurückhaltend im liebhaben war, aber immer eine recht ausgeprägte integrität versprühte und mir das nicht unwesentliche gefühl von sicherheit vermittelte.

trotzdem fühle ich mich insgesamt irgendwie müde und ertappe mich bei bequemlichkeiten und verstärkter eigenbrötelei. letzten samstag war ich nach über zwei monaten wieder einmal allein aus, hatte mich mit v. verabredet und noch weitere bekannte getroffen. ich habe gemerkt, dass ich mich alleine viel freier bewege und eine deutlich gesteigerte motivation habe zu tanzen, mich zu unterhalten, aus mich herauszugehen. der abend war wunderbar.

bin ich zu zweit unterwegs, hänge ich überwiegend an der seite des luxus-mannes. unterhaltungen mit dritten? wenn, eher kurz und immer mit der sorge im hinterkopf, versehentlich eifersucht zu provozieren. tanzen? deutlich seltener. als raucherin bin ich alleine immer in bewegung, raus, kippe an, kippe aus, wieder rein, und das ganze fünfmal am abend. zusammen mit dem luxus-mann, der nichtraucher ist, stehe ich drinnen herum und nippe an einem getränk. gehe ich eine rauchen, kommt er mit und wartet mehr oder minder geduldig, bis ich fertig bin. dieses aneinander angepasste pärchen-dings entspricht mir so gar nicht, obwohl ich es selbst automatisch so lebe.

während der luxus-mann überhaupt keine lust mehr hat, alleine wegzugehen, verspüre ich eine sinkende motivation, zu zweit wegzugehen. das ist nicht unbedingt typisch für mich. ich habe es früher immer geliebt, mich aufzubrezeln, für meinen mann schön zu sein und seinen stolz zu spüren, wenn wir zusammen auf einer party herumstanden. das entfällt beim luxus-mann, der mich eher als mittelmäßig attraktiv wahrnimmt und vollkommen andere optische präferenzen bei frauen hat als ich sie ihm bieten kann. auch wenn mir das inzwischen weniger ausmacht, leide ich trotzdem darunter. nicht, weil der luxus-mann es mir permanent unter die nase reiben würde, sondern weil ich von natur aus nicht das größte selbstwertgefühl besitze. das ausbleiben von bestätigung verunsichert mich. das ist zwar an sich albern, aber irgendwie nicht abzustellen.

der luxus-mann wirft mir bisweilen vor, dass ich meine freiheit in form willenlosen herumvögelns vermisse. während ich das herumvögeln in der tat so gar nicht vermisse, ist es jedoch mit sicherheit so, dass mir meine freiheit ein stück weit abgeht. ein teil von mir ist ausgesprochen gerne allein und das sogar ziemlich oft und viel. ein grund, warum ich das zusammenleben mit dem partner wie einen gefängnisaufenthalt empfinde. als ich vor zwei wochen an einem sonntag beim mittagessen zum luxus-mann sagte, "mit dir ziehe ich ja eh nicht zusammen", guckte er betreten und verstand nicht, wie ich das so pauschal ausschließen könne. "naja, wer weiß, vielleicht ja doch, in fünf oder zehn jahren, wenn wir dann immer noch zusammen sind", sagte ich vage. offen gestanden kann ich mir nicht vorstellen, dass sich meine lust aufs allein- und freisein in ein paar jahren legt.

manchmal überlege ich, warum ich vor vier jahren tendenziell aufgeschlossen war, mit dem objekt zusammenzuziehen. war es die grundlegende einsamkeit, die mit sicherheit einen wesentlichen anteil an meiner damaligen depression hatte? war es die unvernunft, die aus der immensen sexuellen und emotionalen anziehungskraft resultierte und nachteile rosarot ausblendete? oder war es vielleicht der klammheimliche wunsch, so mehr kontrolle über diesen höchst unsteten und sich permanent entziehenden menschen zu gewinnen? vermutlich spielten diese motive alle irgendwo zusammen. letztlich habe ich mich jedoch gegen eine objekt-wg entschieden, aus den tausend vernünftigen gründen  - zum beispiel unordentlichkeit, unzuverlässigkeit, dauerbekifftheit, schichtdienst, häufige anwesenheit eines anstrengenden kindes, häufige anwesenheit der persona non grata miss piggy aka objektgespielin. und diese entscheidung war auch nachhaltig gut und richtig so.

ein zusammenziehen mit dem luxus-mann wäre ein ferner, aber quasi der nächste zu gehende schritt, um evolution in unsere beziehung zu bringen, wenn man dem konventionellen partnerschaftlichen modell folgen möchte. rein rational betrachtet gäbe es wenige gründe, warum das nicht funktionieren sollte. emotional ist es für mich ein rotes tuch.

den alltag will ich einfach nicht teilen, aller durchlebten einsamkeit zum trotz. warum, weiß der teufel.




Mittwoch, 15. Februar 2017

glaubensbekenntnis

als sich die u-bahn-türen zischend schließen, bin ich eingequetscht in eine feierabendliche menschenmenge. der vertraute schwere geruch von gras steigt mir in die nase. er dünstet aus den fasern des fusseligen schwarzen pullovers direkt vor mir. auf dem schwarzen pullover liegen rastalocken wie dicke rattenschwänze. die gehören zu einem bärtigen jungen antlitz, das aus braunen, wachen augen auf mich herabschaut.

eine omma neben mir mustert den rasta-man misstrauisch. vermutlich kommen solche menschen in ihrer welt direkt in die hölle.

mein blick schweift weiter die ärmel der zerschlissenen armeejacke des rasta-mans hinunter zu seinen händen, die locker herabhängen und sich - anders als die meinen - nicht krampfhaft um das gestäng des waggons schlingen. wie ein erdbebensicherer wolkenkratzer steht der rasta-man leicht breitbeinig da und wiegt seinen langen körper ruhig balancierend im takt des rüttelns und schlingerns der bahn.

die handrücken sind mit schlechten tätowierungen übersäht. auf einer erkenne ich nach längerem hinsehen einen dicken engel, der in einem verwaschen-blauen schwall von abgasen zu schweben scheint, der offenbar den himmel darstellen soll. zwischen den fingerknöcheln steht zu meinem sehr großen erstaunen in einer merkwürdig geschwungenen schrift: in god i trust.


Montag, 13. Februar 2017

helfen und helfen lassen

freizeit und laisser-faire sind derzeit rar. wenn ich nicht gerade in aufträgen ertrinke, renoviere ich meine wohnung. "viel zu müllig" ist die laut dem luxus-mann, und recht hat er. sieben jahre armut und einsamkeit hinterlassen spuren. sperrmüll und gebrauchsgegenstände bilden ein zweckmäßig-ungemütliches ambiente und schreien nach ablösung. der luxus-mann steht mir zur seite, fährt mich zum sperrmüll und rätselt mit mir über ikea-bauanleitungen.
"ich weiß gar nicht, warum ich dir so gern helfe", sagt der luxus-mann. "aber irgendwie hab ich bei dir immer das gefühl, dass ich dich beschützen muss."
"warum", will ich wissen.
"weil... weil du es einfach nicht verdient hast, so leben zu müssen."

ich hasse es grundsätzlich, hilfe anzunehmen. lieber versinke ich in chaos und verzweiflung, als mit der erschlagenden schuld, die ich beim anderen produziere, zu leben. aber diesmal kann auch ich helfen und damit einen ausgleich schaffen.

am wochenende kommt der luxus-sohnemann und wir lernen zusammen für sein abi. im gegensatz zu allen schlimmen erwartungen und den unkenrufen des papas verstehen wir uns sehr gut. nach dem lernen sitzen wir zusammen auf dem balkon und kiffen. dabei zeigt mit der luxus-sohn videos von seinem reck-training. er ist ein exzellenter turner, geschmeidig, kraftvoll und experimentierfreudig, sodass es wirklich spaß macht, ihm zuzusehen.
"du musst da was draus machen", finde ich und nehme einen tiefen zug aus der tüte.
der luxus-sohn freut sich, dass ihm jemand anerkennung schenkt und fühlt sich sichtlich wohl mit mir.

"und?" fragt der luxus-mann später, als er nachhause kommt und sein sohn in der küche steht und nudeln für alle kocht.
"du hast einen ganz lieben jungen", sage ich.
"macht er, was du sagst?"
"muss ich gar nicht, der hat durchaus selber motivation."
"kaum zu glauben", spottet der luxus-mann.
"du bist halt auch nicht motivierend", gebe ich zurück. "du nörgelst nur rum, da hätte ich auch keinen bock, was zu machen."
"und was soll ich deiner meinung nach tun?"
"entspann dich und vertrau ihm. und sei stolz, dass er so ein großartiger sportler ist."
"damit verdient er doch nichts."
"na und? es gibt einen haufen jobs, die wenig kohle bringen, und doch gibt es genug leute, die sich dafür entscheiden."
"der soll was richtiges machen."
"das muss er selber wissen. er ist jedenfalls total bemüht, dir alles recht zu machen. du musst ihn wirklich nicht noch weiter ducken."
"es regt mich halt auf, dass er manchmal so... so umständlich ist."
"aber das ist doch nicht schlimm. wenn man was zwei- oder dreimal umständlich gemacht hat, kommt man ganz alleine auf den trichter, wie es schneller geht."

der luxus-mann schaut mich mit einem undefinierbarem blick an.
"ich will dir nicht reinquatschen in deine erziehung, das ist nur so meine wahrnehmung jetzt", sage ich vorsichtig.
"nee, finde ich ja gut, wenn du sagst, was dir auffällt. vieles merkt man ja selber nicht."

 später sitzen wir zusammen am tisch und essen nudeln mit tomatensoße.
"schmeckt das", will der sohnemann wissen.
"hm", murmelt der luxus-mann zwischen zwei happen.
"perfekt", sage ich und sehe den luxus-mann bedeutungsvoll an.

Mittwoch, 8. Februar 2017

krawehl, krawehl!

der luxus-sohn ist das ebenbild seines vaters.
groß, blond, sportlich.
und ein totalverweigerer.

nachdem er letztes jahr eine ehrenrunde drehen durfte,  versucht er sich nun erneut im abimachen. in den naturwissenschaften läuft es ganz gut, denn da liegt - wie bei seiem vater - seine begabung. in deutsch hat er allerdings eine 5.

das soll ich - als studierte deutschlehrerin - nun ändern.
bis märz habe ich zeit, einem jungen mann, der sich außer für sport und kiffen für recht wenig interessiert, gedichtformen und metrik nahezubringen. ziel ist es, eine 3 in der nächsten schulaufgabe zu erwirken, damit er auf eine 4- hochrutscht.

meine gegnerin ist die deutschlehrerin, die ihm mündlich nur sechsen verpasst und mit der er sich - nicht schwer zu erraten - eher weniger gut versteht. auf kooperation ist hier also schon mal nicht zu hoffen.

mein verhältnis zum luxus-sohnemann ist schwer einzuschätzen. demnach ebenso schwer einschätzbar ist mein potenzieller erfolg. vermutlich hält er mich für eine uralte, durchgefeierte partybrandbirne und lernt mit mir, weil sein vater ihn zwingt.

die nächsten vier wochen werden auf jeden fall spannend.


Montag, 6. Februar 2017

dich fallen sehen



du, 48 stunden wach, hast das mir so vertraute zittern in der stimme, als du erzählst, dass du ohne drogen inzwischen geräusche im kopf hast, die du nicht mehr steuern kannst.
deine angst, die dich auffrisst. die angst, das alles nicht mehr halten zu können.

wie du mir dann sagst, ich vermiss dich so.
wie ich mir daraufhin jede äußerung verkneife.

dich fallen sehen und dich dennoch nicht mehr auffangen wollen.
obwohl wir uns immer noch so unglaublich nah sind.
weil mein leben jetzt nicht mehr in deiner welt stattfindet.
weil mein leben jetzt zu der welt eines anderen gehört.

Donnerstag, 2. Februar 2017

sägewerk und traumfabrik

als wir gestern endlich im bett liegen, erschöpft von einem anstrengenden tag, der noch anstrengenderen urlaubsplanung und nicht ganz so anstrengendem sex, pooft der luxus-mann sofort ein und beginnt, beeindruckend laut zu schnarchen. ich überlege zunächst, ihn anzustupsen und zu wecken, wie ich das immer tue. allerdings weiß ich auch, dass der luxus-mann dann - genau wie alle mir bekannten schnarcher - steif und fest behaupten wird, nicht geschnarcht zu haben, weil er angeblich noch gar nicht geschlafen hat.

dann fällt mir etwas besseres ein. ich hole mein handy und nehme das luxus-schnarchen auf video auf. das funktioniert super, weil der luxus-mann ziemlich durchgehend schnarcht und mir dabei auch noch das gesicht zuwendet. ich filme eine beeindruckende fünfminütige geräuschkulisse und kichere mir dann einen, während ich das handy ganz laut mache und es dem luxus-mann ans ohr halte.

sobald das erste röchelnde rasseln aus dem handy tönt, ist der luxus-mann hellwach.
"was machst du da?" will er wissen.
"ich habe dein schnarchen aufgezeichnet."
"zeig mal."
der luxus-mann hört sich die geräusche an und meint dann:
"das hast du doch selber gemacht!"
"das kann ich gar nicht selber gemacht haben, denn hätte ich so laut neben dir geschnarcht, wärst du sofort wach gewesen!"
"hm, stimmt. na gut, dann hab ich wohl wirklich geschnarcht."
der luxus-mann gähnt und dreht sich auf die seite.

ich, amüsiert von dem zugeständnis, lasse die aufnahme noch mal laufen.
"mann! schalt das ab, so kann doch kein mensch schlafen!" beschwert sich der luxus-mann.
"genau das versuche ich dir seit monaten klarzumachen!"
"aber das müsste ich doch dann eigentlich auch hören."
"weiß nicht. ich habe noch nie einen schnarcher gehabt, der vom eigenen schnarchen regelmäßig wach wurde."
"hm. schlafen wir jetzt weiter?"
"wenn du nicht schnarchst, schon."

gegen morgen muss ich zur toilette.
"wie spät ist das denn?" fragt der luxus-mann, als ich wieder neben ihn krabble.
"gleich sechs."
"hab ich denn wieder geschnarcht?"
"zwei- oder dreimal, aber nur kurz."
ich lüpfe die decke und löffle den luxus-mann.
"werd ich jetzt bestraft", fragt er.
"wieso?"
"na, durch ankuscheln."
"ja, wirst du."
"oh mann. letzte nacht kam meine tochter auch rüber und hat sich die ganze zeit an mich rangerobbt, ich hab dabei kein auge zugetan."
"nur kurz zum aufwärmen. ich kann so selber auch nicht pennen."
"behalt deine eishände aber bitte bei dir."
"zu spät", sage ich und lege ihm meine finger auf den bauch.
der luxus-mann zuckt und seufzt.
"wie kann man nur in so einer minute derart auskühlen!"
"kann ich."
"du bist ein frostköddel."

um sieben klingelt der wecker.
"boah", stöhnt der luxus-mann. "was für eine beschissene nacht."
"wenigstens hat dich kein schnarcher wachgehalten."
"hab ich denn noch mal geschnarcht jetzt?"
"die letzte stunde nicht mehr. also nicht, dass ich wüsste."
"weil ich hatte nen total anstrengenden traum. ich musste immer so namen austauschen, damit ich nicht schnarche."
"hä?"
"ja, das war so ein trick, mit dem ich im traum verhindern konnte, dass ich schnarche."
"die kuschel-bedrohung scheint ja wunder gewirkt zu haben."
"jedenfalls musste ich die ganze zeit hin- und herlaufen dafür, das war voll stressig, mir tun richtig die beine weh!"
"du hast muskelkater vom laufen im traum?"
"ja! wahrscheinlich hab ich hier immer so gemacht", sagt der luxus-mann und strampelt in die matratze.
"quatsch, das hätte ich mitbekommen. außerdem kriegt man nicht sofort muskelkater."
"ich weiß ja nicht. jedenfalls machst du mich fertig."
 ich grinse.
"dir wirds gleich besser gehen. blowjob am morgen vertreibt kummer und sorgen."
"das ist jetzt ja wohl auch das mindeste."