Mittwoch, 29. März 2017

5 days left until jahrestag

der luxus-mann und ich haben 360 turbulente, schöne, aufregende, durchfickte und beschauliche tage hinter uns. irgendwie hat sich dieses ding, das man beziehung nennen könnte, also gehalten, auch wenn der luxus-mann  meine brüste zu klein findet, meine zehen zu krumm und meine haare zu kurz.

am freitag wird uns austrian airlines entführen in die stadt mit den geilen friedhöfen und fetten speisen und den leuten, die marillen statt aprikosen sagen. der luxus-mann hat angekündigt, sich mit kuchen vollzustopfen und ansonsten touri-ziele besichtigen zu wollen. mir ist eigentlich alles egal, solange wir uns nicht wieder wegen irgendwelchem kleinscheiß streiten oder der luxus-mann mehrere nächte am stück schnarcht und es wenigstens für fünf cent ein bissl leidenschaft gibt.

außerdem steht ein schönes kleines bloggertreffen an. da freu ich mich drauf.




Sonntag, 26. März 2017

der kuss

der mann, den ich damals vor vielen jahren an einem abend bei mir sitzen hatte, war einer derjenigen, dessen küsse mir das himmelreich bedeuteten. wir saßen auf meiner couch wie in der badewanne, die beine ineinander verschränkt, die füße über des anderen schultern, redeten, schwiegen, lauschten der musik und rauchten tüte für tüte.

mein gegenüber zog den rauch tief in seine lungen und dabei meinen po mit den füßen weiter zu sich heran, sodass ich ihm in den schoß rutschte. mein bestrumpfthoster schritt berührte seinen in jeans, seine warme, starke hand stützte meinen rücken. er setzte seine lippen sanft auf meine,öffnete sie zuerst nur sehr wenig, und dann, als ihm der rauch die luftröhre emporstieg, immer weiter. ich atmete seinen atem, seinen rauch ein und danach in seinen mund zurück aus. während er meine gabe einsog, begegnete seine zunge der meinen.

in mir explodierten ganze schmetterlingsherden, was nach kurzer zeit verlässlich damit endete, dass ich dem mann die finger unter die gürtelschnalle schob und die knöpfe seiner hose öffnete.

ich werde diese küsse niemals vergessen.

das war unsere musik, die ich noch immer oft bei mir habe.


Samstag, 25. März 2017

alkoholische distanzbewältigung

"du schaust so", sagt der luxus-man gestern, als wir nebeneinander auf der couch sitzen und ich mich schon wieder leer und belanglos fühle, wie es seit ein paar wochen der fall ist.
"du schaust selber", antworte ich kühl.
"ich hinterfrage halt die konstellation gerade", sagt der luxus-mann da zögerlich.

so, er also jetzt auch, denke ich.
"und was heißt das nun konkret?" will ich wissen.
"ist halt irgendwie komisch."
"komisch."
"naja... du bist so weit weg."

ich fühle mich innerlich wie betäubt, als ich sage:
"so ähnlich ist das auch. nachdem es inzwischen so zwischen uns ist... so ohne jede lebendigkeit, so ein liebloses nebeneinander... da nehme ich halt abstand. einerseits, weil ich den eindruck hab, dass dich alles nervt und zu viel ist, anderseits, weil ich mich darauf einstelle, dass wir auf ein potenzielles ende zusteuern, was ich mir natürlich nicht unbedingt so wahnsinnig schmerzvoll gestalten will."
"da ticke ich genauso", sagt der luxus-mann.
"fatal, hm."

der luxus-mann schaut mich verzweifelt an.
"dann tu doch mal was."
"ich habe seit wochen versucht, die fahne für uns hochzuhalten. ich bin jetzt soweit, dass mir das sinnlos erscheint, weil ja nichts zurückkommt. weil es sich gerade nicht anfühlt, als wäre das eine phase."
"ich habe den eindruck, dass du dich überhaupt nicht auf den urlaub freust."
ich zucke die achseln. einfach ja zu sagen, finde ich zu hart.

der luxus-mann fasst sich sichtbar ein herz.
"ich freu mich ja schon."
"ja?"
"dochdoch. und... ich bin auch glücklich mit dir."
 ich sehe irritiert auf.
glücklich ist eine vokabel, die sonst nicht im luxus-wortschatz vorkommt.
"also rein rational betrachtet denke ich auch, dass uns der urlaub gut tun könnte", raffe ich mich auf, um etwas freundliches zu sagen. "mal rauskommen, mal weg von der ganzen routine."
der luxus-mann lacht gequält.
"du freust dich nicht."
ich bin befangen.
"naja...."
der luxus-mann flippt nicht aus. er schaut mich ruhig an:
"ich glaube schon, dass wir spaß haben werden."

obwohl ich müde bin, regelrecht erschöpft vor lauter leere und traurigkeit, gehe ich mit dem luxus-mann trinken. in einer kiezspelunke füllt sich der luxus-mann mit bier und schnaps ab, dann geht er mit mir auf meinen wunsch in eine bar, um white russian zu ordern. später versumpfen wir in der kneipe beim luxus-mann um die ecke, wo wir noch wein zum ausklang nehmen.

unter starkem alkoholeinfluss vollzieht der luxus-mann wie fast immer eine wundervolle metamorphose, wird anhänglich, zärtlich und zugewandt. ich halte ihn ein bisschen fest, damit er nicht vom stuhl fällt, während er lallend philosophiert, freue mich über die wärme und achtung, die da plötzlich wieder zwischen uns herrscht und hoffe, diese in den nüchternen zustand hinüberretten zu können.

als wir gegen halb vier die letzten meter nachhause schunkeln, sind wir entspannt, lachen, haben einander untergehakt. meine welt ist in ordnung, so sehr in ordnung sogar, dass ich seit wochen mal wieder so richtig rattig werde und dem luxus-mann im laufen die hose aufmache.
"he..."
"sollen wir nicht ein bisschen öffentliches ärgernis erregen?"
"alless... ssssolangesss dich errreg."

für outdoorsex fehlt uns allerdings die koordination ebenso wie ein ruhiger ort, denn wir sind mitten in der schanze. also stolpern wir knutschend und fummelnd die treppen hinauf in die luxus-wohnung.
"nich hinlegen!" sage ich streng, denn ich kenne die tendenz des luxus-mannes, angezogen aufs bett zu fallen und sofort wegzuratzen. also schiebe ich ihn ins bad, zähne putzen, bisschen kaltes wasser ins gesicht klatschen, dann torkelt er richtung heia.
"ich zieh mich nur kurz aus", rufe ich ihm hinterher.

als ich eine minute später ins schlafzimmer komme, liegt der luxus-mann auf dem rücken, den kopf tief ins kissen gedrückt, der mund halb geöffnet, leicht sabbernd und bereits ansatzweise schnarchend.
ich robbe mich ran und halte ihm die nase zu, woraufhin er erwacht, murmelt, und unter der decke nach mir greift. ich schaffe es tatsächlich, den schwanz noch einmal auf volle größe zu kriegen, doch dann sinkt der kopf des luxus-mannes schwer auf meine schulter.
und er ist eingeschlafen.

trotzdem bin ich mit dem abend sehr zufrieden, fühle endlich wieder verbundenheit. der sex wird am morgen nachgeholt, mit deutlich mehr aufmerksamkeit und achtsamkeit.

wie auch immer, man kann nicht sagen, dass sich der luxus-mann keine mühe gibt, wenn er weiß, wo der hase im pfeffer liegt. es scheint nur, als müsse er ab und an mal erinnert werden.







Donnerstag, 23. März 2017

der hunger

ich bin ein tier, du musst mich füttern, nicht regelmäßig, aber du darfst meinen hunger auch nicht vernachlässigen. hungrig fängt das sehnen an, hungrig fängt das schweigen an.

du musst mich füttern, darfst mir nicht einfach die gierige fresse stopfen, sondern musst es wohlwollend tun, fürsorglich, liebend. sonst spucke ich deine zuwendung aus, spucke sie dir ins gesicht. und schweige, hungere weiter.

du sollst den hunger nicht unterschätzen, auch wenn er zahme gestalt trägt, ein dankbares lamm, wohlwollend-wollüstig, leicht zu haben.
denn am ende reißen dir seine zähne das herz aus der brust.
dann schweigst auch du. und kennst mich nicht mehr.




Donnerstag, 16. März 2017

streithähne

20 uhr, luxushausen.

ich bin gerade von der arbeit gekommen, habe einen entspannungs-rotwein bekommen und warte mit dem luxus-mann auf den luxus-sohn, der in fünf tagen seine alles entscheidende deutscharbeit schreibt. deswegen soll ich heute noch mal mit ihm pauken.

"jetzt ist es schon wieder gleich zehn nach", jammert der luxus-mann, "der ist so unzuverlässig."
ich, die ich ständiges versetztwerden die letzten jahre als quasi-normalität zu akzeptieren gelernt habe, bin da etwas lockerer.
"der meldet sich schon, wenn was dazwischen gekommen ist."
und pling macht es - da hat der luxus-sohn gewhatsappt.
"komme so 15 nach."

der luxus-mann ist sauer.
"das ist so respektlos, der denkt echt, er tut uns einen gefallen, dabei tust du ihm doch den gefallen. eigentlich sollte ich ihm sagen, er kann sich mal gehackt legen. dann fällt er halt zum zweiten mal durchs abi."
"jetzt provozier bitte keine krisen, ich muss nachher noch mit ihm lernen! dann ist er total demotiviert und macht dicht!"
"na gut, kannste recht haben. dann meckere ich ihn danach an."
"am besten wäre, wenn du ihn erst nach der deutscharbeit nächste woche anmeckerst."
"von mir aus."

20.20 uhr, kein luxus-sohn.
der luxus-mann ruft an: "wo bleibst du, wir warten hier auf dich!"
murmelmurmel am anderen ende der leitung.
"was soll das heißen, du musst noch was essen?!" wird der luxus-mann nun doch lauter. "wenn man um 20 uhr einen termin hat, ist man auch um 20 uhr da, da wird nicht erst noch gegessen, das hättest du auch vorher erledigen können!"
murmelmurmel.
"du bewegst jetzt auf der stelle deinen hintern hierher!" lässt der luxus-mann offensichtliche einwände seines sohnemanns nicht gelten.

20.48 uhr. der schlüssel knirscht im schloss. dann steht der luxus-sohnemann mit döner in der hand kauend vor uns. das bringt das fass zum überlaufen.
"du bist fast eine stunde zu spät, hast du dir mal überlegt, wie das für uns ist, wir haben den ganzen tag gearbeitet und jetzt warten wir auf dich und sollen dir auch noch was beibringen, und du behandelst uns so respektlos! mein geld kannst du nehmen, aber respekt bringst du keinen dafür auf!"
"ich bin dir doch sowieso egal", sagt der luxus-sohn daraufhin trotzig zu seinem vater.
"außerdem musst du mir nichts beibringen, sondern die morphine! du kannst das gar nicht, du hast doch nicht mal abi! du weißt doch gar nicht, worum es geht, das interessiert dich alles nicht!"

ich bekomme ein stechendes brennen in der brust. wie oft hatte mir mein vater, der ebenfalls kein abi hat, vorgeworfen, meine talente oder vielmehr sein geld zu verschwenden, woraufhin ich mir nur dachte: was kann ich dafür, dass ich auf der welt bin, ich hab das nicht gewollt, hätteste dir doch so ein perfektes balg im labor züchten lassen, wenn es dir nicht passt, dass ich bin, wie ich bin und wer ich bin und meine eigenen wege gehe. heute kann ich ihn ein bisschen besser verstehen, weiß, wie sorge in wut umschlagen kann und dass nicht alles so ankommt wie es gemeint ist, weil es manchmal schwer ist, die richtigen worte zu finden. ich fühle mich in der situation dennoch ziemlich hilflos, kann weder für die eine noch für die andere seite partei ergreifen, sondern frage irgendwann mitten in die auseinandersetzung hinein:
"können wir dann mal?"
"dann zeig mal der morphine deine ergüsse, ich bin gespannt", sagt der luxus-mann spöttisch.
"dir zeige ich sie schon mal nicht", gibt der luxus-sohnemann zurück. "ich zeig dir auch meine arbeit nicht, nicht mal, wenn sie gut wird."

die stimmung ist zum zerreißen gespannt, als wir uns an den rechner setzen und der luxus-sohn seinen aufsatz ausdruckt.
dann beginne ich zu lesen, während der luxus-sohnemann neben mir sitzt und seinen döner verdrückt.
"du schreibst gar nicht mal schlecht", muss ich erstaunt zugeben. der aufsatz ist zusammenhängend und flüssig geschrieben, keine bezugs- und grammatikfehler, gute bis sehr gute orthografie, lediglich ein einziger komma-fehler, der mir spontan auffällt.
"danke, das hör ich gern", sagt der luxus-sohnemann höflich.
der luxus-mann hat sich in den raum geschlichen.
"wäre das dann schon eine drei?" will er von mir wissen.
"hm", sage ich. "das ist recht kurz. inhaltlich geht es nicht sehr weit in die tiefe, da müssen wir noch ein bisschen ausbauen. aber für eine vier könnte es schon reichen. kommt auch immer auf den klassendurchschnitt an, sozialnorm und so spielt immer in die bewertung mit rein. aber so von der schreibe her... sehe ich keine probleme, dass dein sohn nicht ausdrücken könnte, was er weiß."
"und das ganz ohne dass er bücher liest", sagt der luxus-mann giftig.
"da siehste mal", sagt sein sohn.
"ich bin da ganz ehrlich, ich mein, es ist jetzt kein bombenaufsatz, aber da hab ich schon schlechteres gelesen. der stil ist ok - und eine sichere rechtschreibung ist immer ein vorteil. was noch besser werden müsste, ist dein epochenwissen und dass du deine eindrücke mit den fachbegriffen benennen kannst. ich meine, im zweifelsfall ist ein eindruck besser als nichts, aber für eine drei musst du dir die fachbegriffe draufschaffen und glasklar sagen, das ein xyz und zwar wegen blabla. these, argument, beispiel."

der luxus-sohn nickt. immer wieder bin ich überrascht, dass er sich mir gegenüber so kooperativ verhält.
ich gehe mit ihm den aufsatz durch, erkläre anhand der einzelnen punkte, was mir fehlt und warum, dann philosophieren wir noch ein bisschen über die epoche. die stimmung entspannt sich langsam, besonders als der luxus-mann mit dem gras-beutel den raum betritt und fragt, wer heute einen dreht.

22.30 uhr. wir sitzen auf dem balkon, frieren und kiffen zu dritt.
"morgen kriegst du eine neue aufgabe, die besprechen wir dann am wochenende", sage ich. "schaffst du das?"
der sohnemann nickt.
"aber nicht wieder eine stunde zu spät sein!" mahnt der luxus-mann.
"dann lass uns vorher zum sport gehen", sagt der sohn zu seinem vater. "wenn du mich dann mit zurücknimmst, kann ich mich ja schlecht verspäten."
"in ordnung", sagt der luxus-mann.

als der sohn an der tür steht und sich verabschiedet, ist von der auseinandersetzung nicht mehr viel zu spüren.
"nehmt euch mal in die arme", tippe ich den luxus-mann an.
"nee, sowas machen wir nicht, wir sind doch männer", lehnt der ab.
"ihr seid lebendige klischees", erwidere ich und lache.
der luxus-sohnemann gibt mir artig die hand, dann hüpft er die treppen hinunter.

nun bin ich gespannt aufs wochenende.




Montag, 13. März 2017

Mittwoch, 8. März 2017

herzkrümel

meine liebe ist wie knäckebrot, brüchig, krümelig. sie ist genießbar, macht aber nicht satt. spätestens dann, wenn du mein geheimnis im herzwald entdecken willst, haben die vögel alle krumen aufgepickt und du kommst nicht mehr zurück, aber auch nicht voran. weil du eben weißt, du hast den faden der ariadne schon verloren.

trau mir nicht, ich trau dir nicht.

du kannst die leute bezahlen oder dich ficken lassen, damit sie für dich funktionieren. aber setz nicht auf die liebe. damit kommst du nicht weit, bleibst stecken wie ein fetter wurm im astloch.

in der leere sitzend kann ich nur spotten.
aber nicht eine träne weinen.




Montag, 6. März 2017

arbeit macht unfrei

"manchmal frag ich mich, was ich machen würde, hätte ich diesen job nicht", überlegt der luxus-mann am samstagabend, als wir auf der couch sitzen, whiskey pur trinken und die stunden bis zur partyzeit mit therapeutischen gesprächen, wie sie der luxus-mann nennt, totschlagen.
"weil du dich so dolle langweilst da?"
"ja, das ist reine lebenszeitverschwendung."

"was würdest du anders machen?"
"also erstmal würde ich ja die ganzen vertriebler rausschmeißen", sagt der luxus-mann.
"warum das denn?"
"weil das schleimige schmierlappen sind, die sich auch noch geil dabei fühlen, die leute zu bescheißen."
"ich glaub, dir fehlt eher so der sinn im ganzen, genau wie mir. oder was wirklich intellektuell anspruchsvolles. in einem umfeld, das nicht so von dämlichen anzugwichteln dominiert ist."

der luxus-mann starrt auf das übergroße schädel-poster an der wand gegenüber.
"weißte, was ich mir so beruflich vorstellen könnte?"
"was denn?"
"ich wär gern so jemand, der eine umweltschutzorganisation bewaffnet und die dann rumschickt. walfänger in japan abschlachten oder sowas. irgendwelche leute, die die umwelt zerstören oder tiere für kohle töten. oder auch menschenhändler zum beispiel. da würde ich leute als profikiller für ausbilden... und dafür würde ich auch gern die kohle organisieren."
"ich wollte mich ja mal als orang-utan-baby-betüddlerin auf borneo bewerben."
"und?"
"ich habe nicht biologie studiert, das ist voraussetzung."
"ich wäre jetzt auch nicht so der typ für ne fernbeziehung mit ner affen-mami."
"deswegen werde ich hierbleiben und die raf neu gründen."
"keine doofe idee."

der luxus-mann steht auf und schenkt whiskey nach, weil mein glas schon wieder leer ist.
"du hast echt ein alkoholproblem", sagt er mahnend dabei.
"jo", antworte ich. "aber ohne alk und ohne meine tabletten würde ich das alles gar nicht aushalten."
"das ist doch scheiße."
"du hast auch suchtprobleme."
"ich sag ja nicht, dass ich keine hab. aber traurig ist das schon. man muss sich den ganzen verstand ständig wegsaufen und wegdröhnen, damit man diese asoziale, beknackte scheißgesellschaft ertragen kann."
"mir macht das eigentlich nicht so viel aus. rente krieg ich ja keine, also muss ich eh vorher weg sein", sage ich.

"du musst vielleicht was ändern", grübelt der luxus-mann.
"mir fällt sonst aber auch nicht viel ein, was ich tun könnte. außer mich für den rest meines lebens einweisen lassen", sage ich. "ab und an träume ich davon, und dann wache ich immer ganz erleichtert auf, weil ich dann für einen kurzen moment denke: herrlich, nie wieder ins büro!"
der luxus-mann lacht.
"ich denk, psychiatrie war so die hölle für dich?"
"ist ähnlich wie knast."
"und arbeit ist auch knast", ergänzt der luxus-mann."also läufts aufs selbe hinaus."

"am schlimmsten ist es halt immer morgens, so im serotonin-low", sage ich. "das war auch immer so der zeitpunkt, an dem ich früher gern eine line gezogen hab. oder mich versucht hab, zum suizid zu überwinden."
"aber morgens hast du doch eine sehr wichtige aufgabe."
"welche denn?"
"na, blasen."
ich muss lachen.
"kannst mich ja anstellen, als deine personal penis assistant."
"nee, dann heirate ich dich lieber, das kommt mich billiger."

der luxus-mann schaut auf die uhr.
"können wir jetzt los? ich will mich gleich richtig abschießen."
"aber du hast doch morgen deine tochter."
"dann schieß ich mich halt so zu 90 prozent ab."
"siehste, dir ist saufen sogar wichtiger als family! erzähl du mir noch mal, dass ich ein alkoholproblem habe!"
"du hast dafür ein alkohol- UND tablettenproblem. und ein kiff-problem."
"von mir aus."

ich erhebe mich.
"los, komm, alter mann."
"ziehst du gleich deine doc martens an?"
"wenn du drauf bestehst."
"damit mag ich dich noch ein bisschen mehr."
"ist das jetzt ein verstecktes kompliment oder eine beleidigung?"
der luxus-mann grinst schüchtern und beißt mich sanft ins schlüsselbein.

kurz darauf stehen wir für drei stationen in der bahn, springerbestiefelt und lederbejackt, der luxus-mann im exploited-pulli, die kapuze tief ins gesicht gezogen. der ehrenwerte teil der bahn-mitinsassen starrt uns an wie immer.
und wir grinsen.
trotz arbeit sind wir freier als alle anderen. oder fühlen uns zumindest so.



Samstag, 4. März 2017

der ohrenschlabberfetisch

es gibt ja männer, die gerne an ohren knabbern und schlabbern. das haben sie sich wahrscheinlich aus irgendwelchen beschissenen, romantiktriefenden hollywood-movies abgeschaut. ich finde persönlich es dezent ekelerregend, insbesondere, wenn sich so eine warme, schleimige zunge regelrecht in meinen gehörgang zu schieben versucht.

aber nicht nur männer lecken gern an definitiv unleckeren dingen herum, sondern auch meine katze. kürzlich erwischte ich sie dabei, wie sie hingebungsvoll die muschel des telefonhörers abschleckte.ich war so konsterniert wie angeekelt und musste den hörer erstmal mit einem halben liter sagrotan von katzenmundgeruch und katzensabberbakterien befreien.

die frage, was zur hölle an einem telefonhörer so unwiderstehlich lecker ist, beantwortete sich dann vor ein paar tagen, als ich meine kleine schwarze auf dem schoß hatte und sie sich plötzlich aufrichtete, um erst an meinen haaren zu schnüffeln und dann an meinem ohr zu lecken. da verstand ich, das es sich nicht um einen telefon-, sondern um einen ohrenschlabberfetisch handelt. vermutlich riecht der telefonhörer nach meinem ohr und ist deshalb interessant.

da ich nicht so gern mit katzensabber am ohr telefonieren mag, muss ich mir nun dringend ein längeres telefonkabel kaufen, damit ich das telefon künftig irgendwo außer katzenzungenreichweite auf einem hohen regal postieren kann.