Montag, 31. Oktober 2016

being samara

"ich bin ja eigentlich nicht so der fan von verkleidung", sage ich zum luxus-mann, der im bad vor der ganzkörperspiegel-wand steht und sich zum henker umstylt.
"ich finde das öde, wenn man auf ne kostümparty geht und dann total normal aussieht", erwidert der luxus-mann.
ich gucke in den spiegel.
"als was soll ich denn gehen?"
der luxus-mann betrachtet mich aufmerksam.
"du könntest ne coole junkie-braut abgeben, aber das bist du ja schon, das wäre langweilig."
ich haue dem luxus-mann auf den sack.
"aua, spinnst du, du willst doch später noch befriedigt werden, oder?!" schubst mich der luxus-henker weg.
"kannst du bitte mal konstruktiv sein?" maule ich.
der luxus-mann hält inne und denkt kurz nach.
"also, was mich persönlich echt heiß machen würde, wäre ne uniform. krankenschwester."
"ich hab aber kein schwesternkostüm."

der luxus-mann geht ins kinderzimmer und kommt dann mit einem schwesternkittel wieder.
"bitteschön. den hab ich mal meiner exfrau gekauft, aber die hat den nie getragen."
"passt mir das?"
"ihr dürftet etwa die gleiche größe haben."
ich schlüpfe hinein.
"passt!"
"sieht geil aus. dazu deine perücke... und das richtige make-up... perfekt."

kurz darauf bin ich ausgehbereit. kunstblutgetränkte schwesternuniform, strapse, schwarze langhaarperücke und clownweißes gesicht mit schwarz und grün geränderten augen.
"wie seh ich aus?"
"wer sind sie und was machen sie in meinem badezimmer?!"
ich kichere.
der luxus-mann grübelt:
"an irgendwen erinnerst du mich."
"jetzt kommt bestimmt gleich wieder ne story von einer, die du mal gefickt hast", lache ich.
"nee, ich musste gerade an einen horrorfilm denken... verdammt, wie hieß der nur?!"
"worum gehts denn da?"
"um so ein kleines mädchen, mit langen schwarzen haaren, das in so einem brunnen..."
"the ring, meinst du bestimmt."
"genau! und wie heißt die noch mal? samantha?"
"samara."
"ja! die mein ich. du siehst aus wie samara!"

dann wollen wir los zur bahn.
"fuck, die ist ja gesperrt, wir müssen mit dem blöden bus fahren", sagt der luxus-mann.
"nein, echt?"
wir schauen in die app.
"boah, anderthalb stunden dauert das! und 40 minuten rumstehen zwischendrin... da hab ich keinen bock drauf", sagt der luxus-mann.
"und nun?"
"wir fahren mit dem auto."
"bist du bekloppt, du hast schon drei drinks intus."
"wir fahren nen umweg, wo nicht so viele bullen rumstehen."
"auf deine verantwortung. aber heul mich nachher nicht voll, wenn der lappen weg ist."
"du weißt doch, solange ich das auto noch finde, bin ich auch nicht zu besoffen zum fahren."
"die bullen sehen das vielleicht anders."
"scheiß auf die bullen. schwing deinen arsch ins auto."

wir kommen problemlos zur party, wo wir vier sehr nette und nicht ganz alkfreie stunden verbringen.
dann tuckern wir über den umweg zurück.
"du siehst echt aus wie ein vollkommen anderer mensch", sagt der luxus-mann und schaut mich von der seite an.
"und gefällt dir das?"
"weiß nicht, es ist strange... aber irgendwie macht mich das auch voll an."
"hast du nen harten?"
"jupp. und der will auch gleich in deinen garten."
der luxus-mann streckt die hand aus und streichelt zart meinen nacken.
ich schnurre.
"das passt aber nicht zu samara."
ich fauche.
"schon besser", lacht der luxus-mann.

ich beuge mich hinüber und öffne dem luxus-mann die hose.
"hör auf, wenn mich die bullen anhalten, sagt der ihnen gleich hallo."
"ich hör aber nicht auf."
da fährt der luxus-mann abrupt rechts und mitten in eine baustelle hinein.
"schon mal auf ner baustelle gefickt?"
"nee. das ist so neu für mich wie für dich sex auf dem spielplatz."
"ausgezeichnet."

zuhause schleudert der luxus-mann springerstiefel und hose von sich, um dann sofort ins bett zu sinken. ich meine eine putze noch zähne, schminke mich ab und kämme die verklebten haare aus.
dann krieche ich zum luxus-mann unter die decke. wie immer neuerdings offeriert er mir die armbeuge zum einkuscheln.
"das mit dem zärtlichsein hälst du ja eisern durch", sage ich spöttisch.
der luxus-mann kneift mich in die nippel.
ich kreische.
"hör auf rumzuschreien, sonst kannst du gleich im kinderzimmer schlafen!"
"auja, in der eisköniginnen-bettwäsche unter dem sternenhimmel."
"ich würds dir nicht anraten."
"warum? verhaust du mich dann?"
"nee, aber die kleine hat sich schon wieder läuse eingefangen, und ich hab das bett noch nicht abgezogen."
"ih! da kribbelts mich gleich."
"hats mich heute auch schon. aber ich glaub, ich hab nix."
ich rutsche aus der armbeuge an den rand des bettes.
"geh bloß weg."
"hach, super, nicht kuscheln müssen und endlich platz..."
der luxus-mann breitet sich zufrieden aus und grinst mich an.
"bist du jetzt glücklich?" frage ich.
"nicht ganz. blas ihn mal noch n bisschen."
"und wovon träumst du nachts so?"
"ach komm, du willst es doch auch."
"stimmt leider."

"das war cool", seufzt der luxus-mann danach zufrieden.
"dann freu dich auf unseren urlaub, da hast du das den ganzen tag."
"ich glaube, ich sterbe mal in dir."
"die franzosen nennen den orgasmus ja la petite mort."
"appetit was?"
"den kleinen tod."
"achso. ja, kann hinhauen bei mir."
"selber schuld, du willst ja nicht zum arzt."
"nö. wenns vorbei ist, dann isses vorbei."
"wenn du pech hast, überlebst du schwerstbehindert."
"dann weißt du ja, was deine aufgabe ist, samara."
"haha. und deine kinder?"
"der große braucht mich eh nicht. und mit der kleinen, wer weiß, wie das dann ab der pubertät wird. dann ist sie vielleicht auch froh, wenn der alte nörgler abgenibbelt ist."
"ich finde den gedanken, dass meine eltern irgendwann demnächst sterben werden, sogar heute noch schlimm. kind bleibt man doch immer irgendwie."
"ist bei mir anders. zwischen meinen eltern und mir gibts null gefühle, noch nicht mal negative. die interessieren sich auch nicht für mein leben. neulich fragte mich meine mutter mal wieder, wo ich arbeite. ich meine, hey, ich bin jetzt seit 16 jahren in dieser verfickten firma, sie soll sich das endlich merken... und sonst bitte die fresse halten und mich in ruhe lassen."
"aber würdest du dir nicht was anderes wünschen?"
"klar. aber vom wünschen wirds auch nicht besser. jetzt lass uns aufhören, über so einen scheiß nachzudenken. lass uns lieber schlafen."

zehn minuten später schnarcht der luxus-mann bereits, während ich noch eine weile wach liege, die nase an seinen muskulösen oberarm gepresst, wo es zart und vertraut nach dem luxus-parfum duftet.





Samstag, 29. Oktober 2016

tales of ordinary madness

nicht jeder mag hamburg. da hat uwe uns außer mir offenbar noch mehr menschen aus der seele gesprochen. neben den von mir genannten bekannten allgemeinproblemen der stadt, die vor allem die sozial weniger privilegierten betreffen, berichtet dieses blog von einem hamburger ärgernis ganz anderer dimension und natur: den lamoyanten.


(cabman.blogger.de, we couldn´t get closer than this, 28.10.2016)

wer sind diese lamoyanten? auf den ersten blick liest sich der name wie der eines elitären geheimbundes oder einer freimaurerloge. ich befragte google. ich befragte duden. die lamoyanten scheinen es trotz des überwachungsstaates geschafft zu haben, vollkommen im untergrund zu bleiben. mysteriös! also forschte ich innerhalb der quelle weiter und versuchte, weitere hinweise auf die lamoyanten zu finden.

dem grammatikalischen und semantischen kontext zufolge sind die lamoyanten des reitens nicht mächtig, was allerdings in hamburg keine seltenheit ist, handelt es sich doch um die großstadt der genitalbooster-fahrer und weniger um eine gegend, die reich an gehöften und koppeln ist. vielleicht nörgeln diese lamoyanten deshalb so viel? und haben reiter satt, die fahrbahnen und gehwege mit pferdeäpfeln verkoten?

dem weiteren kontext zufolge geht ihnen außerdem die erkenntnis der zweiseitigkeit im disput und selbstdisput ab. das könnte bedeuten, dass sie dr. jekyll & mr. hyde nicht kennen (eine beweinenswerte kulturlücke), nicht gerne selbstgespräche führen - oder aber, dass sie einfach nicht schizophren sind. zu letzterem fiel mir sogleich erich fromm ein, dessen aussage zu gesellschaftlicher schizophrenie mich auf eine heiße spur brachte:

Aber sehr viele Menschen, das heißt: die Normalen, sind so angepaßt, die haben so alles, was ihr eigen ist, verlassen, die sind so entfremdet, sind so zum Instrument, sind so roboterhaft geworden, daß sie schon gar keinen Konflikt mehr empfinden. Das heißt: ihr wirkliches Gefühl, ihre Liebe, ihr Haß, die sind schon so verdrängt oder sogar so verkümmert, daß diese Menschen das Bild einer chronischen leichten Schizophrenie liefern.
(zeit online, "die kranken sind die gesündesten", ein interview, geführt kurz vor seinem tode, micaela lämmle und jürgen lodemann, 21. märz 1980, http://bit.ly/2e5lvOk)

wer auch immer diese lamoyanten sind, sie scheinen mir keineswegs gefährlich, sondern vielmehr höchst sympathisch - und womöglich sogar humorvoller und weniger larmoyant als die gemeinen stinos, auch wenn ihnen deren tiefe und allzeit bewundernswerte reflektiertheit fehlt. möglicherweise wird der ein oder andere lamoyant sogar mal grund dafür sein, dass ich hamburg eines tages doch noch etwas mehr schätzen lerne.

nachträgliche anmerkung für den verfasser der quelle, bevor er mich abmahnt: das datum bei der zitation bezieht sich vorschriftsgemäß auf das datum des zugriffs und nicht auf das erstellungsdatum der quelle. es geht nämlich darum, wie dem zitierenden die quelle zum angegebenen zeitpunkt vorlag, da sich nachträgliche manipulationen an einer quelle niemals ausschließen lassen.

Freitag, 28. Oktober 2016

zärtlich sein

nach dem feierabendfick rückt der luxus-mann einen wein raus.
"krass süße plörre", sage ich nach dem ersten schluck.
"halbtrocken."
"ich hätte auf lieblich getippt."

aber egal ob staubtrocken oder diabetesfördernd süß: in vino veritas.
"ich wollte dir ja noch was sagen, was mir während deines urlaubs aufgefallen ist", setze ich an.
"ja?" der luxus-mann ist ganz ohr.
"du hast mir mal gesagt, dass du das komisch findest, wenn ich mich bedecke. also wenn ich mir zum beispiel was überziehe, wenn ich aus dem bett steige, während du ja viel nackt durch die wohnung läufst."
"ja, das ist halt so ein weiberding, das war nicht so dramatisch gemeint."
"ich hab drüber nachgedacht, weil mir das an mir auch schon aufgefallen ist. weil ich das von mir nicht kenne bzw. ich kenne es aus einer zeit, als ich 18 war und mit meiner ersten große liebe zusammen war."
"und?"
"der typ hat mir damals immer gesagt, dass meine oberschenkel zu fett seien."
"what?! du hast doch voll dünne beine."
"ich war damals auch nicht viel fetter als heute, daran sieht man, es liegt im auge des betrachters."
"du hast dir das hoffentlich nicht einreden lassen, oder?"
"naja, sagen wir mal so, ich war sehr jung, meine große liebe war doppelt so alt und... steter tropfen höhlt den stein, weißt du? er hat mich immer mit der freundin seines bruders verglichen, meinte, guck mal, die hat so schöne beine, die geht immer joggen, du musst auch mehr sport machen."
"und deswegen hast du angefangen zu joggen?"
"in der tat. heute mache ich es wirklich gerne und für mich, es entspannt mich ungemein und gerade in zeiten, in denen es mir schlecht geht, ist mir das sehr wichtig. aber damals hat er mir echt einen komplex eingeredet, und ich bin heute noch sehr kritisch mit meinem körper."

der luxus-mann seufzt.
"jetzt holst du aber ganz schön aus, was willst du mir sagen?"
"das mit dem bedecken habe ich damals auch gemacht, weil ich immer den eindruck habe, dass ich körperlich nicht genüge. und bei dir ist jetzt nach 17 jahren auch wieder so."
"ich habe dir aber auch schon gesagt, du bist ne attraktive frau."
"ja, einmal oder so. aber gerade anfangs hast du mir immer nur gesagt, was du an anderen schön findest. dass deine ex bessere titten hat und die schönere figur, dass es ja so viele frauen gibt, die hübscher sind, dass meine zehen zu krumm sind und dass du eigentlich auf mandelförmige asiatische augen stehst... und auf polange haare und... dass ich wie 40 aussehe..."
"und?"
"dadurch und weil du mich auch nie zärtlich anfasst, hat sich halt damals so der eindruck ergeben, du fickst mich nur, weil du gerade nichts besseres hast. dass du mich eigentlich nicht hübsch findest. und dass du dir wünscht, dass ich mehr titten und mehr po hätte und eine babyhaut. ich meine, ich weiß ja nicht, wie überirdisch schön alle deine exfrauen waren. aber ich komm mir bei dir vor wie eine matschige currywurst in einem fünf-sterne-lokal."
"aber das hat sich doch geändert?"
"es ist mehr emotion drin und ich denke, du weißt schon, was du an mir hast. aber das ändert ja das körperliche nicht. dass ich extrem tolerant und sexuell experimentierfreudig bin, dass ich keinen stress wegen anderer weiber mache und du dich auch noch gut und auf einem recht hohen intellektuellen niveau mit mir unterhalten kannst, das ändert vielleicht das gesamte, aber ich werde rein äußerlich damit ja nicht mehr die frau, die du dir eigentlich wünschst."

der luxus-mann schaut mich nachdenklich an.
"das ist vielleicht nicht so gut, wenn ich dir das jetzt so sage.... aber du weißt, dass du eigentlich nicht mein typ bist."
"das hast du mich überdeutlich spüren lassen. und deshalb wollte ich damals im juli ja auch schluss machen. als du unter anderem auch noch diesen stress wegen dem objekt veranstaltet hattest. was ich gar nicht verstand, denn wenn man jemanden unattraktiv findet, dann sollte man doch froh sein, wenn man denjenigen vielleicht bald wieder los ist."
"echt? so kam das rüber?"
"ja klar, das hatte ich dir doch auch gesagt. dass ich mich frage, warum du mich eigentlich fickst, wenn du mich so als optischen supergau empfindest und mir dann auch noch stress machst, weil du eifersüchtig auf meinen schönen ex bist."
"ich bin nicht eifersüchtig."
"jut, mir egal ob eifersucht oder komplexe, es kommt für mich aufs selbe raus. ich fühle mich bei dir mit mir selber optisch nur ganz bedingt wohl. das ist auch nach wie vor so, vor allem an tagen, an denen mein selbstwertgefühl wackelt. dabei kann ich auf eine ganze reihe männer zurückblicken, die mir das gefühl vermittelt haben, die schönste frau auf der welt zu sein. nicht generell natürlich, aber in diesem augenblick und in unserem kleinen kosmos, den wir in diesem moment hatten. und ich finde, dass das zu gutem sex dazugehört... dass man dem anderen das gefühl von absolutem begehrtsein gibt."
"ich begehre dich ja. sonst würden wir hier doch gar nicht sitzen. und du begehrst mich auch irgendwie, obwohl du wahrscheinlich manchmal denkst, ooohhh, schade, dass der keinen waschbrettbauch hat und nicht so ein kreuz wie das objekt und so schöne lange haare."
"nö. eigentlich nicht. wenn, dann vermisse ich das objekt eher dafür, was es mir an emotion vermitteln konnte. denn auch für das objekt war ich eine schöne frau. es stand extrem auf meine brüste und meinen arsch und hat mich beispielweise immer gern abgeschminkt, weil es mein gesicht so schön fand, auch ohne asiatische augen und trotz aknenarben."

der luxus-mann schaut mich konsterniert an:
"echt?"
ich haue den luxus-mann.
"ja, echt!"
"aua, warum haust du mich denn?"
"weil du so ein unsäglicher stoffel bist!"
"du weißt, ich kann halt nicht aus meiner haut."
"und trotzdem sitze ich bei dir hier und finde dich schön und begehrenswert."
"wirklich?"
der luxus-mann schaut immer verwirrter.

"naja, wir können schon mehr zärtlichkeiten einbauen, wenn du das jetzt willst", sagt er dann zögerlich.
"ey bitte! du hasst kuscheln, hast du mir gleich zu anfang gesagt."
"naja, so ganz stimmt das nicht. ich mag schon auch zärtlichkeiten, aber ich hab das bislang nur gemacht, wenn ich in die frau verliebt war."
"du hast mich aber auch schon gestreichelt."
"ja, so aus der laune heraus. aber du bist ja auch überhaupt nicht zärtlich zu mir!"
"klar. ich halte mich damit extrem zurück, weil du das voll ekelhaft und schleimig findest, wie du immer wieder sagtest."
"das stimmt so nicht."
"aber dann erzähl mir doch sowas nicht!"
"ich dachte halt, wenn ich zärtlich bin oder zärtlichkeiten erlaube, verliebst du dich in mich."
"aber wir sind schon sieben monate zusammen, was soll ich mich da verlieben? das ist allenfalls zu anfang möglich, wobei ich dir sagen kann, ich habe mich seit zehn jahren oder so nicht mehr verliebt. und mal ernsthaft, viele belanglose one night stands haben mich deutlich zärtlicher behandelt als du."

der luxus-mann schaut weg und denkt nach.
"vielleicht magst du ja einfach mal anfangen."
"hä?!"
"mit den zärtlichkeiten."
"so auf zwang und weil du denkst, ich erwarte sowas? neverever in my life."
"ich denke schon, dass ich das schön finden könnte."
jetzt ist es an mir, verwirrt zu schauen.
"du bist ganz schön widersprüchlich, und das, wo du doch immer so auf logik beharrst."
der luxus-mann schweigt.
ich trinke meinen wein aus.
"ich bin müde."
"willst du schlafen gehen?"
"ja, glaub schon. ich geh mal zähne putzen."

später im bett darf ich mich in die armbeuge des luxus-mannes kuscheln.
"und, ist das jetzt schlimm und schleimig?" frage ich.
der luxus-mann schüttelt den kopf.
dann küsst er mich und lässt seine lippen langsam tiefer wandern, zu meinen brüsten und danach zu meiner muschi.
"wo, womit hab ich das denn verdient", schnaufe ich, als ich gekommen bin.
der luxus-mann grinst verlegen, dann dreht er mich auf den bauch und beginnt, mich zu ficken.

am nächsten morgen wache ich schwer auf.
"boah, der wein hat mich gekillt."
"und ich, ich hab geträumt, mir sitzt eine frau im nacken und sagt immerzu: ich will kuscheln, ich will kuscheln!"
ich puffe den luxus-mann in die seite.
"und ich habe vom objekt geträumt", sage ich provokant. "von seinem geilen arsch und den langen haaren und ganz viel zärtlichkeit."
der luxus-mann beugt sich zu mir und beginnt, mir den hintern zu versohlen.
danach sind wir schon wieder angesext und setzen zum morgenfick an.
anschließend liegen wir aneinandergekuschelt da.
"iiihhh, total viel nähe", sage ich und rutsche theatralisch ein stück weg.

der luxus-mann steht schweigend auf und macht kaffee.
"bist du sauer", will ich wissen, als wir marmeladenbrote mümmeln.
"nee, kein bisschen", sagt der luxus-mann. "die börse macht nur gerade schon wieder mal nicht das, was günstig für mich wäre. ich muss gleich noch ein paar telefonate führen, das nervt mich."
da ich von swap-geschäften nicht viel verstehe, sage ich nichts, sondern schlüpfe in stiefel und mantel.
"bis morgen, mein hengst", sage ich und drücke dem luxus-mann einen kuss auf die wange.
"iiiiihhh, geh weg", lacht er und schiebt mich mit dem handy am ohr zur tür hinaus.


Sonntag, 23. Oktober 2016

männer, die auf eichhörnchen starren

die sonne scheint.
"wollen wir rausgehen", frage ich den luxus-mann, als wir gegen mittag aufwachen.
"gern", sagt er.
"ich will in den wohlerspark, eichhörnchen füttern", rutscht mir raus, was mir gleich darauf scheiße peinlich ist. kinder gehen eichhörnchen füttern, aber doch keine coolen partyschnecken! was der luxus-mann jetzt wohl von mir denkt?
doch der luxus-mann macht sich nicht lustig über mich:
"wo ist denn der park?"
"nicht weit von hier."
"ok, dann gehen wir mal dahin."

"du willst mit mir EICHHÖRNCHEN FÜTTERN?" hake ich ungläubig nach.
"warum nicht? was fressen die denn?", beginnt der luxus-mann in den schubladen zu wühlen. "ich glaube, ich habe keine nüsse und so kram."
"körner und saaten gehen auch. das sind quasi allesfresser."
"sonnenblumenkerne?"
"klar, die sind super."
"damit kann ich weiterhelfen."

und dann sitzen wir im park und bekommen tatsächlich auch die erhoffte gesellschaft der kleinen puschels. eines frisst mir sogar aus der hand.
"gott, ist das süß, ich will auch", sagt der luxus-mann und schüttelt sich sonnenblumenkerne in die hand.
andächtig verbringen wir so ein halbes stündchen, dann wird es kühl und es versammeln sich immer mehr tauben, die ebenfalls sonnenblumenkerne picken wollen.

"dafür, dass wir nicht verliebt sind, verstehen wir uns echt gut", sage ich und blinzle in die sonne.
"ja", stimmt mir der luxus-mann zu. "ich mags halt nur nicht, wenns so kompliziert wird. wenn du zum beispiel anfängst, mich verändern zu wollen."
"nein", sage ich, "das ist glaub ich nicht meine art. aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich nicht irgendwann anfange, dich zu lieben."
"damit hast du doch schon angefangen", sagt der luxus-mann gerade heraus.
eiskalt ertappt. ich schubse den luxus-mann.
"mann!" quengle ich scherzhaft.
"ach komm, da ist doch nichts schlimmes dran. das ist doch schön. und normal. und bleibt mit der zeit ja nicht aus, wenn man sich gut versteht und viel sex hat und zusammen zeit verbringt."

und ich sehe den luxus-mann zärtlich von der seite an und wage nicht nachzuhaken, was ich da zwischen den zeilen herauszuhören glaube.



Freitag, 21. Oktober 2016

mies sein

der luxus-mann ist krank. mannergrippe. aber er schlägt sich tapfer, jault nicht und hat auch verständnis dafür, dass ich mich angesichts des megastresses auf arbeit nicht der ansteckungsgefahr aussetzen will.

da wir uns nicht live haben, schon wieder geil bis zum anschlag sind und uns aber nicht sehen, kommt es schnell wieder zu auseinandersetzungen. altes thema: ich will ausgehen und der luxus-mann bringt doofe eifersüchtige sprüche. als ich richtig pissed bin und ihn anranze, ruft er an.

"ich reagiere ja nur, weil du so provozierst", rechtfertigt er sich.
"es versaut mir aber alles. ich überlege genau wie damals mit meinem ex, ob ich überhaupt noch weggehen soll, und hab eigentlich schon wieder überhaupt keinen bock, weil ich genau weiß, dass du wieder rumstresst."
"das soll so nicht sein", sagt der luxus-mann. "das verstehe ich."
"dann sei nicht immer so mies!"
"wieso mies?"
"na mies eben."
"ey, ich bin nicht mies! ich heitere dich so oft auf!"
"du bist mies!"

der luxus-mann seufzt.
"aber so nen kasper würdest du doch gar nicht ertragen.so jemand, der immer gut drauf ist und entspannt und immer einen fröhlichen spruch auf den lippen hat. das wäre dein tod."
ich überlege:
"ich weiß gar nicht, ob ich so jemanden schon mal hatte."
"kann ich mir nicht vorstellen. den hättest du auch zerstört."
ich muss lachen.
"ja, wahrscheinlich hätte ich ihm irgendwann gedroht, noch ein blöder witz, und ich bring mich um."
"nee. du bist viel subtiler. du hättest es geschafft, dass er irgendwann seinen frohsinn komplett verliert. und dann, just in dem moment, in dem er glaubt, er hätte jetzt endlich eine nähe zu dir geschaffen, sagst du ihm: verpiss dich, du langweilst mich."
ich muss noch mehr lachen, unfreiwillig, weil ich eigentlich noch sauer bin.
"du kennst mich verdammt gut."

wir kommen noch mal auf das thema eifersucht zu sprechen.
"sei einfach vorsichtiger mit dem, was du sagst", bittet mich der luxus-mann, "du weißt, ich wurde betrogen, wahrscheinlich sitzt mir das halt noch in den knochen. und du hast gewisse ähnlichkeiten mit der frau damals."
"du meinst, ich soll mich verstellen und immer so pseudofreundlich und rücksichtsvoll tun? das willst du nicht wirklich. und ich kanns nicht, dazu bin ich zu authentisch. und du brauchst das doch, dass dir jemand eben genau nicht in den arsch kriecht."
"stimmt, damit hast du recht."
"siehst du."

"und, gehst du jetzt noch aus?"
"weiß nicht, ist gerade so gemütlich. katze sitzt auf meinem schoß, schnurrt und ist so warm und kuschlig."
"wenn du gehst, erzähl mal, wies so war."
"ok. aber ich hab keinen bock, glaub ich."
"solange es nicht wegen mir ist."
"nein."
"gut. ich ruf dich morgen noch mal an, dann kannst du dir ja überlegen, ob wir uns noch sehen. ich würd dich ja gern mal wieder in den arsch ficken."
"wenns dir besser geht und ich nicht das seuchenschutzdezernat rufen muss..."
"du entscheidest, ok?"
"ja."
"dann bis morgen."
"bis morgen."



Donnerstag, 20. Oktober 2016

10 dinge, die ich an hamburg hasse

ich bin sozusagen wirtschaftsflüchtling und vor achteinhalb jahren von süddeutschland nach hamburg ausgewandert. des jobs und damals auch der liebe wegen. die liebe hat nicht lange gehalten und die liebe zum job hat sich nie so recht entwickelt. ähnlich ging es mir mit dieser stadt. trotzdem bin ich hier backengeblieben. warum, frage ich mich oft. es gibt doch so viel, was ich hier abgrundtief hasse.

1. alles penner oder was
die meisten hamburger sind freundlich. oberflächlich freundlich. doch loyalität in hamburg muss man suchen. mit der lupe. die malgucken- und kommichheutenichtkommichmorgen-mentalität herrscht allerortens. finde ich persönlich anstrengend. freunde finden? fehlanzeige. da hat uwe uns übrigens recht: ohne die menschen hier wäre diese stadt vielleicht etwas liebenswerter.

2. zwischen porsche und eierschaukel
zeigen, was man hat, am liebsten, indem man mit seinem polierten schlitten durch enge straßen schubbert. wer hier keinen porsche hat, fährt geländewagen. ist ja auch wichtig, gibt ja so viel gelände in hamburg. dabei spielt es keine rolle, ob man ein stressblinder businesshengst ist oder eine kleine mutti, die kaum übers lenkrad schauen kann. drinsitzen ist alles. auch wenn man eine viertelstunde braucht, um in die parklücke zu kommen. falls man denn eine findet.

3.der wohnungsmarkt
dazu muss man nicht viel sagen. jeder, der sich schon mal mit 100 anderen um eine überteuerte bruchbude gekloppt hat, weil andere bruchbuden genauso überteuert sind und ebenfalls mindestens 100 bewerber haben, weiß, wovon ich spreche. die oberen 10000 und unsere stadt interessiert das natürlich wenig. die haben geerbte pfeffersackimmobilien oder sind sonstwie reiche vollidioten.

4. der kiez
hier trifft sich, was zusammengehört: alkohol, dummheit, brutalität und reichlich kotze.

5. der hvv
undurchschaubares zonensystem, überteuerte preise und jedes jahr werden die fahrpreise hochgemogelt.3,20 € kostet mich aktuell eine einfach fahrt in die innenstadt - und ich wohne noch relativ zentral. wenn ich ausgehe, ist die hin- und rückfahrt oft teurer als der eintritt.

6. die bettelmafia
fußgänger müssen aufpassen, dass sie nicht stolpern, denn alle zehn meter sitzt ein zumeist südländischer oder osteuropäischer typ mit einem becher in der hand auf dem asphalt. anders als echte obdachlose hat er allenfalls eine decke oder eine tüte bei sich, kein umfangreiches gepäck. die mitglieder der bettelmafia sitzen da ausschließlich zu den ladenöffnungszeiten, als hätten sie einen 9-18-uhr-job. sie schreien ohne unterbrechung "dankäääbittäääädankääääbittääää" und fuchteln wild herum. die stadt interessiert das natürlich nicht, solange sich keiner in die luft sprengt und dabei irgendwas teures beschädigt.

7. fahrradverschleiß
man braucht rund alle 12 monate ein neues rad, weil das alte geklaut ist. die polizei schaut entspannt zu. als ich mal anzeige erstattete, erhielt ich nach nicht mal einer woche einen bescheid, dass der fall ad acta gelegt worden sei. da fühlt man sich super unterstützt. auch die idee mit der "fahrradstadt hamburg" wird derart stümperhaft umgesetzt, dass man sich fragt, ob irgendeiner von den heinis da schon mal in hamburg rad gefahren ist.die neuen zusätzlichen radwege werden zwar eifrig genutzt, allerdings vorzugsweise als park- und halteplätze sowie als abstellmöglichkeit für mülltonnen und umzugswagen.

8. weihrauch, viel weihrauch um nichts
alles muss auf hochglanz poliert sein und für das marketing der stadt herhalten. armut wird indes an den stadtrand gedrängt oder liegt auf alten matratzen in nach urin stinkenden nischen auf st. pauli.

9. fachärztemangel
sechs bis zwölf wochen wartezeit auf einen frauenarzt- oder orthopädentermin? normal. manchmal fliege ich in meine alte heimat, weil ich dort schneller einen termin bei meinen alten ärzten bekomme. auch kinderärzte sind angeblich so rar gesät, dass viele mütter mit ihren kranken kindern oftmals bis in den nächsten stadtteil fahren müssen.

10. wenig spaß für viel kohle
ein milchkaffe to go vier euro. schwimmbad zehn euro. gin tonic 8,50 euro.
zum vergleich die heimat: milchkaffee meist unter drei euro, schwimmbad 3,50 euro, gin tonic durchschnittlich 6,50 euro.

"warum bleibst du denn hier", fragt mich der luxus-mann.
"weils wo anders noch beschissener mit den jobs aussieht", sage ich.
"und wenn du woanders einen job bekämst?"
"dann wär ich weg hier."
"soso."
"aber im moment isses ja ganz ok. auch wegen dir."
"soso", schmunzelt der luxus-mann.
"du bist tatsächlich so ziemlich der einzige grund, warum ich mich nicht mit hochdruck hier wegbewerbe."
da schweigt der luxus-mann und grinst verhalten in sich hinein.
komplimente kann ich.



Mittwoch, 19. Oktober 2016

drei tage

... zurück und der nächste stress wegen eifersucht.
"du erinnerst mich unschön an einen meinen exfreunde", schreibe ich. "der war auch krankhaft eifersüchtig."
"ich bin nicht eifersüchtig!"
"dann haste halt komplexe, und glaub bloß nicht, dass das besser ist als eifersucht, im gegenteil."
maulmeckermotz.
dann schreibe ich gar nicht mehr, weil mir meine zeit zu schade ist.

ich werde mich da nie dran gewöhnen.

Dienstag, 18. Oktober 2016

happy again

sonntag, 23.30 uhr, schanze, luxus-wohnung. ein meer von kerzen empfängt mich.
der luxus-mann und ich stehen uns eine halbe sekunde lang gegenüber, grinsen wie bekloppt, dann knutsche ich den luxus-mann, der mich erst zögerlich und dann fester in den arm nimmt.
"ich hab noch nicht geduscht", wehrt der luxus-mann ab, als ich ihm in den schritt fasse.
"mir egal", antworte ich.
"ich habe 40 stunden reise hinter mir und gestern morgen zum letzten mal zähne geputzt."
ok, das ist ein argument.
"aber ich wünsche mir, dass du dich schon mal nackig machst und mich dann empfängst", bittet mich der luxus-mann.
"geht klar."

zehn minuten später stehen luxus-mann und luxus-latte im zimmer und fallen über mich her.
"ich kann mich nicht zurückhalten, ich komm gleich", stöhnt der luxus-mann nach wenigen sekunden.
"dann mach", sage ich. "ich nehms als kompliment."
und in diesem moment stößt der luxus-mann einen urschrei aus und klammert sich schmerzhaft an mich, um unter wilden zuckungen eine halbe ewigkeit lang abzuspritzen.
"wow", sage ich.
"uuaaahhaa", seufzt der luxus-mann. "das waren drei liter. mindestens."
ich merke, dass ich in einer klebrig-warmen pfütze liege.
"könnte hinkommen."
"oha", sage ich dann, denn auch die rote seidenbettwäsche hat einen großen nassen fleck.
"geh mal ins bad und mach dich sauber"; schlägt der luxus-mann vor. "ich wechsle derweil die bettwäsche."

"wann musst du morgen aufstehen", will der luxus-mann wissen.
"so um neun reicht, ich mach morgen homeoffice", sage ich.
"wie hast du das denn geschafft?"
"ich hab gelogen und gesagt, ich muss zum arzt und dass dann logistisch zu viel zeit frisst, wenn ich noch ins büro komme."
"du weißt, dass das ein kündigungsgrund wäre, wenn du erwischt wirst", mahnt mich der luxus-mann.
"hätt ich sagen sollen, ich will zuhause bleiben, weil mein mann wochenlang nicht da war und wir deswegen unbedingt die ganze nacht und den ganzen nächsten tag rammeln müssen?!"
der luxus-mann lacht.
"das wäre vermutlich auch nicht besonders karriereförderlich gewesen."
"guck mal, ich hab einfach meinen rechner mitgenommen, klinke mich morgen hier in dein wlan ein und arbeite, und du kannst ausschlafen. und wenn du aufwachst, dann stehen kaffee und frühstück auf dem tisch, und auch ich freue mich, wenn du dann rüberkommst und mich mit einem körperwarmen power-eiweißdrink versorgst. ist das ein guter plan oder ist das ein guter plan?"
"das ist ein super plan", findet der luxus-mann. "allerdings gibts kein frühstück, weil ich erst noch einkaufen muss."

ich flitze in den flur und hole meine tasche.
"tadadadadaaaaaaa!" rufe ich und lasse milch, brot, tee, butter, marmelade, frischkäse und gouda aufs bett rollen. "und obstsalat mit ganz viel ananas", ziehe ich zuletzt eine tüte mit einer schachtel geschnippelten frischobst aus der tasche.
"boah", sagt der luxus-mann nur.
"du darfst auch danke sagen"; sage ich.
"danke", ist der luxus-mann ganz verblüfft.
"nett von mir, finde ich", füge ich hinzu, weil der luxus-mann kein held im komplimente machen ist.
"wann hast du das alles gekauft?"
"gestern nacht, als ich vom meer zurückkam, da bin ich noch in den edeka am bahnhof gegangen."
"das ist doch viel zu teuer."
"theoretisch ja, praktisch hatte ich aber lust, dir was gutes zu tun."

"ich hab auch noch ein geschenk für dich", springt der luxus-mann auf.
"ohhhhhh."
"ja, freu dich mal nicht zu sehr, ich fands nicht so originell. ich wollte dir ursprünglich ein kleid kaufen, aber meine kumpels hatten nie bock zum shoppen. also ist es nur das da geworden."
der luxus-mann wirft mir ein t-shirt zu.
"das ist von so nem hexen-markt, ich fand, das passt zu dir."
auf dem schwarzen shirt ist eine hexe, die auf ihrem besen reitet.
"weil ich immer deinen besenstil reite, meinst du?" kichere ich.
"unter anderem."

ich falte das shirt auseinander.
"da steht s drin, aber es sieht riesig aus!"
"probiers mal an.
ich schlüpfe aus meiner bluse und in das shirt.
"geht", finde ich.
"bisschen weit", sagt der luxus-mann.
"kann man aber enger nähen."
"das sind amerikanische größen, da ist alles ein bisschen weiter", sagt der luxus-mann, "ich habe mir auch eins gekauft, das ist m, normalerweise habe ich l oder xl."
"ja, cool auf jeden fall, danke!"

es ist inzwischen zwei uhr nachts und wir legen uns schlafen. ich kann nicht anders und krieche ganz nah an den luxus-mann heran. der seufzt und löffelt mich dann.
"nerv ich dich", will ich wissen.
"nein", sagt der luxus-mann.
"nur weil du kuscheln ja nicht so gut abkannst."
"das ist schon okay so", sagt er und zieht mich fester an sich.
und zum ersten mal habe ich das gefühl, dass er das tut, weil er es auch will, wenigstens ein bisschen.


Samstag, 15. Oktober 2016

24 stunden

tick. TICK. TICK!
noch 24 stunden bis zum fick!

ich komme gerade vom werten herrn gibson von der ostsee, habe kino, kunst und kaffee hinter mir, geschlafen wie ein engel und eine anstrengende rückfahrt mit einer herde party-mongos knapp überlebt. was mich nicht davon abgehalten hat, um 22:30 uhr noch in den edeka zu stürmen und brot, milch, margarine und käse zu kaufen, wohl eingedenk der tatsache, dass der luxus-mann vor dem urlaub alles aufgebraucht und weggeworfen hat, was verfallen könnte.

ich bin so spießig, denke ich mir. ich wiederhole alte fehler: nett sein bedeutet für den mann, dich nicht mehr jagen zu müssen.
du bist so fürsorglich, hat das objekt einst gesagt.
aber vielleicht ist das ja der anfang.
der anfang einer liebe.

eigentlich hatte ich vorgehabt, party zu machen.
aber es nieselregnet. hmpf.
und auf der wunschparty hühnern zudem nur nerver rum. mindestens drei davon schleimen mich ständig voll.ein weiterer nervenstrapazierender kandidat könnte das objekt sein, und bei diesem speziellen event auch seine alte.
ganz schlecht für meine stimmung.
und dann ist v. nicht dabei, denn v. weilt derzeit in afrika.

und last but not least wie die katze sich freut, dass ich zuhause bin.
das muss ich unbedingt würdigen.




Mittwoch, 12. Oktober 2016

five fucking unfucked days left

der urlaub des luxus-mannes ist für uns bei wie ein marathon der geilheit. wir liegen hechelnd in den letzten zügen und warten darauf, dass sich unsere geschlechtsteile wieder vereinen können.

"kann vor lauter geilheit nicht mehr schlafen", schreibt mir der luxus-mann und gesteht mir, dass er eine dauerlatte hat, sobald er mal für ein paar minuten nicht erfolgreich abgelenkt ist.
"das ist so schlimm wie in meiner studentenzeit, da bin ich manchmal regelrecht die wände hochgegangen. ich dachte, das legt sich mal, aber offenbar nicht."

ich selbst sitze mit pulsierender muschi im büro und lasse meine gedanken luxus-schwänze auf den bildschirm malen.

fünf verfickte ungefickte tage noch.

und ich bete, dass meine tage nicht dazwischenkommen.
sonst sehe ich rot.

Sonntag, 9. Oktober 2016

antipole

nachdem wir bis zum gestrigen abend eine art fragilen waffenstillstand erreicht haben, gehe ich aus.
gegen zwei uhr nachts schickt mir der luxus-mann bilder von einem alten friedhof. ich freue mich.
"bin grad im club auf dem klo und hab deine bilder bekommen, cool, wär ich jetzt auch gern", schreibe ich.
"wo bist du denn", will der luxus-mann wissen.
ich verrate es ihm.
"und was machst du?"
"na pullern. und gin tonic trinken. melanie ist übrigens auch da und hat mich schon mit blicken getötet", schreibe ich weiter.
"und wen hast du hier so zur auswahl", fragt der luxus-mann, und ich merke nicht, in welche richtung die frage tendiert.
"ist proppenvoll, viele bekannte von mir da, ganz lustig", schreibe ich.
dann bricht die konversation ab.
ich denke mir nichts, schließlich ist der luxus-mann auf einem roadtrip, internet gibts nur streckenweise.

als ich später auf dem nachhauseweg in der bahn sitze, bekomme ich eine weitere nachricht:
"toll, jetzt amüsierst du dich wieder mit deinen schwänzen, schreibst mir das auch noch, ich hätte wirklich was anderes von dir erwartet."
"was hätte ich denn auf deine frage antworten sollen, deiner meinung nach?" frage ich zurück. "sowas wie: sind nur extrem hässliche menschen da, ich trink nur schnell mein wasser aus und fahre gleich nachhause?"
"nach deiner nachricht mit der geborgenheit, die du bei mir empfindest, hätte ich was anderes erwartet."
jetzt explodiere ich:
"pass mal auf, im gegensatz zu dir habe ich wenigstens noch nie stundenlang mit beinahe-fickern geflirtet, während du nebendran standest, und hinterher noch von denen geschwärmt! sowas habe ich noch nicht mal in deiner abwesenheit gebracht! und ich bin so blöde und lass dich das alles gewähren, weil ich will, dass du glücklich und frei bist, und ich kann nicht mal einen abend genießen, an dem gar nichts passiert, weil du mir das alles mies machst. aber ich werde dich dran erinnern, wenn du das nächste mal wieder mit der intriganten schlampe melanie rumstehst und ihr die hand auf den arsch packst!"
schweigen im walde, dann:
"du verstehst mich einfach nicht."

ich gehe ins bett. so wütend, dass ich nicht schlafen kann.
gegen acht uhr morgens gehe ich noch mal online, und sehe, dass der luxus-mann offenbar auch noch wach ist. also tippe ich ihm noch ein paar zeilen:
"ich schlage vor, wir halten den ball mal besser flach, bis wir uns wiederhaben. das ist alles so unerquicklich, ich bin so sauer auf dich, dass ich nicht pennen kann, aber ich bin es auch echt leid, dieses ewige streiten, ich will das nicht. aber manchmal sind wir wie antipole."
"ich glaube, wir texten auch gerade viel aneinander vorbei", kommt zurück. "und übrigens bin ich nicht eifersüchtig. aber du bist mir halt nicht egal."

klar, gar nicht eifersüchtig. nicht mal ein klitzekleines bisschen.
aber zu lesen, dass ich ihm nicht egal bin, das tut gut. das zu schreiben ist ihm garantiert nicht leicht gefallen.
"du bist mir auch nicht egal", schreibe ich zurück.
der luxus-mann schickt ein sternchen und einen kuss.
"dann schlaf jetzt und sei nicht mehr sauer."



Samstag, 8. Oktober 2016

ab in die nacht

funkstille seit gestern nacht.
ich hab das große leckmichamarsch.
einigelphase.
soller doch schmollen.

arbeiten für das nächste freie projekt. es macht spaß.
wohnung putzen.
laufrunde durch laub.
bekatzen. kitty hält zu mir und schmust mich, als wäre ich der einzige mensch auf der welt. bin ich vermutlich auch für sie.

jetzt erstmal tanzen.
eigentlich habe ich keine lust.
aber mir steht der sinn nach zerstreuung.


Freitag, 7. Oktober 2016

stellenwert

"wenn ich am nächsten sonntag endlich wieder alleine in meiner wohnung bin, kann ich mich vermutlich nicht zurückhalten" schreibt der luxus-mann, nachdem wir uns sexuell mal wieder hochgeschaukelt haben.
"ist das ein dezenter hinweis, dass ich dich vom flughafen abholen soll?" frage ich stolz.
"da hab ich dran gedacht und du hoffentlich auch."
herzflimmern.

doch der luxus-mann wendet ein:
"aber am flughafen sind zu viele leute."
ich denke nach. wie meint er das? dass er so scharf ist und mich gleich in der menge poppen will?
wohl kaum.
ich denke weiter nach, dann fällt mir ein, dass ja seine freunde dabei sind. das kann ich mir nicht vorstellen, dass ihm das unangenehm ist, denke ich.
"ist dir jetzt aber nicht peinlich wegen deinen kumpels", frage ich.
"doch", schreibt er zurück.

mein herzflimmern setzt abrupt aus.
er schämt sich für mich?!
"du kannst ja so gegen mitternacht zu mir nachhause kommen", schlägt der luxus-mann vor.
bewerte das jetzt nicht über, versucht mich die vernunft noch zu bremsen.
doch es ist schon geschrieben.
"für einen mann, der sich für eine attraktive und intelligente frau wie mich schämt, opfere ich doch keinen schlaf."

wämmbämm.
funkstille.

doch ich konnte nicht anders, ich bin verletzt. man kann diskutieren, ob man sich davon verletzt fühlen muss. vielleicht gibt es frauen, denen das nichts ausmacht. aber mir macht es was aus, und der luxus-mann kennt mich gut genug um wissen, dass es mich verletzt.


Donnerstag, 6. Oktober 2016

whatssex

ich schicke dem luxus-mann aus dem büro ein foto meiner mies gelaunten morgenfresse.
"morgenfresse for you. du wirst vermisst."
"schick mal lieber ein vorfreude-bild", fordert mich der luxus-mann auf und schickt statt eines smilies eine banane mit.
"hab grad keine banane zur hand."
"du missinterpretierst das alles, was ich hier so konstruktiv vorschlage!" kommt zurück.

da ich im büro einen playboy auf dem schreibtisch liegen habe, kommt mir eine idee. ich fotografiere den ausklappbaren fototeil, schneide das nacktmodell auf die körperpartie zwischen unterem brustansatz und knien zurecht und retuschiere die blonden haarsträhnen weg. dann schicke ich es ab:
"die kollegen haben ein bisschen dumm geschaut, aber du warst ja anders nicht zufriedenzustellen."

die reaktion ist amüsant:
"hast du das jetzt echt im büro gemacht?" schreibt mir der luxus-mann.
"ja klar, oder meinst du, ich bin um 12 uhr schon zuhause?"
nachdenkliches schweigen am anderen ende der welt.
"also ich war halt auf dem klo zum knipsen", schiebe ich nach.
"achso", kommt dann, und:
"mir wärs aber lieber, du würdest mich nicht scharf machen. sonst wacht mein kumpel morgen mit nem nassen rücken auf."

ich kringle mich.
"das bild ist aus dem playboy abfotografiert!"
schweigen.
"du hast nicht wirklich geglaubt, dass ich das bin? gut, kleine titten und die taille ist auch ähnlich schwach ausgeprägt wie bei mir, aber die haut ist doch viel dunkler als meine."
schweigen.

später zuhause:
"können wir bitte aufhören, über sex zu reden? erzähl mir was übers wetter in hamburg."
ich kichere:
"im leben nicht. ich freu mich nen keks, wenn du jetzt mit latte rumsitzt und nicht weißt, wohin damit."
"morgens ist das inzwischen richtig schlimm", gibt der luxus-mann zu. "die zumutbare asexuelle phase ist definitiv überschritten."
"vielleicht gehts ja deinen kumpels ähnlich, geht doch mal in nen puff", schlag ich vor.
"nee. beam dich lieber mal rüber."
"wenn du mir ein bild von deiner latte schickst."
"ey, ich sitz im auto! mein kumpel sitzt neben mir!"
"du kannst auch zwei latten schicken."
"haha. wenn ich wieder da bin, muss ich dich erstmal bestrafen und schänden."
"klingt verheißungsvoll."
"dann schlaf mal gut und träum feucht."
"ebenfalls."

Dienstag, 4. Oktober 2016

besetzt

am samstag stehe ich im club, als mich ein typ - ungefähr in meinem alter und im curt cobain-look - anspricht.
"hey, ich kenn dich doch aus dem docks!"
ich gucke verständnislos.
"im docks war ich zum letzten mal vor sechs jahren."
der typ ist irritiert.
"doch, letztes jahr im frühjahr, da haben archive gespielt!"
"archive haben in der freiheit gespielt. da war ich tatsächlich."
"stimmt! du standest eine weile neben mir und bist dann gegangen."
"ja, neben mir stand so eine gruppe von idioten, die die ganze zeit gequasselt haben, das hat mich gestört."
curt guckt betreten.
"das waren meine kumpels. die waren damals schon ziemlich hacke. ist mir aber auch unangenehm aufgefallen. tut mir echt leid."
"ist verjährt", sage ich großzügig. "aber damals hab ich mich tierisch geärgert."
"sorry, echt, ich fand das auch ziemlich daneben, wie die sich aufgeführt haben."
"schon gut."

"trinkst du was mit", frage ich und ordere ein bier.
"ich trinke keinen alkohol", sagt curt.
"oh."
"ja, ich weiß."
"beneidenswert."
"warum? ist manchmal ziemlich schwierig, die ganzen besoffenen leute nüchtern zu ertragen."
"glaub ich dir. fällt mir besoffen schon schwer."

curt geht zur toilette. ich checke das handy. der luxus-mann hat geschrieben und ist auch gerade online.
"was für ein tier bin ich für dich", hatte ich ihn gefragt.
"ein karnickel", schreibt er nun zurück. "das sich am liebsten den ganzen tag von der ganzen herde durchnehmen lässt."
"dann bist du n rammler", antworte ich. "der super-rammler."
"gar nicht", schreibt er zurück.
"wohl!"
"gar nicht!" und es folgen ein paar wut-smilies, aber ein zwinker-smilie am ende.

curt kommt zurück. wir setzen uns in die sofalandschaft. es stellt sich raus, dass er ganz passend zu seinem nirvanaesken äußeren in der musikbranche arbeitet. ich erzähle aus meiner zeit in der musikredaktion und wir landen beim thema "miese bezahlung für viel arbeit", was wohl auch im musikvertrieb so zu sein scheint.
"schreibst du noch über musik?" will er wissen.
"nee. hab mich mit dem ressortleiter angelegt, dem passte mein musikgeschmack nicht."
"die wollten nur mainstream?"
"exakt. also es stellte sich eher so hintenrum heraus. erst hieß es, alles erwünscht, völlige thematische freiheit, und dann wurde es einfach nicht gedruckt. und dann hast du dir nen ganzen tag arbeit gemacht und bekommst nicht einen cent."
"das kann ich mir bei einer so großen zeitung gar nicht vorstellen."
"doch. das sind geschmacksfaschisten. reaktionär im inhalt, aber sehr fortschrittlich in der ausbeute der mitarbeiter. und für sowas arbeite ich nicht. ich bin dann woanders im filmressort eingestiegen und habe da zwei jahre hin und wieder gearbeitet."
"auch cool."
"ja, gibt auch nur sehr wenig kohle, aber man kommt wenigstens immer kostenlos ins kino. und kriegt jede menge goodies. ich hatte so viele 3d-brillen, das kannst du dir nicht vorstellen, ich hab da neulich einen ganzen haufen weggeschmissen."

irgendwann ist es sechs uhr morgens.
"wir schließen!" ruft der barkeeper.
dann stehen wir auf der straße.
"sehen wir uns mal?" fragt mich curt.
"können wir gern machen", sage ich. "aber ich habe so was ähnliches wie einen freund, der mir ziemlich am herzen liegt."
curt überlegt kurz.
"mit dir kann man sich gut unterhalten, ich fände das daher trotzdem schön."
"in ordnung. ich will dir bloß kein falschen hoffnungen machen."
"ist angekommen", sagt curt etwas zerknirscht, gibt mir dann aber seine telefonnummer.

zuhause schreibe ich dem luxus-mann:
"habe einen typ kennen gelernt! mit LANGEN haaren, so wie mein ex, den du so schön findest. aber ich habe ihm dann gleich deutlich gemacht, dass er gegen dich super-rammler keine chance hat."
als antwort bekomme ich ein selfie: der luxus-mann im luxus-bett seines luxus-hotels, grinsend, mit daumen hoch.


Samstag, 1. Oktober 2016

vermissen

samstag. müde. für nicht viel zu begeistern.
wohnung feudeln.
kleine runde laufen.
haare nachtünchen.
katze betüddeln.

etwas fehlt.
das pling. die nachricht: wann kommt du vorbei? wollen wir weggehen? oder nur vögeln?

hin und wieder plingt es doch.
immer dann, wenn der luxus-mann in einer wlan-zone steht.
bilder bekomme ich und freche nachrichten.

an den bildern kann ich mich nicht sattsehen.
besitzerstolz: was ein hübscher mann. und wie jung er aussieht für sein alter!
ganz warm ist mir dann ums herz.
und kurz drauf kalt vor schreck, wenn ich merke, wie sehr ich mich an diesen menschen gewöhnt habe.

ich habe sorge.
dass er bei einem attentat ums leben kommen könnte.
dass sein flieger abstürzt.
dass er aufgrund seiner ungünstigen gesundheitlichen disposition einen herzinfarkt bekommen könnte.
und muss ein bisschen schmunzeln, weil ich mir vorkomme wie eine mutti, die angst um ihr schulkind hat.

ich habe keine lust auszugehen, werde es nun aber doch noch tun.
ein stündchen unter menschen.
nicht allein saufen.
und weil, wenn ich zurückkomme, auch es auch am anderen ende der welt langsam nacht wird und der luxus-mann vorm zubettgehen bestimmt noch mal eine nachricht schickt.