Dienstag, 1. Januar 2019

neujahrsnacht

kurz nach ein uhr, sobald die kacknasen da draußen die meisten ihrer dämlichen böller verschleudert haben, begebe ich mich zur bushaltestelle, um den luxus-mann später auf einer party zu treffen.
mitten auf der strecke bekommt der bus plötzlich probleme, die türen lassen sich nicht mehr öffnen. ein toller start ins neue jahr, seufze ich genervt im stillen und verlasse dann wie geheißen mit den anderen fahrgästen den kaputten bus.

unter besagten fahrgästen ist auch t., der beste objekt-freund. ich habe ihn ewigkeiten nicht mehr gesehen, aber wir waren auch nie eng befreundet. wir grüßen uns und wünschen einander ein gutes neues jahr. natürlich frage ich nach dem objekt, von dem ich nun seit rund anderthalb jahren nichts mehr gehört habe.

"leider geht es ihm gar nicht gut", setzt t. an.
bitte sag, dass er sich von der gespielin getrennt hat und weggezogen ist, bettle ich innerlich, oder sonst irgendeine harmlose erklärung. doch dann erfahre ich, dass das objekt im sommer 2017 einen sehr schweren unfall hatte. seither liegt es im krankenhaus und es sieht düster aus. die hoffnung auf ein halbwegs normales leben ist minimal.

das erste perverse gefühl ist erleichterung: endlich gibt es eine eindeutige erklärung für das objektive verschwinden, und das beste: es ist nicht meine schuld.
das zweite gefühl ist kein gefühl, sondern der schock. ich merke, wie ich unkontrolliert zu zittern beginne. meine beine gehorchen mir kaum mehr, ich taumle. die nachricht haut mich um.
das dritte, was ich empfinde, ist hilflosigkeit: was darf man in so einer situation einen bekannten, mit dem man nicht befreundet war, der aber ein freund der konkurrentin ist, überhaupt fragen? t. ist auf dem weg zu einer anderen party, unsere gemeinsame wegstrecke beträgt wenige minuten.

"kann ich... darf ich dich hin und wieder anfunken und fragen, wie es ihm geht?", bettle ich irgendwann total bescheuert.
t. nickt, möglicherweise wohlwissend, dass ich ihn mangels nummer gar nicht anfunken kann, wie mir hinterher auffällt.
"wobei es da nicht viel fortschritte oder sowas geben wird", sagt er.
"und sag ihm bitte... sag ihm alles liebe und gute von mir, wenn du ihn siehst, ginge das?" stammle ich.
t. sichert es mir zu, aber ich kann nicht einschätzen, ob er es tun wird. die konstellation ist denkbar ungünstig.

dann trennen uns unsere wege und ich muss weiter zu meiner party, obwohl ich mich jetzt am liebsten verkriechen würde. in mir herrscht ein tsunami der emotionen und gedanken, die allesamt nichts mit silvester, feiern und guter laune zu tun haben.

auf der party stehe ich total neben mir und rede nur dummes, unzusammenhängendes zeug. der luxus-mann ist besoffen und baggert an einer blonden frau herum.
irgendwann nehme ich ihn einfach beiseite.
"kannst du zuhören?"
der luxus-mann denkt, ich sei sauer wegen seiner baggerei, aber es gibt wenig, was mich gerade weiter peripher tangieren würde. er nickt also und ist trotz pegel ganz ohr.
dann erzähle ich ihm einfach alles.
"das ist krass", sagt er dann ernst. "das ist so mega krass, das ist wirklich ein unfassbares unglück."
er nimmt mich kurz in den arm.
"das tut mir leid für dich. und natürlich auch für ihn und seine freundin. das muss wirklich furchtbar schwer sein."

und im arm meines mannes kommen mir zum ersten mal die tränen.

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