der luxus-mann ist ein wenig etepetete. er kann unter anderem nicht frühstücken, ohne immer wieder zwischendurch aufzuspringen, um imaginäre flecken am herd, kühlschrank oder auf dem boden wegzuwischen.
"das macht mich ganz unruhig", behauptet er, wenn ich lache und sage, da war doch nix.
"du BIST grundsätzlich unruhig", widerspreche ich. "du musst dein inneres chaos durch immensen aufwand an äußerer ordnung unterdrücken."
zu den schlimmsten dingen, die sich der luxus-mann vorstellen kann, zählen neben blut und weiblichen exkrementen haare, die sich nicht mehr fest auf dem kopf befinden, sondern irgendwo in der gegend rum(f)liegen. sie werden einzeln mit spitzen fingern aufgesammelt und dann voller ekel zum abfalleimer getragen.
auch heute, als er im kinderzimmer das bett macht, findet er ein blondes haar seiner tochter auf dem kopfkissen. er übergibt es mir so vorsichtig wie eine dicke haarige vogelspinne und sagt:
"bringst du das bitte mal raus?"
"du bist total neurotisch", finde ich.
"gar nicht", sagt er. "ich mag es halt nur ordentlich."
"ich lass dich mal bei mir einzeln haare aufsammeln", sage ich. "mit meiner katze wirst du da in zwei jahren nicht mit fertig."
"das ist ja auch total widerlich. auf deinem sofa kann man nicht sitzen."
"jedenfalls werden wir nie zusammenleben", resümiere ich von zeit zu zeit.
"warum denn nicht", ist der luxus-mann dann immer erstaunt, "wir verstehen uns doch."
"neurotische männer mit putzfimmel hatte ich schon."
"ach ja?"
"ein exfreund von mir hat immer völlig konsterniert fast jeden abend an seinen küchenschränken rumgeschrubbt, weil er sich einbildete, da meine fingerspuren drauf zu sehen. ich meine, jut, kommt mal vor, aber ich war immer den ganzen tag auf arbeit und kam echt spät nachhause. also wenn dann warens bestimmt eher seine, aber ich wurde dafür angemault, so, als hätte ich mit voller absicht auf den teppich gekackt oder ähnliches."
"ich kann das verstehen, der ist eben auch ordentlich oder vielleicht ein bisschen spießig, so wie ich."
"der hatte ne meise, so wie du. aber wenigstens nimmst du dich dabei nicht so furchtbar wichtig, das ist schon mal ein anfang."
"und wie war das beim objekt, deinem über alles geliebten gott?" zieht mich der luxus-mann auf.
"das war eher unordentlich. sogar zu unordentlich für mich. außer was kochen und wäschewaschen betraf hat das mit dem haushalt bei ihm nicht so gut geklappt."
"aber mit dem wärst du zusammenzogen?"
"zumindest hat es genauso viele haare auf dem kopfkissen und im bad produziert wie ich und trotzdem keinen hysterischen anfall deswegen bekommen."
"ich bin kein bisschen hysterisch!"
"du müsstest dein gesicht mal sehen, wenn du so ein kleines haar zwischen den fingern hast! also wärs eine dicke, fette kakerlake oder sowas!"
jetzt muss der luxus-mann doch lachen.
"na gut, vielleicht hat mich meine mutter ein bisschen zu sehr geprägt."
"aber hallo. du BIST deine mutter."
"meine mudda!" kichert der luxus-mann.
"jawoll. deine mudda!"
dann machen wir zusammen das bett.
"die kante von der dicken decke darf nicht so weit über der von der dünnen liegen", kritisiert mich der luxus-mann.
ich seufze und lege die decken so zusammen, dass sie sich berühren, ohne einander zu überlappen.
"ein bisschen darf das schon so", beginnt der luxus-mann da mein korrigiertes deckenwerk wieder auseinanderzufalten.
er wurschelt eine weile herum und zeigt dann auf die fertig zusammengelegten decken.
"guck, die müssen PARALLEL sein! sonst schaut das doch nicht aus! und den reißverschluss darf man auch nicht sehen!"
"wie hast dus eigentlich geschafft, mit deinen anderen frauen hier zusammenleben?" frage ich.
"ach, die haben auch immer chaos gemacht. egal, wie oft ich gesagt habe, das muss so und so."
"warum überrascht mich das jetzt nicht?"
der luxus-mann schaut mich liebevoll an. er hat mich aufgezogen, begreife ich.
"du bist schon ganz ok so", sagt er dann. "und schlau und lernfähig. du handelst das schon mit mir."
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