Mittwoch, 2. Januar 2019

mama

heute habe ich allen mut zusammengenommen, die telefonnummer der objekt-mama recherchiert und einfach angerufen.

die objekt-mama ist so freundlich und offen wie das objekt selbst. obwohl sie mich nicht kennt, erzählt sie mir die ganze geschichte, die so ziemlich das grausamste ist, was man sich beim thema "schwerer unfall" vorstellen kann.

kein eigenverschulden.
schwerste hirnverletzungen, keine langzeit-prognose möglich.
künstliche ernährung, dahinvegetieren von lungenentzündung zu lungenentzünung, unter morphium und andere medikamenten.
lebendig begraben im eigenen körper.

am ende weinen wir beide.

"kann ich ihn mal besuchen, was meinen sie, ist das möglich?" frage ich, als ich mich wieder gefangen habe.
die objekt-mama hat nichts dagegen, ganz im gegenteil, da sie findet, dass besuch ihrem sohn gut tut und er sich immer freut. ich könne gerne mit ihnen mitkommen. sie weist allerdings darauf hin, dass die gespielin jetzt das sorgerecht hat und darüber entscheiden muss.

schlechte karten für mich, denn die gespielin, der ich immer ein dorn im auge war, wird besuche meinerseits mit gewissheit verhindern.heimlich in die klinik schleichen schließe ich für mich aus, da die objekt-mama erzählt, dass die gespielin jeden tag da ist.

die objekt-mama verspricht mir, bei der gespielin ein gutes wort für mich einzulegen und erlaubt mir, dass ich sie jederzeit anrufen darf. ich bin ihr so dankbar wie schon lange keinem menschen mehr.

später ruft der luxus-mann und fragt tatsächlich, wie es mir geht. ich kann mich nicht erinnern, dass er mir diese frage schon einmal gestellt hat.






18 Kommentare:

  1. Was kann man sagen? Was kann man Dir sagen in so einem Moment? Ich weiß es grad wirklich nicht - und wenn ich selbst eine solche Situation noch nicht erleben musste - so kann ich Dir ein Stück weit nachempfinden, wie Du Dich fühlen musst.
    Ich wünsche Dir wirklich ganz sehr, dass Du ihn sehen, dass Du ihn besuchen darfst. Dass Du mit ihm sprechen darfst - und dass er spürt, dass Du da bist.
    Ich wünsche Dir ganz sehr, dass die Gespielin über allem steht, das einmal war - und Dich zu ihm lässt. Denn jetzt und hier.. geht es nur um ihn.
    Und ich glaube wirklich daran, dass er Dich spüren wird. So wie jeden einzelnen, der da ist. Er wird es wissen.

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    1. danke. ich bin mir sicher, dass er sich freuen würde, wenn ich da wäre.
      ich glaube aber nicht, dass es klappt.

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    2. ich würde es mir wünschen und ich könnte mir vorstellen, dass er es auch wollen würde.

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  2. Oh, liebe Morphine, wie schrecklich, wie traurig, wie unfassbar … mir fehlen die Worte. Wir kennen uns nicht, aber ich denk an Dich und bin in Deinem Schmerz ein kleines bisschen an Deiner Seite, wenn ich darf. C.

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  3. Das tut mir so Leid! Als hättest Du schon eine Ahnung gehabt, als Du den Artikel übers Sterben schriebest. Zuerst dachte ich, es handelt sich um Fiktion der Dramaturgie Willen, oder die Beschreibung eines Albtraums. Da es sich wohl um die brutale Realität handelt, fühle Dich virtuell umarmt. Ich denke an Dich, LG

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    1. für mich ist es glaub ich schlimmer als wenn er tot wäre.

      ich habe immer gespürt, dass etwas nicht stimmt, nun ist es brutale gewissheit.

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  4. oh mein Gott. mir fehlen die worte. das ist ja wirklich der absolute worst case.

    fühle dich umarmt. ich hoffe, Du kannst ihn besuchen.

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    1. sieht schlecht aus. die mama hat mir zwar die handynummer der gespielin gegeben und ich habe sie regelrecht angefleht, doch dem objekt zuliebe jetzt das kriegsbeil zu begraben, aber sie ignoriert das weg.

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    2. der luxus-mann hat mich dafür ausgelacht. er meinte, er würde auch keinem typen erlauben, seine frau in so einem fall zu besuchen, wenn der mal was mit ihr hatte.
      seh ich das so falsch? ich bin ja total überzeugt davon, dass ich dem luxus-mann in dieser situation alles ermöglichen würde, was ihn irgendwie glücklich machen könnte.

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    3. Ich denke nicht, dass Du das falsch siehst.
      Mein Mann würde es auch niemandem erlauben - und.. ich bin ehrlich: Ich wüsste auch nicht sicher, wie ich mich in so einem Moment verhalten würde.
      Andererseits.. muss man sich auch immer wieder sagen: Niemand ist der Besitz eines anderen. Niemand..

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    4. nein, absolut nicht. ich verstehe es vollkommen, dass sie irgendwie sauer ist - sie verlässt sich ja was mich betrifft rein auf informationen aus der gerüchteküche. die hat natürlich damals vor 4-5 jahren gebrodelt und sie hat sich dafür entschieden, das so zu glauben und weder das objekt noch mich je zur rede zu stellen. ich selbst weiß gar nicht mal, was sie da für wilde vorstellungen hat. aber die müssen schon heftig sein.

      allerdings kann doch in so einer situation nicht kleinliche rache vor dem wohl und wünschen des parterns stehen und ihm vorenthalten, was ihn erfreuen und vielleicht so sogar zu seiner genesung beitragen könnte. selbst wenn ich richtig richtig sauer wäre, wäre ich doch nicht so dumm, dass ich die lage dazu nutze, um sowohl der anderen als auch dem objekt eine auszuwischen. das wäre schon ziemlich abartig.

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  5. Hallo Morphine,
    ich sehe das wie du - in so einem Fall sollte jeder seine eigenen Animositäten und Vorbehalte hinten anstellen und nur das Wohl des Patienten im Blick haben und sowieso alles tun was dem Objekt auch nur Ansatzweise gut tun könnte.
    Alles andere finde ich ziemlich übel und ziemlich egoistisch.
    Ich würde mir was überlegen wie ich dennoch mit dem Objekt Kontakt aufnehmen könnte.
    Wie wäre es z.b. damit der Objekt-Mama eine Sprachnachricht mitzugeben?

    Ich denke an dich und das Objekt - fühl dich bitte ganz lieb umarmt

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    1. ich werde jedenfalls nichts unversucht lassen. nichts wäre schlimmer, als wenn es sich irgendwann an mich erinnert und sich fragt, warum ich es habe fallen lassen, als es durch die hölle gehen musste.
      ich habe gestern lange mit der lederjacke gesprochen, die sich als mensch im sozialen beruf auch gut mit den juristischen regelungen auskennt. sie sagte mir, die gespielin könne nicht vormund sein, sondern nur gesetzliche betreuerin, weshalb sie dem objekt auch keine vorschriften machen kann. die lederjacke riet mir, mich an die mama zu halten und es mich mit der auch nicht zu verscheißen, indem ich irgendwelche alleingänge wage.
      so werde ich das nun auch machen. da der gespielin ihre persönliche rache an mir offenbar wichtiger ist als ihr mann, werde ich die mama irgendwann demnächst mal fragen, ob ich entweder einen brief schreiben darf, den sie dem objekt dann vorliest, oder ob ich vielleicht wie du auch vorgeschlagen hast, eine sprachnachricht aufzeichne. entweder oder, je nachdem, ob die mama ein entsprechendes handy hat oder nicht. das sind ja ältere leute, ich will ihnen in der schweren lage nicht auch noch probleme durch technische herausforderungen bereiten.

      außerdem habe ich mir überlegt, dass ich den eltern anbieten werde, dass wir uns mal treffen. dann haben sie ein gesicht zu der anruferin und ich kann ihnen vom objekt erzählen, wie ich es kenne und ihnen vielleicht so ein stückchen von ihrem sohn zurückgeben.

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  6. Rührt mich sehr an wie mitfühlend du dich gegenüber dem Objekt und seine Eltern empfindest.
    Ich finde das sehr schön und mitfühlend auch den Eltern durch diese schwere Zeit zu helfen.
    Die Idee ihnen so ein Stück von ihrem Sohn zurück zu geben finde ich klasse.
    Ich denke auch dass es hilft wenn dich die Eltern persönlich kennen lernen - das öffnet oft sonst verschlossene Türen.
    Du hast recht - Alleingänge bringen hier gar nichts.
    Für eine Sprachnachricht könntest du auch ein Diktiergerät oder eventuell einen alten Kasettenrekorder benutzen - damit kommen die Objekteltern bestimmt klar.

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  7. für mich sind seine eltern jetzt halt auch ein teil von ihm, insbesondere seine mutter, zu der er ein ganz gutes verhältnis hatte. das ist wie mit seinem sohn (da muss ich auch unbedingt mal nachfragen, wie der das verkraftet - das objekt wollte sowieso immer, dass ich mich ein bisschen um den sohnemann kümmere, falls ihm mal was passiert). sein sohn war auch immer so wie ein körperteil von ihm.

    ein diktiergerät habe ich sogar noch. kassette ist leider tot.

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  8. Ich weiß, die Geschichte ist asbach-uralt, leider habe ich sie erst jetzt gelesen.
    Mein Mann hat mich auch betrogen. Zwei Mal, einmal davon während der Schwangerschaft. (Obwohl ich trotz der physischen Verfassung für seine "sexuelle Ausgeglichenheit" gesorgt habe. Im Nachhinein kann ich nur sagen 🤢🤮)
    Es hat mich so getroffen, so verletzt, dass ich einen Besuch seiner beiden Geliebten niemals hätte tolerieren können.
    Viele Jahre hat es gedauert, bis ich es überwunden habe und der Sex mit ihm hat bei mir keinerlei Empfindungen ausgelöst, was ich ihm jedoch verschwiegen habe.
    Je tiefer man liebt, umso mehr verletzt es ...

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    1. betrügen während der schwangerschaft fände ich wahrscheinlich auch schlimm. (ich sage wahrscheinlich, weil ich ja keine kinder habe und es nicht erlebt habe.)

      in unserem fall verhält sich das alles ein wenig anders und sehr unklassisch. das objekt war immer ein polysexueller mensch. unsere affaire begann lange zeit vor seinem geschnacksel mit der frau, die ich gespielin nenne. die bezeichnung ist übrigens nicht grundlos, auch nachdem die beiden irgendwann zusammengezogen sind, hatten sie keine feste beziehung (zumindest nach objekt-aussage, was sie dachte, weiß ich natürlich nicht).

      die gespielin wusste zu jedem zeitpunkt, worauf sie sich einlässt. sie selbst hat das objekt erobert, indem sie die frau, die ihm eine zeitlang viel bedeutet hatte, mit einem miesen trick ausgebootet hat. sie wusste auch, dass ich etwas mit dem objekt am laufen habe - noch bevor sie es überhaupt kennen gelernt hat. d.h. wenn man von betrügen sprechen möchte, wurde ich zuerst betrogen.

      das tue ich aber nicht, wenn ich weiß, mein partner liebt viele frauen und hat mit keiner eine klassische beziehung. klar ist man mal eifersüchtig, aber das schluckt man dann runter.

      möglicherweise unterlief der gespielin ein berühmter fehler vieler frauen: sie hat vermutlich gedacht, das objekt ändert sich irgendwann für sie aus liebe. (wir wissen alle, wie realistisch so etwas ist.)

      naja, es ist ja wie gesagt lange her. sobald sich abgezeichnet hatte, dass das mit objekt nichts mehr wird, hat sich die gespielin auch schnell getröstet. einerseits kann ich das verstehen, anderseits sage ich dann auch: so groß war die liebe wohl doch nicht.

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.