Samstag, 27. August 2016

sommernachtstraum

weil der luxus-mann noch urlaub hat und es richtig heiß ist, beschließen wir, zur alster zu radeln. in harvestehude packen wir uns auf die wiese, genießen die sonne, lesen und spielen ein bisschen schach.
mittendrin fällt mir auf, wie wohl ich mich inzwischen mit dem luxus-mann fühle und dass sich so etwas wie vertrauen eingeschlichen hat. kurzzeitig beunruhigt mich der gedanke.

"ist was, gehts dir gut?" fragt der luxus-mann und schaut mich prüfend aus seinen ultrablauen augen an.
"nein, mir gehts gut", sage ich. "richtig gut sogar."
"wollen wir gleich was essen gehen? es ist schon sechs", schlägt der luxus-mann vor.
"aber nur was kleines, es ist so heiß, so viel hunger hab ich nicht."
"wir könnten nen salat essen. ich will auch nicht so viel fressen. irgendwas gesundes ohne kohlenhydrate."
"auja. wo?"
"wir gucken einfach mal irgendwo in der schanze. wo ein platz frei ist. wird eh alles voll sein heute."

wir schwingen uns auf die räder und strampeln zurück. an einer kreuzung halten wir an der ampel.
"guck mal, da drüben ist ein penny, wir könnten da auch schnell ein paar sachen kaufen und selber salat machen", schlägt der luxus-mann vor.
"theoretisch gern, ich kann aber keine richtigen saucen, ich nehm immer so eine fertige."
"ich kann auch nichts großartiges, ich würde einfach das machen, was ich beim letzten mal gemacht habe. mit balsamico und zitronenöl."
"gut, dann lass uns mal schauen."

im penny kaufen wir salat, tomaten und gurken und ein bisschen käse.
"magst du oliven?" fragt der luxus-mann.
"rasend gerne."
"dann fahren wir noch beim türken vorbei, der hat super geile oliven."
"okay. schwarze oder grüne?"
"da ist doch kein unterschied, oder?"
"doch. schwarze haben dreimal so viele kalorien, die sind viel fettiger. dafür aber auch aromatischer."
"dann grüne. ich will unbedingt weiter abnehmen."

zuhause sitzen wir andächtig schnippelnd am küchentisch.
"wie ein altes ehepaar", sage ich. "ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal so nen alltagsscheiß mit dir mache."
"mir macht das auch echt angst", sagt der luxus-mann ernst. "aber irgendwie haben wir doch auch spaß zusammen?"
"habe mich selten so wenig gelangweilt", sage ich.
und wir grinsen uns an wie die bekloppten.

während ich die teller anrichte, rückt der luxus-mann die möbel auf dem balkon zurecht und holt kerzen, besteck und servietten.
"sollen wir heute mal nen richtig teuren wein trinken?" fragt er.
"ich bin kein weinkenner", sage ich.
"macht nichts, ich auch nicht. aber ich hab noch nen ganzen schrank voller echt edler weine, die ich mal geschenkt bekommen habe. guck mal!"
"der da sieht doch geil aus", sage ich und halte eine antik aussehende rotweinflasche in der hand.
"dann trinken wir den."

gegen mitternacht beschließen wir noch auszugehen. kurz darauf sitzen wir in einer bar in der schanze und trinken white russian.
nach dem vierten drink fragt mich der luxus-mann mit schwerer zunge:
"warum war der sex mit dem objekt eigentlich der beste sex deines lebens?"
"hä?"
"hast du mal gesagt."
"ok, das stimmt schon. ich war nur verwundert, wie du da jetzt drauf kommst."
"ich denk da viel drüber nach. hat der irgendwas bestimmtes drauf?"
ich schüttle den kopf:
"ich hab den sex in dem fall halt mit dem menschen verknüpft. und das objekt war ein wunderbarer mensch, in weiten teilen unserer beziehung. er hat es geschafft, dass ich ihm vertraut habe wie nie jemandem zuvor. und so eine öffnung in sachen vertrauen... das erzeugt bei mir auch immer eine sexuelle öffnung. und da es ihm mit mir ähnlich ging... hatten wir halt extrem geilen sex."
"und sonst?"
"hm, sonst war da natürlich eine sehr gute chemie... und die tatsache, dass das objekt sehr tabulos ist. wenn sich jemand sehr viel traut... und mir dinge zutraut... dann trau ich mich auch eher."
"zum beispiel?"
"er war der erste mann, den ich in den arsch ficken durfte."
"ok."
"ja, ich weiß, nicht jedermanns sache. und ich mag es auch nicht bei jedem machen. ich kann mir aber genug vorstellen, was ich noch ausprobieren möchte."
"was denn?"
"in nen swingerclub gehen, zum beispiel."
"warum? da sind doch bestimmt nur hässliche fette leute."
"das hat eher was mit neugier zu tun. ich will nicht dumm sterben."

der luxus-mann hat seine denkermiene aufgesetzt.
"aber... so mit mir jetzt... ist das dann für dich auch so mit dem mensch verbunden? weil ich meine, das ist ja... das ist ja nicht mehr das, was es eigentlich sein sollte. wir sind schon mindestens zwei schritte zu weit."
"klar ist unser sex für mich auch an deine person gebunden. und der sex ist definitiv nicht irgendwie schlechter. du bist einfach jemand ganz anderes, und ich bin sehr froh drum. ich möchte dich eigentlich auch nicht vergleichen, am allerwenigsten mit dem objekt. dann bist du sowieso bloß wieder eifersüchtig."
"sagen wir mal so, ich käme eher damit klar, wenn du jetzt mit dem objekt ficken würdest. weil du den liebst, und das kann ich dann wenigstens nachvollziehen. aber so irgendwelche anderen spacken..."
"ich liebe das objekt nicht mehr. es ist mir noch nicht so egal, wie ich mir das wünsche, aber es war eben auch eine sehr lange zeit, und wenn du wüsstest, was alles gelaufen ist..."
"egal, aber du hängst noch an dem."
"ein bisschen vielleicht. aber wenn ich mit dir bin, denk ich nie dran."
"würdest du sagen, du bist sexuell abhängig?"
"bitte was?!"
"ob du dich sexuell abhängig fühlst."
ich denke nach.
"nö."
der luxus-mann seufzt.
"fühlst du dich denn sexuell abhängig von mir?" frage ich verwundert.
"ja, würd sagen, schon."

ich bin ein bisschen baff und der alkohol routiert schwer in meinem kopf.
"aber das ist es nicht nur", fährt der luxus-mann fort. "ich denk, du weißt, dass ich dich mag."
eine warme welle schwappt über mein herz und ich muss glücklich grinsen.
"ja. aber ich mag dich auch", antworte ich weich.
"trotzdem denk ich, ich muss demnächst mit einer anderen frau schlafen."
"ich weiß, du hast angst", erwidere ich.
"ja. weißt du, ich bin gerade aus sieben jahren beziehung raus und ich wollte mich eigentlich austoben, und jetzt... bist du mir passiert. und du kannst mir glauben, ich hatte schon angebote, aber ich hab die alle abgelehnt. weil ich mit dir total ausgefüllt bin. aber... aber ich denke, ich muss mir das trotzdem beweisen...."
"dass du doch nicht abhängig von mir bist?"
"genau."

ich atme tief durch.
"dann mach. mach wie du meinst. meinen segen hast du."
"und du bist nicht eifersüchtig dann? würde dir das gar nichts ausmachen?"
"nein. weil ich weiß, dass du es wegen deiner angst machst und nicht, weil ich dir nicht genüge. wenns dir hilft, deine angst vor mir in den griff zu bekommen, dann ist das ja eher vorteilhaft für mich. damit will ich nicht sagen, dass es sich nicht vielleicht kacke anfühlt für mich. also machs am besten so, dass ich es nicht mitkriege."
"vielleicht finden wir ja auch eine frau für uns beide zusammen."
"das ist ja nicht dasselbe."
"aber wär auch ok für mich."
"lassen wirs mal auf uns zukommen."

der luxus-mann holt sich noch ein bier und mir einen kirschsaft.
"und wegen der eifersucht... ich versuch echt, das in den griff zu kriegen", sagt er leicht zerknirscht.
"freiheit macht immer angst, insofern ist eifersucht ja menschlich. weil eifersucht ist nichts anderes als die angst vor dem vergleich. aber es gibt doch nicht geileres, als seine ängste zu besiegen. es gibt keinen moment, in dem du dich selber so intensiv spüren kannst wie wenn dein endorphinspiegel hochschlägt, weil du eine angst konfrontiert und überwunden hast. zumindest befreit es dich von den ganzen kleinbürgerlichen scheiß, der kümmerei, dem sicherheitsdenken, dem ewigen vermeiden und verharren in traditionellen lebensformen."
der luxus-mann schaut mich liebevoll-besoffen an.
"ich mach mir trotzdem gedanken, wies dir so geht, manchmal."
"ich weiß. du fragst ja auch nach. finde ich total schön."
"ich möchte dich auch nicht verletzen. du hast es sowieso schon nicht leicht. "

ich grinse.
"kannst du mal ganz stark sein?"
"warum? willst du knutschen?" grinst der luxus-mann.
"ich will dich ja nicht überfordern", sage ich und drücke dem luxus-mann einen kuss auf die wange.
und schwupp, hat er sich seinerseits schon herübergebeugt und küsst mich tief und stürmisch.
"wollen wir gehen?"
"ja, unbedingt."
"dann komm."

die frische luft, die auch erstaunlich kühl ist, trifft hart auf unsere pegel. der luxus-mann schwankt. ich ärmle ihn unter, wie schon so oft und eskortiere ihn sicher nachhause.
"fuck, der schlüssel ist wech", lallt der luxus-mann, als wir vor der haustür stehen.
"nein, den hast du doch vorhin mir gegeben!"
ich ziehe den schlüsselbund aus der tasche und halte ihn dem luxus-mann hin. der packt mich, drückt mich gegen die tür und fasst mir unters kleid.
"ich fick dich gleich", raunt er mir ins ohr.
"jetzt?! hier?!"
"nee, oben."

die koordinationsfähigkeit des luxus-mannes hat stark nachgelassen. er braucht mehrere minuten, um den schlüssel ins schloss zu manövrieren. dann sind wir drin und reißen uns die kleider vom leib.
"ich geh mal kurz zähne putzen", sage ich. "ich hab nen üblen geschmack im mund."
"aber beeil dich", sagt der luxus-mann.
ich schrubbe schnell die zähne, trage ein paar spritzer parfum auf und nähere mich dann dem schlafzimmer. alle lichter sind erschlossen, eine einzelne kerze brennt, und der luxus-mann hat leise klaviermusik aufgelegt.
begeistert krieche ins bett.

"du?" frage ich ins dunkel.
keine antwort.
ich wühle mich durch die laken, bis ich nackte haut zu greifen bekomme.
"du?"
nichts. leises schnorcheln, dann ein tiefes schnarchen.
na gut, denke ich mir, dann eben morgensex. gibt es wenigstens einen grund zur vorfreude.
ich stehe noch einmal auf, um die kerze zu löschen. dann krabble ich zurück ins bett und schlafe glücklich ein.





9 Kommentare:

  1. Also wenn ihr das hinbekommt, habt in wirklich was ganz besonderes.

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    1. ich denke, auch. im moment fühlt sich das nach einer großen geschichte an. ich hoffe nur, dass seine angst nicht siegt.

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  2. Da ist so viel Liebe ... wo bleibt da der Alltag und die Probleme!? ;-)
    Ich neide Euch das nicht, ich beneide Euch!
    Habt noch sehr lange eine schöne Zeit miteinander.
    Ich werde an Euch denken wenn ich (hoffentlich noch dieses Jahr) an den Landungsbrücken sitze...

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