Dienstag, 2. August 2016

empfangskomitee

"wann biste denn wieder hier", fragt mich der luxus-mann, als ich im urlaub im frankenlande weile.
"weißt du doch, montagnacht", erwidere ich.
"nein, ich meinte, wann dein flieger landet."
ich lache.
"warum? hast du sexuellen notstand und willst mich abholen?"
schweigen am anderen ende der leitung.
"naja... ich hab da so die tage drüber nachgedacht", meint der luxus-mann schwerfällig, gerade so, als überlege er, ein einfamilienhaus zu kaufen.
"das fände ich..." ich halte inne, weil ich nicht "nett" sagen will, "echt cool."
"cool, soso", wägt der luxus-mann ab. "warum findest du das cool? weil wir dann ficken können oder weil du dir die bahn sparst und das geschleppe?"
bevor ich mich über die frage beschweren kann, lenkt der luxus-mann allerdings schon ein:
"blöde frage, ich weiß."
"ich fände das freundlich", sage ich. "ich steh auf gute manieren, das weißt du. gentlemänner sind sexy."
der luxus-mann lacht.
"trotzdem würde ich dir abraten, weil der flieger erst um 22:30 uhr landet", sage ich. "du musst ja noch ein paar tage arbeiten."
"oha, das wird spät", stöhnt der luxus-mann.
"bitte fühl dich zu nichts verpflichtet", sage ich. "ich würde mich riesig freuen, aber an deiner stelle würde ich wahrscheinlich die nachtruhe vorziehen, zumal du ja sowieso probleme mit dem schlafen hast. das wird ja locker mitternacht, bis wir bei dir sind."
der luxus-mann überlegt:
"ich sag dir einfach noch mal bescheid, bevor du losfliegst."
"mach das."

als ich am gate sitze, kommt eine nachricht vom luxus-mann an.
"ich bin fix und alle, hab echt mies geschlafen. erst hat mich eine mücke genervt, dann kam meine tochter mitten in der nacht ins zimmer gestürmt und hat mich total erschreckt. aber ich hole dich ab."
ich strahle so auffallend, dass ein älteres ehepaar, das mir gegenüber sitzt und wartet, zurückgrinst.
abholen.
gibt es etwas, was ein zuhause-sein mehr impliziert als dieses wort?

nach der landung muss ich eine halbe ewigkeit auf mein gepäck warten, denn am flughafen ist die hölle los. dann gehe ich zu den parkplätzen. beim terminal 2, hat der luxus-mann geschrieben. und tatsächlich. da steht ein großgewachsener mann mit langen blonden haaren und winkt. und strahlt. und ich strahle zurück. dann nimmt mich der luxus-mann, der umarmungen hasst, in den arm und gibt mir einen willkommenskuss.
"wie in aller welt kannst du über eine woche aus so einem kleinen koffer leben?", fragt der luxus-mann.
"ich brauch nicht so viel. und sommerkleidung ist ja nicht weiter sperrig", erwidere ich. "es hat sogar noch ein mitbringsel für dich platz gehabt."
"du hast mir was mitgebracht?"
ich öffne den koffer und ziehe bierflaschen zwischen meiner kleidung hervor.
"nein! mein lieblingsbier, das es in hamburg nirgends gibt!"
jetzt ist der luxus-mann wirklich angetan.
"ist allerdings pisswarm und bis zur explosionsgefahr durchgerüttelt, ich würds jetzt nicht trinken", sage ich.
"nee, das kommt gleich zuhause in den kühlschrank. das muss man ja mit verstand genießen."

beim luxus-mann bekomme ich erstmal einen rotwein. dann sitzen wir andächtig auf der couch.
"willst du nicht gleich ficken", will ich wissen.
"wieso, wir können doch noch ein bisschen reden", findet der luxus-mann.
dann sieht er mich scharf an.
"aber dein höschen kannste dabei ausziehen."
"meinst du, das ist kommunikationsfördernd?"
"mit sicherheit."
"dann will ich dich aber auch unten ohne. wegen gleichberechtigung und so."
"weiber!" sagt der luxus-mann gespielt verächtlich, schlüpft aber brav aus jeans und unnerbüx.

es dauert nicht lange, dann fallen wir übereinander her. der luxus-mann nimmt mich rau und hart, sodass ich sein wollen spüren kann.
danach liegen wir verschwitzt nebeneinander.
mir fällt ein, dass ich mich noch nicht richtig bedankt habe für das abholen.
"danke fürs abholen", flüstere ich ins dunkel und drücke dem luxus-mann einen kuss auf den oberarm.
der luxus-mann dreht sich zu mir:
"findeste das eigentlich abturnend, wenn ich nett bin?"
"nö, warum?"
"weil frauen doch auf arschlöcher stehen."
"abholen ist doch was total schönes."
"find ich ja eigentlich auch."
"so schön wie mitbringsel, hm?"
"ja. danke noch mal."

dann schlafen wir ein, ich mit einem großartigen gefühl des willkommen- und angekommenseins.
so leicht ist mir hamburg ein stück mehr zuhause.
der luxus-mann wird der nächste echte herzensbrecher, ich ahne das.


8 Kommentare:

  1. Ich lese jetzt schon seit März mit und freue mich einfach für Dich. LG

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  2. danke! :) du hast aber auch ein schönes blog.

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    1. ich lebe ja frei nach dem motto "was nicht will, wird willig gemacht." ;)

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  4. "findeste das eigentlich abturnend, wenn ich nett bin?"

    der typ ist echt ne marke :-D

    und ja, abgeholt und willkommengeheissen werden ist toll!

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    1. ich frag mich ja immer, woher diese große angst vor dem nettsein kommt. der muss irgendwann mal so richtig verarscht worden sein. allerdings hatte er auch nur eine einzige frau in seinem leben, in die er verliebt war. und von der redet er sehr positiv. nachdem das etwa 20 jahre her ist, müsste die ich-rede-es-mir-im-nachhinein-schön-phase ja schon überstanden sein.

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  5. "nachdem das etwa 20 jahre her ist, müsste die ich-rede-es-mir-im-nachhinein-schön-phase ja schon überstanden sein."
    ........im Gegenteil

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.