Sonntag, 3. März 2019

verschlüsseltes

der luxus-mann, der beste luxus-kumpel und meine wenigkeit machen den kiez unsicher. gegen vier ist der luxus-mann nach einigen bieren, weinen, schnäpsen und zwei cola-rum so betrunken, dass er auf dem barhocker einnickt. ich plädiere für aufbruch.

nach einem langen und schwankungsreichen heimweg stehen wir vor der haustür. der luxus-mann zieht den schlüssel aus der tasche und beginnt, auf das schlüsselloch zu zielen. nach mehreren anläufen öffnet sich der sesam.
"der mann... musschnellll.... schlaaaaafn", lallt der luxus-mann. "unnn... pieschn."
"dann mach hinne", sage ich, denn ich bin erschöpft und ausgekühlt.

doch das ist leichter gesagt als getan.
"iccchhhh... krieg den schlüssssl.... nichme... raussss", schwankt der luxus-mann und zerrt am schlüssel, der immer noch im schloss steckt.
"mann! was hast du gemacht", sage ich ungeduldig, schiebe den luxus-mann aus dem weg und nehme mich des schlüsselproblems an, da ich der festen überzeugung bin, dass der luxus-mann einfach viel zu hacke ist und nichts mehr rallt.

leider stimmt, was der luxus-mann festgestellt hat: der schlüssel steckt fest. ich versuche es erst mit behutsamer fummelei, dann mit roher gewalt, doch der schlüssel scheint sich im zylinder verkantet zu haben.
"scheiße", sage ich. "wir brauchen nen schlüsseldienst."
"neeeee", lallt der luxus-mann. "lassssunsss... hochgehn. ichhh musss... pieschn. un... schlafn."
"du kannst aber nicht die wohnung, mein schatz", sage ich. "weil dein haustürschlüssel ja gleichzeitig dein wohnungsschlüssel ist. wie willst du ohne den jetzt in die wohnung kommen?"
der luxus-mann guckt konsterniert und wird sich erst jetzt des vollen ausmaßes der katastrophe bewusst.
"achhhhh... fuck!"

"ich ruf nen schlüsseldienst", sage ich und zücke das handy.
"neee!" wehrt der luxus-mann ab. "dasssinnn... allessss... betrüga! dasss.... kostet!"
"dann brauchen wir jemanden, der einen zweitschlüssel von dir hat. dein sohn?"
"ja! genau", der luxus-mann sucht sein handy. "ich ruf den an."
"hoffentlich war der auch auf piste und schläft noch nicht."
"weißichhh.... nich...."

leidergottes geht der luxus-sohn nicht ans handy.
"mist", sage ich. "ruf doch mal seine mutter an. vielleicht wacht die auf und kann ihn wecken gehen."
"gute idee", findet der luxus-mann und wählt die nummer der kindsmutter.

jedoch ist auch dieses manöver nicht von erfolg gekrönt.
"wassn nu", fragt der luxus-mann verzweifelt. "ichhhh... mussspieschn."
"dann geh halt eben in die büsche. wird schon grad keiner gucken."
"hmmmhmm."
 der luxus-mann entfernt sich ganze zwei schritte und pisst einfach stumpf an die fassade.

"jetzt denk mal scharf nach", fordere ich den luxus-mann dann auf. "wer hat noch einen schlüssel von dir? einer der nachbarn? jemand von deinen freunden?"
"ja! der michi!" ruft der luxus-mann erleichtert.
"prima, dann rufst du den jetzt an."
"abba.... dea schlääffff."
"entweder wir kriegen den wach oder schlüsseldienst", schmettere ich die luxus-bedenken ab.

und oh wunder, michi geht tatsächlich an einem sonntagmorgen um halb sechs ans telefon. allerdings nicht in hamburg, sondern auf der insel rügen, wo michi gerade mit seiner family urlaub macht.
"son kack", murmelt der luxus-mann, als er aufgelegt hat.
er sinkt auf die treppe vor dem haus und macht die augen zu.
"nich einschlafen jetzt!", stupse ich ihn wach. "ruf doch noch mal bei deinem sohn und deiner ex an. vielleicht wacht ja doch einer von beiden auf."

und oh wunder nummer zwei, nach gefühlt zehn mal anrufen nimmt der sohnemann verschlafen ab.
"hi, hier issss... dein papa", lallt der luxus-mann ins telefon und gibt dann das handy lieber an mich weiter, weil das artikulieren mit zunehmender müdigkeit immer schwieriger wird.

es gelingt mir, den luxus-sohnemann dazu zu bewegen, vorbeizukommen und uns aufzuschließen.
als er 20 minuten später aufkreuzt, ist er verschlafen und grummelig.
"ich hätte noch bis sieben schlafen können", beschwert er sich.
"wieso, heute ist doch sonntag."
"ich muss heute arbeiten! ich muss um acht im studio sein."
auch das noch. wie peinlich.
doch der luxus-sohn ist unsere rettung.

um viertel nach sechs uhr morgens sind wir endlich in der wohnung. ich bin vollkommen ausgefroren und mache mir gedanken.
"was machen wir jetzt mit dem schlüssel, der da unten steckt? was, wenn deine nachbarn denken, dass sie nicht mehr reinkommen? oder wenn jemand das merkt und die chance nutzt, um einzubrechen? sollten wir nicht deinen vermieter anrufen?" schlage ich vor.
"miregal", sagt mein verantwortungsvoller mann, plumpst in klamotten aufs bett und schnarcht nach zwei sekunden.

höflichkeitskeitshalber schreibe ich noch einen zettel für die nachbarn und hänge ihn in den hausflur. dann endlich krabble ich zu meinem alkohol ausdünstenden mann ins bett und falle in einen äschernen, unruhigen schlaf, während ich irgendwas von nicht funktionierender technik träume.



2 Kommentare:

  1. Leben am Limit ;-D
    und ein Hoch auf den Luxus-Sohn ^^

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  2. das ist echt n liebes kerlchen.
    aber wirklich peinlich, die aktion - eigentlich retten in diesem alter ja eher immer noch die eltern ihre kinder aus solchen situationen... ;-)

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