heute kam die zusage für meine neue wohnung im noblen westen. größer. frisch renoviert. mit einbauküche und vollkommen dekadenter geschirrspülmaschine (die ich vermutlich nie benutzen werde, weil ich geschirrspülmaschinen eklig finde). in einem haus mit garten, mit einer winzig kleinen schwarzen katze, die uns bei der besichtigung laut mauzend im flur begrüßt hatte.
"diese wohnung ist wie für dich gemacht", hatte mein mann sofort gesagt und mich gedrängt, die risiken einer höheren miete für das klare plus an komfort auf mich zu nehmen.
zweimal war ich zum vermieter geladen worden. lebenslauf, einkünfte, steuererklärung, schufa, vermieterbescheinigung. und jede menge persönlicher fragen.
ich habe tatsächlich überzeugt.
heute durfte ich außerdem das objekt besuchen. ich habe schweigen, auseinandersetzung und allergrößten unfrieden mit der gespielin hinter mir, momente, in denen ich am liebsten aufgegeben hätte, weil ich hass und abneigung so schwer ertrage. ich habe es ausgehalten, ohne selbst zu hassen, was das wertvollste überhaupt ist. nun haben wir einen frostigen waffenstillstand von fragwürdiger haltbarkeit, aber:
es ist ein waffenstillstand.
ich erzähle dem objekt von der bewerbung um die wohnung.
"du... hast... gewonnen", sagt es mit so viel ehrlicher anerkennung, wie ich sie von keiner zweiten person kenne.
so viel wurde gewonnen. so viel. ja.
unter anderem, dass diese warmen hände mit den immer blasser werdenden sommersprossen nun doch wieder die meinen halten.
"ich... du.... bin immer noch... auf dieser... seite. und auf der anderen... zerrissen", sagt das objekt mühsam.
"das herz fragt nicht, welche oder wie viele menschen es lieben darf", antworte ich, "genieße es einfach. es ist ein so großes geschenk."
das objekt findet mich sehr weise.
"ich... möchte... dass du... immer.... zu mir... kommen kannst", stammelt es.
"ich werde nie aus freien stücken nicht mehr zu dir kommen", versichere ich ihm.
als ich später durch sturm und nacht und regen gehe, um aus dem gottverlassenen landstrich in richtung stadt zu kommen, ruht meine seele in einer bauschigen wolke aus großer dankbarkeit und stillem glück.
ich habe gewonnen.
wir werden sehen, wie lange es mich trägt.
Sehr schön.
AntwortenLöschenwird natürlich jetzt echt stress, in 7 jahren sammelt sich auf 2 zimmern echt viel müll an...
LöschenWird ja mal Zeit! Freue mich für Dich und mit Dir ��
AntwortenLöschenja, 7 jahre sind echt genug. außerdem hat mich meine nachbarin immer so genervt mit ihren nächtlichen gesängen und dem kettenrauchen... wird echt toll, wenn man wieder mal klamotten tragen kann, die nicht nach qualm stinken!
Löschendas ist ja alles beides grossartig!
AntwortenLöschenGlückwunsch zur Wohnung, und absoluten Respekt, dass Du das mit der gespielin hinbekommen hast.
ich freue mich total für Dich :))
das mit der gespielin habe ich nur durch allergrößte zurückhaltung hinbekommen. ich habe nach dem ersten emotionalen schlagabtausch (bei dem ich mich fragte, wie viel energie diese frau für hass aufbringen kann, sie sollte eigentlich doch anderweitig ausgelastet sein) beschlossen, mich für nichts mehr zu rechtfertigen, nicht auf anfeindungen und beschuldigungen einzugehen, sondern nur das zu kommunizieren, was in hinblick auf die sache wichtig ist. durch diese recht wortarme neutralität (auf 2 seiten hasstiraden von ihr habe ich mit max. 2 knappen sätzen geantwortet) hat sie irgendwann keine angriffsfläche mehr gefunden - und nachdem sie ihre galle versprüht hatte und ich trotzdem einfach ganz normal und unbeirrt immer weitergefragt habe, wann ich denn nun wieder das objekt besuchen kann, habe ich am ende tatsächlich einen termin bekommen. ich war ziemlich überrascht, auch von mir selbst, dass ich tatsächlich nichts für sie empfinde außer einem winzig kleinen funken mitgefühl. allerdings nur ein winzig kleines bisschen. es ist schließlich ihre entscheidung, so mit ihm weiterzumachen.
LöschenFreut mich sehr für dich.
AntwortenLöschenSchön zu sehen wie du deinen Weg gehst :)
ich glaube, ich wachse gerade so ein bisschen, weil ich verstanden habe, dass die angst vor den anderen auch immer die angst vor mir selbst bzw. meinen intensiven negativen emotionen ist. bedeutet zwar viel mühevolle kognitive aufdröselarbeit, lindert aber die panik.
LöschenIch finde das machst du verdammt gut - und du wächst gerade wesentlich mehr als “so ein bisschen“.
LöschenDiese Formulierung ist Anwärter auf die Untertreibung des Jahres ;-)
Kommt deutlich hier an dass du dabei bist dein Verhalten zu ändern.
Großes Kino was du da leistest
wovor ich immer noch angst habe: so viel geld für eine wohnung auszugeben. ;-) wie tief man doch von jahrelanger armut geprägt ist, dass 600 € miete als unmöglichkeit erscheinen...
LöschenGlückwunsch, von ganzem Herzen! Das wird gut!
AntwortenLöschendanke dir!
LöschenAch Mensch, das sind so wunderbar positive Neuigkeiten, das freut mich wirklich sehr für Dich!!
AntwortenLöschenLetztens beim Herumspazieren in der Stadt las ich in so ner Zeitungsauslage die Schlagzeile "Sie hat eine Wohnung gewonnen" - verlost, teilgenommen, zack.
Mir hat das bei aller Liebe Würgereiz verursacht. In einer Stadt wie M, in der die Mieten längst unverschämt geworden sind und trotzdem stetiger Mangel herrscht (wie das geht, frage ich mich immer, immer wieder), da verlost man keine Wohnungen. Genauso wenig, wie man die für Portale wie Airbnb etc. zur Verfügung stellt. Man kriegt ja sogar schon nen Koller, wenn man sieht, was für schöne Wohnungen als Büroräume genutzt werden - obwohl das ja eigentlich legitim ist ;)
Wir habens auch nach 5 - 6 Jahren nicht geschafft, eine halbwegs passable Wohnung zu finden im U-Bahn-Bereich (wegen Job) und halbwegs moderat im Preis.
Umso mehr freut es mich zu lesen, dass Du jetzt einen neuen, schönen Platz für Dich gefunden hast.
Grad wenn ich dran denke, wie nackig man sich vor dem potentiellen Vermieter machen muss und das dann immer noch nicht reicht. Und dabei verdienen wir beide wirklich gut. Wir habens auch schon selber gesehen, dass bei Besichtigungen Briefumschläge so von hintenherum überreicht wurden. Schon irre.
Gings nach mir, ich würd sofort wieder weggehen hier. Denn einen schönen Platz zum Wohnen zu haben, das ist so so viel wert. Es ist ja unser einziger Rückzugspunkt, den wir haben.
Jetzt hab ich so viel zur Wohnung geschrieben - dabei ist ja fast noch schöner, dass Du das Objekt wieder sehen darfst. Das freut mich wirklich sehr.
gibts denn in m keine genossenschaften? ich wohne ja seit studentenzeiten quasi nur noch so.
Löschenich habe neulich eine "kopie" meiner derzeitigen wohnung ein paar häuser weiter ausgeschrieben gesehen - 3 oder 4 qm mehr, ebenfalls dg, selbes uraltes unisolisertes backsteinhaus ohne jeden luxus - die sollte knapp 700 € kalt kosten. das ist dann der freie markt. ich zahle etwas mehr als die hälfte.
die jetzige wohnung ist auch wieder genossenschaft. ich habe sie bekommen, obwohl ich einer anderen genossenschaft lebe - da scheint es also kulanz zu geben, wenn die person einkommenstechnisch (ich verdiene immer noch leicht unterdurchschnittlich) und persönlich rein passt.
die aufnahmeprozedur fand ich recht streng. so muss bei dieser genossenschaft das nettogehalt ziemlich genau das dreifache der miete betragen. mit weniger oder auch mit deutlich mehr wäre man nicht infrage gekommen. sicherheit und bedürftigkeit (was ich aber auch wieder gut finde!) werden hier genau gegeneinander abgewogen.