Sonntag, 25. Dezember 2016

luxus-weihnachten

am heilig abend um zehn uhr abends klingelt der luxus-mann an meiner tür und holt mich ab.
luxus-weihnachten steht an. ich bin inzwischen eher freudig-erregt denn pissig, will einen abend ohne streit. habe meine geschenke verpackt, hoffe, dass der wert angemessen ist, und schlüpfe in meine stiefel.

drunten an der haustür steht der luxus-mann, extra einen parkplatz hat er gesucht, damit er meiner schwächlichen wenigkeit beim tragen helfen kann.
dann steigen wir ins auto und eiern richtung luxus-wohnung.
"ich bin schon ganz schön besoffen, sorry, meine verwandtschaft hat echt alles gegeben... und der regen und die dunkelheit, das macht mich beim fahren sowieso immer voll wuschig", entschuldigt sich der luxus-mann für seinen fahrstil.
"mach ruhig langsam, hauptsache, wir kommen in einem stück heile an."

drinnen muss ich erstmal im hausflur warten.
"noch nicht gucken!"
der luxus-mann wuselt eine ganze weile in flur und wohnzimmer herum. dann darf ich eintreten.
"ich hoffe, es gefällt dir", sagt er.
ich betrete das wohnzimmer, das voller lichter und kerzen ist. im rahmen der großen flügeltüren hängt ein haselnusszweig, an dem glasengel, glocken und anderes gedöns in glas und silber schimmern. zwischen dem zweig und den kronleuchterhaken in wohn- und schlafzimmer sind drahtseile gespannt, an denen weiterer dekokram baumelt. alles ist wie die restliche wohnungseinrichtung exakt farblich und thematisch aufeinander abgestimmt.

unter dem weihnachtszweig hat mir der luxus-mann zwischen einem kreis von kerzen eine art gabentisch angerichtet. ein goldener karton, rote glasherzen und etwas großes, in weißes, mit aufgesprühtem glitzerschnee verziertes geschenkpapier gehülltes.
"wow", kann ich nur sagen.
"das sieht jetzt größer aus, als es ist", meint der luxus-mann bescheiden.
"wow", wiederhole ich.
"mach mal auf."
"ok."

ein bisschen benommen hebe ich zuerst den karton auf. darin ist ein kleiner engel, ein buch, das eigentlich dem luxus-mann gehört und das ich immer mal lesen wollte, sowie etwas, das auf dem ersten blick aussieht wie strümpfe, sich aber dann als cat suit entpuppt.
"du wolltest doch sowas immer", sagt der luxus-mann, als ich vor staunen kein wort rausbringe.
ich nicke wild.
"ich finde die dinger geil."
"ich auch. als ich dir den gekauft habe, habe eine eine nicht totzukriegende latte bekommen. ich musste mir danach erstmal einen runterholen."
ich reiße die verpackung auf.
"probier den mal an", fordert mich der luxus-mann auf.

ich hopple brav ins bad und ziehe mich um. der cat suit hat, und damit hat sich der luxus-mann sicherlich auch ein wenig selbst beschenkt, löcher an den entscheidenden stellen, obwohl er sonst recht viel bedeckt und eher punkig-spacig als frivol daherkommt.
ich betrete das wohnzimmer, und der luxus-mann hat schon die kamera in der hand.
"geil", sagt er.
"der sieht klasse aus", erwidere ich und gebe dem luxus-mann einen kuss.
"ich wollte nicht so einen, der aussieht wie alle, weißte, so mit spitzenkram und so. der hat mich irgendwie an lara croft erinnert."
"hast du gut ausgesucht", strahle ich.
"zieh mal deine doc martens dazu an."
ich nicke und gehe in den flur zum schrank, wo meine stiefel stehen.

als ich den raum wieder betrete, ist der luxus-mann schon nackt und einlochbereit.
"ich dachte, du brauchst heute auf jeden fall noch eine rute", sagt er.
"ich war ganz lieb, herr weihnachtsmann."
"das glaube ich nicht. ich habe schreckliches gehört. du hast einen penis zerfetzt und einem integren mann schlaf und energie geraubt."
"ich bekenne und bereue nicht."
"dann muss ich dich jetzt leider bestrafen..."

nach dem weihnachtsfick muss ich weiter auspacken, denn das große weiße geschenk wartet noch in seiner ecke.
"eine leinwand", sage ich begeistert, als ich es aus dem papier gepellt habe.
"damit du endlich wieder malst."
"wie cool!"
"ist nur eigennutz, ich brauch neue bilder."
ich gebe dem luxus-mann noch einen dicken kuss.
"danke für alles. du bist wunderbar."

dann packt der luxus-mann meine geschenke aus. der eine teil ist recht unkreativ und besteht aus einer auswahl außergewöhnlicher spirituosen in schwarzen flaschen. der andere ist kunst - ein monsterkopf, der aus einem schwarzen hintergrund tritt.
"ich habe den gesehen und musste sofort an dich und deine wohnung denken", erkläre ich.
"der ist extrem cool. sowas hab ich schon mal gesehen und überlegt, ob ich es mir kaufe."
"halt den mal ins licht für eine weile und mach dann licht aus."
"leuchtet der im dunkeln?"
"jepp."
"das ist ja geil."

der luxus-mann rennt durch die wohnung.
"soll ich ihn da aufhängen? oder im bad, das wär auch cool, wenn man nachts auf klo geht und dann leuchtet einem der da entgegen."
"kannst ihn ja ins kinderzimmer hängen, dann träumt deine tochter schlecht."
"auf dich sollte man keine kinder loslassen, hm?"
"besser nicht."

der luxus-mann steht neben mir im bad und hält den kopf zur ansicht an die eine und andere stelle.
"ich vermisse die kinder", sagt er unvermittelt.
"hä?" frage ich perplex.
"ist mein erstes weihnachten ohne die beiden. wir haben sonst immer alle zusammen gefeiert."
"hm", sage ich teilnahmsvoll.
"das ist nämlich das größte an weihnachten, wie sich die kinder dann über die geschenke freuen."
"kann schon sein", sage ich und fühle mich für einen moment deplatziert und überflüssig.
dann aber wird sich der luxus-mann wieder meiner gegenwart bewusst.
"aber so isses auch sehr schön. komm, lass uns noch was trinken."

dann sitzen wir auf der couch und der luxus-mann schenkt verschiedene spirituosen aus. ich trinke zurückhaltend, bekomme schnell dröhnende kopfschmerzen wie neuerdings immer, seit ich krank bin. dann gehen wir zu bett, vögeln ein zweites und in der nacht noch ein drittes mal, bis ich nicht mehr kann.

"ich glaube, ich liebe dich", sage ich sehr matt und schmiege mich an den luxus-mann
"ich fürchte, ich kanns auch schwer verheimlichen, wie sehr ich dich mag", flüstert der luxus-mann ins dunkel.
"das war ein sehr schönes weihnachten heute. du hast das alles so liebevoll gemacht, ich bin wirklich sprachlos."
"hab ich wirklich gerne gemacht, freut mich, wenn es dir gefallen hat."
"ja, sehr. du hast zwar einen hang zum kitsch, aber du schaffst es immer, alles so geschmackvoll zu drapieren... das ist wirklich eine gabe."
"einen hang zum kitsch, soso. du wirst schon wieder frech."
"frech? ach komm. sei nicht so ne pussy."
"da! schon wieder! sogar an weihnachten muss man sich beleidigen lassen..."
der luxus-mann kitzelt mich durch, bis ich quieke.
"stop", keuche ich irgendwann, "ich muss schlafen, ich bin noch krank."
"gerade noch mal davongekommen."
"uff."
"dann schlaf mal gut, kleiner seuchen-engel."
"du auch, große geile rute."



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