Sonntag, 24. Juli 2016

a question of trust

nachdem wir bis in die puppen trinken waren, gehen der luxus-mann und ich durch die straßen. es ist hell, die vögel zwitschern. die letzten partypeople sind auf dem nachhauseweg.
der luxus-mann schwankt und hält sich an meiner schulter fest. ich lege den arm um seine taille, zunächst unsicher, ob er so viel nähe duldet, aber er lässt mich gewähren. so schunkeln wir über den bordstein.
"vertraust du mir einglich?" nuschelt der luxus-mann.
"warum sollte ich dir vertrauen?"
"na... nur son biss..bisschen."
"ein bisschen. vielleicht. aber du hast auch viele ängste. und ich vertraue niemanden, der sich selbst so wenig traut."
"wie meinsdundas?"
"ganz einfach: ich weiß, dass du mir nicht vertraust, und von meiner seite aus gibts in so einer situation kein vorschussvertrauen. das wäre ein risiko, und ich habe gelernt, dass sich das nicht lohnt, weil man am ende immer am arsch ist."
"ichhh trau diaau nich."
"ich weiß. du liebst mich nicht. aber so fucking what, ich lieb dich doch auch nicht."

der luxus-mann schaut mich indifferent an.
"alsssich... alsich das neulich morgn so gesachtab... also daasssich dich nich liebe... ich dacht, du ziehstn küchnmessa und... stichs mich ab."
jetzt ist es an mir, irrtiert zu gucken.
"hä?!"
"na du hasss doch... so viel scheiß erleb. unn dann denkich so, irnwann rächste dich. unnn... weilch dann halt grad da bin, bin ichs. unnn... daswaaa... son momen."
ich lasse den luxus-mann abrupt los.
"du denkst, ich würde dich ermorden?!"
der luxus-mann bleibt stehen, schaut mich blinzelnd an.
"ja."
"aber warum?"
"so halt. weil du irgnwann durchdrehst. weil du soviel vealetz wurdst."
ich lache.
"das liegt nicht unbedingt in der natur eines borderliners. wir sind eher autoaggressiv. die wahrscheinlichkeit, dass ich mich umbringe, weil du sowas sagst, ist definitiv höher als dass ich dich umbringe."
"glaubich dia nich."
"warum denn nicht? steht auch in vielen studien und so. amokläufer und so sind eher psychopathen. so wie chefs halt auch."
"jeenfalls... habich angsss vor dia."
ich kichere.
"das ist auch gut so. also reiß dich zusammen und pass auf, was du so sagst."

eine weile gehen wir schweigend nebeneinander her.
"aba... esisss... ja nu schon viel mea", sagt der luxus-mann dann.
"was viel mehr?"
"na mea alssss... als eine affaire oda so."
"wie meinstn das?"
"das geht ja nu so in rich...richtung beziehung."
"offene beziehung. wir sind freie menschen."
"dasssss. mia auch wichtich... weilch will das nich. so beziehung und so."
"alles gut, ich doch auch nicht. außerdem merke ich viel zu doll, dass du das nicht willst, also selbst wenn ich wollte, würde ich das wollen an der stelle nicht zulassen, sondern mich trennen."
"du willssss dich trenn?"
"neeeeiiiin. ich WÜRDE mich trennen, wenn ich ne beziehung mit dir wollte."
der luxus-mann seufzt schwer.
"ich will das halt nich... abersssis auch so schön mit dia."
"das ficken?"
"nee, alles so. wir verbringja die ganzn wochnendn zusamm."
"du, ich kann auch einfach hier die nächste bahn nehmen, wenn dir das too much wird. ich bin nicht böse deswegen."
"neeeiiiin. abaich sachja nua."
"klingt für mich eher so, als ob du nicht weißt, was du willst beziehungsweise angst vor dem hast, was du wollen könntest."
"hm."
"weißte, und das kotzt mich echt an, dass ihr alles so ne memmen seid. war beim objekt nicht anders. gibt man euch freiheit, habt ihr angst. sperrt man euch ein, geht ihr fremd."
"dassstimm nich. ich bin nie fremdgegang. außerdemmm... du wüadesss ja das objekt sowieso zurücknehm, wennsss jetzt auftauchn un sagn würd, hey, ich will noch."
"nein."
"glaubch dia nich."
"du, ich hab jetzt keinen bock, dieselbe scheiße schon wieder durchzudiskutieren."
"ichhhh sachja nix."
"doch, du gehörst du denen, die man einsperren muss, aber die die ganze zeit labern, dass sie freiheit wollen. was dann drauf hinauslaufen soll, dass ich dir - und zwar nur dir - brav den schwanz lutschen soll, während dus noch mit fünf anderen treibst. das wollt ihr alle, weil ihr denkt, wenn ne frau weiß, was sie will und sich nimmt, was sie will, ist sie ne schlampe. wenns ein mann tut, ist er aber ein held."
"so ääähhlich."
"du bist ein ganz mieser chauvinist."
"was?"
"du weißt nicht, was ein chauvinist ist?"
"nee."
"dann geh im duden nachgucken."

zuhause angekommen setze ich mich auf den balkon und drehe einen joint.
"mussu jetz noch rauchn?"
"ja."
der luxus-mann setzt sich zu mir.
"aba du sollssss dochnich rauchn wegn deina op."
"scheiß drauf."
der luxus-mann sieht mich schüchtern an:
"hammwia jetz nen konfligg?"
ich nehme ihn scharf ins visier.
"ich weiß, dass du mich magst, auch wenn dus nicht sagen kannst, weil du ja sowas nicht über die vordere zahnreihe kriegst. aber guck mal, selbst wenn ich fremdficke und dich verlasse: du fällst weich. du hast freunde und zwei familien und deine eltern und deine geschwister. wenn du mich verlässt, habe ich zwei, drei mehr oder minder verlässliche kumpels hier. ich müsste also viel mehr angst haben als du. hab ich auch. aber ich steh trotzdem dazu, dass ich das jetzt genau so will wie es ist."
"darannn habich auch schon gedach. unn dass du mia dann was antust."
"ich würde höchstens mir was antun und das würde dich dann ja nicht kratzen, es sei denn, deine neue ische fickt schlechter als ich."

der luxus-mann schaut betroffen drein und sagt nichts.
"ich finnn ja, dia gehz bessa seit... seidu mich hass."
"klar. ich hatte seit dem objekt keine bezugsperson mehr in dieser stadt. du bist jemand, mit dem ich zwei, drei tage die woche verbringe. das ist normal, dass das einen positiven effekt hast."
"unn du wias gut gefick!"
"ja, auch das", lächle ich. "ich hab echt spaß mit dir."
der luxus-mann grinst selig.

später im bett wandern seine hände unter die bettdecke und beginnen, meinen rücken sanft zu streicheln. als ich mich zur seite drehe, spüre ich, wie der luxus-mann mich löffelt und sein gesicht in meinen nacken schmiegt. so schlafen wir ein.

alles bleibt also widersprüchlich.
aber wenigstens ist es nicht langweilig.




7 Kommentare:

  1. Stimmt, langweilig ist es nicht.

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    1. hmmmm... sagt meine mutter auch. ;) aber ich glaub, der funktioniert komplexer. "komplexer" im doppeltem wortsinn. ;)

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  3. Deshalb auch verknallt und nicht verliebt. Verknallt ist auch n Tacken komplexer-finde ich. Die Frage ist,ob er für dich nicht auch mehr ist als n.guter Stecher und einer von drei guten Bekannten in Hamburg. Und ich würde da keine Vergleiche zum Objekt anstellen, die würden zu sehr hinken. Nicht nur daß du älter und um eben diese Erfahrung reicher bist. Aber klar, warum die Sache kompliziert machen. Hauptsache du fühlst dich wohl. Und keiner wird verletzt.


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    1. der luxus-mann ist kein objekt und ich denke auch, dass man da nicht vergleichen sollte.
      ich hab mich auch oft gefragt, ob ich verknallt bin. ich denk viel an ihn. ich hab mich total dran gewöhnt, dass da jemand ist, zu dem ich kommen darf. das freut mich.
      ich versuche, die selbstverständlichkeit aber gedanklich rauszuhalten. und ich merke, dass ich wunderbar eine längere zeit ohne ihn verbringen kann, ohne ihn zu vermissen.
      im moment genieße ich einfach jede sekunden. liegt auch daran, dass ich urlaub habe. ;)

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