"du klingst irgendwie pissig", sagt der luxus-mann, als er mich auf eine ultrakurznachricht hin anruft.
"ich will niemanden sehen", sage ich schroff. "da hab ich jetzt echt überhaupt keinen nerv drauf."
"ok", sagt der luxus-mann ganz ruhig. "hat das jetzt was mit deinem borderline-dingens zu tun?"
"du musst nicht so tun als würde dich das interessieren", erwidere ich aggressiv.
"du bist echt ganz schön gestört", lacht der luxus-mann immer noch entspannt. "trotzdem fände ich das jetzt geil, wenn du auf einen blowjob vorbeikämst. kannst auch was zu trinken haben, ich würde noch eben runter zu edeka gehen und dir was hochprozentiges mitbringen."
der luxus-mann ähnelt in seiner chauvinistischen grundrelaxtheit oftmals dem objekt, was unfassbar entwaffnend auf mich wirkt.
"du bist ein mieses kleines arschloch", sage ich, aber es klingt nicht so ganz überzeugend.
der luxus-mann weiß, dass er mich hat.
"um acht", sagt er, und es ist nicht als frage formuliert.
"vergiss es", zische ich.
"du willst meine 35 zentimeter nicht in dir haben?!"
jetzt muss ich leider doch lachen. der luxus-mann verfügt über einen ganz beachtlichen schwanz, der sich auch im unerigierten zustand fast immer irgendwie in der hose abzeichnet, und von dem er im wahrsten wortsinne steif und fest behauptet, dass es sich um 35 zentimeter handle, auch wenn es vermutlich nicht sehr viel mehr als 20 sind.
"na also", seufzt der luxus-mann zufrieden. "dann bis um acht."
als er mir eine stunde später die tür öffnet, fackeln wir nicht lange. wir reißen uns die kleider vom leib und fallen übereinander her.
"fuck", sagt der luxus-mann plötzlich, als er mich genauer ansieht. "du hast dir die arme aufgeschnitten!"
ich ziehe mir verschämt die decke über.
der luxus-mann zerrt sie mir weg und starrt mich konsterniert an.
ich angle nach meinen sachen, die neben dem bett liegen.
"ich gehe besser."
der luxus-mann hält mich entschlossen fest.
"du gehst nirgendwo hin. das könnte dir so passen, abhauen und dann vielleicht weiterschnippeln, oder am ende noch mehr."
"mach ich nicht."
"was weiß ich, ich kenn dich doch nicht!"
eine weile sitzen wir nebeneinander. keiner sagt ein wort.
"wenn ich mir vorstelle, dass meine tochter mal sowas..." der luxus-mann bricht im satz ab.
"ich wollte dich nicht schocken", flüstere ich.
"ich bin stinksauer mit dir", sagt der luxus-mann. "sowas überfordert mich total."
"ist doch nicht dein shit."
"na und ob. jetzt weiß ich was, was ich nie wissen wollte."
"ignoriere es doch einfach."
"hahaha. als könnte man das übersehen!"
"du meinst, es passt nicht in unser ficken-und-party-arrangement?"
"ist nicht so, dass du mich nicht interessierst. ich versuch aber halt, nicht mehr von dir wissen zu wollen als das, womit ich umgehen kann."
"das ist doch gut so. du kennst deine grenzen. bleib dabei."
"das ist nicht so einfach. ich hätte schon sehr viele fragen an dich. insbesondere jetzt."
"mach doch. ich hab dir nicht versprochen, dass du darauf auch antworten bekommen wirst."
ich grinse frech und der luxus-mann entspannt sich wieder ein wenig.
er kniet sich über mich und schaut mir in die augen.
"zweiter anlauf?"
"okay."
nach dem fick steigt der luxus-mann aus dem bett und verlässt das zimmer in richtung hausbar. dann kommt er mit wein und sambuca wieder.
"herrlich", sage ich.
"ich weiß doch, was du brauchst."
"hast du vielleicht noch einen abartigen horrorfilm für mich, den wir gucken könnten?"
"du magst horror?!"
"extrem."
"geil. du bist die erste frau, die ich kennen lerne, die so tickt."
"ich ticke ja auch nicht richtig."
"in dem fall trifft sich das ausgesprochen gut."
wir sehen uns einen extrem blutigen rape-and-revenge-film an, dann bin ich ziemlich munter und der luxus-mann ziemlich matt.
"wir könnten ja noch ausgehen", schlage ich vor.
"da bin ich maximal zu 38 prozent dabei."
"das klingt aber nicht sehr überzeugt."
"nein. bin ich auch nicht."
"aber du bist doch sonst nicht so..."
"es regnet. und ich hab morgen meine kinder. beide. das ist total anstrengend."
"ich könnte auch allein gehen."
"du bleibst mal schön hier."
"heißt das, du möchtest gerne, dass ich hier bleibe?"
der luxus-mann rollt die augen genervt zur decke.
"dann wirf mal was in den jackpot", fordere ich ihn auf.
"du darfst mir noch einen blasen."
"abgelehnt. du schmeckst nach gummi."
der luxus-mann schnauft empört und hüllt sich in schweigen.
"bricht dir eigentlich n zacken aus der krone, wenn du zugibst, dass du mich magst?" frage ich.
der luxus-mann schaut mich sehr überrascht an.
"sagen wir mal so, ich fände es ausgesprochen scheiße, wenn du weiterhin so ne kinderkacke machen würdest."
"ich bin letzte woche komplett amok gelaufen. das war eine ausnahme."
der luxus-mann schüttelt sich die halblangen haare aus dem gesicht.
"weißte, ich seh das alles aus meiner warte als vater. ich fühl mich dann verantwortlich, auch wenn ichs nicht bin, weil ich ja weder dein vater noch sonstwas bin. ich mach mir automatisch gedanken, unter anderem auch, weil ich mich dann frage, was zu sowas führt und wie ich meine kinder schützen kann. du hast ja auch angedeutet, dass es in deinem leben missbrauch gab, und seither denk ich, wenn meine tochter nächsten herbst in die schule kommt, dann bring ich sie jeden morgen hin bis an ihren platz im klassenzimmer und hol sie auch genau da wieder ab."
"du kannst sie schützen, indem du sie stark machst. kinder, die selbstbewusstsein ausstrahlen, denen passiert sowas seltener, denk ich."
"und wie mach ich das?"
"sie hat doch demnächst geburtstag. schenk ihr einen karate-kurs statt irgendwelchen mädchenkram."
der luxus-mann lacht.
"das würde die nicht cool finden."
"dann ist das deine aufgabe, dass sie sowas cool finden lernt. das ist ein punkt, den meine eltern verpasst haben. denen ging es nur darum, dass ich lieb und brav und ein leistungswilliger kleiner roboter war."
"war bei mir ähnlich."
"wie, du solltest ein liebes mädchen werden?" kichere ich.
"neeeeeiiiin. aber ich bin der älteste sohn, ich sollte den familienbetrieb übernehmen."
"ist doch cool. deine eltern sind unternehmer?"
"nee, landwirte. die hatten den größten hof in der ganzen region."
"oh. ok, das ist dann anstrengend."
"seit ich sechs jahre alt war, musste ich arbeiten, sieben tage die woche."
"was musstest du so machen? bei der ernte helfen?"
"meine eltern haben vorwiegend schweinezucht betrieben. voll widerlich, der gestank und der dreck... wahrscheinlich hab ich deswegen auch so einen hygienefimmel", lacht der luxus-mann.
"vom stinkenden schweinezüchter zum anzugtragenden börsen-crack, das nenn ich mal karriere."
"ey, ich hasse anzüge! ich trag den scheiß nur, weil ich muss!"
"ich hatte ganz oft männer, die fühlten sich in anzügen wie die geilsten hechte."
"hahaha, ernsthaft?! was kanntest dun für spacken?!"
"leute, die außer ihrem job kein leben hatten. hätte man denen ihre funktion auf dem namensschildchen weggeknipst, wären die verpufft wie ein furz."
"gratulation."
die zeiger der uhr rücken auf eins vor.
"und, was machen wir jetzt?" fragt der luxus-mann.
"weißnich", sage ich muffelig.
"wir könnten ja noch die straße runter in meine lieblingsbar gehen, wenn du möchtest."
ich strahle.
"cool."
"ich will halt nicht, dass du nachher hier in meinem badezimmer sitzt und dir aus lauter langeweile die pulsadern aufschneidest. ich kann doch kein blut sehen."
ich puffe den luxus-mann in die schulter.
"dann mal los."
in der bar kennt man den luxus-mann, und ohne ein wort schiebt der chef zwei wodka-tonic über den tresen. wir trinken, bis mir ganz truselig ist.
auf dem nachhauseweg ärmelt mich der luxus-mann unter.
"ich dachte, du magst das nich", säusle ich.
"was mag ich nicht?"
"na so... kuscheln."
"mag ich auch nicht."
"und was machst du dann da?"
"das ist ja nicht kuscheln."
"sondern?"
"maaaaannn... du bist echt kompliziert!"
"und du bist widersprüchlich."
"du bist der psycho, nicht ich!"
"nur weil du keine diagnose hast, hast du noch lange kein problem."
der luxus-mann lässt mich los:
"besser?"
"nein, aber konsequenter."
"stehst du auf konsequent?"
"was das betrifft, bin ich inkonsequent."
in der luxus-wohnung sinken wir sogleich in das riesige luxus-bett, das diesmal mit schwarzer seidenbettwäsche bezogen ist.
"ich könnte dich schon wieder ficken", flüstert der luxus-mann.
"ich dachte, männer über 40 sind nach einmal abspritzen im arsch?"
"die haben ja auch keinen 35-zentimeter-superschwanz", sagt der luxus-mann und schiebt mir seine latte zwischen die schenkel.
als ich am nächsten morgen erwache, hantiert der luxus-mann schon in der küche.
ich schleiche schlaftrunken durch den flur und suche nach meiner tasche.
"ich habe kaffee gemacht", ruft der luxus-mann. "und es gibt frühstück. mit himbeermarmelade von meiner mutter."
"ich muss erstmal meine tabletten nehmen. hab ich gestern im suff ganz vergessen."
"dann brauchst du aber erstmal eine gute grundlage. ein brot oder zwei?"
"eins."
"iss mal ruhig zwei."
"ich dachte, du magst keine weiber über 60 kilo."
"du bist doch groß."
"sag doch gleich, dass du mich fett findest."
"ich finde dich scharf", sagt der luxus-mann und kneift mir in den po.
"lass mein fett in ruhe. das vermehrt sich sonst."
"ich hab seit gestern übrigens ein kilo abgenommen! sex mit dir ist offenbar ein sehr effizientes work-out. und macht mehr spaß als fitness-studio."
nach dem frühstück packe ich meine sachen.
"tschüß", rufe ich in die wohnung, als ich in den stiefeln stehe.
"soll ich dich zur bahn bringen?" will der luxus-mann wissen.
"nein, bin mit dem rad!"
"okay, bis bald!"
"bis denn."
ich schiebe mich aus der tür, betrete den schicken glasaufzug und lasse mich nach unten beamen.
ganz entspannt.
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