Donnerstag, 10. September 2020

aber wir geben nicht auf

seit das objekt in seiner neuen alten heimat liegt, ist die kommunikation deutlich einfacher als zuvor. die objekt-mama hält mich sehr engagiert auf dem laufenden.

der zustand des objekts hatte sich im zuge von corona zuletzt verschlechtert. ausbleibende besuche drückten auf seine stimmung, lethargie bestimmte seine tage. auch einige therapien mussten wohl ausgesetzt werden. fortschritte gingen dadurch verloren und müssen jetzt wieder langsam aufgebaut werden.

das pflegepersonal im neuen heim setzt glücklicherweise sehr stark auf mobilisierung. das stößt beim objekt allerdings auf widerstand. es hatte sich in der letzten zeit daran gewöhnt, einfach bequem im bett zu liegen und fernzusehen. es sieht beispielsweise nicht ein, warum es bei besuchen im rollstuhl sitzen soll.

die objekt-mama, ihres zeichens ehemalige lehrerin, fährt das simple do-ut-des-prinzip wie bei einem kind. wenn das objekt beispielsweise nicht aus dem bett kommen will, droht sie, wieder nachhause zu fahren.

nach wie vor sehr zu schaffen macht allen das fehlende gedächtnis des objekts. hier gibt es keinerlei verbesserungen zu verzeichnen. kürzlich beispielsweise hatte das objekt besuch von seinem bruder bekommen, worüber es sich wohl über die maßen gefreut hatte. schon am nächsten tag hatte es das wieder vergessen. als ihm das bewusst wurde, war es völlig deprimiert.

besonders schlimm ist es für den sohnemann. denn seit dem unfall weiß das objekt nie, wer er ist. nach wie vor schafft der sohnemann es deshalb nicht, seinen vater zu besuchen.

"aber wir geben nicht auf", schließen viele nachrichten der objekt-mama. 
 
ihre stärke jagt mir kleine schauer von respekt über meinen rücken. 
gäbe es einen orden für tapferkeit, diese frau hätte ihn verdient.

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