Montag, 10. August 2020

sprödes gras, von gefährlichen funken umtanzt

ich habe mich ausgeklinkt. wohl wissend, dass die maske mit dem freundlichen gesicht das nicht halten würde. die tarnung dieser tage ist dünn, so dünn, dass ich manchmal glaube, mein mann müsste dahinter schauen und die tiefen risse sehen können. 

die sonne brennt derweil gnadenlos herab. die freibäder sind dicht, die meisten meiner freunde im urlaub. meine eltern reden in jeder sekunde über die hitze oder corona und was man deswegen alles nicht machen kann oder soll. und wenn sie damit durch sind, erzählen sie dasselbe wieder von vorne.

mein herz fühlt sich an wie sprödes, dürres gras, das von gefährlichen funken umtanzt wird. also flüchte ich mich an den einzigen ort, der mir trost spendet. und weine. 

wie immer streichelt die schönheit der landschaft meine seele in beruhigender weise, auch wenn mich immer wieder der scharfe hauch der traurigkeit streift.

später rette ich einen mistkäfer, der einen sandigen abhang hinabschlittert und in den see zu rutschen droht. vermutlich das sinnvollste, was ich in diesen tagen tue. und während die sonne am horizont versinkt, gesellt sich eine grille zu mir.

gemeinsam warten wir, bis der letzte goldene strahl hinter dem hasenhügel verschwindet.



6 Kommentare:

  1. Schöner Titel und ein geretteter Mistkäfer. Das gefällt mir.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. die haben ein violett schimmerndes unterteil. einfach hammer schön.

      Löschen
  2. Du hörst Dich schon so lange so unglücklich an. Ist es diese Beziehung wert?

    Luna xoxo

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ich muss mir immer wieder auseinanderklamüsern, wo es eigentlich genau nicht passt. ich klage ja vom hohen ross.
      eigentlich verstehen wir uns weitgehend gut. meine psychische disposition sieht allerdings viele allein-zeiten für mich vor und überrollt mich mit traurigkeit in den unpassendsten momenten. mein kleines selbstbewusstsein ist dann nicht sicher, wie viel egoismus eine beziehung verträgt. mein ex hat mir immer vorgeworfen, ich könne kein "wir" leben. da ist sicher was dran. ich will kein wir oder zumindest nur temporär. ich bleibe immer auf der hut. nähe ist eine damoklesschwert für mich. bedrohlich und erlösend zugleich. für einen partner, der sich einfach nach zweisamkeit sehnt, ist das bestimmt schwierig. der luxus-mann meistert das insofern ganz gut, indem er mich viel lässt. er war bspw. auch entgegen meiner erwartung nicht sauer, dass ich mich im gemeinsamen urlaub zwei tage komplett ausgeklinkt habe, um alleine mit dem rad oder zu fuß durch die natur zu streifen und meine seele irgendwie wieder ins lot zu bringen.

      tagebuchtypisch landen hier zudem natürlich auch vorwiegend momente des leids. die trauer weckt die labertante in mir. hier kann ich sie freilassen, denn hier muss niemand zuhören, der nicht will.

      Löschen

danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.