Mittwoch, 19. August 2020

der letzte abschied

in der nacht vom 7.8. auf den 8.8. habe ich einen furchtbaren alptraum: das objekt ist gestorben! ich wache ziemlich verstört auf mit dem gefühl, als sei ein band gerissen, das uns verbunden hat.

wieder zurück aus dem urlaub mit dem luxus-mann rufe ich gleich im pflegeheim an, weil ich wissen will, wie es dem objekt geht. außerdem möchte ich einen besuchstermin vereinbaren. dies geht seit corona nur noch nach vorheriger absprache mit der verwaltung.

die liebe schwester romina ist am telefon. sie offenbart mir, dass es dem objekt zuletzt gut ging, es jedoch vor zwei wochen umgezogen sei. seine eltern hätten es abgeholt und in ein heim in ihrer nähe verlegen lassen, um sich mehr um ihn kümmern zu können.

ich bin vollkommen von den socken:
"was sagt denn seine freundin dazu?" frage ich perplex.
"ach, die gibts doch schon ganz lange nicht mehr", lautet die antwort.

wie immer wissen andere mehr als ich, wenn es ums objekt geht. ich hatte das allerdings vermutet, da sich die unterkühlten, unliebsamen absprachen mit der objektgespielin in den letzen monaten von sehr restriktiven besuchserlaubnissen hin zu recht gleichgültigen nachrichten wie "mir egal, fahr hin, wann du willst" verändert hatten. 

welche junge frau verbringt auch schon den rest ihres lebens mit einem krüppel? das wäre auch bestimmt nicht im sinne des objekts gewesen. auch ich selbst könnte nicht die hand dafür ins feuer legen, dass ich das geschafft hätte - egal wie groß die liebe ist. 

"dann muss ich vielleicht mal seine mutter anrufen", fällt mir nur noch ein.
"mach das", sagt schwester romina, "und grüß ihn ganz lieb von uns! wir werden ihn vermissen."
nicht nur du, denke ich , nicht nur du. 
mein herz schlägt derweil wie eine tickende zeitbombe.

"ihr habt das übrigens sehr schön gemacht, soweit ich das beurteilen kann", sage ich noch. "ich fand die betreuung bei euch jedenfalls immer sehr liebevoll. danke dafür."
"ach, das freut mich, sowas hören wir ja nicht oft!"
dann verabschieden wir uns.

danach sitze ich wie betäubt da und habe den eindruck, mein universum sei soeben implodiert.
du wirst das objekt nie wieder sehen. oder vielleicht alle paar jahre mal, so weit weg, wie es nun ist, so tief in der östlichen pampa. 

ein anderer teil in mir vermeldet zarte erleichterung: du musst dich nie wieder mit der gespielin herumschlagen! nie wieder angst vor ihren gemeinheiten haben! du kannst ihre nummer LÖSCHEN! ist das nicht herrlich?

sehr viel besser wird die situation dadurch allerdings nicht. der einst gute kontakt zur objektmama war irgendwann dank der giftereien der gespielin abgerissen. ich habe keine ahnung, was diese freundliche, offene frau inzwischen von mir denkt und ob sie noch mit mir sprechen wird. 

abends radle ich ein wenig durch die gegend. ich komme am haus vorbei, in dem das objekt zuletzt mit der gespielin gewohnt hat. ihr name steht immer noch am klingelschild, daneben ein neuer. 

aha. sie hat die wohnung also gleich zum neuen liebesnest umfunktioniert. ich kann das spontane gefühl der bitterkeit nicht unterdrücken. anderseits hat sie bestimmt genug gelitten. warum sollte sie nicht ein wenig glück verdienen?

voller widersprüchlicher gefühle und einem tsunami im kopf liege ich später im bett. ich weiß, dass es wieder wochen dauern wird, bis ein wenig klarheit und frieden in mir einkehren.

9 Kommentare:

  1. ach herrjeh.

    aber: immerhin schön, dass die eltern das objekt in ihrer nähe haben wollen, und nicht schön weit weg. lag wohl auch an der gespielin, die sich verschiedenes sicherlich auch anders vorgestellt hatte.

    es ist also gut vorstellbar, dass die eltern jetzt viele dinge, sagen wir einmal "aus einer anderen perspektive" sehen, und jetzt nicht genau wissen wie denn ein kontakt wieder hergestellt werden kann.

    klarheit wird hier letztlich wohl nur ein beherztes nachfragen bringen.

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    1. kann mir vorstellen, dass die gespielin eben gehofft hatte, dass es wieder wird. als sich jetzt abzeichnete, dass das nicht mehr der geile hecht wird, den sie gewohnt ist, hat sie sich gegen ihn entschieden. was ich wie gesagt irgendwo auch nachvollziehen kann. ich wüsste nicht, wie ich es gehandelt hätte. ich hätte es nur nicht geschafft, mit meinem neuen lover in der wohnung des verunfallten und verlassenen ex ein liebesnest zu errichten.

      nachfrage ist getan, aber ich habe keine antwort erhalten. wahrscheinlich hat die gespielin ganze arbeit geleistet und mich als verrückte, aber völlig bedeutungslose stalkerin hingestellt.

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    2. hoffen/glauben/meinen dass alles wird wie vorher: den zahn haben ihr vermutlich die ärzte schon vor einiger zeit gezogen, dann hat sie sich halt ihr leben neu sortiert, das kann ich durchaus verstehen, niemand wird erwarten dass der andere unter solchen umständen aufhört zu leben. allerdings: in der wohnung des ex könnte ich auch nicht weiterleben, und eigentlich bin ich schon eher hart im nehmen.

      eine antwort muss übrigens nicht unbedingt sofort erfolgen - vielleicht wird auch da objekt noch zu dieser thematik befragt, was weiss man.

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    3. ich denke auch, dass sie den zustand ganz realistisch eingeschätzt hat. ich kenne den befund nicht genauer, aber ich habe natürlich auch mit freunden, die ärzte sind, gesprochen. und alle sagten mir, dass es inzwischen eher unwahrscheinlich sei, dass sich noch etwas tut. wenn ich das weiß, wusste sie das dreimal.

      man ist halt so verwöhnt heutzutage! die blauen gelesen-häkchen bei den whatapp-nachrichten suggerieren natürlich immer, dass jetzt gleich die antwort kommt. ich habe in diesem fall nicht erwartet, dass sie sofort kommt, allerdings habe ich drei tage später dann auch damit gerechnet, dass die objektmama einfach nie mehr antwortet, weil irgendwas zwischen uns steht.

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    4. das mit der wohnung finde ich vor allem deswegen so krass, weil das objekt sie ein halbes jahr lang eigenhändig renoviert hat, bevor madame damals ins gemachte nest eingezogen ist. kabel neu verlegt, wände neu verputzt, fußböden geschliffen, ein neues bad reingebaut. und dann hat er ihr auch noch möbel nach ihren wünschen gezimmert. er ist ja so ein handwerker-genie.

      jedenfalls atmet diese wohnung aus jeder pore objektiv, und das hätte ich schon nach dem unfall nicht mehr ertragen.

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  2. Sind die "Objekte" nicht eigentlich "Subjekte"?

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    1. das "objekt" ist ja ein alter begriff von vor 10 jahren, als ich es "objekt der begierde" getauft hatte. irgendwann war ich zu faul, immer 3 wörter zu schreiben.

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  3. Vielleicht hat seine ex Freundin auch nur einen neuen Mitbewohner. Und selbst wenn sie einen neuen Partner hätte, so geil schien die Beziehung ja nicht zu laufen, als der Mann noch fit war.
    Sicher finden sie eine Möglichkeit, herauszufinden in welchem Heim sich der Mann befindet. Und dann besuchen sie ihn halt mal.
    Liebe praktische Grüße,
    Magenta

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    1. wie gesagt: unabhängig vom glücksfaktor der ex-beziehung kann ich das total verstehen, dass sie sich so entschieden hat.
      könnte natürlich auch einfach ein mitbewohner sein, da haben sie natürlich recht.

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.