Montag, 22. April 2019

ein muh, kein mäh, und kein kikerikiki

am osterwochenende brennt die sonne herunter, als wolle sie uns alle mit hautkrebs strafen.

wir sind auf dem hof der luxus-eltern, der luxus-mann gurkt mit dem frisch lackierten mustang seines schwagers übers gelände, während ich die neuen hühner seines vaters kennenlerne.

putt-putt-putt, sage ich, bok-bok-boook machen die huhnis und kommen alle zum zaun gerannt.
sechs puschelige, prachtvolle rhodeländer-damen, aber kein hahn dabei.

"wieso habt ihr denn keinen hahn", frage ich den luxus-vater.
"das klappt auch so", sagt der. "bei größeren hühnerherden, wie wir sie früher hatten, waren die natürlich schon nützlich. wenn da ein greif angesegelt kam, haben die hähne ordentlich radau gemacht."
















dann erzählt er mir, wie er als junger bursche mal seine schweinherde über nacht draußen vergessen hatte.
"das war im frühjahr, da hatten wir nachts noch ordentlich minusgrade, und ich hab abends nicht drangedacht, die tür aufzumachen, damit die wieder in den stall konnten. mitten in der nacht fällt mir das ein, ich sitz senkrecht im bett, denke so, scheiße, die viecher sind vielleicht schon erfroren. geh ich raus, was ist? stehen die alle dicht zusammengekuschelt auf einen haufen. nicht eins hat sich erkältet, alle sind gesund geblieben!"

wenn der luxus-papa so erzählt, kann man sich nicht vorstellen, mit welcher unglaublichen härte er seine kinder großgezogen hat. ein freundlicher älterer herr, der ab und an auch mal einen schnoddrigen scherz macht.

später, nachdem wir alle torte gegessen haben, nimmt mich der luxus-mann mit auf den milchhof nebenan, denn dort gibt es angeblich kälbchen.
"hier musste ich als kind immer milch holen", erzählt er.

ich darf in den stall gehen, und da sind sie. zwischen vielen weißen und schwarz-weißen steht ein kälbchen, das komplett schwarz mit einer kleinen weißen blesse auf der stirn ist.
ich strecke die hand aus und das schwarze kalb beginnt, sie mit seiner großen zunge hingebungsvoll abzuschlecken.
"fass mir bloß nachher nicht mit deinen kuh-schleim-fingern an den schwanz", lacht der luxus-mann.

später, als wir auf dem luxus-balkon in der schanze sitzen und uns großstadtlärm und -gestank wiederhaben, sagt der luxus-mann:
"vielleicht hab ich später doch bock, mal eine zeit lang auf dem land zu wohnen. so im sommer. drei monate in den schweizer bergen oder so. du könntest ja mitkommen. müssen wir nur schauen, dass wir dann wlan haben, damit du arbeiten kannst."
ich muss kichern: "du machst aber sehr langfristige pläne!"
da schaut mich der luxus-mann ungewohnt zärtlich an und meint: "irgendwie hab ich mich halt schon an dich gewöhnt."

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