Sonntag, 26. Oktober 2025

parkhaus

wie ein graues skelett ragt die silhouette des gebäudes, das einmal der elbtower hätte werden sollen, in den nieselregen: ein skelett des kapitalismus, seiner verlockungen, seiner betrügerischen optionen, ein mahnmal seines versagens.

papa, ist das ein parkhaus, will ein kleiner junge wissen, der neben mir in der s-bahn sitzt. der vater verneint, aber ich finde "parkhaus" eine treffende metapher: ein parkhaus der zukunft, des fortschritts, des höherschnellerweiter. ein sinnbild für den stillstand, den reformstau, des langsamen ticken des weiter-so. ein weiter-so, das uns unendlich teuer zu stehen kommen wird - wie ein auto, das in einem parkhaus abgestellt und viel zu spät oder vielleicht auch gar nicht mehr abgeholt wird.

ich ergötze mich derweil an meinen letzten tagen in freiheit, übermüdet von alpträumen, die meine job- und zukunftsangst spiegeln. die schwerkraft wirkt doppelt, meine endlos entzündeten augen brennen vor trockenheit, und ich fühle mich spitz, konkav, irgendwie bruchstückhaft, auslassungsreich, fassadenlos. auch ich bin unvollendet, ein parkhaus alter träume und ängste, eine bankrotterklärung an das leben. 


 

2 Kommentare:

  1. "eine bankrotterklärung an das leben"
    ... nee, eher eine Message an jene, die das aus dir gemacht haben. Da gab es garantiert eine kleine 4- oder 5-jährige, die mit sich und dem Universum im Reinen und glücklich war. (so im Sinne von "Lieblingsessen-einfach-so-mitten-in-der-Woche-ungeplant"

    Gruß Jens

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    1. offen gestanden kann ich mich an solche momente kaum erinnern. und ich tue es auch nicht gerne. unbeschwert sein, schöpferisch-kreativ, liebend, wertebasiert - das wiederspricht dem konzept, stereotype unterjochung und ausbeutung im ausgleich für materielles zu ertragen. die ersten jahre im job hatte ich ja die hoffnung, ich finde irgendwann was, wo ich reinpasse. aber nach 18 jahren glaube ich da nicht mehr dran. ich kann nur hoffen, das übel irgendwie auszuhalten.

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