Freitag, 14. Juni 2024

48 stunden

wenn sich die helligkeit des morgens durch die geschlossenen lider presst, ist die noch unsichtbare welt ganz rosarot. fleischwurstrosarot, mit einer feinen prise satreschen ekels. die ersten gedanken haben die konsistenz von kühlschrankkaltem, säuerlichem wackelpudding, geschmacksrichtung mundgeruch.

der hals fühlt sich an wie nach einer langen partynacht, trocken und rau vom zigarettenrauch. dann wandert immer mehr kalt-muffige gedankengötterspeise richtung frontallappen und erinnert dich, dass du ja gar nicht mehr rauchst. dass du kaum mehr partys besuchst. und dass du nun eigentlich aufstehen musst, um den neuen arbeitstag abzureißen wie ein kalenderblatt, mit der üblichen geringschätzigen geste.

während du noch daliegst und der wunsch aufkommt, es möge etwas dazwischenkommen, meldet der körper fieber und schnodder. ein wunderbarer grund, die bettdecke bis unters kinn zu ziehen, sich noch einmal umzudrehen und die realität zum arschlecken abzukommandieren.

der fiebrige halbschlafkopf macht sich derweil auf, bühne fantastischer bewegtbilder zu werden. längst begrabene tagträume kehren kraftvoll zurück: wirklichkeitsferne wohltaten, durch körpereigene drogen befeuert. ein 48-stündiger trip, den sogar das gewissen schweigend genießt, die sonst so vorlaute fresse mit einem gelben schein gestopft.

Dienstag, 4. Juni 2024

nuthouse, nächstes kapitel

über mein gespräch mit dem oberchef darf ich nichts negatives sagen. großes verständnis für alle meine im voraus schriftlich ausgearbeiteten argumente und vorschläge. geradezu herzliche bestätigung dafür, dass ich nicht alles wissen und verstehen kann, wenn mir keiner was erklärt. 

ja, der chef ist in der tat ok. hab ich mich im vorstellungsgespräch damals doch nicht geirrt. er versucht sein bestes, was schwierig ist, weil er so rein gar nichts aus dem alltag im nuthouse mitbekommt. zum beispiel, wie ich mit herablassung und arroganz anstatt fairer unterstützung klarkommen muss. wie viele meiner fragen einfach nur mit einem oberlehrerhaft-genervten "das haben wir doch alles schon besprochen" gekontert werden, während ich auf ein wenig konkretion hoffte, um meine aufgabe nicht wieder komplett unterirdisch abzuschließen.

immerhin: eine richtige kleine fortbildung habe ich herausgeholt - für das gesamte team bzw. alle, die das entsprechende wissen benötigen. wenig, aber besser als nichts. vonseiten des teams keine große freude - man ist ja ohnehin überlastet. aber ohne mehr wissen wird die überlastung nun mal auch nicht weniger.

nach dem gespräch mit cheffe kurzzeitig erleichterung verspürt: man erwartet offenbar gar nicht so viel von mir. was sich aber tagsdrauf schon wieder relativierte, weil einer meiner kollegen mal wieder seine überforderung an mich weitergab, indem er ziemlich fies wurde. schlagartig wurde mir klar, dass mir der theoretische rückhalt von cheffe im alltag wahrscheinlich kaum etwas nützen würde.

mittags schnell eine bewerbung geschrieben. für eine stelle, bei der ich auf linkedin sehen konnte: bereits über 100 bewerbungen eingegangen. ja, interessante und menschenwürdig bezahlte jobs im marketing sind rar, eine ganze branche ist quasi permanent in bewegung. keine zeit und kein raum, schon gar nicht für empfindliche seelchen mit extra-wurst-wünschen wie mich: sei nett, zahle mir ein normales gehalt und ermögliche mir vielleicht sogar ab und an homeoffice!

die möglichkeit der kündigung immer als letzten rettungsanker vor augen. zugleich wissen: dann wird das bewerben wahrscheinlich erst richtig schwierig. alternativen erwägen, eine längere krankschreibung zum beispiel. meine psychiaterin hatte mir das letzte mal die option gelber schein angesichts meines vollkommen aufgelösten zustands fast aufgedrängt. doch probleme lösen sich nicht, indem man sie umgeht. trotzdem könnte eine krankschreibung in der zukunft ein kluger schachzug sein: im ersten schritt krank statt arbeitslos - und sich im zweiten schritt kündigen lassen anstatt zu kündigen.

so oder nicht so oder auch komplett anders. der kopf ist ein wilder eintopf aus ideen, verwirrung und sehr schwerer, zähflüssiger grundangst.

Sonntag, 2. Juni 2024

schauplatz hochwasser

liebe politiker, die ihr gern zu überflutungs-schauplätzen reist, um dort betreten-dümmlich oder wahlweise feist lachend in die kameras zu glotzen: wir haben euch so satt. spart euch die kohle und die co2-emissionen und macht lieber echte, knallharte und nie dagewesene klimapolitik. damit wäre allen geholfen. sogar denjenigen, die bloß keine flüchtlinge mehr wollen.

danke (für nichts bis jetzt).