über mein gespräch mit dem oberchef darf ich nichts negatives sagen. großes verständnis für alle meine im voraus schriftlich ausgearbeiteten argumente und vorschläge. geradezu herzliche bestätigung dafür, dass ich nicht alles wissen und verstehen kann, wenn mir keiner was erklärt.
ja, der chef ist in der tat ok. hab ich mich im vorstellungsgespräch damals doch nicht geirrt. er versucht sein bestes, was schwierig ist, weil er so rein gar nichts aus dem alltag im nuthouse mitbekommt. zum beispiel, wie ich mit herablassung und arroganz anstatt fairer unterstützung klarkommen muss. wie viele meiner fragen einfach nur mit einem oberlehrerhaft-genervten "das haben wir doch alles schon besprochen" gekontert werden, während ich auf ein wenig konkretion hoffte, um meine aufgabe nicht wieder komplett unterirdisch abzuschließen.
immerhin: eine richtige kleine fortbildung habe ich herausgeholt - für das gesamte team bzw. alle, die das entsprechende wissen benötigen. wenig, aber besser als nichts. vonseiten des teams keine große freude - man ist ja ohnehin überlastet. aber ohne mehr wissen wird die überlastung nun mal auch nicht weniger.
nach dem gespräch mit cheffe kurzzeitig erleichterung verspürt: man erwartet offenbar gar nicht so viel von mir. was sich aber tagsdrauf schon wieder relativierte, weil einer meiner kollegen mal wieder seine überforderung an mich weitergab, indem er ziemlich fies wurde. schlagartig wurde mir klar, dass mir der theoretische rückhalt von cheffe im alltag wahrscheinlich kaum etwas nützen würde.
mittags schnell eine bewerbung geschrieben. für eine stelle, bei der ich auf linkedin sehen konnte: bereits über 100 bewerbungen eingegangen. ja, interessante und menschenwürdig bezahlte jobs im marketing sind rar, eine ganze branche ist quasi permanent in bewegung. keine zeit und kein raum, schon gar nicht für empfindliche seelchen mit extra-wurst-wünschen wie mich: sei nett, zahle mir ein normales gehalt und ermögliche mir vielleicht sogar ab und an homeoffice!
die möglichkeit der kündigung immer als letzten rettungsanker vor augen. zugleich wissen: dann wird das bewerben wahrscheinlich erst richtig schwierig. alternativen erwägen, eine längere krankschreibung zum beispiel. meine psychiaterin hatte mir das letzte mal die option gelber schein angesichts meines vollkommen aufgelösten zustands fast aufgedrängt. doch probleme lösen sich nicht, indem man sie umgeht. trotzdem könnte eine krankschreibung in der zukunft ein kluger schachzug sein: im ersten schritt krank statt arbeitslos - und sich im zweiten schritt kündigen lassen anstatt zu kündigen.
so oder nicht so oder auch komplett anders. der kopf ist ein wilder eintopf aus ideen, verwirrung und sehr schwerer, zähflüssiger grundangst.