einsamkeit ist ein viel diskutiertes thema seit corona. ich glaube jedoch nicht, dass uns die pandemie einsamer gemacht hat. ich denke, sie hat uns lediglich gezeigt, dass wir falsch fokussieren und zu viele schein-beziehungen führen, die ohne tiefe sind.
ich persönlich habe unter corona kein bisschen gelitten. menschenansammlungen hasse ich ohnehin, und ich pflege aus prinzip keine freundschaften zu kollegen, denn kollegen sind immer konkurrenten. arbeiten hat exakt einen sinn für mich: geld verdienen, nicht mehr und nicht weniger. ich habe nicht die leiseste absicht, in der job-zwangsgemeinschaft mehr zeit als unbedingt nötig zu verschwenden.
auch veranstaltungen wie partys betrachte ich inzwischen geläutert und mit abstand. 2012 hörte ich depressionsbedingt auf, wochenends ständig in clubs zu rennen. dabei zeigte sich schlagartig, dass meine "freunde" dort alles nur partypeople waren, die mich ratzfatz fallen ließen, als die ewige feierei für mich erstmal vorbei war. diese desillusionierung - so gesund und nötig sie sicherlich war - machte mich furchtbar einsam.
de facto war ich gar nicht so wahnsinnig alleine, sondern hatte nur den falschen fokus gesetzt. nämlich, dass mich die wochendlichen partys mit alkohol und drogen für all die sinnlosen qualen von montags bis freitags entschädigen würden. taten sie natürlich nicht, und dafür konnten sie nichts.
seit rund fünf jahren bin ich in der glücklichen situation, eine ganze reihe echter, tiefer und wertvoller verbindungen zu haben. dazu zählen neben meiner partnerschaft zum luxus-mann ein kleiner kreis an menschen in und um hamburg, ein etwas größerer kreis in meiner heimat sowie einzelne personen in anderen städten.
das beste dabei ist, dass der kreis jeweils gar kein kreis ist. vielmehr es sind unabhängige einzelkontakte. das heißt, ich laufe nicht gefahr, dass, falls es zu konflikten mit einer dieser personen kommt, gleich wieder der komplette kreis wegbricht. (das empfehle ich allen, die der ansicht sind, sie bräuchten unbedingt eine clique: bullshit!)
damit erfüllende kontakte entstehen, braucht es natürlich auch eine gewisse offenheit. als treudoofes naivschaf, das das herz auf der zunge trägt, habe ich da natürliche gewisse vorteile. es birgt allerdings auch immer die gefahr, verletzt oder ausgenutzt zu werden.
deshalb, so habe ich für mich gelernt, sind emotional schwache und bedürftige phasen keine guten zeitpunkte, um kontakte zu knüpfen. denn kommt es dann zu einer verletzung, trägt man sehr lange daran.
darüber hinaus ist man bedürftig meist kein guter gesprächspartner. man quatscht zu viel ichbezogene soße und verschreckt das gegenüber dadurch. geht so der kontakt deshalb wieder verloren, bestärkt dies das gefühl, dass man ewig einsam bleiben wird.
ich bin sehr dankbar, dass ich mich aktuell nicht mehr einsam fühle. seit dem so ist, kann ich eine sache wieder in vollen zügen genießen: das alleinsein. ich erlebe momente mit mir inzwischen mindestens als ebenso erfüllend wie einen abend mit einer guten freundin oder dem partner.
und das, denke ich, ist im grunde genommen sehr gesund.