ich war einst davon ausgegangen, dass beziehungen sich maximal drei bis fünf jahre lang entwickeln, bis es dann entweder einfach sehr ereignisarm-beschaulich wird, oder man sich doch trennt, weil man die negativen seiten am partner definitiv nicht mehr ertragen kann. ich bin immer wieder mehr als erstaunt, dass und wie sehr ich mich damit geirrt habe.
in der tat muss ich zugeben, dass die luxus-beziehung in den letzten monaten noch einmal besser wurde als sie je zuvor war. gerade in der aktuellen sehr schwierigen beruflichen situation steht der luxus-mann zu mir wie kaum ein mann je zuvor. er ermutigt mich immer wieder, den job hinzuschmeißen, wenn es nicht mehr geht, und ist darüber hinaus zuversichtlich, dass ich trotzdem nicht für immer in der arbeitslosigkeit stranden werde. er hört sich die traurigen demenz- und parkinsongeschichten über meinen vater an und bestätigt mir, dass es ok ist, wenn ich weder meinen vater heilen noch das tiefe zerwürfnis zwischen meinen eltern lösen kann. ich spüre immer wieder, wie sehr er sich wünscht, dass ich glücklich bin - auch in vollkommen unscheinbaren, auf den ersten blick bedeutungslosen momenten.
so gingen wir neulich über einen flohmarkt, wo ich ein stofftier entdeckte, das lustig mit dem kopf wackelte.
"hihi, das sieht aber witzig aus", sagte ich.
"kauf das doch", meinte der luxus-mann.
"auf gar keinen fall! dann steht da wieder ein staubfänger mehr im regal!"
der luxus-mann war anderer ansicht:
"ich würde es an deiner stelle mitnehmen."
"nee, komm, wirklich nicht. ich bin nicht meine mutter, ich will keinen blödsinnigen krimskrams in meiner wohnung ansammeln!"
wir drehten noch eine runde. währenddessen klangen die luxus-worte in mir nach und ich wurde unsicher.
"meinste wirklich, ich soll das ding kaufen?" fragte ich.
"wieso denn nicht? das ist lustig, und es ist doch cool, wenn man gerade eher schlecht drauf ist... und wenn man dann so was witziges hat und sich drüber freuen kann... das tut doch deiner seele gut!"
der luxus-mann betrachtete das stofftier also nicht einfach als skurrilen kauf, sondern vielmehr als investition in mein wohlbefinden. und er setzte noch einen drauf:
"soll ich mal mit dem verkäufer verhandeln? ich mach das für dich! du handelst doch nicht gern. oder ich kauf das für dich!"
"es geht mir nicht ums geld, sondern um die sinnlosigkeit des ganzen!"
"aber wenn du freude dran hast, ist das doch absolut sinnVOLL."
ich blickte meinen mann verblüfft an. er hatte einfach nur recht. und ich beschloss, die konsequenz daraus zu ziehen:
"dann lass uns zurückgehen. ich kauf das jetzt."
zwei minuten später war das ding mein. der luxus-mann nahm mir das vieh aus der hand, begutachtete es von allen seiten und sagte:
"ein bisschen fleckig, aber doch ein lustiger kauf!"
"ein bisschen fleckig, aber doch ein lustiger kauf!" sagte das stofftier da.
wir guckten uns an.
"alter, das ding kann sprechen", sagte ich verzückt.
"alter, das ding kann sprechen", wiederholte das stofftier.
wir lachten uns halb tot. das stofftier gab unser gelächter ein wenig verzerrt wieder - und wir mussten noch viel mehr lachen.
ich fand den off-schalter an der unterseite.
"ich kenn das doch, sowas haben wir im letzten sommer im urlaub gesehen", fiel mir ein. "das ist so ein labertier, das alles nachquatscht. weißt du noch? das gab es in diesem souvenirshop... diese sprechende möwe!"
"ich erinnere mich, die war echt cool", antwortete der luxus-mann.
"ich hatte damals sogar darüber nachgedacht, ob ich dir das nicht schenke", sagte ich. "weil du das so lustig fandest. ich hatte so ein ding als sensenmann mit sichel bei ebay gefunden, das hätte perfekt zu dir gepasst. aber ich war nicht sicher, ob du das dann nicht doch kindisch und blöd findest, und neu sind schon ziemlich teuer."
"und jetzt hast du so eins für nur einen euro, das ist doch super", meinte der luxus-mann.
zuhause probierten wir alles mögliche aus und ließen das vieh sprechen, singen, pfeifen und viele andere geräusche nachahmen. und es stimmte, was der luxus-mann prophezeit hatte: obwohl ich wie jeden sonntag schon mit maximalem grusel an den büro-montag dachte, verschwand beim lachen kurzzeitig meine beklemmung.
"tut mir leid, dass ich immer gesagt habe, deine emotionale intelligenz läge im nicht messbaren bereich", meinte ich, als ich später im luxus-arm im bett lag.
"ich fürchte, du musst meine weisheit und überlegenheit doch endlich ankennen", frotzelte der mann. "auch wenn es dir schwerfällt."
ich kniff ihn noch ein wenig in die seite für seine frechheit, dann drehte sich der mann auf seine schlafseite. während ich wie jeden sonntag noch lange wachlag, lauschte ich seinen tiefer werdenden atemzügen - und schätzte mich unendlich glücklich, dass ich diesem menschen begegnet war.