Dienstag, 31. Juli 2018

die letzte verbindung

du kommst nachhause und mir stockt der atem.
so überraschend, dich nach der langen zeit wiederzusehen.
und doch so unfassbar vertraut.

du bist erschöpft von der arbeit, ziehst dir den helm vom kopf.
breitest die arme aus.
ich schlüpfe hinein.

"ich hab auf dich gewartet", sage ich.
du hälst mich fest und fester.
"ich hab auf dich gewartet", wiederhole ich.
als antwort schmiegst du deine wange an meine.

es ist nichts weiter als traum.
ein hirngespinst.
aber für mich ist es eine gewissheit.
die verbindung des herzens ist die letzte, wenn es keinen kontakt mehr im leben gibt.
mit der letzten herzfaser hälst du mich.
ganz fest.




Montag, 30. Juli 2018

elbschönheiten

sonntag, hitze und langweile treiben den luxus-mann und mich nach draußen.
da der luxus-mann schulter hat und wir daher nicht badminton im park spielen können, müssen wir uns was überlegen.

"ich will an den elbstrand. da war ich nämlich noch nie", sage ich.
"du warst noch nie am elbstrand??" der luxus-mann kann das gar nicht glauben.
"naja, nur so da an der promenade zum spazieren. aber nicht richtig im sand oder im wasser."
"dann komm. das müssen wir ändern."
und wir schwingen uns auf die räder.

"aber versprich dir jetzt da nicht so viel davon", warnt mich der luxus-mann, der meine naturromantischen vorstellungen kennt und weiß, wie schnell diese immer wieder an der hamburger großstadtrealität zerschellen.
"warum?"
"das ist da kein schöner strand. nix malediven, auch nicht ostsee. das hat halt eher industrie-charm."
"industrie-charm klingt doch gut."

als wir ankommen, schlüpfe ich begeistert aus den schuhen.
"warte", sagt der luxus-mann. "das ist dunkler sa..."
"aua!" rufe ich schon und mache zwei sätze richtung beton.
"dunkler sand ist heißer", sagt der luxus-mann belustigt. "zieh mal lieber die schuhe wieder an."

schuhe am strand reduzieren das gesamtstrandfeeling natürlich beträchtlich, aber selbst mit sandalen kann ich die hitze unter meinen füßen spüren.
"ich komme mir vor, als würde ich über lava laufen", seufze ich.
"dann lass uns doch zum wasser gehen."

also schlendern wir westwärts am wasser entlang.
"jetzt sind wir gleich an diesem strandkiosk. das sind die ganzen schickis. und die weiber, die auf schicki machen, weil sie hoffen, dass sie dann so von so einem elbchaussee-spießer gefickt werden", klärt mich der luxus-mann auf.
"du scheinst dich auszukennen", kichere ich.
"naja, früher war ich da auch manchmal und hab geguckt, ob ich was zum vögeln finde. aber ich mit meinem look hatte ich natürlich keine chance bei schicki-weibern."
"wenn die gewusst hätten, dass der blonde punk mit der verwarzten lederjacke eigentlich ein ganz abgewichster börsenspekulant ist..."
"tja. deswegen sag ich ja immer zu meinem sohn, er soll sich nicht so sehr auf äußerlichkeiten verlassen."

"und, hast du dann doch mal eine von den elbschönheiten geknallt?" will ich wissen.
"ach, die ein oder andere im ein der anderen sommer schon. aber es ist jetzt hier halt nie so mein revier geworden. dazu waren die mir auch zu doof. und eben zu offensichtlich auf kohle aus."
"kann man hier überhaupt ficken, so überbevölkert wie das ist?"
"doch. damals sowieso. und nachts sieht das ja keiner."

wir machen pause und setzen uns auf ein mäuerchen. unter uns liegt eine runzelige dürre frau im bikini, mit dickem lidschatten und lippenstift, fetter klunkerkette, tausend goldfunkelnden armreifen, riesigen ohrringen und der obligatorischen ray-ban-sonnenbrille.
der luxus-mann schaut erst sie, dann mich nachdenklich an.
"soll ich mir mal die haare abschneiden?"
"nein! auf gar keinen fall! ich liebe deine langen haare! du hast voll den curt-cobain-look!"
"manchmal nerven die halt. und mein sohn findet mich peinlich."
"dein sohn lebt ja auch in einer instagram-welt."
"aber du sagst mir, wenns peinlich wird, ja? nicht dass es mir mal wie der da geht und ich nicht mehr schnalle, wenns richtig scheiße aussieht?"
"ja. ich sags dir auch, falls du mal eine fettabsaugung brauchst", lache ich.
der luxus-mann zwinkert und kneift mich.

später stehen wir am steg in övelgönne und gucken schiffe.
"mit so einem musste ich auch mal fahren", sagt der luxus-mann und zeigt nach unten auf ein großes antikes segelschiff. "das war so ein dämlicher betriebsausflug."
"kannst du segeln?"
"kein bisschen. ich hatte keinen plan und hab einfach gemacht, was die anderen gesagt haben. und dann sind wir in nen sturm gekommen und das scheiß schiff hat geschwankt wie blöde und mir war die ganze zeit über schlecht. war eine total beschissene aktion und mega anstrengend."
"also kein segeln mit dem luxus-mann."
"nee, besser nich. mir wird zu schnell schwindelig und übel."

ich nehme den luxus-mann in den arm, küsse seine dreitagebärtige wange und blicke in sein markantes, schönes profil.
"was starrst du auf mein olle gummel?" sagt der luxus-mann unsicher.
"ich mag deine nase. ich mag alles an dir, glaube ich."
"auch wenn ich nachts pupse?"
"naja, das vielleicht ein bisschen weniger!"
und der luxus-mann grinst selig und küsst mich ausnahmsweise zurück.



Samstag, 21. Juli 2018

fuck all therapists

"gehst du eigentlich noch zur therapie?" fragt der luxus-mann und guckt mich streng an.
"nö", sage ich schnöde.
"rum?"
"nee, ich hätte noch stunden gehabt, aber das war wieder zunehmend so eine luschige veranstaltung, ich hab eh nur wieder durchgekaut, was ich schon weiß. wozu soll ich da weiter hinlatschen? kaffeekränzchen kann ich auch anders haben."

"aber du nimmst doch noch medikamente!"
"das eine hat ja nicht direkt was mit dem anderen zu tun."
"doch klar."
"nein. das wäre so, wie wenn du einem diabetiker vorwirfst, dass er nicht mehr in den sportverein geht. klar beeinflusst sport den blutzuckerspiegel, aber nicht nur."
"du machst es dir einfach!"
"danke für deine unterstützung. es bringt mich echt weiter, wenn du arschig wirst!"
"ich mein ja nur."
"lass mich mal machen. das muss jetzt so, denke ich."

es gibt den punkt, an dem man einfach leben muss. in therapie zu bleiben, bedeutet, im nest zu bleiben. nie fliegen zu lernen. immer angewiesen sein auf die hand, die einen hält, solange die krankenkasse diese bezahlt.

irgendwann kommt aber der punkt, an dem man einsehen muss: ich werde nie zufrieden sein. ich werde immer suchen. aber verdammte axt, ich werde einfach das beste draus machen.
irgendwie.
irgendwo.
und vielleicht mit jemandem an meiner seite, der das alles so aushält wie der luxus-mann.




Samstag, 14. Juli 2018

sternschnuppen

"is voll schön hier", sagt der luxus-mann selig am telefon. er ist mal wieder auf festival unterwegs und liegt vor seinem zelt, während seine kumpels schon schnarchen.
"der mann ist auch schon ganz schön voll", analysiere ich.
"ja, isser. aber das magsss du ja."
"du bist besoffen halt so schön zärtlich und anhänglich."

"ichab... mein kumpel heute erzählt, wie entspannt wir miteinander sinn... und dass es im bett so gut klappt", erzählt der luxus-mann. "da warnse alle neidisch. die hamm alle kein sex mehr, irgendwie. die könnten auch nich 'ficken' zu ihren frauen sagen."
"versteh ich ja immer nicht, warum man dann zusammen bleibt."
"kinner..."
"die haben auch nix davon, wenn ihre eltern sexuell frustriert sind."

"oh.... oh! da war eine sternschnuppe!" ruft der luxus-mann entzückt.
"dann wünsch dir mal schnell was."
"oh! da is noch eine..."
"zwei wünsche."
"mussich die jetz sagn?"
"warum nicht?"
"nee, das geht nich... das hätte dann nämlich was mit dir zu tun..."
und so, wie der luxus-mann das sagt, geht es mal nicht um sexuelle sonderwünsche.
und ich kann spüren, wie mein herz einen impuls bekommt und schneller zu pochen beginnt.

"ich finds schön, dass wir jetzt wieder so innig sind", sage ich warm.
"warn wir das mal nich?"
"naja... so die wochen vor berlin.... und dann hatten wir ja auch krach, die eine nacht."
"wir hatten krach?!"
"die nacht, in der du so schlimm besoffen warst. weißt du wahrscheinlich nicht mehr."
"doch, doch, ganz dunkel.... erinnerich mich. aber das war doch nich schlimm."
vielleicht ist es gut, dass sich der luxus-mann nicht mehr so ganz erinnern kann.

"jedenfalls muss ich ja zugeben, dass ich dich manchmal hin und wieder so ein klitzeklein bisschen ganz ok finde", gebe ich im luxus-oton zu.
"ich hab die frau auch sehr gern."

und meine kleine welt ist mal wieder so sehr ok, wie sie nur sein kann.

Dienstag, 10. Juli 2018

männer- und weiberwirtschaft

seit ich denken kann, gibt es diesen ruf nach weiblichen führungskräften. man braucht sie, weil sie anders sind als männer. männer setzen auch schlechte ideen hemdsärmelig durch, protzen mit erfolgen, die keine sind, und gehen hinterher auf firmenkreditkarte in den puff, um sich zu feiern. deswegen brauchen wir frauen. die sind kommunikativ, denken 360-grad-mäßig und können teams ganz toll leiten, weil sie so sozial denken.

soweit die theorie. in der praxis habe ich anderes erlebt. die pr-welt ist recht frauendominiert. in agenturen hatte ich ausschließlich weibliche chefs - und ich kann es mit einem satz sagen: keine einzige war eine gute chefin.

chefin nummer eins verabschiedete sich täglich auf einen "wichtigen geschäftstermin" und kam dann vier stunden später mit neuen extensions und frisch gebotoxt wieder. wahlweise mit ihrem freund, dann war die bluse oft falsch geknöpft und der lippenstift verwischt. ich war damals praktikantin und habe nichts gelernt, was ich mir nicht selber beigebracht habe. auf den hund aufgepasst habe ich viel.

chefin nummer zwei war es wichtig, dass man zwischen 8 und 8:30 uhr im büro war, damit das meeting schon stattgefunden hatte und man dann um 9 uhr "regulär" zu arbeiten beginnen konnte. mittagspausen entfielen regelmäßig, feierabend war frühestens  ab 19 uhr möglich, gearbeitet wurde oft bis 22:30 uhr. und wehe, es passierte ein fehler. dann wurde gebrüllt, gemobbt, mit türen geknallt und mit kündigung gedroht.

chefin nummer drei war vordergründig freundlich, zumindest, solange es gut lief (= dinge wurden ohne zu hinterfragen so gemacht, wie sie es wünschte). hinterrum lästerte sie gerne über unsere leicht übergewichtige volontärin ("fette sind immer faul!"), unterstellte einem trotz gelben schein, nur zu simulieren, und machte ihr gesamtes team vor geschäftspartnern schlecht, um ihre eigenen fehler zu kaschieren. unsere guten ideen waren natürlich immer ihre.

ein grund, warum ich agenturen den rücken gekehrt habe, war in der tat auch, dass ich diese weiberwirtschaft nicht mehr ertragen konnte. die hinterfotzigkeiten, die oberflächlichkeit, das ausspielen des teams, das offene auffordern zur denunziation, die zickigkeiten und die hysterische aggressivität, mit der persönliche launen an den mitarbeitern ausgelassen wurden. wären diese weiber wenigstens gute ökonome gewesen. aber mitnichten: zwei der drei agenturen waren permanent von der pleite bedroht. bei chefin nummer eins zahlten sogar die eltern die miete fürs büro.

ich arbeite lieber mit männern, oder sagen wir so: in einem gemischten team. männer neutralisieren die zickigkeit der frauen, sabotieren das intrigenspiel mit ihrer manchmal plumpen direktheit und haben - zumindest meiner erfahrung nach - das bedürfnis, der frau gegenüber irgendwie gentleman zu bleiben. ich persönliche ziehe sogar anzügliche sprüche der verschlagenheit und der falschen freundlichkeit vieler frauen vor: lieber ein sexistischer schleimscheißer als eine hinterfotzige hexe.

das ist nur meine meinung. scheinbar. in der tat wünschen sich laut einer forsa-umfrage unter deutschen fach- und führungskräften  nur 3 prozent der frauen eine weibliche vorgesetzte.

das soll jetzt kein plädoyer für einen seehoferschen hofstaat sein. ich denke, die mischung machts. und es wäre außerdem schön, wenn es irgendwann eine demokratie in teams gäbe, die es angestellten ermöglicht, einen chef oder chefin schlichtweg zu feuern, wenn er oder sie dem unternehmen schadet. als teamverantwortliche hatte ich oft wirklich geniale teams, die sich aber nicht entfalten konnten, weil die geschäftsführung so kontraproduktive vorgaben machte. seit jahren rede ich mir den mund fusselig, werde dann aber mit sprüchen abgebügelt wie "ich bin der chef/die chefin, deswegen wird das so gemacht!" rationale argumente und erfahrung zählen dann nicht.
das einzige tröstliche in diesem kontext: was diese grundsätzliche stumpfheit betrifft, gibt es keine geschlechtsspezifischen unterschiede.