der luxus-mann und ich haben ein feier-wochenende hinter uns. wir hatten beide geburtstag, wobei mein geburtstag gleichzeitig unser kennenlerntag ist. acht jahre sind es
jetzt, und alles in allem ist unser miteinander über weite strecken wunderbar - bzw. es wird noch immer besser.
heute schlendern wir über einen flohmarkt, als ich meine hand in die luxus-jackentasche schiebe.
"willst du mir nen hustenbonsche klauen?" fragt mich mein mann misstrauisch wie es seine art ist.
"nö, aber meine hand ist so kalt."
"soll ich die vielleicht ein bisschen in meine nehmen?" fragt der luxus-mann da fast schüchtern.
ich muss grinsen, denn ähnlich wie umarmungen hasst der luxus-mann händchenhalten und andere "schleimige" gesten. aber er fragt, weil er mich liebt und möchte, dass es mir gutgeht. also lasse ich meine kalten finger in seine wie immer warme hand wandern - und genieße es, ein wenig gehalten zu werden.
beamtenhände, habe ich die unglaublich weichen luxus-hände einst einmal genannt, auch wenn der luxus-mann gar kein staatsdiener ist.
"früher waren meine hände immer ganz rau und hart", erzählte er mir daraufhin.
"weil du dauergeil warst und ständig gewichst hast", kicherte ich.
der luxus-mann kniff mich in die seite: "von der arbeit auf dem hof meiner eltern, du doofe frau!"
später an einer ampel nutze ich den moment der rotphase und schlinge meine arme um die luxus-taille. "ich möchte, dass das nicht aufhört. und ich möchte bitte die zeit zurückdrehen auf freitag und das wochenende noch mal durchmachen!" "ja, das war echt richtig schön", antwortet der luxus-mann."aber nichts ist für ewig, sonst wär´s auch leider langweilig. trotzdem, mich gruselt es auch schon vor morgen, wenn ich wieder in das beknackte büro muss."
ich lächle ihm zu und spüre: dieser mensch ist ein echter anker zwischen mir und der welt, ein katalysator inmitten all der unstimmigkeiten von kackjob, suboptimaler wohnsituation und nervigen krankheiten. auch wenn wir uns nicht immer hundertprozentig verstehen und manchmal auch voneinander genervt sind, gibt es doch vieles, worin wir uns ähnlich sind - was bewirkt, dass ich mich insgesamt nur noch selten einsam fühle.
seit dem objektiven unfall und dem gesundlichkeiten verfall meines vaters ist mir jedoch mehr als bewusst, wie fragil liebe und das menschliche leben an sich ist. ich möchte das, was wir haben, unbedingt auskosten. verschwenderisch lieben, um am ende sagen zu können: das hat sich gelohnt, mit jedem einzelnen atemzug.
oft muss ich dabei an früher denken, wie ich nachts neben dem objekt lag und bewusst wachblieb, weil ich diesen mann so lange wie möglich ansehen, spüren und riechen wollte - so, als ahnte etwas in mir, dass unsere stunden bereits gezählt waren.
heute weiß ich, dass all unsere stunden immer gezählt sind und ihre dauer allein vom zufall regiert wird. in diesem universellen chaos liegen tragik wie schönheit gleichermaßen, und ich bete dafür, am ende beides ertragen zu können.