Mittwoch, 15. Mai 2024

all is lost

gestern - nach einem ultra schlimmen bürohöllentag mit besonders viel gemecker - fällt in mir der entschluss zu kündigen.

auch ohne neuen job, denn nicht eine sekunde länger halte ich diesen laden aus.

ich spreche den einzig halbwegs vernünftigen vorgesetzten drauf an, der daraufhin ein gespräch vorschlägt: große runde, oberboss, meine vorgesetzte s. und er.

"wir brauchen dich doch", sagt er.

"nein", sage ich. "ich kann - so wie es läuft - nichts vernünftiges beisteuern. mein team ist genervt, ich bin absolut frustriert. niemand hat was davon."

peinlicherweise muss ich ein bisschen heulen, aber ich kann es nicht ändern. fix und alle bin ich. erschöpft von der schlaflosigkeit, von der überforderung, der erfolglosigkeit. der vorgesetzte erzählt daraufhin von seiner eigenen zeit, als er in dem laden anfing, und dass es ihm nicht ganz unähnlich ging, denn alles sei einfach sehr komplex, sehr veraltet und sehr chaotisch.

sein vorteil: er muss nicht in dem team arbeiten, in dem ich arbeiten muss. er gibt zu, dass dieses team sehr schwierig ist. kann ich mir so auch nichts von kaufen, aber immerhin leide ich offenbar nicht unter einbildung.

ich lasse mich breitschlagen, werde das gespräch noch abwarten. aber innerlich steht der entschluss bereits.

Freitag, 10. Mai 2024

hafengeburtstag

münchen hat oktoberfest, hamburg hat hafengeburtstag. in beiden fällen handelt es sich um eine krankheit, bei der sich der bodensatz des massentourismus auf ausgewiesenen plätzen drängt und die schweißigen plautzen aneinanderreibt, um sich zu wurstbuden und bierausschank durchzuschubsen. zwischendurch werden die vollen blasen öffentlich entleert und abfall durch die gegend gefeuert, im takt zur billigen hintergrundbeschallung mit ein bisschen umpf-dada und hyper-hyper. 

wer sich nicht gerade an den buden drängelt, um überteuerten billigfraß zu ergattern, glotzt mit zermalmter wurstmatsche in der stumpfen fresse umher und hofft, zwischen unzähligen köpfen und schultern einen blick auf ein paar schöne titten, pardon, schiffe zu erhaschen. ansonsten ist aber auch herzlich egal, was dort in ruß- und dieselschwangerer atmosphäre vor sich geht, solange man feist grinsend und gröhlend noch ein paar promille-selfies knipsen kann, für die sich - sobald in den social media veröffentlicht - dann andere fürchtlich fremdschämen können.

zuhause wird man erzählen, boah, ich war auf dem 9.347.235. hafengeburtstag, er war genauso toll wie letztes jahr, als es genau dasselbe gab, so ähnlich wie eben auch auf jeder schlechten kirmes oder dorf-feuerwehr-fest, nur eben mit mehr arschlöchern und arschgrabschern. und natürlich mit so einem perfekten feinstaub-hauptereignis am abend, das sich das ultranachhaltige, supergrüne und immer so wahnsinnig umweltbewusste hamburg nicht nehmen lässt. 

Dienstag, 7. Mai 2024

zu viele ausrufezeichen in chats oder warum arbeitnehmer faul wirken

dass meine kollegen allesamt kleine schleimscheißer sind, die glauben, die welt würde sich ohne sie aufhören zu drehen, habe ich bereits erwähnt. im arbeitsalltag treibt diese mentalität beständig äußerst skurrile blüten, die ich dem geneigten leser keinesfalls vorenthalten möchte.

so hatten wir heute eine werbeveranstaltung in zoom. angesetzt dafür waren ursprünglich 60 minuten, was ich schon unendlich viel zu lange fand. schließlich sollte lediglich ein vertriebswichtel einer anderen firma uns sein mittelmäßiges, vollkommen überteuertes und für uns ausgesprochen begrenzt nützliches produkt vorstellen.

während ich nach 30 minuten nur noch physisch anwesend im wachkoma vor mich hindöste, feuerten meine kollegen permanent begeisterung in den chat: "tolles produkt!!!!" "wie cool!!!!"  "das ist super!!!!!!" "wahnsinn, was das kann!!!!" 

allesamt äußerungen, die den vertriebswichtel dazu anstachelten, noch weiter auszuholen und sich immer tiefer in nebensächlichkeiten zu verstricken. der termin dauerte auf diese weise über zwei stunden. ich muss nicht erwähnen, dass wir das produkt am ende nicht gekauft haben, weil es ohnehin und von vornherein gar nicht unser budget passte. aber wir haben selbstverständlich genug geld, dass sechs (!) leute mehr als zwei stunden ihrer arbeitszeit opferten, um sich so einen scheiß anzuschauen. und zwar mit maximaler begeisterung. und furchtbar vielen ausrufezeichen. 

ja, liebe bundesregierung, nun kann ich auch verstehen, wie dieser eindruck der arbeitnehmer-faulheit entsteht. darüber, was ich in dieser zeit alles nützliches hätte schaffen können, möchte ich nicht nachdenken.

Samstag, 4. Mai 2024

weltraumraketen ins schädelhirntrauma

meine worte an dich sind weltraumraketen, sie fliegen präzise routen, langsamer als licht, sanfter als schall.

dein universum voller erloschener sonnen wartet auf sie, ohne zu wissen, dass sie kommen, ohne zu ahnen, wie sie die dunklen räume für einen moment zum leuchten bringen. 

ich kann das aufblitzen in deinen augen sehen, wenn sie dich erreichen. kleine kometenschweife, die für die dauer von zwei oder drei sätzen am ereignishorizont gefräßigen vergessens rasen.

bevor, ja, kurz bevor es wieder danach sein wird. 



Montag, 29. April 2024

tired but not tired

wir können es noch. auch nach über acht jahren noch.

der schwanz in meiner hand, hart wie kruppstahl. auch wenn es erst 6:59 uhr an einem montag ist. beziehungsweise schon: eine minute vorm radioweckerklingeln.

eine eichel teilt meine schamlippen. hände unterm schlafshirt. die nippel hart wie stollen. 

"ich glaub, ich kann nicht abspritzen", flüstert der mann, als er andockt. "wenn ich komme, bin ich so im arsch, und ich hab doch diese beschissene vorstands-präsi heute."

aber es ist zu spät. die körper haben längst entschieden, wohin die reise geht. und in einer reihe heftiger stöße explodiert der mann in mir.

"boah, montagmorgen-sex, das ist ja ewig her", schnauft er, als er wieder zu atem kommt.

der wecker spielt derweil ungehört paul mc cartneys "hope of deliverance".

kein soundtrack erschiene mir passender.