zwei dinge entwickeln sich beim hvv beständig auseinander: preis und leistung. ersterer steigt jedes jahr verlässlich, während man mit pünktlichkeit oder sauberkeit oder komfort niemals rechnen sollte.
eine beispiel-odyssee: freitag, 19:30, 3er-bushaltestelle richtung innenstadt. kein berufsverkehr, kein stau. eigentlich alles tiefenentspannt.
der schnellbus x3 soll in sechs minuten kommen, dann drei minuten später ein regulärer 3er und nur eine minute später nochmal ein 3er. sehr gut, möchte man meinen. echter großstadt-takt.
ist es aber nicht.
beim x3 steht schon verdächtigerweise eine uhrzeit statt einer minutenangabe daneben. hier lehrt die erfahrung: solche busse existieren in der regel nicht. sprich, da kommt einfach keiner. auch in diesem fall habe ich recht: sechs minuten später verschwindet der x3 von der anzeige, ohne dass ein wagen die haltestelle bedient hätte.
inzwischen stehen schon recht viele leute an der haltestelle. so um die 15 people. klar, freitag gehen die leute aus. das ist scheiße. denn ich ahne: der nächste bus wird proppenvoll sein. schließlich ist der mysteriöse verschwindibus nicht gekommen. insofern ist es gut, dass als nächstes gleich zwei 3er-busse ankommen sollen. ist der erste heillos überfüllt, gibt es immerhin eine option.
die beiden 3er-busse der zukunft scheinen sogar richtig gas zu geben, denn jetzt steht an der tafel, dass beide gleichzeitig und "sofort" ankommen sollen. noch ist nichts zu sehen. "sofort" kann nach den regeln des hvv aber auch gerne mehrere minuten bedeuten, also mache ich mir keine sorgen. zeit beim hvv ist grundsätzlich relativ.
dann sehe ich licht am horizont. da kommt tatsächlich ein 3er-bus mit noch akzeptabler verspätung von vier minuten nach "sofort". wie befürchtet ist er so voll, dass nur ein teil der wartenden, sich minütlich vergrößernden menge einsteigen kann. eine weile können die türen nicht schließen, weil immer leute in der lichtschranke stehen. es dauert wieder mehrere minuten, bis der bus abfahren kann.
ich und der bestellte sowie nicht abgeholte rest starren derweil richtung horizont. schließlich müsste gleich der nächste 3er-bus ankommen, oder vielmehr schon hier an der haltestelle sein.
doch da draußen bleibt es dunkel. schließlich verschwindet der angekündigte zweite 3er-bus ebenso wie der x3 zuvor von der anzeigetafel. und ich verstehe: da ist wohl mal wieder ein fehler passiert. hvv-anzeigetafeln funktionieren ungefähr so verlässlich wie kaputte weltraumsatelliten, die ihre umlaufbahn verlassen haben und richtung mond steuern.
inzwischen stehe ich seit rund 20 minuten an der haltestelle. der nächste bus soll wieder 3er-bus sein, der angeblich in neun minuten ankommt. das heißt, ich werde voraussichtlich eine halbe stunde herumgestanden und gewartet haben, bevor ich meine kleine reise auch nur beginne. auf dem dorf kann es nicht frustrierender sein.
dann allerdings rollt plötzlich ein x3 rollt heran. völlig unangekündigt, aber der hvv steht nunmal für überraschungen in jeder lebenslage. warum nicht auch mal eine positive?
der x3 ist vollkommen leer und wir können stante pede einsteigen ohne minutenlanges tür-auf-tür-zu wegen lichtschrankenproblematiken. die fahrt kann beginnen, hurra. ein unfassbarer glücksfall. ich ignoriere, dass der bus bei jeder bremsung ohrenbetäubend laut zischt, als würde er gleich explodieren, und ich ignoriere auch den dezenten gestank von ungewaschener obdachlosigkeit im hinteren bereich.
da weder sturm noch regen noch schneefall herrschen und auch es nicht mitten am tag ist, dauert die fahrt tatsächlich nur acht minuten wie auch die obergeniale hvv-app prognostiert, die sonst nur lustige fantasieangaben macht. ich fühle mich so beglückt wie auf mdma und bin beinahe euphorisch, als ich weiter richtung schanze und luxus-hausen laufe.
denn ja, ich bin anderes gewohnt. es ist keine seltenheit, dass besagter 3er bus für meine vier stationen 50 minuten braucht. dafür muss man nur zu einer anderen tageszeit oder zu den beschriebenen wetterlagen unterwegs sein. zum vergleich: wenn ich den kompletten weg zum luxus-mann laufe, brauche ich 45 minuten. tatsächlich ziehe ich den spaziergang vor, wenn ich zeit habe und das wetter stimmt. dann spare ich mir die 2,50 €, die meine lächerlichen drei bis vier stationen inzwischen kosten.
kurzum, ob man in hamburg nun bus fährt oder einfach läuft, ist im grunde genommen schnuppe. nur der preis macht den unterschied. und der steigt und steigt. und steigt. zuverlässig wie sonst nix anderes, was mit dem hvv zu tun hat.
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