mit vereinten kräften haben wir, also die hausgemeinschaft, unsere lärmige künstlerin vor die tür gesetzt. ab september ist also schluss mit panflötenmusik in festival-lautstärke, kratzigem gegeige um 8 uhr morgens, getrommel und atonalem gesinge unter mir. jetzt stellt sich natürlich die hochspannende frage, who´s next. da diese woche besichtigung war, haben wir schon mal einen vorgeschmack erhalten.
zunächst waren wir ganz angetan ob der zahlreichen älteren menschen, die da ins haus strömten, denn wir hatten einen langen brief an den vermieter geschrieben und um einen passenderen nachmieter - ruhig und berufstätig - gebeten. das aufkreuzen der boomer hatte uns daher positiv überrascht, denn ebenso wenig wie der vermieter auf unsere beschwerden reagiert hatte (bis dann eine nachbarin anwaltlich die reaktion, also den rauswurf, erzwang), hatte er diesen brief beantwortet.
da unsere hausgemeinschaft an sich eng und sehr herzlich ist, dauerte es nicht lange, bis per flüsterpost die wahrheit über die älteren herrschaften durchsickerte: es waren eltern, die eine wohnung für ihre kinder suchten.
nun traf mich beinahe der schlag, denn wohnungssuche war meinerzeit noch ganz alleine mein shit. zunächst, weil es natürlich eine wichtige erfahrung ist zu lernen, wie man sowas angeht. mit den eigenen jungen glubbern zu sehen, wie ein mietvertrag aussieht. kapieren, was eine hausordnung ist. was warm- und kaltmiete sind und ob man sich die leisten kann oder nicht. und natürlich auch um zu verstehen, was ruhezeiten sind und wie ich mich in einem mietshaus zu verhalten habe.
ich weiß noch, dass mein vater ablehnte, als ich ihn fragte, ob mit zum unterzeichnen meines allerersten mietvertrags käme. der termin war an einem samstag um 13:30 uhr, zeit gehabt hätte er, aber er lehnte aus prinzip ab. später als studentin habe ich meine eltern nicht einmal mehr in kenntnis gesetzt, wenn ich die wohnung wechselte, sondern nur noch die neue adresse mitgeteilt.
ganz unabhängig von elterlich erwünschten oder unerwünschten pädagogischen effekten hätte ich niemals meinen erzeugern die entscheidung darüber überlassen, wo ich lebe und ob mir eine wohnung zu gefallen hat oder nicht.
nun wird da also vermutlich das spoiled brat irgendwelcher helikoptereltern einziehen und die erziehungsarbeit zum mündigen mieter wird wieder uns angelastet. prophylaktisch trete ich schon mal dem mieterverein bei. denn weitere auseinandersetzungen mit dauerfeiernden mittzwanzigern halte ich für nicht unwahrscheinlich.
der luxus-mann hat inzwischen noch einmal betont, dass ich auch gerne zu ihm ziehen könne, und verdammt, ich bin fast froh, diesen notnagel als option zu haben. zwar ist es beim luxus-mann auch nicht ruhig, da dort das nervige partyvolk - höchstmieten sei dank - zwar nicht im haus, aber doch vorm haus herumlungert. unter der woche geht es allerdings, da tauchen nur nervige touristen auf und machen fotos vom verschnörkelten prachtbau, in dem die luxus-wohnung befindet.
wie auch immer, falls der nachmieter ein männlicher teen oder twen wird, hätten wir wenigstens wieder jemanden im haus, den man für das tragen schwerer gegenstände anhauen kann. so fürs grobe sind körperlich fitte männer ja doch nützlich. vielleicht sollte ich mir erstmal nicht so viele sorgen machen.
hier im haus haben nach der kaputtsanierung einige eltern wohnungen für den nachwuchs gekauft - da hatte ich auch ein wenig bammel. in der zwischenzeit muss ich allerdings immer wieder anmerken, dass die (sehr) jungen mitbewohner bis auf ein spanisches exemplar, das allerdings nur ein sagenhafter trampel ist, aber dafür ihrer meinung nach sehr schön (mit so dicken beinen gehen andere ja nur vollverschleiert aus dem haus, aber dafür grüsst sie halt nicht weil sie durch ihre langen schwarzen haare nicht durchsieht, oder so), jedenfalls: der rest ist formidabel nett, freundlich, hilfsbereit und wohlerzogen. ein junges ehepaar mit zwei kindern im vorschulalter, ein paar studenten, eine kosmetikerin/elektrologin, ein fast fertiger arzt, ein physiotherapeut, ein paar irgendwas-mit-it, ich finde seit jahren so gut wie nix was mich stört. entschuldigen sich im voraus für kleine feste (und dann hört man die noch nicht einmal), kurzum: man kann auch wirklich, wirklich glück haben.
AntwortenLöschenich habe bei sowas normalerweise leider murphy´s law gepachtet. zwei wohnungen grenzen an meine an, überall laute junge leute mit abgebrochenem studium und ohne job, die den ganzen tag zuhause party machen. die einen sind wenigstens sehr nett, die künstlerin hingegen hatte sich wie schon anderweitig beschrieben neben lärm auch durch ihre unfassbar arrogante, selbsteingenommene art unbeliebt gemacht.
Löschenich hoffe extrem auf einen normalen mieter. erwarte ja nicht, dass man nix mitbekommt vom anderen, aber das letzte 3/4 jahr war extrem.
Wobei es natürlich Eltern gibt, die noch versuchen, das Leben ihrer eigentlich schon erwachsenen Kinder bis ins Kleinste zu dominieren. Liebevoll, deshalb ist es so schwer, sich dagegen zu wehren...
AntwortenLöschendas haben meine auch versucht, allerdings glücklicherweise mit eingeschnappt-sein und emotionaler erpressung, was meine unabhängigkeit stark beschleunigte. ;-) ich finde, auch gegen liebevolle fürsorge kann und muss man sich irgendwann wehren. klar, leicht ist es nicht. man muss ja auch die eltern nicht vor den kopf stoßen. aber ein ruhiges, ernstes gespräch zum thema "die grenze zwischen fürsorge und einmischung" wäre dann schon fällig.
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