Donnerstag, 11. Dezember 2025
weihnachtsurlaub für vaddi
Mittwoch, 3. Dezember 2025
anti-kuss-theorie
7 uhr morgens. ich stehe neben dem luxus-mann im bad und habe gerade zähne geputzt. der luxus-mann posiert anregend nackt vor dem spiegel und versucht, seine frise zu bändigen.
ich beuge mich zu ihm und küsse seine schulter. dann ein bisschen tiefer. dann die andere schulter. und schließlich noch die wange.
"ey, nicht so vollbaddeln", wehrt sich der luxus-mann.
"du bist echt der einzige mann, den ich kenne, der küsse hasst", sage ich lachend.
"das stimmt doch gar nicht!" behauptet der luxus-mann.
nein? denke ich kurz. findet er küsschen inzwischen etwa doch ok?
"kein mann mag das! die meisten lassen das so über sich ergehen, damit die frau zufrieden ist", schließt der luxus-mann seine anti-kuss-argumentation. "aber wirklich gut finden männer das nicht!"
hm. wie gut, dass ich auch andere kerle kenne...
Freitag, 28. November 2025
über alle dimensionen
neben dem luxus-mann wohnt eine junge familie. der sohn ist ein renitenter bengel von etwa drei jahren und brüllt sich 24/7 die seele aus dem leib. der vaddi ist ebenfalls mit sehr durchdringender stimme gesegnet und fungiert klassisch als versorger. man hört ihn den halben tag lauthals krakeelend im homeoffice telefonieren. und dann ist da noch mutti, eine dünne, freundliche und recht überfordert wirkende frau, die seit geburt ihres nervtötenden balgs ein eher unscheinbares hausfrauen-dasein fristet.
in der regel klingelt es mehrmals am tag bei besagten nachbarn. flink oder wolt bringen einkäufe, das abendessen lieferando oder uber. darüber hinaus kommen täglich dhl, dpd, hermes und gls und liefern pakete. die papiertonne befüllt die nachbars-famlie quasi komplett im alleingang.
drückt einer der boten die klingel, plärrt vaddi durch treppenhaus: "dritter stoooo-hock!!" so, als wären die lieferanten ein bisschen plemplem und verliefen sich in einem 7-parteien-haus. vermutlich meint er es nett, effizienzsteigend und / oder orientierungsweisend. "vertriebler halt" grunzt der luxus-mann jedesmal abfällig, der das ganze komplett übergriffig findet. "ständig müssen die sich wichtig machen, sogar bei einem paketboten!"
diese woche begab es sich, dass amazon bei uns klingelte. ich drückte den summer und linste in den flur. nebenan öffnete gleichzeitig die nachbars-mutti die tür.
Samstag, 22. November 2025
this is not a love song
eine weitere woche als strohwitwe, weil der luxus-mann im jahres-kumpels-urlaub weilt. abends ruft er an, hat schon einen in der krone und berichtet vom famosen abendessen. nunja, was außer fressen und saufen soll man auch groß tun in einem beton-chlor-ressort für wohlhabende rentner und privatiers?
mein kopf geht derweil ebenfalls auf reisen. ich träume vom herzensbrecher: er ist beruflich in der stadt und natürlich können wir uns aus den üblichen gründen der geheimhaltung nicht sehen. aber dann findet sich doch ein zeitfenster. ausgerechnet in diesem moment bin ich beim luxus-mann und kann nicht so einfach weg. im traum aber bin ich ganz frank und frei und nehme den luxus-mann kurzerhand mit, damit er den herzensbrecher kennenlernt.
und so kommt es, dass ich mit dem herzensbrecher mitgehe, der diesmal in einer art schloss residiert und sich ein doppelzimmer mit einem kollegen teilt. zunächst ist es mir etwas unangenehm, weil sich der kollege fett einen grinst, als ich nackt zum herzensbrecher in die laken schlüpfe. aber dann ist es auch ganz anregend, und als mich der herzensbrecher küsst, vergesse ich den kollegen, den luxus-mann und den rest um mich herum.
als ich aufwache, bin ich noch ganz angetan von meinem traum und meinem mutigen, freien traum-ich. denn in der realität bin ich weit davon entfernt, meine sexualität wirklich zu leben - obwohl wir in der luxus-beziehung recht offen über solche themen sprechen.
eines nachts träumt der luxus-mann, dass wir zu dritt mit dem vermieter nackt in seinem bett liegen. "das war ein ganz schön komisches gefühl", erzählt er. "aber auch irgendwie interessant." zum sex sei es aber dann im traum doch nicht gekommen, weil der vermieter angeblich mit meinen sehr stürmisch-drängelnden küssen überfordert war.
Samstag, 15. November 2025
homo faber reloaded
zurück als demütiger roboter in einer leistungsgesellschaft verzeichne ich zunächst grenzenlose erleichterung. das gefühl, wieder "normal zu sein". der eindruck, nicht mehr asozial, verachtungswürdig und dysfunktional zu sein. von der bettlerin zur königin der welt in nur acht stunden pro tag, es ist ein traum.
ich bin geradezu eifrig und plaudere euphorisch ideen aus, von denen ich irrsinnig viele habe, am liebsten nachts. die natürlich nicht weiter gefragt sind, denn unser management ist eine art abgehobener zirkel ohne berühungspunkte zum werktätigen aussatz, schwebend verankert und so unerreichbar wie unbelehrbar. aber ich plappere erregt vor mich hin, man oder ich könne ja dies und jenes tun, was dann jene oder nachfolgende vorteile hätte, und man nickt mir vage-wohlwollend zu, ja doch, altes mädchen, schön, dass du da bist, noch so eine bekloppte hat uns gerade noch gefehlt.
sie sind einfach wunderbar, diese ersten tage als echter mensch, als homo faber. vermutlich liegt das am adrenalin, das mein körper aus einer mischung aus versagensangst, gefallenwollen und information overload jetzt wieder literweise durchs blut pumpt. mein nacken ist ein stapel glitschiger, knackender steine, meine linke schulter ein stapel ebenholz, und im arm pulsiert wie im letzten job schmerzhaft ein entzündeter nerv, aber das adrenalin spült das weh der werktätigkeit ins off, lässt nur noch das hirn existieren, denken, arbeiten, und zwar 24 stunden pro tag, in einem zustand rauschhafter seligkeit.
und dann die vorfreude auf das erste spärliche gehalt: was man damit nicht alles anstellen kann. bei rewe oder edeka einkaufen zum beispiel, und dabei nicht haarklein mitrechnen müssen, nur noch grob überschlagen, die angemessenheit prüfen, aber keine zahlen mit nachkommastellen mehr kalkulieren. ich konsumiere, also bin ich. ist es nicht einfach auf-re-gend?
ja, der status arbeitnehmer ist ein stadium kurz vorm totalem verrücktwerden. aber wer kennt das nicht.