Donnerstag, 11. November 2021

spaß mit der deutschen bahn

wer derzeit mit der deutschen bahn reisen muss, darf sich freuen: auf vielen verbindungen reist man in völlig überfüllten zügen. nur beim gruppenkuscheln im puff geht es mit noch weniger abstand zu.

das zweite große problem sind mitreisende, die keine maske tragen oder sie einfach unter kinn oder nase hängen. auch ich verbrachte am wochenende meine viereinhalbstündige fahrt mit rotznasigen maskenverweigerern in einem abteil. ansprechen konnte ich das problem nicht, denn die lieben mitreisenden waren weder des deutschen noch des englischen mächtig. ausweichen war ebenfalls unmöglich aufgrund besagter überfüllung.

zweimal kam personal der bahn vorbei und schaute kurz durch die verglasung meines abteils, um gleich darauf eiligen schrittes wieder fortzurennen. offenbar hatten die mitarbeiter der bahn so wenig lust auf ansteckung oder maskendiskussionen, dass sie sogar davon absahen, die tickets zu kontrollieren.

auf den wenigen noch funktionsfähigen toiletten der bahn gab es weder seife noch klopapier. auch das desinfektionsmittel war alle. mein abteil war verdreckt, die sitze klebrig. kurzum: die bahnfahrt war nicht nur unangenehm, sondern absolut widerlich. 

ich muss dazu sagen, dass ich ausnahmsweise sogar erste klasse gereist war und so ordentlich für die ekelhaftigkeiten der bahn abgelatzt hatte. entsprechend fassungslos machten mich die desolaten zustände im zug.

ich ärgerte mich so sehr, dass ich beschloss, das hoffnungslose unterfangen einer beschwerde zu wagen. so setzte ich mich hin und füllte akribisch das inquisitionsfomular der bahn aus: zugnummer, reisezeit, bahncard oder nichtbahncard, name, adresse, lieblingsfarbe. dann schilderte ich die zustände.

da der service der deutschen bahn ununtertreffbar ist, blieb man mir selbstverständlich eine antwort schuldig. noch nicht einmal zu einem automatisierten roboterschreiben ließ man sich herab.

restlos begeistert tat ich anschließend auf twitter meinen unmut kund, wohlwissend, dass social media teams oftmals schneller, flexibler und lösungsorientierter sind als die beschwerdeabteilungen eines unternehmens. schließlich musste man hier das kritische feedback nicht erst ausdrucken, kopieren, im beschwerde-ordner abheften und zugleich per postkutsche an die zuständige abteilung faxen.

als kleiner, sehr privater twitter-account ohne nennenswerte follower erhielt ich auch auf diesem wege keine antwort. interessant wurde es erst, als sich ein anderer twitterer mit zehnmal so vielen followern über die verhältnisse in den zügen beschwerte. ich schilderte auch dort meinen frust und erwähnte zudem das schuldigbleiben einer antwort der deutschen bahn.

schwupp, war das social media team der bahn plötzlich zur stelle. und surprise, surprise, man erläuterte mir, dass das bahnpersonal durchaus dazu angehalten sei, auf die maskenpflicht in den zügen zu pochen. ich erwiderte, dass dies aber leider nicht der fall sein. 

die antwort haute mich fast von den socken: "letztlich hätte aber jeder zug verspätung, würde man das immer so machen. es ist also nicht so einfach, wie es erscheinen mag." kurzum, die mitarbeiter der bahn sollen zwar auf die maskenpflicht pochen und querulanten ggf. aus dem zug verweisen, können das aber gar nicht umsetzen, weil sie verspätungen (HAHAHA!) vermeiden müssen.

als ich daraufhin feststellte, dass die bahn damit zugibt, keine kontrolle über die situation zu haben, blieb der/die social media mitarbeiter:in nichts mehr anderes übrig, als patzig zu werden: das sei nur meine interpretation!

ich brach die diskussion an dieser stelle ab, da ich einerseits keine interpretationsspielräume in den gemachten angaben erkennen konnte, zum anderen keine lust hatte, mich weiterhin dumm anreden zu lassen.

ich hoffe sehr, dass flixtrain und andere unternehmen der bahn bald ordentlich konkurrenz machen und die deutsche bahn kapieren muss, dass behäbigkeit, planlosigkeit, innovationsfeindlichkeit und fehlgeleitete kundenkommunikation keine mittel zum erfolg sind. die staatlichen milliarden-subventionen werden hier in der tat in einem fass ohne boden verbraten.

für den fall, dass meine werten leserinnen und leser gerade eine reise planen: ich kann nur abraten, sie mit der bahn zu machen. es ist ekelerregend, akut gesundheitsgefährdend - und verspätung haben die züge ohnehin fast immer, egal, ob jemand von der mitfahrt ausgeschlossen wird oder nicht. nehmen sie das rad, das rikscha, die postkutsche oder satteln sie sich ein pferd - besser ankommen werden sie in jedem fall!

6 Kommentare:

  1. Großartig. Da bekomme ich direkt Lust mit der Bahn zu fahren. Sehr schöne Werbung. 😉

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  2. Da bin ich sehr froh in Österreich zu sein. Da ist die Situation ganz anders und viel besser!

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    1. wie ist es denn da? habt ihr 2g in der bahn oder wird einfach besser kontrolliert?

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  3. da hatte ich ja Glück mit meiner Reise der DB. Es lief alles rund. Sogar im leeren Abteil wurde eine Fahrradgruppe zusammengeraunzt weil diese ein oppuluntes Frühstück genoss an so einem Platz mit Tisch.
    Und bei mir in den Abteils hatten alle Maske auf.

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