Sonntag, 24. November 2019

untiefen

wie energielos ich bin, zeigt mir letztlich der körper.
nach einer sehnenscheidenentzündung und zahllosen erkältungen weiß ich, dass ich zu wenig bekomme.

zu wenig ruhe.
zu wenig anerkennung.
zu wenig liebe.

bis heute war ich für den job unterwegs, habe das mammutprojekt präsentiert, für das ich mir monatelang den arsch aufgerissen habe. wir wollten es feiern, aber letztlich war es wenig feierlich. alle nur noch kraftlos, zu müde für stolz, zu ungläubig, dass diese phase jetzt wirklich ein ende haben soll.

5 tage urlaub. wie so oft im fränkischen, man weiß ja nicht, wie oft noch. immer fahre ich mit dem wissen, freudig empfangen zu werden. und dem gedanken: was, wenn hier irgendwann niemand mehr auf mich wartet? vielleicht haben wir noch 5 oder 10 oder 15 jahre, einige davon hoffentlich einigermaßen sorgenfrei. man muss die zeit nutzen, immer im zweifel, ob man wirklich das beste herausholt.

sobald ich nicht mehr über den job nachdenke, rückt die beziehung in den vordergrund. seit anfang september dreht sich alles um den luxus-mann, seinen bluthochdruck, seine knie-op und die unerwarteten finanziellen enttäuschungen. ich bin krankenschwester, mutti, psychologin. und betreue und betüddle und berate.

und habe niemanden mehr, der mir zuhört oder der mich fragt, wie es mir geht. der luxus-mann klagt viel, redet viel, fällt mir ins wort. will dies und jenes und einen weiteren gefallen von mir. rückt ab, bleibt asexuell. merkt erst nach 36 stunden, dass ich gar nicht in der stadt bin und fragt dann erstaunt, wo zur hölle ich bin und warum.

auf dem kongress angeflirtet worden und gemerkt, wie schwach ich geworden bin. ein arm um die schulter ist ein arm um die schulter, und es ist mir für einen moment egal, dass er einem verheirateten arzt gehört und der rest der runde diese vertrauliche geste beobachten konnte. die anstrengende strenge, die ich mir abringen muss, mich lachend wieder aus dem arm zu winden, zu überspielen, zu schauspielern: alles ganz harmlos.

aber so harmlos ist es nicht.
mein hunger ist niemals harmlos.

er manifestiert sich in unzähligen objekt-träumen, in denen wir uns hemmungslos lieben. träume, die so realistisch sind, dass ich sie für einen moment für wirklichkeiten halte. bis ich dann erwache und wieder weiß, dass die wirklichkeit uns jede substanz für träume genommen hat.


5 Kommentare:

  1. Klingt nach einer blöden Phase, die hoffentlich bald wieder vorbei ist.

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    1. wenn ich wieder zurück bin, muss ich mal ein ernstes wort reden. so geht das nämlich nicht. sonst werde ich irgendwann fremdgehen, das weiß ich.

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    2. Dann wird es in der Tat Zeit für ein ernstes Wort. Viel Glück.

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  2. Wenn ich das so lese , bin ich froh und glücklich eher ein asexueller Mensch zu sein. Gesegnet mit einem lieben Mann, der mich diesbezüglich respektiert und Rücksicht nimmt.
    Wir sind seit 43 Jahren zusammen. Die Anfangsjahre sahen natürlich anders aus, aber Menschen reifen nun einmal mit den Jahren und andere Dinge werden wichtiger.
    Vertrauen, Verständnis, Toleranz, Verlässlichket und eine tiefe Liebe, die über viele Jahre immer größer wird.

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    1. da haben sie m.e. etwas falsch verstanden. meine sehnsucht galt in diesem moment nicht dem sex, sondern der liebe. mir fehlten nähe und zärtlichkeit und aufmerksamkeit. und liebe existiert, wie sie es ganz richtig formulieren, auch unabhängig von sexualität.

      eine asexuelle beziehung könnte ich mir in der tat nicht vorstellen. ohne sex ist eine beziehung zwischen mann und frau in meinen augen eine freundschaft. klar kann diese freundschaft sehr tief gehen und man kann sich lieben. aber es ist für mich dann keine partnerschaft. ich sage hier bewusst "für mich", denn jedes beziehungsmodell hat seine berechtigung.

      ich habe im laufe der zeit viele verheiratete männer kennen gelernt, die mir erzählten, ihre frauen seien asexuell oder es liefe nicht mehr so gut im bett. sie waren alle bereit für einen seitensprung. das wäre meine große angst, wenn ich asxuell wäre - meinen mann nie für mich haben zu können, weil er seinen bedürfnissen zumindest heimlich nachgeht.

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