Montag, 18. Juni 2018

promille-eklat

am wochenende lädt der luxus-mann einige freunde ein. ich habe mich bereit erklärt, cocktails zu mixen und die truppe alkoholisch bei laune zu halten. es wird eine recht lustige runde.

während sich ab halb zwei alle langsam verkrümeln, schüttet der luxus-mann immer mehr schnaps und bier in sich hinein und fängt dann wieder mit der urlaubsdiskussion an, gefolgt von festival-diskussionen. zum verständnis: der luxus-mann fährt jedes jahr auf drei bis vier festivals, lässt sich dort bis zu besinnungslosigkeit volllaufen und hört sich bands an, mit denen ich so rein gar nix anfangen kann. ich soll immer mitkommen, tue das aber nur in ausnahmefällen, was dann meine abneigung gegen besoffenes abhängen zwischen anderen besoffenen assis zu scheißmusik immer wieder aufs neue bestärkt.

nachdem der letzte kumpel gegangen ist, würdige ich den luxus-mann, dessen gelalle man sowieso nicht mehr versteht, keines blickes mehr. am liebsten würde ich nach hause fahren. stattdessen beginne ich stumm und stocksauer mit aufräumen.

"ich gehe jetzt ins bett", sage ich gegen halb vier zum luxus-mann, der im alkoholkoma und zu ohrenbetäubendem geschepper aus voll aufgerissenen boxen immer noch auf dem balkon rumhockt.
"du libssssss mich gaaaaa nime", lallt er.
"ich diskutiere das jetzt nicht auch noch", sage ich kalt. "du bist rotzbesoffen und morgen weißt du eh nichts mehr von dem, was du jetzt laberst."
ich drehe mich um und gehe ins bad, zähne putzen.

der luxus-mann stolpert mir hinterher.
"du libssssssssss mich nich", sagt er.
"was erwartest du denn, nach den letzten wochen", blaffe ich zurück. "und nach diesem abend."
der luxus-mann guckt ziemlich schockiert. vermutlich hatte er gedacht, dass ich den vorwurf dementieren und mich rechtfertigen würde.

"warum", will der luxus-mann jetzt wissen.
"weil ich diese ewigen scheißdiskussionen leid bin", schnaube ich. "und deine ständigen emotionalen erpressungen, dein permanentes genöhle vonwegen "du-willst-gar-keinen-urlaub-mit-mir". das funktioniert bei mir nicht, da haben sich schon deine vorgänger vergebens die zähne an mir ausgebissen. mir steht der ganze kindergarten bis hafenkante."
"du bissssss.... ung... unglücklich mit mia?"
"nicht grundlegend, aber in letzter zeit schon."
"du kommssss.... ganich mea."
"ich fühle mich gerade sehr unabhängig, ja. und verständlicherweise verbringe ich lieber zeit mit meiner katze als mit jemandem, der ständig versucht, mir schuldgefühle einzureden und mich in eine opferrolle zu drängen. und was den verschissenen urlaub betrifft: im augenblick überlege ich tatsächlich, ob das noch sinn macht, noch mehr zeit da drauf zu verschwenden, flüge und unterkünfte zu suchen, wenn du meine wünsche so nullkommanull respektierst. so will ich keinen urlaub. und auch keine beziehung."

jetzt ist der luxus-mann still.
ich stapfe an ihm vorbei in richtung bett.

tagsdrauf erwähnt der luxus-mann unsere auseinandersetzung mit keinem wort. filmriss, denke ich, hab ich vorher gewusst. aber dann kommt die überraschung.

"sag mal ganz ehrlich, willst du tatsächlich keinen urlaub mehr mit mir machen? sollen wir das einfach sein lassen?"
"prinzipiell würde ich schon mit dir urlaub machen, aber ich diskutiere nicht mehr auf diese weise, wenn du ständig meine wünsche ignorierst und versuchst, mich emotional zu erpressen, damit ich einknicke und du deinen stiefel durchziehen kannst."
der luxus-mann schaut mich lange an.
"eigentlich glaube ich schon daran, dass wir uns einig werden. und dass wir einen schönen urlaub haben könnten."
holla die waldfee.

noch ist die sache nicht ausgestanden. aber die stimmung ist latent besser und es besteht theoretisch wieder beiderseitige diskussionsbereitschaft. ohne emotionale erpressung, versteht sich.



2 Kommentare:

  1. Wenn beide wollen, dann kann sich auch was entwickeln. Ich finde das ist ein gutes Zeichen.
    Hoffen wir, er kann sich noch an das Gespräch erinnern. :)
    Wenn nicht, dann musst Du ihn besoffen halten :)

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    1. besoffen ist der luxus-mann in der tat angenehmer als nüchtern. nüchtern bekomme ich ausschließlich kritik und negatives an den kopf gedrückt, gefühle können nur konitiv thematisiert werden, als abstrakte tatsachen. besoffen ist der luxus-mann vollkommen anders, unfassbar zärtlich, emotional, offen, aber wie gesagt: am nächsten tag weiß er das nicht mehr.

      er ist dr. jekyll and mr. hyde. ;)

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