Sonntag, 4. Juni 2017

die richtigen und die falschen

ich weiß nicht, ob es anderen auch (manchmal) so geht. ich bin ein sozialer mensch, aber sehr selektiv. ich behaupte, dass mich ungefähr 95 % der menschheit kaum interessiert. trotzdem bleibt da eine gewisse anzahl an personen, denen ich gern begegne und die ich näher kennen lernen möchte.

das ist ungeheuer schwierig. denn - und dieses phänomen erlebte ich erst in hamburg - die leute sind vollkommen desinteressiert. selbst nach einem abend, an dem man zusammen gefeiert und gelacht und eine reihe von unglaublich schönen gemeinsamkeiten festgestellt hat, gibt es keine möglichkeit, anzuknüpfen. nein, das liegt nicht daran, dass ich meine telefonnummer nicht rausrücke oder die leute nicht versuche, auf ein treffen festzunageln. aber so nach der fünften bis sechsten absage bin ich dann soweit zu glauben, dass kein interesse besteht. was dann wohl auch so ist.

ganz anders ist es mit menschen, die mich überhaupt nicht interessieren. sie setzen sich ungefragt zu mir, schwallern mich voll, machen mir komplimente und drücken mir ihre nummer aufs auge. wehe, ich war so naiv, meine herauszurücken - dann erhalte ich täglich nachrichten und komplimente und wenns besonders dumm läuft, schwanzbilder. jut, frauen schicken mir keine muschibilder, breiten dafür aber ihre komplette biografie und ihr seelenleben aus, bis ich sage: das will ich gar nicht wissen. da fühle ich mich sonst zuständig und es ist nicht meine aufgabe, eure beziehung zu retten oder euch zu beraten, welche schuhe ihr euch kaufen solltet.

ich wünsche mir ebenbürtigen austausch. keine schleimer. keine psychowracks, deren leben ich ordnen soll. nichts gegen gegenseitige hilfe, nicht missverstehen. aber irgendwas möchte ich dann auch von einer freundschaft haben.

oftmals lasse ich mich sogar auf menschen ein, die mich nicht interessieren, weil ich mir denke: vielleicht entdecke ich ja was, was mich dann doch fasziniert. in der regel ein irrtum. das erste bauchgefühl trügt mich selten.

"bin ich arrogant", frage ich meine therapeutin.
"ich halte das für ein ganz normales bedürfnis", sagt sie. "sie wissen sehr klar, was sie wollen und was nicht. das, was sie nicht wollen, werden sie vermutlich auch nicht lieben lernen."
"aber so finde ich keine freunde", jammere ich.

es bleibt also schwierig. es gibt zwei bis drei menschen, denen ich hier vertraue. aber vielleicht geht ja auch nicht mehr.




2 Kommentare:

  1. Ich habe fast ausschließlich Freunde aus der Schulzeit.
    Die meisten Menschen interessieren mich nicht oder gehen mir auf die Nerven. Umgekehrt ist es vermutlich auch so.

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    1. ich habe meine freunde überwiegend aus der studienzeit. aber ich wohne jetzt 600 km weit weg - ein wunder, dass diese freundschaften überwiegend halten.
      hier aber ist es wirklich schwer, neue freundschaften aufzubauen. klar frisst die arbeit viele gelegenheit, freundschaften aufzubauen, wenn man sich nicht mit kollegen befreundet (was ich grundsätzlich nicht mache, denn nach feierabend will ich keine berührungspunkte mehr zur arbeit, und kollgen sind leider oft auch konkurrenten). da ich ein reges ausgehverhalten habe, lerne ich recht viele menschen kennen, zwangsweise. viele typen, weil die mich dann anlabern, aber das finde ich nicht so schlimm, weil ich mit männern wesentlich besser klarkomme als mit frauen. aber schon schwierig, dass da mal jemand vernünftiges bei ist, der nicht nur einen wegstecken will.

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