am telefon erzählt vaddi von seiner weihnachtsfeier im heim - und dem grusligen kinderchor, der dort für die senioren zur unterhaltung aufgefahren wurde.
"gab´s wenigstens glühwein", will ich wissen. "so zum schöntrinken."
"jaja" sagt vaddi teilnahmslos.
"richtig, mit umdrehungen, oder nur kinderpunsch?"
"nee nee, schon richtigen..."
"was ist denn, du klingst so komisch", sage ich.
"also weihnachten will ich schon gern zuhause sein", äußert vaddi seinen immerwährenden wunsch.
"und wie haste dir das so praktisch vorgestellt?" frage ich.
"ich nehme mir einfach urlaub für ein paar tage", sagt vaddi - so, als arbeite er noch. "und dann schreiben die uns die kosten für das zimmer gut", führt er weiter aus.
"naja, ich meinte eher so praktisch", setze ich noch mal an. "du kannst im haus nicht im rollstuhl fahren und es sind 16 treppen bis ins schlafzimmer."
"das trau ich mir schon zu", behauptet vaddi.
"zutrauen ist nett, aber das muss vor allem in der realität funktionieren", sage ich. "und du brauchst dann ja auch bspw. einen ambulanten pflegedienst. ich glaube kaum, dass wir das in den paar tagen noch organisiert bekämen."
"das macht nichts. ich kann mich auch mal allein anziehen", findet vaddi.
"es muss dich ja aber jemand wickeln und waschen", gebe ich zu bedenken.
"das kann ja deine mutter machen", ist vaddi flott beim aufgabenverteilen.
"da wird sie sich aber bedanken."
"ja, und wenn das alles klappt, dann können wir das ja auch in zukunft so machen: dass ich immer ein paar tage zuhause bin und dann mal wieder eine nacht im heim schlafe", plant vaddi fröhlich weiter.
in der tat sehe ich weihnachten und silvester aktuell als emotional kritischen punkt. meine mutter erwägt selbst, meinen vater für einen tag nachhause zu holen: zusammen essen und kaffee trinken, und danach mit dem taxi zurück zum heim.
"und was machen wir, wenn er sich weigert?" will ich wissen. "man kann ja schwer sagen, was so ein ausflug nachhause bei ihm auslöst. er ist zwar dement, aber noch nicht entmündigt oder so. ich glaube kaum, dass wir dann die polizei rufen können - und die ihn zurückbringen."
"stimmt, da könntest du recht haben!"
"vielleicht sollten wir lieber an einem neutralen ort was zusammen machen... wo wir dann gemeinsam aufstehen und gehen? ihr seid doch oft in diesem einen restaurant gewesen... die erhöhte toilettensitze haben... das ging doch bis zuletzt, hast du immer gesagt?"
"du kannst mit deinem vater in kein restaurant mehr, der saut alles voll und schmeißt das halbe essen unter den tisch. da müsste man schon eine plastikplane um ihn herum drapieren!"
nicht weniger schwierig wie weihnachten stelle ich mir silvester vor. letztes jahr dachte ich noch, schlimmer kann der jahreswechsel nicht werden - aber so mit vaddi im heim wird dieses jahr sicherlich ebenfalls eine harte herausforderung.
hat jemand tipps oder erfahrungen, wie man solche kritischen tage mit einem pflegefall ohne größere kollateralschäden übersteht?
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