Sonntag, 18. September 2022

das geben und nehmen

eingegraben in meine herzschale mag ich nicht feiern gehen. der luxus-mann und sein kumpel wollen indes in den lieblingsclub, ein bisschen abhängen, mal unter menschen sein. ich schiebe den anstehenden besuch beim objekt vor, sage, potenzieller spreader-event und pflegeheim passen nicht gut zusammen, und verkrieche mich im luxus-bett.

gegen halb vier weckt mich der mann, der alkohol ausdünstend neben mich in die kissen plumpst wie mehlsack. 
"du riechst nach party", sage ich und atme den dunst aus zigarettenrauch und schnaps ein, der ihn umgibt.
"hmhmnnnnm" murmelt der mann, legt ganz ungefragt die arme um mich und zieht mich an sich. ich liege mit der nase in den langen blonden haaren, die mich kitzeln, aber ich genieße die nähe so sehr, dass ich mich nicht bewege.

ich muss tanken. muss nehmen. mich nähren. die seltenen momente, in denen mir der luxus-mann so viel davon schenkt, sind ohnhin rar.

denn die nächste woche wird reich an geben sein. dann fahre ich in den schlecht erschlossenen teil des ostens dieses landes, um das objekt zu besuchen. obwohl ich mich nach ihm sehne, weiß ich, wie viel kraft mich allein der anblick wieder kosten wird.

aber ich möchte es so. sein bester freund und ich sind die letzten, die das objekt noch hin und wieder besuchen. ich sterbe innerlich, wenn ich daran denke, dass seine eltern die pflege nicht mehr ewig werden machen können. die täglichen besuche sind das objektive lebenselixier. fallen sie weg, wenn beispielweise quarantäne herrscht, verfällt das objekt geistig und körperlich innerhalb weniger wochen. 
 
beim gedanken daran klopft mein herz wie verrückt. so fällt das einschlafen schwer. der luxus-mann ist längst weggetreten, dreht sich auf die seite. ich robbe an ihn heran. sein körper ist warm. ich stelle mir vor, wie diese wärme als energie meinen eigenen kalten körper durchströmt. es funktioniert. irgendwann entspanne ich mich und falle endlich in tiefen, traumlosen schlaf.

7 Kommentare:

  1. manchmal, aber nur manchmal, wäre ich gerne der luxus-mann ...
    er sollte das genauso schätzen wie du ...
    liebe grüße vom wirrkopf

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    1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    2. inzwischen fühlt er sich glaube ich selbst ganz wohl mit dem ganzen gekuschel, das er aushalten muss. ;-)

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  2. hach, das objekt - eure liebesgeschichte ist etwas ganz besonderes.

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    1. irgendjemand muss dem kerl ja die stange halten. von all seinen weibern bin ich die einzige.

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  3. Diese Menschen, bei denen man den Akku aufladen kann, und sei es nur ab und zu, sie sind einfach so was von Gold wert. Und man muss auch kein schlechtes Gewissen haben, dann einfach zu nehmen - so richtig funktioniert das ja eh nur im Austausch.

    Und wenn dann wieder etwas Energie fuer den Objektbesuch ueber ist, um so besser :)
    Ich wuensche ne gute Fahrt und einen schoenen Aufenthalt. Hab das Gefuehl, dass es Dir, auch wenn es einiges kostet, auch einiges bringt!

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    1. bestimmt. ansonsten freu ich mich natürlich auch sehr auf big b.

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.