Donnerstag, 13. Mai 2021

die krankenhaus-hölle

seit gestern liege ich nun im krankenhaus - bis morgen noch. eigentlich hätte man mich nutzlosen bettenbeleger auch nur zu gerne schon rausgeekelt. aber ich war einfach keine unkomplizierte musterpatientin.

mr. murphy hatte schon vor der op seine finger im spiel. er sorgte dafür, dass man mich in der aufnahme vergaß. dann wurde ich in mein zimmer gescheucht, sollte mich umziehen. ich hatte kaum das op-hemd gebunden, als ein pfleger reinkam. er würdigte mich keines blickes und schob mich stumm und muffelig zum op.

dort versuchte die schätzungsweise 14-jährige narkoseschwester mehrfach vergeblich, einen zugang zu legen. dabei habe ich traumvenen, sagen alle hausärzte. einmal pieken und rein ins vergnügen. jetzt war der gesamte arm blau und der zugang steckte schmerzhaft in der hand.

man schaffte es auch nicht, mir die wärmedecke ordentlich anzulegen. meine füße hingen raus. irgendwann waren meine flossen blau vor kälte. 

das lag auch daran, dass wir warten mussten. mein arzt kam fast eine halbe stunde zu spät. dann stürmte er endlich herein, ein kurzes belangloses hallo, bloß kein wort zu viel, und los ging es.

nach der op, sagte man mir, würde ich nach etwa einer halben stunde wach sein. stattdessen brauchte ich fast vier stunden. angeblich hatte ich etwas "sensibel" auf die narkose reagiert, hieß es. ich verpennte so das abendessen, das ich - völlig unterzuckert - dringend gebraucht hätte.

zunächst fühlte sich alles friedlich und schmerzfrei an. mein arzt kam rein, erklärte mir, dass er den fuß soeben noch mal örtlich mit einem "block" betäubt habe, da es in der ersten nacht erfahrungsgemäß ordentlich zwiebelt. ich bekam eine morphiumpumpe und sollte mir am besten stündlich was davon reinhauen. also wecker gestellt und gewartet.

irgendwann musste ich zur toilette. ich wollte klingeln, aber meine klingel hing in unerreichbarer ferne. also musste ich meine zimmergenossin hochscheuchen.

eine kleine albanische schwester kam rein und reichte mir krücken. ich sollte mich aufstellen - und zack, kollabierte der kreislauf. großer aufmarsch, sogar ein arzt kam rein und hielt mein gesundes bein hoch, bis ich wieder farbe im gesicht hatte und die augen aufschlug.

zwei resolute schwestern schubsten die albanische kollegin beiseite und rammten mir eine bettpfanne unter den arsch. dann stellten sie sich vor mich und warteten. ich, kaum bei sinnen, konnte so natürlich nicht strullen. großes missfallen. diese halb ohnmächtige simulantin ist zu dumm zum pissen!

nach einer halben stunde kamen drei tropfen. man entriss mir die bettpfanne und trabte zurück zum dienstzimmer. mir war zum heulen. 

ich drehte das morphium hoch und die nacht war ok. irgendwann musste ich sehr dringend zur toilette, traute mich nach dem bettpfannen-trauma allerdings fast nicht mehr klingeln. ich überlegte, ob ich alleine auf allen vieren bis zum klo robben könnte. das ging alles nicht wirklich und unter tränen klingelte ich dann doch.

herein kam ein männlicher pfleger. ich berichtete von meinem ersten toilettenversuch und musste ein bisschen weinen, so erniedrigt hatte ich mich gefühlt von den harschen schwestern.

"warum hat ihnen denn keiner einen rollstuhl gebracht?" wunderte sich der pfleger. schwupps, hatte er einen aufgetrieben und mich behutsam hineingehoben. der toilettengang klappte so problemlos und schmerzfrei. danach döste ich erleichtert wieder ein.

um halb sieben zerrte jemand an mir. es war eine der grausamen bettpfannen-schwestern. sie wollte mir meine morphiumpumpe wegnehmen. 

"die brauche ich, sagt der arzt", wehrte ich mich.
"für so viel schmerzmittel sind sie mir viel zu dünn", sagte der schwester, die sicherlich 300 tonnen wog. "ihre pupillen sind ganz klein!"
 
das wunderte mich wenig, frisch erwacht unter einem deckenfluter waren sicherlich jedermanns pupillen recht spitz.
die schwester brachte mir zwei ibuprofen - die ration für den gesamten tag! ich schaute sie fassungslos an. 
 
"und jetzt setzen sie sich mal hin, damit der kreislauf in schwung kommt!" zerrte sie mich richtung bettkante. dabei schlug mein operiertes bein gegen das bettende. 
ich jaulte auf.
"nix passiert, da ist ja der stiefel rum", erwiderte die schwester. "so und jetzt stellen sich sich mal auf die krücken! der kreislauf muss in schwung kommen!"
 
wie sie sich vorstellen können, ist man als vollkommen unterzuckerte, mit morphium betäubte frisch operierte nicht unbedingt in der besten verfassung, wenn man um 6.30 uhr aus dem bett gerissen wird. ich klappte also erneut zusammen.
 
"sehen sie, so viel schmerzmittel sind nicht gut für sie! die kommen jetzt weg", sagte die grauenhafte schwester und schloss meine pumpe in den schrank.
"aber der arzt..." stammelte ich schwach.
"sie müssen jetzt auf die beine kommen!"

daraus wurde nichts. nur eine stunde später schrie ich vor schmerzen. und zwar so sehr, dass ich zu hyperventilieren begann. meine hände verkrampften sich, sodass ich es nicht schaffte, die klingel zu drücken. meine bettnachbarin erbarmte sich ein zweites mal.

die beiden resoluten schwestern kamen wieder rein und stellten sich auf.
"was ist denn los", sagte die eine.
"schmerzen", stöhnte ich.
"was haben sie gesagt?"
"SCHMERZEN!!!"
"wo haben sie schmerzen?"
 
mein gott, waren die denn bescheuert? oder machte es denen spaß, mich zu quälen?
ich zeigte wimmernd richtig fuß.
"mit ihrem fuß ist alles in ordnung", sagte die schwester.
"SCHMERZEN" wiederholte ich.
 
"es ist alles gut", sagte die andere schwester. "wollen sie vielleicht was essen?"
"NEIN" brüllte ich.
"oder ein bisschen musik?"
"KEINE MUSIK!!!!"
gleich kommen diese dummen gänse noch mit globuli, fürchtete ich.
 
"nehmen sie mal ihre ibuprofen."
"hab ich schon."
"sie müssen auch ein bisschen warten können! das wirkt ja nicht sofort!"
"ich warte seit einer stunde!!!!

endlich kam der diensthabende arzt herein, stellte fest, was längst festzustellen war, nämlich dass ich hyperventilierte, kurz vorm ersticken war und dringend medikamente brauchte. er brachte mir die morphiumpumpe aus dem schrank.

"und jetzt schön drücken", sagte die fette schwester und lächelte sadistisch. sie wusste genau, dass ich mit den "pfötchen", die man vom hyperventilieren bekam, keine macht über meine finger mehr hatte. sie grinste, als sie meine vergblichen versuche beobachtete.

die andere schwester kam wieder herein und stopfte ihre wurstfinger zwischen meine lippen. 
"aufmachen! und lutschen!"
ich schmeckte tavor. ein beruhigungsmittel. mein mund aber war zu trocken vom schreien und hyperventilieren, und es konnte sich nicht auflösen.
"wasser", gurgelte ich erstickt.
die schwester hielt mir das wasserglas hin, das ich natürlich nicht greifen konnte.
"jetzt machen sie doch endlich mal die hände auf", drängte sie mich.
 
der arzt schaute noch mal rein.
"das dauert jetzt einen kleinen moment", sagte er beruhigend zu mir. "schauen sie mal, sie atmen jetzt schon gleichmäßiger. die hände werden sich gleich entspannen." 
 
dann tat er das unfassbare: er verhielt sich wie ein normaler mensch und drückte für mich die pumpe.

15 Kommentare:

  1. Grundgütiger, das ist ja echt nicht zu fassen!
    Alles Schlampen, außer Mutti!
    Viel mehr fällt mir dazu nicht mehr ein.
    Gute Besserung!!

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    1. das ist der krasseste ort der welt.
      bin froh, wenn solche fotzen in sachen mehr gehalt auch künftig leer ausgehen.

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    2. Das kann ich so gut verstehen. Meine Omi hatte auch so ein Miststück. Sie hat uns nur leider nie gesagt, welche es war. Der würde ich nämlich heute noch die Bettpfanne überbraten - und das, nachdem Omi schon seit 2014 nicht mehr ist ...

      Dir wünsch ich alles liebe und gute Besserung. Und das Du von diesen Bratzen so schnell wie möglich wegkommst.

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    3. Alter!!! Haben die ihren Beruf verfehlt?!

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  2. Ich bin sprachlos. Ich dachte Folter ist hier nicht mehr angesagt.... Alter Falter... Kann man denen das vorhalten? Irgendwie? Melden?

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  3. Oha, ich weiß schon, warum ich eher den Strick nehme bevor ich zu solchen Metzgern gehe. Dir gute Besserung und viel Kraft. Meine Tochter kommt mich Mittwoch hier besuchen. Falls du also einen Wunsch aus Bayern hast, ich könnte ihn ihr mitgeben.

    Gez. Der Wirrkopf

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    1. naja, manchmal kommt man nicht drum rum...

      sie kann mir morphium mitbringen ;-)

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    2. DAS wiederum, dürfte schwierig werden. ;-)

      Gez. Der Wirrkopf

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  4. Gruselig, aber irgendwie auch so, wie man sich das vorstellt. Da hätte man einen Lehrfilm drehen können.
    Alles Gute und viel Glück.

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  5. Wenn jemand Morphium bekommt, hat das wohl seinen Sinn und da kann man den Schmerzgrad mit einer Ibu-Tablette sicherlich nicht ausgleichen. Hört sich für mich sehr logisch an. Ich hatte eine Schmerzmittel-Extremsituation nach einer OP, wo nichts gewirkt hat und ich vor der Pumpe stand. Das war für mich heftig. Aber was Ihnen da passiert ist, wow, kein Mitgefühl, keine Empathie. Umso schlimmer, wenn man in so einer Hilflosigkeit noch mit solchen Menschen zu tun hat. Das tut mir sehr leid! Ich hoffe, die OP war ein Erfolg. Gute Besserung weiterhin!

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    1. die haben das richtig genossen, dass ich da vor schmerz nicht ein noch aus wusste. muss für einige ein totales hochgefühl sein.

      in der notaufnahme (s. neuer beitrag) waren zum glück keine solche durchtriebenen schlampen. zwar auch teils abgestumpfte, desinteressierte roboter, aber keine sadisten.

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.