Samstag, 8. Februar 2020

beziehungsbomber

nach einer nacht voller eifersuchtssoße habe ich dem luxus-mann einen brief geschrieben, zusammengefasst, was in den letzten monaten alles schief läuft und was ich künftig konkret erwarte. zum ersten mal spreche ich an und aus, dass ich, sollte es nicht mehr besser werden, eine trennung auf lange sicht nicht mehr ausschließe.

vielleicht habe ich mich noch nie in meinem leben so klar ausgedrückt - ich, die ich immer dazu neige, meine liebe zu protegieren, auch auf meine kosten. aber es ist auch ein vertrauensbeweis, wenn ich jemandem zutraue, mit meiner kritik konstruktiv umzugehen.

und manchmal tut es gut, ein loch in die trügerische sicherheit zu reißen, in die heimelige beziehungskomfortzone des nebeneinander-herlebens. man braucht ja auch beziehungsbauland, trümmerwelten. und der luxus-mann ist gut darin, in seiner ruhigen art gemeinsam mit mir den schutt zu begutachten und dann wieder stein auf stein aufeinanderzusetzen, bis ein zustand entsteht, mit dem es sich leben und hoffen lässt. der ausbaufähig ist.

wie so oft ist das gespräch reflektiert, der luxus-mann kritikfähig und auch offen genug, seinerseits dinge anzusprechen, mit denen er nicht klarkommt. borderlinertypisch bin ich schwankend, äußere mich auch gerne mal überschwänglich, wenn ich mich gerade wohlfühle und von einem leben zu zweit für immer träume. für den luxus-mann entsteht dadurch eine diskrepanz. ich versuche ihm zu verdeutlichen, dass ich eine emotionale seite voller liebe habe, aber auch eine kritische, zweifelnde, die mich fragt: ja, du liebst ihn, und er will dir nichts schlechtes, aber tut er dir auch gut? bekommst du hier das, was du brauchst, damit du ein leben führen kannst wie du es dir wünschst?

wie tief mein zweifel mit dem zweifel ist, weil dieser mir egozentrisch vorkommt! aber liebe ohne egoismus endet in selbstauflösung. wie viel egoismus ist gesund? wie viel darf ich fordern? eine frage, die ich mir noch nie mit absoluter sicherheit beantworten konnte.

in die runde der leserinnen und leser gefragt: was ist ihr rezept für lange beziehungen, sofern sie schon mal eine hatten?

16 Kommentare:

  1. 15 Jahre und ein paar Tage, dauert die Beziehung nun an, davon 3 verheiratet und 13 Jahre zusammen wohnend.

    Tja, es darf mal frustig sein, es darf auch mal laut sein. Es war zweimal sehr laut, im ersten Jahr, daran wäre fast alles zerbrochen, aber ich wollte nicht aufgeben und er auch nicht.

    Unser Gericht besteht aus geben, nehmen, Freiheit lassen (auch mal woanders essen) ABER wir wissen beide wo und zu wem wir gehören. Wir freuen uns für den anderen, hier gab es noch nie Neid, wir streiten miteinander, niemals gegeneinander und wir können miteinander heulen, lachen und feiern.

    Es gibt keine Entscheidung, die wir nicht miteinander treffen. Er lässt mir meine Macken, ich ihm seine und wenn die jeweilige Macke gerade mal wieder zu groß ist, gibt es dazu oder danach einen Kommentar. Wir gehen nie im Streit auseinander und selbst wenn wir im Streit schlafen gehen, liegen wir aneinander und morgens ist es dann auch wieder gut.

    Wir können Tag und Nacht zusammen sein, selbst im Job und sind uns nicht leid und können auch 14 Tage ohne miteinander zu sprechen oder uns zu sehen verbringen.

    Ich glaube wichtig ist, das man gemeinsame Lebensziele und Wünsche hat, alle drumrum nicht zu sehr voneinander abweicht, im heute lebt und dem Anderen seinen Freiraum und Splin lässt.

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    1. das mit den lebenszielen hatte ich lange zeit stark unterschätzt.

      die großen ziele oder nicht-ziele passen bei uns eigentlich. es ist klar, dass wir keine kinder (mehr) brauchen, ebenso wenig eine stadtvilla oder ein schickes auto. da sind wir uns als antikapitalisten und antikarrieristen recht einig. wir schätzen unsere verschrobenheiten und unseren style, den die meisten merkwürdig finden, und finden unsererseits das normale langweilig. wir sind so eigen, dass wir eigentlich niemanden kennen, der uns ähnlich ist. insofern ist das schon ein riesenglück, dass wir uns begegnet sind.

      spleens gibt es bei uns auch, die aktuell nicht groß ins gewicht fallen, weil wir nicht zusammenleben. beispielsweise die death-metal-macke, die der luxus-mann hat, oder meinen naturfimmel. das könnte den jeweils andere nerven, wenn wir uns ständig hätten.

      was bei uns problematisch ist, ist vor allem, dass ich nie in hamburg bleiben wollte. ich fühle mich hier nicht wohl, es ist mir zu laut, zu dreckig, zu voll. arbeite kann ich von überall, ich könnte also auch in eine kleinere stadt mit guter luft und günstigen mieten ziehen. für meinen mann hingegen ist es extrem wichtig, inmitten von kneipen und kiez zu wohnen, und er will natürlich auch wegen der kinder nicht weg. er bildet sich sogar ein, dass beide kinder auch für immer in hamburg bleiben und dort enkelkinder für ihn werfen werden.

      ich finde es auch wichtig, im heute zu leben, aber ich will mich auch nicht ständig beschneiden, indem ich mein leben dauerhaft an einem ort friste, den ich als trostlos empfinde. insofern denke ich da halt an die zukunft und hier bewege ich mich in einem großen zwiespalt.

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    2. p.s.: warum haben sie sich nach 12 jahren entschieden zu heiraten - falls sie das erzählen möchten?

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    3. Death Metall Macke, bei uns ist es seine Jazz-Macke und meine "ich höre fast alles, wenn mir der Text gefällt Macke" - es gibt Kopfhörer, jeder hat sein eigenes "Büro" und man kann das auch mal für ne Stunde ertragen - also wenn es sein muss ;-).

      Die Wahl des Lebensortes, puh, das ist schwierig, für uns beide war schon lange klar, dass wir aus der Stadt raus wollen, an den Rand - daraus ist far out geworden. Für mich ist der Lebens- / Wohlfühlort dort wo der Mann ist, aber als jemand der in 40 Jahren schon mehr als 30 Umzüge erlebt hat, ist der Wohnort auch nicht wirklich wichtig.

      Warum wir geheiratet haben? Steuer und Versicherungen sowie der Gedanke, dass wir dadurch zumindest in geringem Maß abgesichert sind, sollte einem von uns beiden etwas passieren. Ganz unromantische Gründe für eine Hochzeit im 13 Jahr an einem Freitag den 13. - Wir kennen übrigens auch kein Paar, das so tickt wie wir ;-)

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    4. "Steuer und Versicherungen sowie der Gedanke, dass wir dadurch zumindest in geringem Maß abgesichert sind, sollte einem von uns beiden etwas passieren."

      ha! jetzt kennt ihr noch wen. ;-)denn trotz meines lifestyles ist es sehr wahrscheinlich, dass ich den luxus-mann mal überlebe. ich habe also gesagt, los du memme, ich will ne witwenrente! aber da sträubt er sich. angeblich, weil ers spießig findet. nunja. ich wär ja jetzt auch nicht so die tussi, die einen auf beschissene-klischee-hochzeit mit peinlichm jungesellenabschied, familyscheiß, brautkleid oder kirchlichem brimborium machen würde. zumindest hat er mir inzwischen zugestanden, mich auf dem sterbebett zu ehelichen. ;-) ich hab ihm dafür zugesagt, dass ich auf ein erbe verzichte und alles seine kinder bekommen. ist mir auch ganz lieb, weil diese 2 millionen death-metal-cds umfassende sammlung will ich gar nicht bei ebay verticken müssen. ;-)

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  2. Das Rezept ist vielleicht, dass man keine lange Beziehung anstreben sollte … ach ich weiß auch nicht.

    gez. der Wirrkopf

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    1. wir wollten eigentlich nur unverbindlich vögeln. so ohne erwartungen wurde liebe draus. geplant war das alles absolut nicht. ;-)

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  3. Sind jetzt 15 Jahre glücklich verheiratet, aber ein Rezept daraus abzuleiten, ist schwierig.

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    1. wenn ich auf der schwarze seite lese, bin ich oftmals sehr gerührt von dieser liebe! ich bin beispielsweise absolut nicht sicher, wie es wäre, wenn ich schwer krank würde. oder wenn mich so ein objekt-schicksal ereilt. ich könnte nicht sagen, ob der luxus-mann das mitmachen würde. anfangs vielleicht schon, aber wenn es nicht schnell wieder bergauf ginge, traue ich ihm zu, dass er mich verlässt. er findet es schon schwierig, dass ich manchmal noch phasen haben, in denen es mir nicht gut geht. er fragt dann nie, wie es mir geht. und er überlegt auch nicht, ob er irgendwas beitragen kann, damit es mir besser geht. diese faulheit kreide ich ihm an, das weiß er auch.

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  4. H. und Frau H. sind jetzt 52 Jahre zusammen.
    Es gibt kein Rezept.
    Frauen scheinen, was Beziehungen angeht, kritischer zu sein als Männer.
    Ja, gekriselt hat es oft. Die eine und die andere Seite haben das jeweils überwunden. Männer scheinen pragmatischer mit Krise, Liebe etc. umzugehen.
    H. liest den Blog noch nicht lange, kann also zum Traum des Zusammenlebens nicht viel sagen.

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    1. das stimmt mit sicherheit - dass frauen kritischer sind.
      hehe, ein traum ist zusammenleben für mich nicht. das erste mal war eher ein alptraum. das hat mich ganz schön versaut für alles weitere. ich glaube zwar nicht, dass mich der luxus-mann so behandeln wrde, wie ich es damals erlebt habe, aber ich der gedanke an ein leben zu zweit gruselt mich zutiefst. trotzdem weiß ich auch, ohne eine gewisse evolution gehen beziehungen meist in die brüche. ich kenne paare, die nach einem halben jahr oder einem jahr zusammengezogen sind oder geheiratet haben. diesen mut hätte ich nicht. und auch der luxus-mann ist zweimal mit dem "projekt familie" gescheitert. zweimal hat er frau und kind rausgeschmissen und war hinterher heilfroh.

      ich bin wirklich nicht sicher, ob das unser weg sein wird...

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    2. p.s.: 52 jahre sind eine reife leistung!! meine eltern sind jetzt 41 jahre zusammen, 38 davon verheiratet. ich frage mich oft, ob das noch liebe ist oder eher gewohnheit, natürlich in viel vertrauen und freundschaft und auf basis gemeinsamer erlebnisse, die zusammengeschweißt haben. insbesondere meine mutter beschwert sich öfter mal, dass sie es mit meinem vater kaum aushält, weil er inzwischen seiner mutter so entsetztlich ähnlich ist. aber mit 71 neu anfangen, das überlegt man sich dann wohl zweimal.

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  5. well.

    die 15 Jahre Exbeziehung waren irgendwann so ein "ok Du hast es versprochen, wir haben ein Kind und es ist ja auch gar nicht so schlimm eigentlich". Waere der grosse Mann nicht dahergekommen, waere ich wohl auch immer noch dort und gar nicht mal sooooo unzufrieden. Es war gefuehlsmaessig sehr warm dort, aber ich kam mit der Unordnung und dem Nichtficken nicht klar.

    Das neue jetzt ist ja gerade zwei Jahre alt und so ein emotional Rollercoaster ... wenn wir uns streiten, will ich alles hinschmeissen, wenn er mich in den Arm nimmt, will ich nie wieder woanders hin. Aber gefickt werde ich schon wieder nicht...

    Ich weiss es also auch nicht und lese einfach mal aufmerksam die anderen Antworten ;)

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    1. es ist ja auch schon mal beruhigend, dass es mir nicht alleine so geht. ;-)

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  6. Feste, glückliche Beziehung seit ca. 10 Jahren, seit 1 ½ verheiratet. Geheiratet haben wir, weil es uns richtig und wichtig erschien, um nach Innen und Außen als Gemeinschaft aufzutreten. Und da wir die Hochzeit nicht so ernst genommen haben (wir mussten auf dem Standesamt und in der Kirche viel lachen und z.B. den Rentnern das Bring-a-bottle-Party-Prinzip erst erklären) war es eine total schöne Feier.

    Und vor über 20 Jahren waren wir schon einmal ein Paar, als Teenager, für ein Jahr. Zwischendurch hatten wir quasi keinen Kontakt.
    Rückblickend ist uns jetzt aber auch klar geworden, dass es damals nicht wirklich länger geklappt hätte, da wir erst die Erfahrungen dazwischen gebraucht haben, um das was wir jetzt haben zu schätzen.

    Rezept?

    1. Ich denke man muss erstmal mit sich selber klar kommen, sich selber lieben. Wir hatten beiden den Vorsatz nach der jeweils gerade beendeten Beziehungen erstmal allein zu bleiben. Keiner von uns hat ‚gesucht‘. Jeder war mit sich selbst zu frieden. Tja hat nicht funktioniert :)

    2. Streit ist nicht normal. Wir haben das vielleicht alle bei unseren Eltern, unserem Umfeld gesehen – aber das ist nicht der Normalzustand. Es geht ohne Streit. Wenn einer von beiden gerade sehr emotional ist, dann ist es die Aufgaben des Andern Ruhe zu bewahren. Man muss sich immer klar machen – der andere will einen nicht verletzen, der hat gerade irgendein anderes Problem. Und Probleme sollte man lösen (wollen) und nicht bewundern. Das gilt übrigens auch bei der ‚Kindererziehung‘.
    Wenn die Frau ein „Problem“ hat, sollte Mann keine Lösung anbieten, sondern 30-60 Minuten zuhören. Das reicht.
    Wenn der Mann ein „Problem“ hat, sollte er sich überwinden und das Gespräch suchen. Ist schwer. Wird mit der Zeit nicht leichter. Hilft aber ungemein.

    3. https://de.wikipedia.org/wiki/Anna-Karenina-Prinzip

    4. Phase 1 der Verliebtheit kann nicht ewig halten – so viel Sex hat man nie wieder. Das muss einem klar sein. Aber siehe oben Punkt 3 – „unterfickt“ darf sich niemand fühlen. Was habt ihr denn für Männer? Egal wie müde oder gestresst ich bin, wenn meine Frau das will, dann findet sie einen Weg. Und schon dieses „gewollt werden“ macht mich wieder (ausreichend) wach – aber auch keine Sekunde länger :)

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    1. zum thema streit und gespräch: das sind wir recht gut drin. ich hatte schon männer, die haben mich zur weisglut und zum schreien gebracht. so kannte ich mich vorher gar nicht. dann hatte ich mit dem objekt einen fall, der streit durch verschwinden löste. sehr effektiv. ;-)

      der luxus-mann ist ein guter streiter. ruhig, reflektiert, selbstkritisch. er nimmt sogar meine zeitweilige zickigkeit mit humor und mir damit den wind aus den segeln.

      sex bekomme ich auch - nur in den letzten monaten ist das mühselig geworden. ich muss jedes mal die initiative ergreifen. das geht einmal, das geht fünfmal, das geht zehnmal, aber so nach dem 20. mal denke ich mir dann: wtf, bin ich hässlich oder was? es ist auch nicht so, dass ich da nur mal antippen müsste. so ein verführungsmanöver dauert dann schon mal ein, zwei stunden. und irgendwann ist frau dann auch müde. insbesondere, wenn sie den eindruck bekommt, der mann ist froh, wenn er nicht ran muss.

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.