Montag, 10. Dezember 2018

steuerhinterziehung für fortgeschrittene

als ex-banker kennt der luxus-mann sämtliche tricks der reichen. immer wieder erzählt er, wie er früher millionen und abermillionen über verschachtelte wege ins quasi-nichts schicken musste, damit reiche und superreiche steuerfrei noch reicher werden konnten.
"du kannst dir nicht vorstellen, welche summen da am staat vorbeifließen", sagt er. "und jemandem wie dir drohen sie dann mit drakonischen strafen wegen eines fehlenden fahrkartenbelegs in der steuererklärung."

wenn der luxus-mann von seinen früheren kunden bei der bank erzählt, bin ich noch frustrierter als sonst. wir haben kürzlich gemeinsam meine rente durchgerechnet, weil ich gerne in eine betriebliche altersvorsorge invenstieren wollte.
"das lohnt nicht", rechnete mir der luxus-mann vor. "du hast gerade mal 160 € rentenanspruch, du beziehst also nachher sowieso hartz IV. und da wird dir alles abgezogen, was du jetzt ansparst."
"und was mach ich jetzt?"
"nix. du kannst nichts tun. außer so leben, dass du mit mitte 60 tot bist, aber das machst du ja sowieso schon."
"und ich habe 60 wochenstunden geschuftet, nur um miete für ein loch von einer wohnung und was zu fressen zusammenzukriegen..."
der luxus-mann seufzt.
"leute wie du sind einfach durch den staat unterrepräsentiert. euch schützt keiner, weil ihr keinen monetären wert habt."
"da sitzen ja auch nur reiche wichser, die sich schmieren lassen und per vetternwirtschaft in einflussreiche positionen gehoben werden."
"das ist ein ganz unfassbarer korrupter haufen, da hast du sicherlich recht."
"ich hätte gern mal eine audienz bei denen."
"das ändert doch nichts. außer, du erschießt die dabei alle."
"dann kommen bloß die nächsten blinden volldeppen nach. diese regierung ist doch wie eine hydra der idiotie."

der luxus-mann kichert.
"als ich jung war und noch bei der bank war, habe ich mir immer vorgestellt, wie ich unsere steuerhinterziehenden kunden in unsere geheimen beratungsräume führe und dort dann umniete. so ein richtiges fettes blutbad."
"was hat dich gehindert?"
"manchmal hab ich ja auch profitiert."
"weil dein gehalt so super war?"
"nee. so bombastisch war das auch nicht, wenns auch sicherlich nicht schlecht war. aber einige von den steuerhinterziehern haben sich auch erkenntlich gezeigt. die wussten ja, dass das, was wir machen, im prinzip illegal ist. manchmal hab ich einfach so 1000 dm geschenkt bekommen. quasi wie trinkgeld. oder schweigegeld, wie mans nimmt."
"nee, oder?"
"doch doch. dabei habe ich noch am wenigsten von allen bekommen, weil ich immer so unfreundlich war und diesen arschgeigen mit totaler verachtung begegnet bin. darüber haben sich manchmal auch welche beschwert, dann hab ich wieder nen einlauf vom chef bekommen."
"kann ich mir bei dir so lebhaft vorstellen."
"irgendwann bin ich dann ja ausgestiegen, weil ich diese ganze scheiße einfach nicht mehr ertragen konnte."

"würdest du sagen, das man die banken irgendwie besser kontrollieren kann?"
"schwierig. staatliche institutionen müssten dazu digitale und juristische experten haben, die global agieren können. wir haben damals enorme summen in anwälte investiert, die gesetzeslücken ausgelotet haben - und zwar international. wenn du genug grauzonen verkettest, kannst du aus prinzipiell illegalen transaktionen zumindest halblegale machen. und ich meine, das ist jetzt 25 jahre her - da geht heute sicherlich noch viel, viel mehr."
"also ist das unmöglich?"
"nein, bestimmt nicht. aber wenn du steuerhinterziehern an den kragen willst, musst du als staat in die entsprechende digitale und personelle infrastruktur investieren und vor allem gute globale beziehungen pflegen. der berliner kindergarten ist aber nur mit sich selber beschäftigt. möchte nicht wissen, was wir für diese parteinternen streitereien jeden tag zahlen."
"das problem ist ja aber, dass es so viele staaten wie irland oder auch die schweiz gibt, die steuersünder mit offenen armen begrüßen. was willst du da machen?"
"keine ahnung, ich bin ja kein politiker. wenn ich die macht hätte, würde ich die vielleicht mit einem boykott belegen, sodass die beispielsweise keine lebensmittel mehr einführen können. dann können sie entweder selber gemüse anbauen oder ihr geld fressen. möglicherweise hilft sowas dann beim nachdenken."

ich grinse den luxus-mann an:
"willst du nicht diktator von deutschland werden? ich würde dich wählen."
der luxus-mann grinst zurück:
"um diktator zu werden, brauch ich deine stimme nicht. ich ermächtige mich einfach selbst. und als erstes verfüge ich dann, dass du mir täglich einen blasen musst."
"ich sehe schon, die grundfähigkeiten zum diktator-sein hast du..."





12 Kommentare:

  1. Eine meiner vertrauten ist gerade 66 geworden. Hat über 40 Jahre gearbeitet, zum Teil Teilzeit weil sie alleinerziehend war. Bekommt 900 Euro Rente brutto, netto 800 und 55 Euro Wohngeld. Wohnung per Genossenschaft kostet 460 Euro warm. Grundsicherung wäre sehr viel vorteilhafter, sie liegt aber ein paar Euro drüber. Tja. Im Moment sind Leute mit Grundsicherung besser dran.
    Lg magenta

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    1. es ist ja schon eine riesensauerei, dass rente so hart besteuert wird. sollen sie die leute ihre kohle doch behalten lassen bis wenigstens 1.500 im monat. auch bei niedriglohnjobs. alles andere macht faulbleiben und hartzen bloß attraktiv.

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  2. Was ich mich immer wieder frage : wie schaffst du es, die Gespräche mit dem Luxus-Mann so detailliert aufzuschreiben? Merkst du dir alles? Lässt du immer ein Diktiergerät für alle Fälle laufen? Fragst du hinterer nochmal nach, was er gesagt hat?
    Ich weiß ja schon manchmal nich, was ich zum Frühstück gegessen hab :D

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    1. mein gedächtnis ist tatsächlich ziemlich gut. klar sind die gespräche nicht 1:1. das bankenthema ist zum eines, über das wir uns sehr oft unterhalten, weil ich es hochspannend finde und der luxus-mann da sehr viele amüsante bis schockierende insidergeschichten erzählen kann, die so in keiner zeitung stehen und von denen die öffentlichkeit allenfalls was ahnt.

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  3. Traurig, dass wir "monetär nicht interessanten Leute" eigentlich nur hoffen können, Mitte 60 tot zu sein. In einem Staat, in dem alle fleißig ackern und dem es besser denn je gehen soll... Ist das eigentlich ein Armutszeugnis. Alles Liebe!

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    1. ja, so ist das. alterskriminalität könnte in ein paar jahren ein heißes eisen werden.
      ich würde jedenfalls nicht zurückschrecken, auch auf abwegen an das zu kommen, was mir zusteht. im gegenteil. ich würde ein omi-rentnergang gründen und reiche scheißer ausrauben. oder einen senioren-dealer-ring. schon allein aus gründen der selbstversorgung.

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  4. Einfach das Steuermodell ändern - keine Abschreibungen mehr. Jeder zahlt einen festgesetzten % (der dann deutlich niedriger sein kann als jetzt, vermutlich sogar einstellig). Dann kann sich auch keiner mehr arm rechnen und Fantasieposten als Ausgaben angeben.

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    1. einstellig wird etwas zu wenig sein. und ein einheitlicher steuersatz könnte bei dem ganzen lohndumping hierzulande nur mit einem hohen steuerfreibetrag (s.o., mindestens 18.000 p.a.) gehen.

      ich würde einfach gehälter gesetzlich begrenzen. was macht bitte einer mit 2 mio p.a.? bei 80.000 oder meinetwegen auch 100.000 wäre bei mir schluss, alles andere ist obszön und verdirbt den charakater. es ist ja sogar nachgewiesen, dass du ab einer bestimmten summe nicht mehr glücklicher wirst.

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  5. Das ließe sich sicher genau ausrechnen. Man brauch auch keinen Freibetrag, dann hast Du gleichen Murks wie jetzt. Man hat zwei Jobs, werden die nun addiert oder so? Einfach 10% weg und gut. Keine Fahrkosten, keine Werbung – aber auch keinen Milliarden Lizensgebühren an einen zwei-Personen-Mutterkonzern in Luxemburg. Das was unsereins an Steuern zahlt, macht die Kuh nicht fett. Entscheidend wäre, dass die großen Konzerne ihre Steuern da bezahlen, wo sie das Geschäft machen.

    Und es wäre für jeden ein Anreiz da – wenn ich mehr arbeite, dann hab ich auch mehr in der Tasche. Ein Angestellter von einem Freund kam vor zwei Jahren und hat ihn gebeten das Weihnachtsgeld wieder zurückzunehmen (ging um 600€). Da dies vom Amt angerechnet wird und er nach ewigem Papierkram nur ca. 70€ behalten würde. Da hat man dann auch eine andere Lösung gefunden …

    Wir hängen nur im aktuellen System so fest, dass daran nur noch verschlimmbessert wird.

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    1. "Entscheidend wäre, dass die großen Konzerne ihre Steuern da bezahlen, wo sie das Geschäft machen."

      da genau liegt der hund begraben. die werden ja auch keine 10% zahlen, wenn sie im ausland das angebot bekommen, dass sie nur 0,1% zahlen müssen.

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  6. Ich war lange hier nicht zu Besuch, deshalb jetzt ein verspäteter Eintrag: Ich arbeite jetzt immerhin schon gut 25 Jahre in der Branche und bin tief genug drin, um zu dem Kreis mit verschärfter Compliance zu gehören. Würde mal sagen, dass es heute extrem riskant ist, heute bei einer Steuerhinterziehung zu helfen oder gar Geldgeschenke anzunehmen. War früher sicher lockerer (auch was Alkohol, Rauchen und Sex im Büro anging), aber das kann ich mir inzwischen echt nicht mehr vorstellen. Ist auch gar nicht nötig, dass es genügend legale und halblegale Möglichkeiten gibt.

    Das Rententhema ist wirklich eine unglaubliche Sauerei! Aber nie vergessen, wer uns das eingebrockt hat. Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten! Und die auch so tollen Grünen waren auch mit von der Partie.

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    1. mein mann hat vor 26 jahren da gearbeitet. geldzuwendungen in bar waren da wohl usus. wie es heute ist, weiß ich nicht.

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.