Freitag, 28. April 2017

prüfungsträume

ich habe häufiger prüfungsträume. darin muss ich entweder mein abi oder mein staatsexamen noch mal machen. ich bin dann immer so alt wie heute. meist geht es um mathe, und das gefühl ist immer dasselbe: wie sollte ich eine prüfung bestehen in einem fach, das ich schon damals nicht gerallt und dessen inhalte ich inzwischen vollständig verdrängt habe?! jeder traum endet folglich im desaster und ist mit intensiven emotionen irgendwo zwischen schock und scham verbunden, die mir einen ganzen tag versauen können.

gestern nacht war es etwas anders. ich hatte germanistik-examen bei meinem ehemaligen (inzwischen in der echtwelt verstorbenen) geschichtslehrer. der geschichtslehrer war seinerzeit gefürchtet, ein mächtiger kerl mit hochrotem kopf und der eigenart, beim eintragen einer schlechten note genussvoll mit der zunge zwischen den lippen zu spielen. ich selbst war eigentlich ganz gut mit ihm klar gekommen, hatte mir mit smarten kommentaren und nachfragen respekt erarbeitet und war als eine der wenigen meiner klasse langsam, aber konstant in die nähe einer zwei gerutscht.

alles begann damit, dass ich bei meinen eltern saß, wusste, dass ich demnächst irgendwann das doofe examen machen musste. leider konnte ich die unterlagen mit dem termin nirgendwo mehr finden. im internet entdeckte ich schließlich einen hinweis, dass die examina schon am kommenden tag sein würden. schock und ohnmacht. wieso hatte ich das so vertüdelt?!  ich versuchte, mich noch etwas vorzubereiten, wusste aber, es würde ein verdammt enges bis gänzlich unbezwingbares höschen werden.

ich ging am kommenden tag ins examen. mein geschichtslehrer, nun also germanistik-prüfer, verteilte die aufgaben. auf dem aufgaben-zettel fanden sich vier zeichnungen von stiefeln aus verschiedenen epochen. die sollte man zuordnen und dann beschreiben, welche literarische gemeinsamkeit ihnen zugrunde lag. die antwort sollte man in stichpunkten auf kleingerupften papierfetzen notieren.

ich hatte keinen blassen schimmer. um mich herum eifriges stiftekratzen. ich bat darum, auf toilette gehen zu dürfen. auf dem weg dorthin durchkreuzte ich einen raum, in dem offenbar eine band probte. er war voller menschen, und juhu, es fand sich tatsächlich einer darunter, der mir sagen konnte, dass einer der stiefel - ich hatte das blatt mit den aufgaben bei mir und fragte ganz ungeniert - aus dem mexiko-krieg stammte. ich war hocherfreut über den anhaltspunkt, glaubte nun zu wissen, dass "krieg" der gemeinsame ansatz der stiefel-bilder war und begann, zurück im prüfungszimmer, rasch ein paar worte über krieg und stiefel im krieg hinzukritzeln, erwähnte den mexiko-krieg und endete im mittelalter bei karl dem großen, da ich auf einem der stiefel die reichsinsignien zu erkennen glaubte.

da ich so viel zeit bei meiner kleinen umfrage verschwendet hatte, kriegte ich nicht besonders viel zusammen und war ziemlich sicher, durch die prüfung gefallen zu sein.

mit dem gefühl des größtmöglichen versagthabens wachte ich schließlich auf und stellte heilfroh fest, dass ich abi und examen längst in der tasche hatte. beim weiteren nachdenken fand ich es sehr lustig, ein examen über bilder von stiefeln geschrieben zu haben. muss man auch erstmal drauf kommen!



5 Kommentare:

  1. Das war mein Standardtraum während meiner Berufszeit. Ständig mit Prüfungen gekämpft und nie vorbereitet. Immer Angst gehabt, eigentlich nicht für meinen Beruf berechtigt zu sein. Wie habe ich das gehasst!

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    1. im traum habe ich immer irgendwann das gefühl: dann halt nicht! wohl, weil ich das studium damals eher auf druck meiner eltern gewählt hatte, die meinen wunschstudiengang (kunst) nicht unterstützen wollten. obwohl das studium durchaus interessant war, habe ich immer mehr gemerkt, dass ich nicht lehrerin sein will. sicherheit und beamtentum hin oder her.

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  2. Ich träume mitunter davon, dass ich ein Prüfung schreiben muss, was aber nicht geht, weil ich kein Papier habe. Ich könnte ja nun um Papier bitten, aber es gibt kein Papier, hat nie welches gegeben und wird auch nie welches geben. Papier existiert schlicht nicht. Worauf meine Kommilitonen schreiben, kann ich nicht erkennen, aber sie schreiben eifrigst.

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  3. https://www.youtube.com/watch?v=-venIDyw4Ik

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