Donnerstag, 6. November 2025

die heiligen drei könige

s-bahn, feierabendzeit. je weiter sich das jahr zum winter hin neigt, desto mehr bettler und obdachlose strömen in die überfüllten waggons. heute steigt an fast jeder station eine weitere von armut und verlorenheit gezeichnete gestalt zu, die höflich, aber nicht allzu hoffnungsvoll ihr sprüchlein aufsagt.

neben mir sitzen drei blondschöpfe von etwa zehn jahren, die wirklich jedem dieser bedürftigen etwas kleingeld schenken. dazu haben sie ihr gesamtes münzgeld aus den rucksäcken und hosentaschen geholt, zusammengelegt und so eingeteilt, dass sie jedem in etwa dieselbe kleine summe schenken können und das geld auf diese weise so gerecht wie nur möglich verteilt wird. in ihren kindergesichtern steht ernsthafter feuereifer, man merkt ihnen an: das ist kein spiel, kein spaß, kein kindliches sich-gegenseitig-überbieten. 

ich muss erst lächeln, dann wegschauen, weil sich tränchen in meinen augen sammeln. 

vielleicht ist die menschheit manchmal doch nicht so lost wie sie meist erscheint. 

 

8 Kommentare:

  1. ... gut erzogene Kinder, denen die Eltern so etwas weitergegeben haben — leider selten, sehr selten
    Gruß Jens

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  2. Das ist ja schon fast ein Wunder! Aber schön es es sie noch gibt. LG Tom

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  3. Was für ein berührendes Erlebnis. Dafür mag ich Kinder.

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    1. ich fürchte, die meisten kinder würde das genau nicht machen. umso schöner, dass ich das gegenteil erleben durfte.
      ich selber habe meinen eltern immer gled "gespendet". in der zeit, als sie schulden wegen des hauskaufes hatten, hab ich mir total sorgen gemacht. also hab ich ihnen immer heimlich geld in den geldbeutel gesteckt. mal 2 mark, mal 5, mal 10. ich dachte, dass wir sonst vielleicht wieder ausziehen müssten. ;-)

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  4. Vielen Dank für diese berührende Geschichte, durch die ich mich heute inspiriert fühlte ;)

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