traditioneller heimatbesuch. aber auch hier kann ich meine dauerbeklemmung nicht abschütteln. ich nehme wieder medikamente, wenn es ganz unaushaltbar wird. da ich nach wie vor keine kardiologische auskunft habe, ist das zwar möglicherweise lebensgefährlich. aber ich will diese maske mit dem falschen grinsen weiterhin hochhalten. die glänzende oberfläche ist alles, was in einer gesellschaft wie dieser zählt.
immerhin: mit vaddi geht es nun offenbar nicht mehr ganz so rapide bergab. der verfall hat sich verlangsamt und stagniert auf einem sehr niedrigen niveau irgendwo kurz vor pflegeheim. vaddi kann noch immer ein bisschen laufen und, wenn meine mutter kräftig schiebt und zieht, sich auch noch aus seinem stuhl hochhieven. der kopf macht ebenfalls noch leidlich mit, nur die augen sind deutlich schlechter geworden.
inzwischen habe ich mich ein klitzeklein wenig an seine fehlende hygiene und gepflegtheit gewöhnt. ein problem sind nach wie vor die gebrauchten inkontinenzprodukte im haus. weil der gestank so schrecklich ist, habe ich nun einen windeleimer bestellt. solche winzigen verbesserungen sind alles, was ich tun kann. also fast nichts. nun muss ich beten, dass vaddi sich bequemt, den eimer zu nutzen und nicht wie sonst oft das haar in der suppe sucht.
pflegebedürftig werden will ich nie. also immer genug tabletten im haus haben. mit meiner ersten großen liebe spreche ich weihnachten über möglichkeiten und zeitpunkte der selbsttötung. auch er will sich rechtzeitig das leben nehmen, um in zehn oder 20 jahren nicht anderen oder gar diesem abartigen und immer abartiger werdenden system ausgeliefert zu sein.
vielleicht haben wir aber auch glück und die kommende naziregierung startet ein euthanasieprogramm für rentner. aktuell werden ruheständler noch hofiert als potenzielle fachkräfte, aber sie werden irgendwann merken, dass die meisten rentner (vor allem die mit der richtig dicken rente) nicht so scharf auf arbeiten bis in den tod sind und so am ende sogar mehr geld kosten als asylbewerber. (all die faulen rentner, die der arbeitenden bevölkerung die zahnarzttermine wegnehmen und ihre verrottenden gebisse sanieren lassen!)
jetzt aber erstmal noch ein bisschen durchhalten. noch ein bisschen weiterquälen. auf kleine lichtblicke zwischendurch hoffen.
... eben im Supermarkt: ich packe meine Sachen vom Band — zuletzt ein Päckchen Zigaretten. Ein Mann hinter mir schaut auf die Kippen und meint "und was ist mit den guten Vorsätzen fürs neue Jahr?"
AntwortenLöschenIch halte zwei Flaschen Rotwein aus dem Einkaufswagen hoch und antworte "ich will nicht ewig leben".
Gruß Jens
Trotzdem Alles Gute — erst Recht für die Mutter.
:-D
Löschenich hätte wahrscheinlich gesagt: "mein vorsatz ist, übergriffigen leuten wie ihnen ab morgen so richtig eins in die fresse zu zimmern!"