Dienstag, 12. November 2024

herzensangelegenheiten

da eine verlängerte qt-zeit bis auf einen plötzlich herztod weiter keine beschwerden verursacht, habe ich mich eigentlich ganz gut an die sache gewöhnt. ich denke nicht mehr viel daran. vermutlich ist so eine erkrankung auch besser als langsam einen krebstod zu sterben. im ernstfall erledigt es sich schnell und verspricht keine großen qualen. doch meine hausärztin sieht das ein wenig anders. infolgedessen war ich nun inzwischen bei drei kardiologen.

kardiologin nummer eins befragte mich zu meinen ernährungsgewohnheiten und meinte sodann, dass ich als vegetarierin vermutlich einfach zu wenig tierisches eiweiß zu mir nähme. ich soll also von jetzt an viel fleisch essen. das sei wichtig für ein gesundes herz. (deshalb haben wohl auch alle vegetarier herzprobleme und alle fleischesser sind pumperlgesund.)

kardiologe nummer zwei schaute mich von oben bis unten herablassend an und mehrfach naserümpfend auf seine rolex, während ich mein problem und das anliegen meiner hausärztin schilderte. dann teilte er mir schnöde mit, er persönlich halte die erkrankung schlichtweg für überbewertet. ich sollte ruhig alle medikamente nehmen, wie ich lustig sei und auch gerne alkohol trinken. und falls ich mir sorgen machen würde, könne ich ja beim hausarzt ein ekg machen. oder auch nicht, ganz wie mir beliebte. und tschüß.

kardiologin nummer drei wirkte zunächst sehr verständnisvoll und gab sich bei der anamnese gründlich. sie machte ohne umschweife ein langzeit-ekg. ich war darüber äußerst erfreut, denn so würde man nun hoffentlich endlich mal sehen, welche schwankungen mein qt-intervall im tages- und nachtverlauf so hatte und wie meine chancen auf ein längerfristiges überleben insgesamt standen. 

bei der befundbesprechung teilte mir die kardiologin dann allerdings mit, dass man mit einem langzeit-ekg das qt-intervall gar nicht messen könne. warum ich denn dann das ganze gemacht hätte, fragte ich. ja, äh, nun... das sei doch gut, denn so wisse man jetzt, dass ich keine anderweitigen herzrhythmusstörungen habe, denn das langzeit-ekg sei ohne befund. 

ich fragte, was ich nun mit dem verlängerten qt-intervall machen solle, wegen dem ich schließlich gekommen sei. ob ich medikamente bräuchte oder einen defi, ob ich etwas bestimmtes tun oder auch nicht tun solle (wie zum beispiel unmengen fleisch essen oder literweise alkohol trinken und dazu psychopharmaka reinballern wie von den anderen superspezialisten angeraten). ja, äh, ähm, keine ahnung. das solle gern einfach meine hausärztin entscheiden. welche mich genau deshalb wiederholt zum kardiologen überwiesen hatte, weil sie als wald- und wiesendoktorin das eben nicht alleine entscheiden wollte.

nach drei derart dämlichen kardiologen ist allerdings nun auch schluss für mich. entweder das herz macht noch ein weilchen mit - oder eben nicht. soeben hat es brav eine vollnarkose durchgeklopft, worauf ich etwas stolz bin. nicht auf einem gynäkologischen stuhl mit weit gespreizten schenkeln und nacktem unterleib abzunippeln, während einem der gyn in der gebärmutter herumstochert, das ist doch eine schöne sache. übrigens würde ich auch ungern beim kacken sterben, was ja leider einigen leuten passiert, sogar berühmten, wie man sieht.

und was sind ihre lieblings-todesarten? 


15 Kommentare:

  1. Na ja, übers Sterben denk ich ja auch oft nach. Und über das Totsein. Sterben möchte ich bitte gern ohne langes Leiden davor und dabei, aber mit noch ein bisschen Zeit zum Abschiednehmen vorher. Und ich möchte auch bitte nicht zu alt geworden sein, so dass da niemand mehr ist. Als Letzte lieber nicht, denn mir graut vorm Tod von Lieblingsmenschen mehr als vor dem eigenen.

    Was du in den letzten Artikeln schriebst, fühle ich ähnlich ... irgendwo unterwegs ist mir die Hoffnung abhanden gekommen.

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    1. ich habe viele dokus über den tod und bücher gelesen gesehen, vor allem solche aus dem bereich der quantenphysik. der tod schreckt mich nicht, wohl aber eben das sterben. hier könnte diese fiese kleine herzrhythmussstörung eben ein joker sein. aber du hast recht, man muss sich irgendwie ein wenig vorbereiten können. ich muss bspw. mein testament einmal handschriftlich abpinnen, sonst zählt es ja nicht. das schiebe ich echt vor mir her, dabei weiß ich doch um mein erhöhtes risiko, plötzlich zu sterben. vollkommen unvernünftig. vielleicht doch ein anzeichen für hosen-voll.

      oh ja, ich habe auch angst vor dem tod meiner lieben. bei meinen eltern ist es sicherlich die nächste zeit soweit, rein statistisch gesehen. ich will ihnen noch einmal sagen, dass ich sie liebe, auch wenn es nicht immer gut zwischen uns war. einmal reinen tisch machen sozusagen.

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  2. Oh erstmal gutes ausbluten, nach so ner Rumstocheraktion musste ich eine Woche stationär bleiben, weil die täglich schauen wollten wieviel noch rauskommt. Ist das 21 Jahre später anders? Zur Herzensangelegenheit: Es ist wie mit gutem Personal, gute Ärzte sind schwer zu finden. Merkst du es denn und kannst es eingrenzen ob es mit Stress oder anderem häufiger auftritt?
    Mein HA hatte im Juni "besorgniserregende Werte der Leukos" festgestellt. Ok, also neue Abnahme zweimal um zu schauen. Wert bei der ersten Kontrolle immer noch viel zu niedrig. Wert bei der zweiten Kontrolle "leicht erhöht, aber alles in der Norm". Ähm ja, blöd ist halt nur, das mein Standardwert immer über der Norm ist, wenn ich gesund bin und extremst hoch, wenn da doch was ist. Die Sprechstundenhilfe, keine MFA, die mir das heute mitteilte war dann leicht überfordert von meiner Frage, also mach ich dann mal wieder nen Termin... Ich überlege ernsthaft meinen alten HA in 300km Entfernung für das fachliche zu reaktivieren und lieber alles halbe Jahr zwei Tage dorthin zu fahren als mich hier weiter mit Ärzten zu beschäftigen die morgen nicht mehr wissen, was sie heute gesagt haben, hat irgendwie was von Politikern...

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    1. das doofe ist, dass man das qt nur mit einem 12-kanal-ekg messen kann. ich kann also nicht schauen, ob das besser oder schlechter wird. fühlen tut man davon rein gar nix. wenn es zum kammernflimmern kommt, ist es schon zu spät. ;-) fluch und segen! ursachenforschung wollte bislang auch niemand betreiben, weil die ursache außerhalb jeder norm liegt (normalerweise ist die erkrankung angeboren oder tritt bei der einnahme bestimmter medikamente auf). bei mir kam das ja mit corona. keiner kanns erklären, bzw. es glaubt mir keiner, und untersuchen will es schon erst recht niemand.

      fachärzte in kackstadt ist wirklich schlimm. ich hab diesen großartigen gyn und inzwischen auch eine großartige psychiaterin, aber den recht kann man durch die pfeife rauchen. auch meine hausärztin, die zwar nett ist, aber mega verpeilt. wenn ich zum ekg komme, sitze ich normalerweise zwei stunden im wartezimmer, bin ich dann dran, fragt sie ganz erstaunt, warum ich ein ekg will. ;-)

      ich konnte den eingriff ambulant machen. war nach zwei stunden wieder draußen. kontrolliert wird da nix. es blutet natürlich noch, aber das soll bis zu drei wochen so gehen. daher beunruhige ich mich nicht weiter. schmerzen halten sich auch in grenzen. ich warte jetzt noch auf den befund der gewebeprobe, wenn dann nichts ist, hake ich das innerlich erstmal ab.




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  3. Das ist ja ein Mist! Ich wünsche alles Gute und noch viele, hoffentlich auch schöne Jahre.

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    1. dankeschön! ein fähiger kardiologe wäre toll, aber wenn man sich die entwicklungen so ansieht, will man ja eh keine 80 werden.

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  4. Am liebsten würde ich (diese Todesart hat mir ein Freund über seine Oma erzählt) mich wegen einer Schwäche oder SChwindelgefühls an einem stillen Vormittag nochmal hinlegen und ud dann umgehend tot sein. Oder im Beisein meiner Frau im Laufe von 2 - 3 Tage Tagen still hinweg dämmern.

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    1. das klingt sehr friedlich. wie sieht das die frau? möchte sie dabei sein, wenn sie noch lebt? ich hab ja nur einmal eine katze begleitet, das war sehr aufregend und erhaben und traurig. wie wenn sich ein fenster öffnet zu einer unbekannten welt und man darf kurz durch den türspalt luschern, um etwas sehr mächtiges kommen zu sehen.

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  5. Ich hab mich jetzt mal bei Dignitas Deutschland angemeldet weil ich den Gedanken im eigenen Bett durch Intoxi zu sterben doch sehr reizvoll finde.

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    1. den gedanken mag ich auch. als einmal der verdacht auf knochenkrebs bei mir im raum stand, habe ich das objekt verpflichtet, dass er mir einen schönen propofol-todescocktail durch meine venen zu jagen. jetzt habe ich einen mann, der kein blut und keine nadeln sehen kann, ohne dass ihm schlecht wird. also werde ich mir im ernstfall selber heroin oder so besorgen, und muss mich dann allein wegballern, bevor ich zu schwach dafür bin. das wird stressig. vielleicht sollte ich mich in den nächsten jahren mal um eine saubere connection bemühen.

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  6. Ja, die Kardiologen. Meiner hat mich zu einer Untersuchung im Unispital angemeldet, von der sich am Tag X (ich lag schon mit Zugang auf dem Schragen) herausstellte, dass sie bei meiner Vorerkrankung gar nicht möglich ist. Und im Arztbericht stand dann, dass die Patientin (moi) die Untersuchung "verweigert" habe. Sowas macht sich doch toll, wenn es in deiner Akte steht. Erst auf meine Intervention hin wurde das berichtigt - und jetzt habe ich das Gefühl, dass der Kardiologe auf mich wütend ist... Nur so als Schmankerl und zum Trost.

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    1. zumindest scheine ich mit dieser wahnsinnigen berufssparte nicht ganz alleine zu sein. ;-) und nein, als widerspenstige patientin abgestempelt zu werden ist natürlich kein erstrebenswertes ziel.

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  7. Und er ist auch so empfindlich -ich mein ne Infu laesst sich ja auch alleine setzen- dann kann man ja ein Spitzendeckchen ueber den Zugang legen damit er besser mit klarkoemmt.
    Erfrieren war bei mir auch noch in der engeren Auswahl, aber Klimakack und meine krankheitsbedingte Koerperkerntemperatur von 32,2 macht das zu einem schwierigen Unterfangen.
    Is also raus.

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    1. einen zugang für eine infusion legen würde ich mir ehrlich gesagt nicht zutrauen. so ein butterfly ist was für geübte, finde ich. bei meiner fuß-op hat eine schwester den zugang falsch gelegt und das narkosemittel ist in meinen arm geflossen, was tierisch gebrannt hat.

      ein spitzendeckchen hab ich leider nicht. vielleicht klöppelt mir ja jemand eines. speziell für diesen zweck. in schwarz natürlich. ;-)

      wie kommt man denn zu einer so extrem niedrigen kerntemperatur? schilddrüse oder so?

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  8. Kloeppeln kann ich leider nich, aber haekeln.
    Selbstredend schwarz.
    Wie man dazu koemmt?
    Einfach:
    hEDS mit Komorbiditaeten POTS und Dysautonomie.
    Isn Kack.

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