Montag, 23. September 2024

zur lüge gehören immer zwei

indem trump behauptet, haitianer äßen katzen, schafft er es, eine ganze stadt gegen ihre einwanderer aufzubringen. da fragt man sich als erstes natürlich: warum sind so viele amis so dumm?

1. zur lüge gehören immer zwei: einer, der lügt, und einer, der sie glaubt

wir zeigen nur zu gerne mit dem finger auf denjenigen, der lügt. und lachen dann noch viel lieber über die durchschaubarkeit dieser lüge - und diejenigen, die ihr dennoch glauben. um leicht zu durchschauende lügen zu glauben, muss man jedoch keineswegs unterbelichtet sein.

natürlich trägt ein gewisser intellekt dazu bei, lügen zu erkennen und sich folgerichtig dafür zu entscheiden, sie nicht zu glauben. die frage am ende ist jedoch, ob man den lügen glauben WILL. das heißt, man kann lügen intellektuell betrachtet durchaus entlarven, sie aber trotzdem für wahr halten, da man sie für wahr halten MÖCHTE.

2. lügen zu glauben hat mehr mit feigheit und bequemlichkeit als mit dummheit zu tun

wenns kompliziert wird, wollen feige menschen ihren verstand unbedingt ausschalten und bisweilen recht wahllos erlösungsbotschaften glauben. weil nachdenken bei komplizierten problemen leider unkomfortabel ist. der glaube an das selbstständige denkenvermögen und dessen resultate ist dann außerdem oft geringer als der glaube an die lüge. und es ist verdammt schwer, wenn eine mehrheit das eine behauptet, dann nicht an den eigenen gedanken zu zweifeln, sondern selbstbewusst die eigene, ganz andere ansicht zu vertreten.

3. feigheit + krise = hochkonjunktur für fake news

deshalb haben fake news in krisen hochkonjunktur. nicht, weil es diese fake news gibt. sondern weil man sie GLAUBEN WILL. und dieser glaube macht das leben einfacher, denn fake news funktionieren meist genau gleich: schuld sind immer andere - ich selbst bin nur ein opfer, und gleichzeitig aber ein echter held, weil ich das durchschaut habe und dem sündenbock nun das leben so schwer mache wie es nur geht! die sündenbock-theorie kommt geborenen hosenscheißern mit hang zur selbstüberschätzung in jedem fall sehr entgegen. und arrogante hosenscheißer gibt es nun mal zuhauf.

4. wer das evangelium glaubt, missioniert häufig bereitwillig.

fake news und religion haben gewisse parallelen. wer lügen glaubt, verbreitet sie gerne auch weiter. indem man möglichst viele anhänger gewinnt, möchte man die lüge massentauglich machen und sie im zweifelsfall mit vermeintlicher schwarmintelligenz oder notfalls auch militärischer überlegenheit verteidigen. deshalb müssen anhänger einer lüge auch unbedingt die wissenschaft und alles andere verdammen, was die lüge durchsichtig machen könnte.

4. gewalt und das selbsterhaltungsprinzip der lüge

lügen können radikal und totalitär sein. sie wollen geschützt werden - und das um jeden preis. jemand, der fanatisch an eine lüge glaubt, trägt dadurch ein erhöhtes risiko, zum verbrecher zu werden. das beseitigen des vermeintlichen feindes (egal ob real oder nicht) gehört immanent zur lüge dazu. der feige lebt dabei das vermeintliche recht aus, nichts anderes gelten lassen zu müssen. seine gesamte ethik steht im dienst der lüge - bis zur selbstaufgabe, notfalls bis in den märtyrertod.

5. der lüge entkommt so schnell keiner

die zugrunde liegende feigheit macht es letztlich extrem schwer, der lüge wieder zu entkommen. sich feigheit einzugestehen ist deutlich härter als dummheit zuzugeben. dummheit kann die folge fehlender information und damit entschuldbar sein. feigheit aber ist eine charaktereigenschaft. man müsste also so stark sein, seine eigene persönlichkeit differenziert unter die lupe zu nehmen, die feigheit zu entlarven - und den eigenen ängsten entgegenzutreten. das ist ein enormer schritt, den so schnell niemand geht. daraus resultiert die oft erlebte "unbelehrbarkeit" von fake news-gläubigen.

6. die wirklichkeit ertragen lernen

die realität ist für viele für uns schwer zu ertragen. insbesondere, wenn man sich selbst als minderheit und insgesamt recht hilflos erlebt. aber es gibt gestaltungsfreiräume im leben. verglichen zu einigen jahrhunderten zuvor leben wir in einer derzeit recht freien gesellschaft. derzeit können wir noch immer den beruf ergreifen, den wir möchten. wir können uns auf der straße versammeln und meinungen äußern. noch müssen wir auch keine sorge haben, dass die polizei uns wegen bestimmter äußerungen ins gefängnis wirft, wo wir dann vielleicht gefoltert werden. und noch schreibt uns niemand vor, jeden sonntag eintopf zu essen.

die kunst, die wirklichkeit zu ertragen, besteht vermutlich darin, differenziert zu bleiben. vieles ist nicht perfekt. es gibt auch genug arschlöcher, die uns das leben schwer machen. aber mit etwas mumm können wir zumindest unser eigenes leben selbstbestimmt anpacken - und uns auch gegen die lauten, dreisten und brutalen wehren. so gilt es wahrscheinlich am ende, das unperfekte und mühsame als teil der normalität zu akzeptieren und das beste daraus zu machen. die selbstwirksamkeit beschert uns im gegenzug eine gewisse immunität gegen lügen und fake news.

4 Kommentare:

  1. Gut beschrieben!
    Besonders Punkt 3 und 6 treffen es wunderbar.

    Gruß Jens

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    1. ich bin immer sehr dankbar, wenn sich unter sich unter so einem text ein kommentar findet, da beiträge, die weniger unterhaltsam sind, immer wenig fans haben. aber es war mir ein tiefes bedürfnis, das mal so aufzuschreiben.

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  2. ... Es regt zum Nachdenken an. Und das ist immer gut.
    Gruß Jens

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    1. dafür schätze ich das bloggen. es ist wie laut nachdenken. manchmal auch nur mutmaßen, mangels allwissenheit. und manchmal denkt der oder die eine oder andere mit.

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.