Mittwoch, 25. September 2024

amt für irrsinn, version 2024

schon 2008 als noch-studentin habe ich irre momente mit dem arbeitsamt und der agentur für arbeit erlebt. lesen sie hier des dramas neusten akt, version 2024.

vor drei wochen hatte ich eine akute frage zu meinem arbeitslosengeldbescheid. der war nämlich nur für vier monate ausgestellt worden, obwohl ich nach 17 jahren durchgängig arbeit doch eigentlich anrecht auf ein jahr arbeitslosengeld hätte. ich vermutete, dass das etwas mit meiner derzeit stattfindenden weiterbildung zu tun hatte, ohne genauere logische erklärungen dafür im bescheid finden zu können. da ich muffensausen hatte, dass ende des jahres abrupt und vielleicht irrümlicherweise schluss mit der knete sein könnte, wollte ich dringend jemand kompetentes sprechen.

ich versuchte es zunächst per e-mail, aber ich wusste bereits aus vorheriger leidvoller erfahrung, dass das arbeitsamt auf digitale anfragen in der regel nicht reagiert. also rief ich in der zentrale an. am telefon sagte mir eine dame, sie könne mir leider nicht weiterhelfen, da nur meine betreuerin vor ort diese meine hochspezielle frage beantworten dürfe. ich meinte, kein problem, dann solle sie meiner beraterin bitte bescheid sagen, dass ich einen termin bei ihr wünsche, und das gerne ein wenig zackig.

als ich zwei wochen später immer noch keinen vor-ort-termin hatte - termine werden grundsätzlich per reitendem boten, sprich per brief verschickt, hatte man mir gesagt, und mich um geduld gebeten, da bote und pferd dafür auch in stimmung sein müssen - rief ich erneut an, sagte mein sprüchlein auf und bat darum, meine beraterin kurzerhand hier am telefon sprechen zu dürfen. das ginge nicht, sagte man mir. man könne mich nicht einfach so durchstellen, denn da könne ja jeder kommen und herumfurzen und den beratern die zeit stehlen. so im übertragenen sinne die aussage. ich kochte innerlich kurz auf, bat dann jedoch höflich darum, dass meine beraterin mich zurückriefe. das ginge klar, sagte mir der mann am telefon, ich würde innerhalb der kommenden 48 stunden einen rückruf erhalten.

48 stunden vergingen, kein rückruf erfolgte. ich zähmte meine wut und sagte mir, dass die beraterin gerade vielleicht sehr viel zu tun hat. nach 72 stunden rief ich dann doch lieber noch einmal in der zentrale an. die dame dort bestätigte mir, dass mein rückrufwunsch bei meiner beraterin in der to-do-liste verzeichnet sei. er würde sicherlich bald geschehen.

am nächsten vormittag - ich lag gerade halbnackt auf der liege in der physiotherapie - klingelte mein handy. ich wollte hinspringen, war jedoch zu langsam. natürlich stammte der anruf von meiner betreuerin. sie hatte mir auf den ab gequatscht, ich möge sie bitte zurückrufen.

kaum zuhause tat ich wie mir geheißen, erreichte über die in der anrufliste angezeigte nummer jedoch nur einen roboter. der sagte mir, ich müsse in der zentrale anrufen. also gut. der mann am anderen ende der leitung verkündete jedoch erneut, er könne mich leider nicht durchstellen, aus besagtem da-könne-ja-jeder-kommen-grund. ich musste ein wenig hyperventilieren, um keinen rumpelstilzchentanz am telefon aufzuführen. dann drängte ich den kooperativen herrn, meine beraterin unbedingt über meinen auf ihren wunsch erfolgten, aber leider nicht zielführenden rückruf in kenntnis zu setzen, und dass sie mich bitte am kommenden tag anrufen möge. ich würde dann extra dafür den gesamten tag am handy lauern und sie keinesfalls verpassen. leicht säuerlich versprach der telefonist, dies so zu handhaben.

gestern dann rief mich meine beraterin tatsächlich noch einmal an. endlich konnte ich meine frage loswerden. dachte ich dummerweise. denn ich irrte mich. die beraterin teilte mir mit, dass sie nicht befugt sei, diese meine hochspezielle frage zu beantworten. dies könne nur die zentrale tun, und zwar auch nur dann, wenn ich dort eine entsprechende durchwahl wählte. ich wies darauf hin, dass ich bereits unzählige male mit der zentrale telefoniert hatte und man dort meine frage sicherlich schon als mehrstrophiges gedicht auswändig aufsagen oder im chor singen und dazu tanzen könne, man mir aber immer wieder versichert hatte, die antwort dürfe mir ausschließlich meine beraterin vor ort geben. die beraterin hielt dagegen, dass dem nicht so sei - sie könne noch nicht einmal auf meinen bescheid zugreifen. ich bot ihr an, ihr diesen kurz per e-mail rüberzubeamen, aber natürlich ging das nicht, wegen datenschutz.

kurzum, wir kamen keinen zentimeter weiter. irgendwann gab ich auf. sollte die kohle im dezember tatsächlich auslaufen, könnte ich mich ja dann immer noch aufregen und das amt für irrsinn notfalls einfach anzünden.

heute passierte dann gleich noch einmal ein lang herbeigesehntes wunder: ich hatte einen brief mit einen vor-ort-termin beim arbeitamt zwecks frageklärung im briefkasten! der termin war gestern um 13:15 uhr. 

et voilà, so funktioniert das amt für irrsinn immer noch sehr erfolgreich seit mindestens 2008. 

24 Kommentare:

  1. Und dafür bekommen die dann auch noch Geld? Ich hoffe, es klappt demnächst mit einem Termin und/oder Antworten ...

    Da sehe ich wirklich einen eklatanten Unterschied im Vergleich zur Schweiz. Selbst auf dem Amt wirst du hier menschlich behandelt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. die sind nicht irgedwie unnett. im gegenteil. eigentlich sehr zugänglich. aber die zuständigkeiten sind komplett wirr verteilt und die bürokratie macht jegliches zielführendes handeln zunichte, da auch die anstellten ihre eigene bürokratie nicht verstehen, habe ich den eindruck.

      Löschen
  2. Das funktioniert schon seit den 90ern so, als ich (naiverweise) dachte, das Arbeitsamt könnte mir bei der Jobsuche helfen. Mein Studium (nicht BWL) wäre ja für den Allerwertesten, sagte mir der "Berater" sinngemäß, und ich sollte besser tippen lernen (konnte ich aber schon). Übrigens hatte man das meiner Großtante, einer Volkswirtin, ungefähr 50 Jahre zuvor schon in ganz ähnlicher Formulierung gesagt. Mein Vertrauen in diese Institution ist daher begrenzt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. einen job übers arbeitsamt zu bekommen, das kann ich mir auch nicht vorstellen. ich habe tatsächlich einmal eine infragekommende (das tat sie tatsächlich!) jobanzeige per post zugesendet bekommen. die war aber leider schon 6 wochen alt und der job somit längst weg. mit diesem per-post-gefurze machen die sich jegliche effizienz kaputt. gerade in meiner branche haben unternehmen spätestens 3 tage nach veröffentlichung der vakanz über 100 bewerbungen. die hr liest dann vielleicht die ersten 20-30 zusendungen, und wenn da dann 5-10 infrage kommende bewerber dabei sind, ist die sache im prinzip schon abgeschlossen.

      Löschen
  3. ... zum Trost ein Filmtipp:
    Catch 22, ein Film aus 1970 ...

    kurze Beschreibung einzelner Akteure aus Wikipedia:
    der Arzt ist korrupt,
    der Kaplan hat nicht das Format und wird von den Piloten nicht akzeptiert,
    der Adjutant des Standortkommandanten ist offensichtlich komplett wahnsinnig,
    der kurzerhand zum Major beförderte „Captain Major“ ist völlig unfähig, allein die Wäschestube zu leiten.

    Gruß Jens

    AntwortenLöschen
  4. ... ist aber nicht lustig!
    Für die Interessierten Mitlesenden eine Auswahl der Schauspieler:
    Alan Arkin: Captain John Yossarián
    Art Garfunkel: Captain Nately
    Anthony Perkins: Captain A. T. Tappman
    Martin Sheen: 1st Lt. Dobbs
    Jon Voight: 1st Lt. Milo Minderbinder
    Orson Welles: Brigadier General Dreedle
    Charles Grodin: Captain Aarfy Aardvark
    Buck Henry: Lieutenant Colonel Korn
    Paula Prentiss: Schwester Duckett
    Achtung: der Film ist von 1970 ...
    Ähemm — ich habe ihn 1975 gesehen ...
    Gruß Jens

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ich hätte ihn auch nicht lustig eingeschätzt. eher.... absurd.

      Löschen
  5. sehr spannend ist, dass mir heute auch ärztlicherseits ein termin in der vergangenheit angeboten wurde (im august 2024). bin ich irgendwie in die zukunft verrutscht und haben wir noch gar nicht ende september??

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oder du hast das Phänomen Citipost. Da kann es schonmal 4 Wochen dauern bist Behördenpost innerorts zugestellt wird. Ich habe im letzten Jahr Sitzungseinladungen fristgerecht versendet und gsd. gleichzeitig via E-Mail die letzte Einladung ist in der Gemeinde (wir sprechen von keinen 20tsd.Haushalten) 5 Wochen nach dem Termin zugestellt worden. ...

      Löschen
    2. ich glaube, wir haben tatsächlich noch deutsche post. da herrschen noch richtig deutsche tugenden ;-), da kommen selbst warensendungen oftmals schon am nächsten tag an. und meine supernette briefträgerin klingelt dann sogar und kommt in den zweiten stock hoch, um sie mir persönlich zu überreichen, wenn der umschlag mal nicht so gut in den briefkasten geht. das ist noch richtiger service, das hat mich beim ersten mal komplett sprachlos gelassen.

      Löschen
  6. Ich musste kichern beim "reitenden Boten". Ein sehr gängiger Ausdruck bei mir Zuhause. ☺️

    Mir gehen Deine Blogeinträge sehr nahe mit Mobbing und Eltern. Da fehlen mir bisweilen die Worte...

    Was die Sache mit Jobcenter angeht, bekomme das seit fast zwei Jahren in meinem Umfeld mit. Einladungen für Termine sind fast immer gefühlt für morgen 8 Uhr etc. Mit Vorlauf geht wenig. Was ich mitbekomme, finde ich wenig hilfreich fürs Leben und die Jobsuche. Einmal war ich mit aufm Amt und habe mich danach nur aufgeregt über die Art und Weise, wie da mit Menschen umgegangen wird.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. was persönliche vor-ort-termine betrifft, kann ich mich bislang echt nicht beklagen. meine beraterinnen waren immer freundlich und korrekt zu mir. vielleicht, weil ich auch freundlich und respektvoll bin (es ist ja ein verdamt anstrengender job, leuten in den arsch zu treten oder ihnen hiobsbotschaften verkünden zu müssen) oder weil man mir anmerkt, ich will noch was reißen, ich will mich weiterentwickeln und dafür alle hebel in bewegung setzen. mir kam bei persönlichen terminen noch nie jemand dumm oder unkooperativ.
      was halt schade ist, ist einmal die immense bürokratie, die - wie ich glaube - auch intern für die mitarbeiter nicht mehr durchschaubar ist, sodass es dann zu planlosigkeit in der zuständigkeit kommt. was ebenfalls ein großes manko ist, ist die sehr unterschiedliche kompetenz der mitarbeiter in der telefonzentrale. oft habe ich mit einem telefoniert und der zweite sagte mir dann was komplett anderes. und last but noch least natürlich die katastrophe mit dem neuland, also digitalen kommunikationswegen. das nervt enorm und behindert sowohl arbeitslose als auch arbeitsamtmitarbeiter.

      zum thema mobbing und eltern: hast du denn ähnliches erlebt? vielleicht muss ich mal triggerwarnungen vorher aussprechen. mir geht das selber so bei leuten, die mit selbstmord drohen. da bin ich dann komplett verunsichert, weil das für mich vor 10 jahren ja sehr nah und real war. wenn ich hingegen weiß, die oder der kokettiert nur, dann werde ich stinksauer. ;-)

      Löschen
    2. Ich kann die Leute vom Jobcenter schon verstehen. Der Job ist nicht einfach und sicher oft schwer zu ertragen. In dem Fall geht es massiv auf die Psychotour. Dass man z. B. beim Studium schon wusste, dass es ein Job ist, mit dem man kein Geld verdienen kann und wissentlich dem Staat nachher auf der Tasche liegt und sich auf dem Rücken der Allgemeinheit ein gutes Leben macht. Hier geht es aber auch um eine chronische Erkrankung und starke psychische Einschränkungen, wo ich keine konkrete Unterstützung sehe, hier wird jemand permanent klein gemacht.

      Meine eigene Erfahrung mit dem Amt hat mir gereicht. Mir hat mein Betreuer damals gesagt, dass ich wüsste, dass ich sowieso keine Ausbildungsstelle finden würde und dass ich mich wenigstens fürs Gewissen bewerben soll. Ich habe mir dann selbst ohne Amt erfolgreich was gesucht.

      Was Eltern anbelangt, habe ich Angst davor, was kommt. Meine Eltern sind stur und ich habe das bei meinen Großeltern gesehen. Hier geht es um Suchterkrankung und auch um Aggressivität zwischen den Parteien.

      Gemobbt wurde ich als Kind auch, nicht so wie in Deinem Umfang. Das zu lesen, hat mich erinnert und aufgewühlt. Außerdem hege ich derzeit massive Mobbingängste an der Arbeit.

      Löschen
    3. ja, in den jobcenter sind viele kunden psychisch krank, sagte man mir. wer damit nicht umgehen kann als berater, hat es schwer (stichtwort empathie und grenzen). ich hatte ja überlegt, ob ich da nicht beraterin werden sollte. weil ich mich mit psychos ja ganz gut auskenne und ja irgendwie als exlehrerin diesen missionarischen eifer habe, das leben anderer in kluge bahnen zu lenken (nachdem ich das bei mir selbst so grandios verpfuscht habe). ;-)
      naja, nun sieht es aber erstmal tatsächlich so aus, als hätte ich doch einen neuen job, einen recht respaktablen und ertragbaren sogar, dass ich den anderen kackjob doch nicht annehmen muss und dem amt auch nicht besonders viel länger auf der tasche liegen werde. bloß meine kostenlose fortbildung möchte ich gern noch zu ende bringen.

      Löschen
    4. eltern: ja, ach, wenn ich meine so sehe, wird mir angst und bange. da gibts zwar keine suchterkrankungen o.ä., aber... so nach der offiziellen demenz-diagnose haben wir (meine mutter und ich) ja nun gehofft, das wäre ein schock für meinen vater, der ihn ein wenig aufrüttelt. die psychotante hat ihm auch sehr ins gewissen geredet, wie wichtig nun soziale kontakte und bewegung seien. mein vater sagt nur, demenz ist ja nicht so schlimm, weils bei ihm kein alzheimer ist. und sitzt weiterhin den ganzen tag vorm fernseher.
      ich habs echt aufgegeben. ich kümmere mich jetzt um andere dinge wie bspw. ausräumen, ein paar sachen noch verkaufen, anderes in den müll werfen. und dann hoffen und beten, dass ich es schaffe, das haus zu halten.

      Löschen
    5. Ich wünsche Dir sehr, dass es mit dem Job gut geht. Irgendwann muss es doch mal was werden....☺️

      Missionieren beim Amt...der ein oder andere wäre sicher froh darüber, wenn einem mal richtig zugehört wird.

      Im Alter werden die Menschen anscheinend uneinsichtig. Man reibt sich daran auf und es hilft alles nichts, außer sich irgendwann davon abzugrenzen. Ich schaffe das bisher nicht. Haus ist hier ebenfalls eine große Debatte. Ich drücke die Daumen und wünsche Dir viel Kraft für allles.

      Löschen
    6. danke! der neue job ist an einer hochschule und bildung interessiert mich schon sehr.
      wenn ich das 2. staatsexamen nicht nachholen müsste, würde ich ja inzwischen vielleicht sogar ins lehramt gehen. es ist so krass, ich kenne 2-3 leute, die mit einem bwl-studium sofort in der schule einsteigen konnten - ein jahr lang wurden sie mit kursen begleitet und dann waren sie schon fertige lehrer. ich hab mich durch das bekackte erste staatsexamen gequält, pädagogok und schulpädagogik und psychologie dabei studieren und mehrere praktika absolvieren müssen. ich hab damit die totale arschkarte, müsste das 24-monatige ref nachholen, ohne jede aussicht auf verbeamtung. liegt natürlich auch ein wenig an meiner fächerkombi und daran, dass ich eine frau bin (es werden vorwiegend männliche lehrer gesucht). mein cousin (berufsschullehrer) meinte, das würde er an meiner stelle auch nicht machen, weil das ref bei ihm so die hölle war, da ist er damals psychisch fast verreckt bei, und fast jeder andere referendar auch.
      eine zeitlang hab ich stellenangebote von privatschulen gecheckt, aber die wollen auch alle treue staatlich indoktrinierte lehrer. was ich null verstehe.

      Löschen
  7. Ich hoffe nicht, dass irgendjemand nochmal DAS erleben muss, was mir 2015 passiert ist mit diesem ewig gestrigen Amt: ich hatte eine Jobzusage in einer 100 km entfernten Stadt samt Wohnungszusage. Benötigte allerdings Umzugsunterstützung. Normalerweise wird das bei Jobantritt auch genehmigt. Es zog sich und zog sich und ich erreichte niemand etc etc. - die drei eingereichten Angebote der Umzugsunternehmen waren sicher nicht mehr aktuell (war auch so wie sich später herausstellte) und dann bekam ich auch keinen Termin, so dass ich dann persönlich vorbeiging ohne Termin. Die Sachbearbeiterin schickte mich zur Kostenstelle oder wie das heißt, diese sagte, sie könne das nicht entscheiden. Es lag bereits sechs Wochen (!!!) auf deren Tisch - ich hatte zwischendrin den Umzug um einen Monat verschoben, durfte im Homeoffice anfangen, was da noch kaum üblich war - und da platzte mir der Kragen. Den Rest Höflichkeit zusammenkratzend saß ich dann also da und sagte: "Sie geben mir jetzt entweder Ihr ok zum Umzug oder lehnen es ab. Ich brauche darüber eine Bestätigung. So oder so, ich bleibe so lange hier sitzen bis ich das bekomme!" Sie griff irgendwie unter ihren Schreibtisch und dann stand die Security im Raum, zwei Männer wie Schränke, die mich höflich rechts und links am Arm packten und nach draußen führten! Ich war zunächst völlig gelähmt, draussen brach ich dann heulend zusammen und überlegte die Polizei zu rufen. Ich weiß jetzt gerade nicht mehr von wem, aber ich erfuhr noch am Tag selber, ich lief etwa 5 km zu Fuß nach Hause, ich war völlig neben der Spur - dass ich tatsächlich mit meinem Satz "Ich bleibe so lange hier sitzen bis" Hausfriedensbruch begangen und eine unerlaubte Bedrohung gewesen war, die allen Ernstes ein solches Vorgehen erst einmal erlaubte! Ich schrieb eine Dienstaufsichtsbehörde mit der Androhung dies an sämtliche Presse (die ich als PR Mensch halt auch kenne, ok, im 'falschen' Ressort, aber erst mal egal) und die zuständigen Abgeordneten zu melden, wie man mit Menschen umginge, die nicht nur arbeiten wollten, sondern eine hatten und bat um einen sofortigen Termin, um Arbeitsbeginn, Job und Umzug noch halten zu können. AchtTage vor dem anberaumten Umzug (ich hatte ja schon größtenteils gepackt, ursprünglich sollte das ja vier Wochen vorher stattfinden) bekam ich den Termin, eine weitere Diskussion später einen beim Vorgesetzten und dann das okay. Es blieb nur ein Umzugsunternehmen übrig und DAS war der blanke Horror. Ich. mache sowas NIE wieder. Lehre fürs Leben. Ich verabscheue dieses Amt. Abschreckungspolitik gelungen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. alter! das ist ja schon sehr krass. aber gut zu wissen, dass so ein einziger satz schon reicht, um als sicherheitsrisiko zu gelten...
      ich hatte jetzt allerdings nicht ganz verstanden, was der umzug mit dem jobcenter oder arbeitsamt zu tun hatte? sie hatten da finanzielle unterstützung beantragt, ohne die der umzug nicht vonstatten gegangen wäre?

      ich bin sehr froh, dass ich inzwischen rechtsschutz habe. für solche fälle würde ich heute einfach einen anwalt anrufen und fragen, wie ich mich verhalten soll.

      ich kenne einen anderen fall, ein frührer nachbar von mir hat seine wohnung verloren, weil das jobcenter es nicht schaffte, die miete rechtzeitig zu überweisen, nachdem er von arbeitslosengeld auf hartzIV abgerutscht war. er war dann dadurch mit zwei mieten im rückstand, was die kündigung durch den vermieter nach sich zog - komplett unverschuldet.
      und der typ war nicht doof, absolut kein assi, hatte aber hatte eben mega pech gehabt: infolge einer langanhaltenden lungenentzündung aufgrund seiner hiv-infektion hatte er seinen job verloren. er war auch danach dann nicht mehr arbeitsfähig. der job war übrigens bei der stadt hamburg in der verwaltung gewesen. das dilemma hatte er also quasi den exkollegen zu verdanken.

      Löschen
    2. Ja, schrieb ich ja - Umzüge an sich kosten schnell mal 2000 € und die hatte ich halt nicht, musste ja Kaution und erste Miete zahlen, das hatte ich halt ja AUCH nicht ohne das okay des Jobcenters! Der Vermieter war und ist dahingehend sehr geduldig gewesen, das hab ich in keiner anderen Großstadt Deutschlands so erlebt.

      Kürzlich las ich von einem anderen Fall einer Frau, die aufgrund der Verzögerungen des Jobcenters hinsichtlich Wohnung eine andere Wohnung angemietet hatte und nun nicht mehr aus dem vorherigen Vertrag raus kam und dann jetzt unverschuldet doppelt Miete zahlen müsste. Hinzu kam, dass das JC aus Versehen dann noch eine Miete an den alten Vermieter zahlte, der diese jetzt einbehalten hatte. Völlig verständlich, dass man bevor man (mit Kind!) auf der Strasse steht selber Abhilfe schafft und wenn man dann noch unverschuldetet Schulden machen muss - tja - dann hilft mal wieder nur eine Klage ... Nerven wie Drahtseile braucht man da. Kein Wunder, dass viele das scheuen, ist man in so einer Lage ja eh nur mit der eigenen Lebensorganisation und meist ja auch Jobsuche beschäftigt.

      Rechtschutz ist auch leider teuer. Manchmal wünschte ich, ich hätte eine.
      Und ja die Arbeitsagentur/Jobcenter verhält sich selbst gegenüber ihren eigenen Mitarbeitenden zuweilen nicht korrekt. Jemand, die ich kenne musste sich mal einklagen nachdem diese sie mehr als dreimal in unbefristete Stellen nur anstellen wollte, bei gleichen Jobinhalten, unter fadenscheinigen Begründungen, reichlich unverschämt. DAS musste allerdings erst das Arbeitsgericht feststellen. Bei solchen großen Strukturen kann man das halt auch machen, zu klagen. Bei kleineren und mittleren Unternehmen wird man bei solchen Aktionen ja im Anschluss fast garantiert rausgemobbt.

      Löschen
    3. hm, ich bin bis dato in hh insgesamt 4x umgezogen während einer zeit, in der ich in agenturen rund 1000-1300 € netto monatlich verdient habe. also nicht so wahnsinnig viel mehr als bürgergeld. ich habe für meine umzüge innerhalb der stadt nie mehr ausgegeben als etwa 300 €, einmal halteverbot für zwei orte, das macht 75-100 €, und dann für 24 h einen sprinter mieten (kostenpunkt aktuell 150€ + benzinkosten, hab gerade noch mal nachgeschaut, damals waren es m.w. 120 €)). klar, ein lkw bei einem umzug mit einem größeren haushalt kostet dann noch etwas mehr, und wenn man sehr weit wegzieht, können auch noch mal höhere benzinkosten draufkommen. ich behaupte trotzdem mal, auf 2.000 € kommt man eher nur dann, wenn man einen umzugsservice mit fullservice engagiert. aber das meiste kann man ja doch selber machen. ich bin kein handwerkergenie, aber umziehen ist echt kein problem für mich. packen und ab- und aufbau schaffe ich komplett alleine. zum schleppen und fahren hatte ich hilfe von freunden.

      verstehe aber, dass selbst 300 € viel geld sein können. ich selbst musste in der zeit vor umzügen neben dem jobs noch nebenjobs machen, um das zu schaffen.

      mit dem jobcenter hab ich zum glück keine berührungspunkte mehr. ich kann mir gut vorstellen, dass da absolutes chaos herrscht, v.a. seit der story meines früheren nachbarn.

      rechtsschutz hab ihn jetzt erstmals in meinem leben seit herbst letzten jahres und hoffe, ich kann ihn mir weiter leisten. es gibt einem viel sicherheit. ich zahle 248 € im jahr, das ist so ein mittlerer tarif mit eingeschränkter selbstbeteiligung. ist natürlich ein happen.

      Löschen
  8. "ich bin sehr froh, dass ich inzwischen rechtsschutz habe. für solche fälle würde ich heute einfach einen anwalt anrufen und fragen, wie ich mich verhalten soll."

    ... wohl wahr! Ohne Rechtsschutz ist man leider bei fast allen Behördenangelegenheiten auf verlorenem Posten.
    Gruß Jens

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. und bei erstattungsangelegenheiten oftmals auch. dafür hab ich schon mal einen anwalt gebraucht (sollte mit einem gutschein anstelle einer rückerstattung auf das ursprüngliche zahlungsmittel abgespeist werden).

      Löschen

danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.