Mittwoch, 14. Februar 2024

sex kurz vor der menopause

wahrscheinlich ist regelmäßiger sex nach acht jahren beziehung ein großer glücksfall. 

aber es ist nun mal immer derselbe sex. 

minus die leidenschaft, die uns die jahre gekostet hat. 
minus die tatsache, dass es der immerselbe, alternde körper ist.
minus die performance, die auf das immerselbe allernötigste zusammenschrumpft.
 
ich spüre, wie der mann angesichts meiner kritischen erwartungshaltung seine lust mühsam zusammensammelt. fast spöttisch beobachte ich, wie der schwanz verzweifelt blut richtung spitze pumpt. wir wollen doch nicht so sein wie paare irgendwann so sind: asexuelle vollspießer, bei denen sich nur dann noch appetit regt, wenn die frau das essen auf den tisch stellt.
 
aber mir reicht das so nicht. also quengle ich. schon während des fickens. "vergiss es, so komme ich nicht", sage ich maulig und nehme dem mann damit das allzu laue lüftchen aus den pompös geblähten segeln.

nicht, dass ich noch irgendwelche großen sexuellen ideen hätte. nicht in dieser beziehung. alles ist ausverkauft. limitiert bis zum gehtnichtmehr. letzte kümmerliche reste der lust, orgasmusfernes strohfeuer, höflich bemüht. wie es ist, ist es für den arsch, und damit meine ich nicht etwa analverkehr.

und fucking ja: dieser meine körper verfällt. sagt jedem potenziellen bespringer auf den ersten blick: fruchtbarkeit adieu, mein lieber, dein samen ist pure verschwendung in dieser austrocknenden grotte, in dieser schlaffen gebärmutter, die weder mutti ist noch wird. auch der luxus-körper sammelt immer mehr fett und graue haare, und der schwanz wird nicht mehr so steinhart wie früher.

das alles muss man theroetisch nicht sofort und absolut unattraktiv oder unerotisch finden. wir haben 2024, wir haben bodypositivity, die-40-sind-das-neue-30 und all die netten dummen lügen. 

doch wir sind pessimisten. wir sehen das, was uns fehlt, und zwar am anderen zuerst.

vielleicht fickt es uns jetzt, dass wir nie ineinander verliebt waren. nicht wie das objekt und ich, oder wie der luxus-mann und seine b. wir hatten nie den butterweichen blick, der uns einander schön erscheinen ließ. wir sehen einander ohne geschmeidigkeit, unter kühler led-beleuchtung, die hässlichkeiten dreitausendfach vergrößert. unser sex ist das überengagierte abarbeiten eines defizits, eines fehlens der person, der unsere leidenschaft eigentlich gilt.

ich verdamme diese ersatzhandlung nicht. wer sich nicht an haltlose illusionen klammern oder auf ewig verblödet hollywood-ideale proklamieren will, sollte irgendwann pragmatisch werden. aber die zeit nagt auch am frivolsten aller pragmatismen und macht ihn grau wie die schläfen eines mittfünfzigers.

nur im traum produziert mein kopf derzeit noch zustände der erregung, die meinen inzwischen ganz tief drin verborgenen, ureigensten wünschen rechnung tragen. dann flirte und knutsche ich hemmungslos mit anderen, oft viel jüngeren männern und frauen, und habe sex mit ihnen, allein, zu zweit oder zu mehreren. orgasmen im traum? oh ja, äußerst befriedigend und um längen besser als all das, was derzeit im wachzustand im angebot steht, sofern es denn steht.

liebe ist eine chemischer reaktor. eines tages brennt er aus, und sex mit ihm. was bleibt, ist ein schwarzes loch, das anregungszustände produziert, und dann.

und dann.

das war das wort zum valentinstags, to whom it may concern.

13 Kommentare:

  1. Und wie waren die Blumen?

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  2. Ich liebe es ja, wenn ich mich in deinen Erzählungen wiederfinde :)

    Liebe Grüße vom Wirrkopf

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    1. ich hoffe, nicht wegen der menopause. ;-)

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    2. Nennen wir es in meinem Fall Andropause ... der Vergleich mit Abschnitten aus deinem Text drängt sich auf ;-)

      Es grüßt ganz herzlich der Wirrkopf

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    3. soll´s bei männern ja geben. habe vor ein paar monaten mal film "es ist nur eine phase, hase" geguckt. auch wenn der film leider etwas typisch deutsch mit seinen braven witzen und seinem biederen humor ist - die annäherung an das männliche klimakterium ist immer ein wagnis, zuhause wie im kino.
      p.s.: ich hab mal festgestellt, wenn ich anfange, einen mann "hase" zu nennen, ist es eigentlich schon vorbei. ;-)

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    4. https://www.welt.de/print-wams/article129616/Mein-Name-ist-Hase.html
      :)
      Ist zwar in dem Fall Hasi, aber das würde es erklären.

      Schatzi, Mausi, Hasi, Bienchen, Engelchen und der Tiger gehören laut Böhms Theorie in die Gruppe der Generics, der gewöhnlichen Namen. Menschen, die diese Kosenamen benutzen, attestiert Böhm den Wunsch nach einem möglichst normalen Leben, in dem man Kosenamen beim nächsten Partner ohne Probleme wiederverwerten kann.
      :D

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  3. Selten hat jemand das Thema "Sex-lange Beziehzung-älter werden" so auf den Punkt gebracht. :-) Chapeau. Humor und Tragik in Formvollendung. Made my day.
    Danke.
    Monezza

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  4. Puh, ich weiß nicht; also das meiste passiert doch im Kopf, da sind die Makel doch ein bisschen (sehr) egal? Und dann, denke ich, gibt es einfach Phasen: Mal findet man den Partner/die Partnerin wahnsinnig sexy, mal einfach monatelang nicht, bzw. da hat man anderes im Kopf, anderen Fokus... So denke ich mir das.

    Ich will dir gar nicht absprechen, was und wie du empfindest. Ich denke nur: Da geht noch was ;)

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    1. das war auch nur eine momentaufnahme. wir haben auch bessere wieder zeiten, denke ich. :-)
      der kopf ist sehr wichtig, das stimmt. und derzeit hängt der bei uns beiden woanders. man kann sich dann nicht fokussieren. neulich konnte ich absolut keinen sex haben, weil nebenan die spülmaschine lief und immer etwas klackerte. ganz regelmäßig. das machte mich irre.

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  5. "wir sehen das, was uns fehlt, und zwar am anderen zuerst."
    Oh wow. Und aua. 'Fühlte mich instant ertappt.

    Bei den letzten beiden Absätzen zündete
    schon während des Lesens der Reflektionsmotor:

    Wann war das eigentlich zuletzt, dass Solo-Sex NICHT der Beste war?
    Wann war das letzte Mal, dass ich wirklich heiße Phantasien hatte, ganz ohne externe Stimulation?

    Älter werden ist, wie es scheint, das Lernen, sich in das Pragmatische einzufügen.
    Grütze, ey^^

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    1. ich habe eigentlich den eindruck, der pragmatismus kommt ganz von selbst. so als folge der ermüdeten leidenschaft. was mit ihm kommt, ist das leiden daran, weil er naturgemäß nicht ansatzweise an leidenschaft heranreicht. das ist für mich das eigentlich lernen - dieses sich-abfinden.

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.