Montag, 1. Mai 2023

sorgenkind

am freitag freuen sich der luxus-mann und ich auf ein langes, schönes wochenende: ein gemeinsamer kumpel aus k. würde in kürze aufschlagen, wir wollten zusammen essen und dann feiern gehen. 

doch nachmittags klingelt das luxus-telefon. der sohnemann ist dran und schockt uns mit der nachricht, er sei im krankenhaus.

"wie, wegen ner schramme?!" fragt der luxus-mann völlig konsterniert. nach etlichen nachfragen stellt sich heraus, dass der sohnemann eine kleine, leider aber heftig entzündete und eiternde verletzung hat und ihm nun eine blutvergiftung droht. er hängt am antibiotika-tropf und braucht klamotten für 2 oder 3 tage. 

wie immer ist der luxus-mann nicht gerade ein feuerwerk von empathie: "ähm, das ist jetzt aber schlecht", sagt er angesichts von arbeit und der pläne für den abend.
"papa, das ist echt ein notfall", sagt der sohnemann verzweifelt und sauer, und ich weiß, wie schwer es für den an sich sanften und zurückhaltenden 25-jährigen ist, das so klar zu artikulieren. aber nun fällt der groschen beim luxus-mann und er setzt sich stante pede in bewegung, um das auto zu holen, in der sohnemann-wg vorbeizufahren, dem kind eine tasche zu packen und dann das krankenhaus anzusteuern.
 
"kannst du dann bitte inzwischen g. vom bahnhof abholen?" fragt mich der luxus-mann. "er muss hier in die wohnung reinkommen, er schläft ja hier."
"nö", sage ich. "ich hab in einer stunde dieses super wichtige meeting. ich muss gleich los."
"fuck", brüllt der luxus-mann. dann beginnt er, bei den nachbarn im haus zu klingeln. zum glück sind die jungen eltern unter uns mit dem baby zuhause. der frischgebackene vater hat verständnis und nimmt den schlüssel für g. an.
 
sehr viel später am abend dann treffen wir uns zu dritt in der luxus-wohnung. auf ausgehen und saufen hat nach diesem dramatischen tag keiner so recht lust.
"ich bin im total eimer! dieses verfickte krankenhaus ist echt am arsch von hamburg", erzählt der luxus-mann. "ich hab zwei stunden da hingebraucht, ich stand nur im stau! und mein sohn war total sauer, weil ich vorhin am telefon gesagt hatte, das sei jetzt gerade schlecht."
g., der den sohnemann von klein auf kennt, grinst: "das war kein super-daddy-moment."
"er sagte mir, er habe eine schramme. was soll ich denn denken?!" verteidigt sich der luxus-mann. "erst als er meinte, das sei ein notfall, habe ich gemerkt, dass es ernst ist. und jetzt ist er wieder so nachtragend, dabei war das einfach ein missverständnis! immer ist es so kompliziert zwischen uns!"
 
samstag besucht die kindsmutter den luxus-sohn. am telefon erzählt sie uns, dass es dem sohnemann zum glück mittlerweile schon etwas besser geht, dass er aber noch die antibiotika-therapie zu ende machen muss.
 
sonntagmittag bin ich gerade auf einem kurs der volkshochschule, als mein handy klingelt und der luxus-mann dran ist. er ist ganz aufgeregt, denn der luxus-sohn musste soeben notoperiert werden. die entzündung hatte wohl über nacht um sich gegriffen und es musste ein großer teil des beins aufgeschnitten werden. 

"wir wollten ja eigentlich heute ausgehen, weil wir das gestern nicht mehr gemacht haben", sagt der luxus-mann. "aber ich muss morgen früh unbedingt zu ihm fahren. heute ist seine mutter da. morgen besuche ich ihn."
"du, kein problem. dann gehen wir heute früh schlafen und fahren morgen zusammen hin."
"echt, kommst du mit?"
"na klar. kannst ihm sagen, seine stiefmutti kommt auch", kichere ich. "ich entspanne dann die lage zwischen euch streithammeln."
 
abends reist g. ab. 
später liegen der luxus-mann und ich bedröppelt im bett. 
"eigentlich hätte ich jetzt total bock, noch auszugehen", sage ich.
"ich irgendwie auch", gibt der luxus-mann zu. "aber wenn ich jetzt zu trinken anfange und morgen um 11 uhr ins krankenhaus gurken muss, ist das schlecht."
"ja, verstehe ich total. kein problem."
"hm, und wenn wir für so ein stündchen? also nur ein kleines stündchen..." fragt der luxus-mann.
"von mir aus gerne, aber ich mach dir auch keinen stress, wenn du verzichten willst."
"nee nee, alles gut. aber dann lass uns jetzt gleich los."
 
um ein uhr schlagen wir auf der geplanten party auf. um zwei melde ich dem angetrunkenen luxus-mann, dass das stündchen jetzt um sei. um halb fünf schwanken wir rotzehackedicht nachhause.
 
nach fünf post-alkohol-unruhigen stunden schlaf klingelt mein wecker. wir exen jeder drei tassen kaffee, dann setzt sich der luxus-mann ans steuer. zum glück ist diesmal kein stau und wir sind nach 45 minuten am ziel.
 
der operierte luxus-sohnemann sieht gequält aus. aber er freut sich. auch, weil ich da bin und als vater-sohn-katalysator fungieren kann.
"ich war erst total verwirrt, als papa meinte, er solle mir sagen, meine stiefmutter käme auch mit", kichert er. "ich dachte, er meint die mutter meiner schwester."
"da siehste mal. unverhofft kommt oft. ich hab dir aber nix zu kiffen mitgebracht", sage ich.
 
der nachmitttag bleibt dennoch unerwartet entspannt. der luxus-mann fragt dieses und jenes und warum es denn nun genau zur op kam. 
"und wann kommst du wieder raus", will er zum schluss wissen.
"weiß nicht, donnerstag vielleicht", sagt der luxus-sohn.
"soll ich dich abholen? so mit krücken ist doch scheiße."
"ja, unbedingt. das ist super."
"und willst du dann erstmal bei mir wohnen?" fragt der luxus-mann mit ungewohnter väterlicher sorge. "weil du kannst ja so wahrscheinlich erstmal nicht viel selber machen."

der luxus-sohn und ich wechseln einen überraschten blick. das sind ja mal ganz neue töne.
"dein vater meint, er möchte gern deine wunde behandeln, deine körperpflege übernehmen und zweimal täglich für dich kochen", stichle ich angesichts der sonst eher mäßig ausgeprägten fürsorglichkeit und der noch weniger ausgprägten kochkünste des luxus-mannes.
"nee, lass mal", kichert der luxus-sohn. "ich will lieber nachhause. mein kumpel macht das schon, einkaufen und so."
"wahrscheinlich hast du die ganze scheiße bekommen, weil ihr immer zu wenig putzt da in eurem männerhaushalt", scherzt der luxus-mann - ein wenig erleichtert, dass er seinen erwachsenen sohn doch nicht pflegen muss, und noch viel erleichterter, weil der belastende streit aus dem raum ist.

jedenfalls sind wir nun unglaublich froh, dass der luxus-sohn trotz notfall und not-op offensichtlich nun doch auf weg der besserung ist. und sehr müde sind wir ebenfalls, denn kumpel-besuch, bildungsveranstaltungen, party, saufen und krankenbesuche am anderen ende der stadt sind zusammen doch recht anstrengend. morgen muss ich erstmal im homeoffice chillen.

2 Kommentare:

  1. Ja, der Teufel scheisst ja immer auf den groessten Haufen, und wenn es kommt, kommts dicke. Aber eine Frage bleibt offen: Warum hast Du ihm denn nix zu kiffen mitgebracht? ;)

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    1. der will ja jetzt umschulen und zur bullerei, da darf er nicht mehr. ;-)

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danke für deinen kommentar. ist er hilfreich, fair und sachlich, wird er nach freischaltung veröffentlicht. kontextfreie, rassistische und sonstige arschloch-scheiße wird sofort gelöscht.